Nr. 98. Mgust 1926Mlickin öle HücherweltSeilageöes vorwärtsPhilosophie.Hellmuth Aalkeuseld: Einführungindie Philosophie.Deutsche Buchgemeinschaft G. m. b. f)., Berlin. 400 Seiten.Die starke Förderung, welche der Philosophie als besonderemLehrsach in den legten Jahrzehnten an den deutschen Universitätenzuteil wurde, war vielsach auf das Bestreben der offiziellen In-stanzen zurückzuführen, die jungen Intellektuellen durch die Beschäfti-gung mit abstrakten Spitzfindigkeiten vor einer allzunahen Be-rührung mit den sozialen Problemen zu bewahren, welche in denErfahrungswissenschasten immer mehr zur Geltung kamen. Inihren letzten und reifsten Ergebnissen scheint jedoch die deutschePhilosophie einen neuen Beitrag zu dem alten Gesetz liefern zuwollen, daß alles, was eine absterbende Gesellschaft zu ihrem eigenenSchutz und Bestand unternehmen mag, ins Gegenteil umschlägt undsich gegen die Grundlagen ihrer eigenen Existenz richtet. Wirerleben es immer häufiger, daß jene Intelligenzen, die durch ein halb-rheologisches Verfahren zu halben Pfaffen umgemodelt werden. sollten, die Schule als fertige Rebellen, als gesinnungsstarke Sozialisten oerlassen, die— vielleicht auf anderen Wegen als Marx undfein« Schüler— zur marxistischen Erkenntnis gelangten, daß.dasProletariat berufen ist, die Philosophie zu verwirklichen�. Die Per-wandtschaft gewisser Formulierungen Professor Nelsons selbst mitleninistischen Forderungen ist bekannt. Aber auch Max Tohen,Paul Natorp, sogar Rudolf Stammler, haben, zum Teil ohne eszu wissen, in ihren Kollegs die Geister auf Ziele vorbereitet, derenErfüllung in der Wirklichkeit unmittelbar mit der Praxis desSozialismus zusammenfällt.Als Beweis dessen kann diese„Einführung in die Philosophie"Hellmuth Falkenfelds gelten, welche die Deutsche Buch-gemeinschaft herausgibt. Falkenfeld ist Nelson-Schüler, alsoKantianer, und ist d.iher bemüht, die Entwicklung der Philosophieals eine Entwicklung jener zwei Probleme m verstehen, welche imMittelpunkt der Betrachtung des kritischen Idealismus stehen: Er»kenntniskritik und Ethik. Er gewinnt auf diese Weise«inen ein-heitlichen Standpunkt, der ihm gestattet, übersichtlich und klar dieWege und Irrwege der Philosophen von der griechischen Natur-Philosophie bis auf unsere Tage zu verfolgen. Die lebendige vonallen überflüssigen Erschwerungen befreite Darstellung bildet einenbesonderen Borzug der Arbeit. Die ausführlichere Analyse derSysteme der modernen Philosophen ist für den Leser sehr nützlich,der in einer Einführung in die Philosophie nicht nur eine Auf-klärung über die Werte der Vergangenheit, sondern auch eineOrientierung für die Gegenwart sucht. Die sozialrevolutionärenForderungen ergeben sich aus der genaueren Formulierung deskantischen kategorischen Imperativs, der in der Tat nichts anderesausdrückt als die innere Nötigung des Menschen zur Widerspruchs-losen Löfung des Gemeinschaftsproblems.Es ist unvermeidlich, daß Falkenfeld uns auch wieder an dieSchwächen und Lücken des Neukantianismus erinnert, die jedoch nichtauf seine Rechnung, fondern aus Rechnung der ganzen Schulegehen und den besonderen Zweck dieses Werkes nur indirekt berühren.Alle von Kant abgeleiteten Systeme scheinen ihre Grenze dort zufinden, wo sie sich unfähig und in einem gewissen Sinne auch schlechtgesonnen zeigen, die Ergebmsse der modernen Erfahrungswisien-jchaft(Biologie. Psychologie, Soziologie. Physik usw.) voll und ganzin sich aufzunehmen. Wer von diesen Wissenschaften herkommt,fühlt sich in wesentlichen Beziehungen durch die kritische Philosophieund eher befähigt, ihr ihre Unzulänglichkeiten nachzuweisen, als sich durch sie in seiner Arbeit leiten zu lassen. Ihre.Formulierungen und Lösungen sind eng an ein bestimmtes Zu-ftondsbild vom Menschen gebunden, der entweder als denkend oderals handelnd gedacht wird, während diese Zweiteilung selbst keinerseelischen Realität entspricht. So werden das erkenntniskritisch« unddas ethische Problem künsllich auseinandergerissen, als ob zwischenihnen gar keine Beziehung bestünde. Erst die Beobachtung, daß auchdas Denken ein zielstrebiges Handeln darstellt und daß jedes mensch-liche Sollen nur einen Sinn innerhalb einer Vergesellschaftung hat,bringt die im Kantianismus durchaus erstarrten Probleme wieder inFluß. Es ist gewissermaßen ein Rätsel, wie leicht es den Anhängerndes kritischen Idealismus gelingt, an diesen Erkenntnissen vorbei-zufehen oder die richtigen Konsequenzen daraus zu vermeiden. Soerklärt es sich, daß sie z. B. wohl eine Lehre der Denkkategorien aus-gebildet haben, deren letzte Instanz das„Vertrauen der Vernunft"ist, aber jede Frage nach der Quelle dieses Vertrauens der Vernunftsich selbst verbieten.Aus demselben Grunde stehen die Kantianer auch dem phänome-nalistischcn Problem(der Frage nach dem Rechtsgrund für die Be--Währung der Vernunftkategorien in der Wirklichkeit) ratlos gegen-über. Sobald man das ganze System in zielstrebige Bewegung aus-gelöst sieht, geht wohl die dogmatische Starrheit des kantischen Kriti-zismüs verloren, aber die beiden Pole des Gegensatzes Vernunftund Wirklichkeit treten aus ihrer mystischen Unversöhnlichkeit heraus.Einerseits werden die Kategorien selbst, als so verstandene biologischeQualitäten, wandelbar, andererseits findet ihr Wahrheitsgehalt inihrer schöpferischen Leistung eine letzte Kontrolle: das Selbstver-trauen der Vernunft ist dann auch nicht mehr eine unverständlicheBegabung des Pkenschen, sondern man findet in ihm die Sicherheitwieder, welche die durch den Menschen geschaffene Kultur auf seineVernunft zurückstrahlt. Aehnlich löst sich die Ethik auf in einePsychologie und Geschichte des menschlichen Gemeinschaftsgefühls.Auf dieser Linie liegen jene Prinzipien, die zur Grundlage desdialektischen Materialismus und der kollektivistischen Geschichtsaus-sossung geworden sind. Es ist daher unvermeidlich, daß der Kantia-nismus und das System des wissenschaftlichen Sozialismus anwesentlichen Punkten immer wieder in Konflikt geraten. Wirmöchten damit jedoch mehr eine Ausgabe umschreiben, als eine Kritikam Buche Falkeufelds aussprechen. Denn sicher harren diese Fragenauch von seiten des wissenschastlichen Sozialismus noch ihrer klarenFormulierung, die am wenigsten durch Unterschätzung der Leistungjener klassischen Philosophie gefunden werden kann, als derenErben sich die Begründer des wisienschaftlichen Sozialismus fühlten.Die unzulängsiche Berücksichtigung dieser Probleme nimmt dem BucheFalkenfelds leider etwas von der Bedeutung, die es auch für prole-tarische und marxistisch orientierte Leser haben könnte und die manihm ansonsten wegen des geistig geklärten populären Stil» zusprechenmöchte. Otto Kaus.Religionswissenschafk.Paul Tillich: Die religiöse Lage der Gegenwart.Verlag Ullstein.(Sammlung„Wege zum Wissen"), 152 Seiten,Preis broschiert 85 Pf., geb. 1,35 M.Der Perfasser, der an der Dresdener Hochschule als Professorder Religionswissenschaft wirkt, zeigt sich in der Behandlung seinesThemas durch keinerlei orthodoxe und konfessionelle Poreingenommen-heiten eingeengt und behindert. Aber der Standpunkt, von welchemer das geistige Leben der Gegenwart betrachtet und die Tendenzendesselben zu deuten sucht, wird Leser, die durch die sozialistischeLdeenwell hindurchgegangen und an ihr orientiert sind, befremdlicherscheinen Ein Eindruck, der durch die oft nur andeutende, schillerndunbestimmte Form der Darstellung noch gesteigert wird.Jene naturwissenschaftliche Ueberhebung, die etwa fest Mittedes vorigen Jahrhunderts vielfach an die Stelle von Hegels philo-sophisch-rdealistischer Ueberhebung trat und die, wie jener vom Pe-griffsspiel seiner Dialektik, ihrerseits nun von dem Zurückgehen auf„Kraft und Stoff" letzthin die Lösung aller Welträtsel erhoffte.konnte sich auf die Dauer nicht hallen. Schon lange vor Endedes Jahrhunderts setzte die Gegenbewegung ein, nicht zuletzt ge-fördert durch die Wiederanknüpfung an Kants, von Hegel beisellegeschobene, tiefgründige Erkenntnistheorie. Der mit dem Anspruchauf wissenschaftliche Unwiderlegbarkeit vorgetragene Materialismus,der auf der Basis naturwissenschaftlicher Methoden alle Wellrätsellösen zu können glaubte, verlor zusehends auch in den breitenSchichten der öffentlichen Meinung an propagandistischer Werbe-kraft. Die Frage Tillichs nach der„religiösen Lage der Gegenwart"führt so. von diesem Ausgangspunkt her betrachtet, auf die Frag-zurück: ob jener Wandel der Auffassungsweise irgendwelche be-deutsamen Chancen für eine Wiedererneucrung des kirchlichen Be-tenntnisses oder für die Herausbildung einer neuen Art des Glau-bens eröffnet habe, der gemeinschaftsbildend wirken könnte. Tillichselbst wird das kaum behaupten wollen.Der wellliche Charakter, die ausgesprochene.Diesseitigkeit" desganzen Denkens und Handelns, in der Tillich ein Hauptmerkmalder„bürgerlichen Gescllschast" erblickt und der er die Berufungauf das„Ewige" als Grundzug religiösen Verhallens gegenüber-stellt, bleibt aber doch im Grunde von jenem Wandel unberührt.Die Ueberlegung, daß dem menschlichen Verstand— so überraschendgut er sich innerhalb der Welt in der Verknüpfung der kausalen Er-klärung der einzelnen Erscheinungen zurecht findet— doch das Verstehen des Ganzen in seinen letzten Gründen oersagt ist: daß jederMaterialismus(und ebenso auch jeder Idealismus), der die Er-reichung eines solchen Ziels in Aussicht stellt, die Grenzen des Ver-standes überstiegt, dann wohl der Überhebsamen Selbstsicherheit inSachen des Glaubens und der Weltanschauung ein Ende machen.Aber ebenso setzt diese Einsicht des Nichtwissenkönnens, wie sie derToleranz zugute kommt, die Kräfte und die Neigung, sich in Jenseits-und Ewigkeitsproblemc zu versenken, fortschreitend herab. Undvollends ist bei einer solchen Entwicklungstendenz die Rückkehr zumallen Kirchenglauben, der sich auf Offenbarung und Autoritätenberuft, ausgeschlossen.Alle in dem neuen Jahrhundert austretenden oder dochstärker hervortretenden Erscheinungen in Philosophie, Wissenschastund Kunst, in Erziehung. Ethik und sozialem Leben, in denen derVerfasser Spuren einer Abwendung vom„Diesseitigkeitsgeiste" derbürgerlichen Gesellschaft erblickt, stehen, scheint mir, zu diesen: Geist(der auch die sozialistische Bewegung beherrscht) in keinem innerenWider, pruch oder haben, wo es etwa der Fall sein sollte, jedenfallskeine Aussicht, ihn wesentlich zu ändern. Auch Tillich. so fest er über-zeugt ist, daß nur eine Ueberwindung jenes Geistes die Menschheithöher führen könne, scheint die Beweiskraft der von ihm ange-führten Zeichen einer in seinem Sinne religiösen Umwälzung nichtzu hoch einzuschätzen._ Conrad Schmidt.Voltswirtschafk.Zulms Hirsch: Das amerikanische Wirtschafts-wunder. Berlag S. Fischer, Berlin 1926.Wie so manche andere der jüngsten Veröffentlichungen über dieWirrschaft der Vereinigten Staaten ist auch das Puch von Prof.Hirsch abgestimmt auf einen Ton bewundernder Begeisterung über diewirtschaftlichen Energien und Leistungen des nordamerikanischenVolkes. Schon der Titel verrät den Optimismus, mit dem Hirschtrotz mancher kritischen Einwände im einzelnen die ökonomischen undsozialen Verhältnisse der ll. S. A. beurteilt.In der Tat müssen die Beobachtungen der uns fremden undneuartigen privatwirtschaftlichen Organisationssormen— die desHandels und des Bank- und Kreditwesens finden durch Hirich be-sonders interessante Darstellung— zu solchen optimistischen Urteilengeradezu verlocken. Gemessen an deutschen Zuständen erscheine»die Berichte über die Pflege der Kaufkraft der breiten Massen, überden Geist des„Service", d. h.— wie Hirsch es übersetzt„össent-licher Dienst für seine Majestät den Kunden" und über die Organisa-tion des Absatzes wie Bilder aus einem Märchenland-. Manche Ein-richtungen des amerikanischen Handels— die Selbstbedienung, die5- und 10-Cent-Warenhäuser, das Basementfystem der großen Waren-Häuser, das nach bestimmter Frist nicht verkaufte Waren in immertiefere Kellergeschosse oerweist und zu immer billigeren Preisen ab-setzt— dürften sich auch nach Deutschland übertragen lasfen, anderedagegen wie z. P. die Großversandgeschäste, die in den U. S. A. dieVersorgung der auf weiten Landflächen verteilten landwirtichastlichenBevölkerung übernommen haben, wurzeln in den besonderen Pe-dingtheiten des amerikanischen Wirtschaftslebens'Vör ollem eineHaupteigenart des amerikanischen Handels: der Verkauf auf Kreditauch an den kleinsten Konsumenten, sofern er nur über«in festesEinkommen verfügt, das Sicherheir bietet, wird sich, nur schwer beiuns durchsetzen können, beruht sie doch aus«mem allgemeinenGlauben an die steigende Kaufkraft gerade auch des kleinsten Kon-sumenten und auf einer Offenheit in der Behandlung der Frageder Kredstwürdigkeit, wie sie'der Geheimniskrämerei der deutschenUnternehmer fremd ist.So instruktiv die Darlegungen Hirschs in diesen Punkten sind,so sehr auch seine Ansichten über die geringen Hoffnungen, die sichEuropa auf amerikanische Gelder machen darf, da Amerika seineKapitalien vorerst selber gebraucht, Beachtung verdienen, so sehr bleibter wie alle Amerikasahrer, die die amerikanische Wirtschaftswelt mitkapitalistischen Augen ansahen, in der sozialen Frage an der Ober-fläche haften. Hier bringt der Bericht llver die„A m e r i k a r e i s edeutscher Gewerkschaftsführer" eine notwendige Er-gänzung und Korrektur und zeigt u. a auch, daß die Kontoristin, dienoch Hirsch sich jeden Monat ein Paar neue Schuhe zur Farbe desKleides passend kaufen kann, auch für die amerikanischen Angestelltenein„Wirtschaftswunder" bedeutet, da nur ein ganz geringer Pro-zentsatz derartig« Einkommen, die solches gestatten, verdient.Friedrich Hertneck.Reisebeschreibungen.Bernhard Guttmann: Tage in Hellas. Blätter von einerReise. Verlag Frankfurter Sozietätsdruckerei, Frankfurt a. M.Im Gegensatz zum französischen und englischen Reisenden hatder Deuffche in der Regel die Gewohnheit, Land und Leute sentimen-tal oder romantisch zu betrachten, d. h. eine ideale Vorstellung,namentlich der Scho iplätz« antiken Lebens um jeden Preis wieder-zufiniden. Es gibt wenige Ausnahmen: zu ihnen gehört die vorliegende Schrift. Es ist der Reiz dieser Reiseblätter, die kurze Zeitnoch dem europäischen„Stahlbode" entstanden, jeden Auyenblick�derReis« mit größter Kraft festzuhalten und das Gefühl des Vergäng-lichen überall durchscheinen zu lassen. Es ist nicht die Sentimen-talität deutscher Burgruine», sondern die souveräne durch Ironie ge-färbte Melancholie eines höchst vornehmen, höchst gebildeten Geistes.,der Vergangenheit und Gegenwart zu verbirrdeli weiß durch die Er-kenntniis der überall gleichen Antrieb« menschlichen Handelns.. ObGuttmann in Mykenä das düstere Rittertum homerischer Heerkönige,die über frohnend« Bauern herrschten, heraufbeschwört oder diePorteikömpf« im modernen Athen schildert, immer gelingt es ihm,die einzelnen Tatsachen als Lebenstotalität zu schauen und darzustellen. Unvergeßlich zart ist der Entwurf zu einer Physiognomie desKaisers Hadrian, köstlich die ooltairianische Skepsis und Ironie, mitwelcher der vierte Kreuzzug und die Geschichte von Delphi geschildert ist.Und doch wäre es falsch zu glauben, als sei die Grundhaltungdes Berfasiers von Grund auf ironffch und skeptisch. Er ist dos nurallem Ideologischen gegenüber, aber an der Stelle, an der Periklcszum athenischen Volke gesprochen hotte, legt er ein Bekenntnis zurDemokratie ab, das'durch feinen tiefen Emst überzeugender ist alsmanche große Phrase. Hier wendet er sich auch gegen EduardMeyer und wird zum Verteidiger des Engländers Grote, derseine griechische Geschichte aus der Begeisterung für die athenischeDemokratie geschrieben hott«, während die preußischen Historiker derathenischen Demokratie die Schuld am Untergänge ihres Staatesbeimessen.Es ist nicht möglich, den ganzen Reichtum dieser kleinen Schriftin einer kurzen Anzeig« zu erschöpfen. Es stehen Sätze in diesen:Reifebuch eines nachdenklichen Journalisten, die manchem Historikergenügen würden, um daraus ein Buch zu machen. Hier sind sie mitder nachlässigen Grasie eines feinen Geistes wie in der Unterhaltunghingeworfen. Da wir in Deutschland nicht reich sind an diesem T>ipwahrhaft gebildeter und humaner Menschen, so ist es Misere Pilicht,die Arbeiten und Werk« solcher Männer mit einer Dankbarkeit zubegrüßen, die für mehr zu danken hat als bloße Belehrung— fürdie Darstellung wahrer Humanität. Albert Solomon.Ralurkunde.Die klont-Laplacefche Theorie. Herausgegeben bzw. übersetztmü einer Einführung. Anmerkungen und einem Nachwort vonAnton Lampa. Wien. Ocsterreichischer Bundesverlag. 1925.274 Seiten. Gebunden 4,80 M.Die Gedanken bedeutender Männer in der ursprünglichenFassung zu lesen und zu durchdenke», ist immer reizvoll und genußreich, und so ist die von der Volksbilduiigsstellc des österreichischenUnterrichtsministeriums unternommene Neuherausgabe der„Allge-'meinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels", die ImmanuelKant als Einundrcißigjährigci verfaßt hat, und die neue Ueber-setzung der„Betrachtungen über das Weltsystem" von L a p l a c eaus dem Jahre 1796 nach der Auslage von 1813 eine verdienstlicheTat. In der Kantschen Darstellung erkennt man deutlich, wiewenig er im Grunde die spätere Laplaeesche Auffassung vorweg-genommen hat, so daß die Laplacesche Theorie in Deutschland zuUnrecht auch niit dem Namen Kants verbunden wird, und manerkennt ferner, wie weit Kant bei dieser naturwissenschaftlichenDarstellung, in der er das mechanische Geschehen mit einer teleolo-gischen(zwccksetzenden) Auffassung in Einklang zu bringen suchte,noch von seiner späteren philosophischen Grundeinstellung, wie sie26 Jahre später in der„Kritik der reinen Lernunst" zu Tage trat,entfernt gewesen ist.Der Vorzug der Laplaceschcii Darstellung gegenüber derKantschen wird von dem Herausgeber nicht hervorgehoben; dochspreche» die Darstellungen für sich selbst, und es ist gewiß dankens-wert, die Urschriften den Lesern leicht zugänglich gemacht zu haben.Max valier. Der Vorstoß in den Welten räum.2. Auflage. R. Oldenbourg, München und Berlin 1924.Das Werkchen will im Gegensatz zu den bekannten Erzählungenvon Jules Berne und anderen trotz seines pharnastischen Inhaltsernst genommen werden. Es sucht die Möglichkeit zu solchenFahrten wissenschaftlich zu be»zcisen, wobei der Verfasser sich an einim gleichen Berlage erschienenes Werk von Pros. Oberth anlehnt:„Die Rakete zu den Planetenräumen." Raketen sollen durch denRückstoß ausströmender Gase sich nicht nur bis zu den äußerstenSchichten der Atmosphäre, sondern darüber hinaus in den Welten-räum erheben und zu anderen Weltkörpern gelangen können. An-gesichts der zahllosen Wunder, die wir in weniger als einen:Menschenaller erlebt haben, muß man mit dem Worte„unmöglich"sehr vorsichtig sein. Trotzdem mutz ich die Ausmalung über denPerkehr mit' fernen Weltkörpern i»„Raumschiffen" für bloßePhantasterei erklären. Dr. Bruno B o r ch a r d t.OHaisriAHua