Nr. 10

asdu stra

14. Oftober 1928

Blick in die Bücherwelt

Geschichte der Revolutionen.

Aeltere und neuere Werke.

Ist die schriftlich überlieferte Geschichte die Geschichte von Klaffen­fämpfen, so find die Revolutionen Katastrophen, in denen sich der Austrag dieser Kämpfe unter erhöhter Spannung, in gefteigerter Schärfe vollzieht. Deshalb wird das Stadium der Revolutionen für den Sozial sten stets wichtiges Material für die Ertenntnis der geschichtlichen Triebfräfte liefern. Aber wir Sozialdemokraten müßten nicht Kämpfer für eine große soziale Umwälzung sein, um nicht bei der Betrachtung der Freiheitskämpfe der Bergangenheit gepackt und ergriffen zu werden, um nicht das gewaltige geschichtliche Schauspiel als Partei mitzuerleben. In den Revolutionären des Einst erkennen wir die Bahnbrecher des heute. So menig wir sie fritiflos bewundern, so lebendig fühlen wir die Gemeinschaft, die uns mit ihnen verbindet.

Es ist daher erklärlich, daß die sozialistische Literatur mannigfache Arbeiten auf dem Gebiet der Revolutionsliteratur aufweist. Von Friedrich Engels   befizen wir die fnappe, aber tief eindringende Stizze Der deutsche Bauerntrieg". Die von dem 1848er Demokraten Zimmermann verfaßte ausführliche volkstümliche Schilderung diefes Kampfes Der große deutsche   Bauern frieg" hat seinerzeit Wilh. Blos   im Berlag Diez herausgegeben. Ed. Baumgartner behandelt in feinem Bert Der große Bauernfrieg" dasselbe Thema auf Grund neuerer Forschung und zieht die Schilderung der späteren Bauernaufstände des 17. Jahr hunderts mit ein. Otto H. Brandt hat in einem stattlichen Bande Der große Bauerntrieg zeitgenössische Berichte und Akten Stüde   zusammengestellt. Karl Kautsky   beschreibt in den beiden letzten Kapiteln seiner großen Arbeit Die Vorläufer des neueren Sozialismus", die den ersten Band, ersten Teil des Sammel wertes Die Geschichte des Sozialismus in Einzeldarstellungen" bildet, die deutsche   Reformation und Thomas Münzer sowie die Bewegung des Wiedertäufer, ihre Erhebung und den Zusammenbruch in Münster  . Ed. Bernstein hat im zweiten Teil des ersten Bandes besselben Wertes über Kommunistische und demokratisch- jozia­listische Strömungen während der englischen Revolution des 17. Jahr. hunderts" geschrieben. Die Abhandlung ist später gesondert unter Sem Titel Sozialismus und Demotratie in der großen englischen Revolution" erschienen.

Besonders reichhaltig find die Arbeiten über die große franzo­fische Revolution des 18. Jahrhunderts. Wilhelm Blos   schrieb eine volkstümliche Darstellung Die franzöfifche Revolution, lebendig in der Schilderung, schwächer in der Darlegung der sozialen und wirtschaftlichen Ursachen. Eine gute Ergänzung ist daher Kautstys Die Staffengegenfäße im Beitalter der französischen   Revolution", ein schmales Heft, das in vor­bildlicher Klarheit und gebrängter Knappheit die Untergründe des gemaltigen Ausbruchs aufdedt Einzelne Kapitel dieser dent würdigen Epoche behandelt H. Cunow in seiner tief ins Detail ein­dringenden Arbeit Die Parteten der großen franzö fischen Revolution und ihre Breffe, jowie in dem unterhaltsamen Bändchen Politische Kaffeebäufer". Gleich Cunom räumt auch Peter Kropotkin   in seinem Bert Die französische Revolution" mit verschiedenen liberalen Legenden gründlich auf. Ein interessantes Buch find Landauers Briefe aus ber französischen Revolution". An neueren Darstellungen sind zu nennen die des französischen   Jozia listischen Hiftoriters Alphonse Aulard   Politische Geschichte der französischen   Revolution" und des Deutschen E. v. After Die französische Revolution in der Ent­widlung ihrer politischen 3deen". In der von Ludo Hartmann   herausgegebenen Weltgeschichte in gemeinverständlicher Darstellung behandelt der französische   Historiker G. Bourgin   das Thema in dem Bande Die französische Revolution". Die franzo Die klaffentämpig Die französische   Bewegung von 1848-1849 bat Marg in ben Bewegung von 1848 184grant reich und Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte   glänzend analysiert. Seinen Namen trägt auch die Arbeit Revolution und Konterrevolution", eine fritische Bergliederung der gleichzeitigen deutschen   Revolution, deren Kapitel aber zumeist aus der Feder Friedrichs Engels' stammen. Eine volkstümliche Dar­stellung hat W. Blos   geliefert in dem Bande Die deutsche Revolution", die dieselben Vorzüge und Schwächen wie feine Arbeit über die französische   Revolution aufweist. Franz Mehring  behandelt diese Epoche im zweiten Abschnitt des zweiten Bandes feiner Gefchichte der deutschen Sozialdemokratie" ( Rapitel 1 bis 4). Marimilian Bach schildert die Revolution von 1848 in Desterreich.

beiden Schriften

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Dem Bariser Kommumeaufstand hat Marg in seiner Broschüre Der Bürgertrieg in rantreich" ein hochragendes Dent. mal gesetzt, das die schmählichen Berleumdungen der Gegner fiegreich zu Boden wirft. In deutscher   Ueberlegung erschien Liffagarays Geschichte der Rommune 1871. 2. Conrady hat in der Arbeit Reichsgründung und Kommune bie Schriften von Marg und Engels   zufammengestellt, die die Ereignisse v 1870/71 behandeln. Kautsky   widmet in feinem Büchlein Terro rismus und Kommunismus", das eine Polemif gegen die Diktaturtheorie des Bolschewismus ift, das 6. Kapitel der Pariser Kommune  . Mehring   handelt von ihr im 10. Kapitel des zweiten Bandes feiner Geschichte der deutschen Sozialdemokratie".

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Bor Ed. Bernstein endlich haben wir eine Arbeit über die Um malzung von 1918 in Deutschland  , Die deutsche   Revo Tution", die indes nur bis zu den Januarfämpfen 1919 und den Wahlen zur Nationalversammlung reicht. H. Ströbel behandelt das felbe Thema ausführlicher in seinem Buche Die beutfche Revo lution, ebenso E. Prager in seiner Schrift ,, Die Geschichte der USP Aufschlußreich in seiner tiefeindringenden Analyse ist das Wert von Otto Bauer   Die österreichische Revo.

Tution".

Beilage

des Vorwärts

Literatur aus. Größtes Intereffe aber ermedt das Rapitel über Rußland  , in dem das allmähliche Zerbrödeln des abfolutistischen Systems vom Aufstand der Dekabristen   bis zur Revolution von 1905 dargestellt wird. Mit besonderer Liebe zur Sache wird die Entwid. lung der Arbeiterbewegung behandelt. Freilich fann Rühle dabei feine eigene politische Stellung nicht ganz ausschalten. Wenn er von Benins   tonfequent margistischer Politit" fpricht, und die der Menschewisten in Bausch und Bogen ,, opportunistisch" nennt, so muß der Sozialdemokrat Einspruch erheben. Es sind das indes die ein­zigen Stellen, die aus folchem Grunde zu beanstanden sind.

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Den Schluß bildet ein Kapitel Bom Sinn der Revolution", das am besten fortgeblieben märe. Einmal braucht der proletarische Leser eine solche Bevormundung nicht. Ueberdies aber gebraucht Rühle hier eine Sprache, die in einem populären Werte durchaus nicht am Blaze: iſt..

Eine zusammenfassende Geschichte der Revolutionen hat H. Conrady in einem zweibändigen Wert in Angriff genommen, das Dor 20 Jahren im damaligen Bormärts".Verlag erschien. Aber das Wert blieb unvollständig. Mit einer anschaulichen, viel mert volles Tatsachenmaterial bietenden Darstellung der industriellen Revolution in England des 18 Jahrhundert brach es ab. Die flaffische Revolution, die große franzöfifche des 18. Jahrhunderts, erfaßte sie nicht mehr. Den größten Raum in ihr nehmen die beiden Diese und andere Ausstellungen, die hier vorgebracht werden großen englischen Bewegungen des 17. Jahrhunderts ein, die mit mußten, tönnen indes an dem Schluß nichts ändern, daß Rühle ein eindringlicher Ausführlichkeit und unter sorgfältiger Nachweisung brauchbares Bert geschaffen hat. In lebendiger, ansprechender Form des ökonomischen Unterbaues geschildert werden. pudo gibt er eine gute Busammenfassung der für die Arbeiterschaft wich­Neuerdings ist nun im Dresdener   Parteiverlag Kaden u. Co. tigsten Ergebnisse unferer umfangreichen und zersplitterten Revo ein Wert erschienen, das in anderer Form die von Conrady be lutionsliteratur und füllt damit eine Lücke in den Arbeiterbüchereien gonnene Arbeit wieder aufnimmt. Otto Rühle   hat eine dreibändige aus. Seine Arbeit hat die verstreuten Einzelstüde zu einer orga Revolutionsgeschichte geschrieben.( Otto Rühle  , Die Reponischen Einheit gefügt und so für viele erst den Zugang zu ihnen Iutionen Europas  . Band 1: Borgeschichte.- Spanien  , freigelegt. Das Bert ist als geiftig fördernde Letture in pacender, Niederlande  , England. Band 2: Frankreich  : Die große Revolution- unterhaltsamer Form zu empfehlen. die Julirevolution( 1830) die Februarrevolution( 1848)- die Kommune( 1871). Band 3: Deutschland  ( 1848) Band 3: Deutschland  ( 1848) Italien  ( bas Risorgimento)- Griechenland  ( Befreiung von den Türfen) Bolen ( die brei Teilungen und die Aufstände)- Rußland  ( Rämpfe gegen den Barismus). Bom Sinn der Revolution.) Rühle beschränkt sich auf Europa  , läßt aber den Unabhängigkeitstampf der amerikanischen  Kolonien, den Conrady mit behandelte, aus. Aber dafür geht er bis hart an die Gegenwart heraner schließt mit der Schilderung der ersten russischen Revolution von 1905.

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I

Bon einem solchen Wert, das sich an die weitesten Kreise der Arbeiterschaft wendet, ist vor allen Dingen eine gemeinverständliche, vorausjegungslose Darstellung zu fordern, sowie Hilfsmittel, die die Süden der Bildung, die unsere Boltsschule bestehen läßt, nach Mög lichkeit überbrüden. Rühle erfüllte im großen und ganzen biele Anforderungen nur an einzelnen Stellen verfällt er in eine etwas geschraubte, man fönnte bisweilen sagen mystische Bildersprache, die der flaren Begriffsbildung nicht förderlich ist. Rühle gründet feine Arbeit im wesentlichen auf die bisherige sozialistische Revolutionsliteratur. Er hat die Arbeiten von Marg, Engels, Kautsky  , Bernstein  , Conrady, Bittfogel usw. fleißig benußt und zitiert sie ausgiebig. Da er es verstanden hat, die Zitate in feine lebendige Darstellung nahtlos zu verweben, empfindet der Leser keine Unterbrechung des Fluffes der Schilderung. Indes hätte Rühle die löbliche Uebung, die Quelle der Entlehnungen anzugeben, tonsequent durchführen sollen.

Daß die Darstellung nicht mit allzuviel Einzelheiten beladen wird, bedingt schon die notwendige zufammendrängung des umfang reichen Stoffes. Um jo flarer treten die großen Zusammenhänge heraus; für den nach historischer Erkenntnis strebenden Arbeiter ist es ein Borteil, daß ihm die Hauptlinie der Geschehnisse nicht durch eine verwirrende Fülle von Einzelheiten vermischt wird. Die Auf gabe, troß aller Kürze die Klarheit zu sichern, und das Notwendige zu geben, hat Rühle im wesentlichen gelöst. Mit feiner lebendigen und farbigen Schilderung weiß er den Leser zu fesseln. Als Margift erhellt er fie mit der Leuchte des historischen Materialismus er auch mehr die Ergebnisse der Forschungen seiner Vorgänger als eigene Entwicklungen gibt. Die Zurüdführung der geistigen Erschei­nungen auf ihren ökonomischen Unterbau ist zumeist geglückt. Bis weilen freilich gibt Rühle statt einer nachprüfbaren Beweisführung,

eine Behauptung, die der Leser einfach hinnehmen soll.

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menn

Im ersten Band fesselt eine sehr anschauliche und gut unter­baute Schilderung der Goldinflation in Spanien  , eine der Ursachen des politischen und wirtschaftlichen Niederganges des Reiches, der lebendig dargestellt und erklärt wird. Auf diesem Hintergrund ent­rollt sich die Niederlage des spanischen   Bürgertums im Kampfe gegen die zum Abfolutismus aufsteigende Königsmacht als gegebene Folge erscheinung. Nicht ganz so geſchloſſen find die Kapitel über die Freiheitskämpfe der Niederländer und Engländer. Im allgemeinen ist die nicht leichte Aufgabe gelöst, den irdischen Gehalt der religiösen Bewegungen des 16. und 17. Jahrhunderts in den beiden Ländern aufzudecken.

Boll Feuer und Schwung, in temperamentvoller Barteinahme, der doch die Distang nicht fehlt, ist die Darstellung der großen fran­ zösischen   Revolution geschrieben, die den zweiten Band eröffnet. Die wesentlichen Tatsachen find gut ausgewählt, die wirtschaftlichen Ber. hältniffe, die politischen und sozialen Zustände, die geistige Ver. faffung Frankreichs   in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wer­den anschaulich entwickelt.

Zu den Revolutionen von 1830, 1848 und 1871 leitet Rühle mit Schilderungen der Zwischenzeiten über, die in gedrängter Kürze die ökonomische und soziale Entwicklung Frankreichs   im 19. Jahrhundert zufammenfaffen. So wird für jede diefer Explosionen die Berfaffung der Gesellschaft und Spannung der Gegenfäße aufgerollt, die fich in ihr entluden. Zu seinen Urteilen ist hier und da ein Borbehalt zu machen, so besonders, wenn er die Verfassung der Kommune als ftreng demokratisches Rätesystem" bezeichnet. Das Wort Räte system" gilt für einen ganz bestimmten politischen Begriff, der mit dem die Berfaffung der Kommune nicht gleichgefeht werden darf.

Um so mehr, als der Berlag ihm ein schmudes Gewand gegeben hat. Drud, Bapier und Einband find vortrefflich. Ein reiches Bildermaterial, das meist aus ben behandelten Zeiträumen selbst ftammt, erhöht die Anschaulichkeit der Darstellung und läßt das Aeußere der geschilderten Zeitalter vor dem Leser erstehen. Die Wiedergabe ist meist gut gelungen, mur in einigen Fällen hat die Ausführung des Originals der Technit des Buchdrucks zu große Schwierigkeiten bereitet, Schade ifts um die beigegebenen Karten, die an Undeutlichkeit nichts zu wünschen übrig laffen. Ausführliche Namen und Sachregister, Literatur- und Bilderverzeichnis erhöhen die Brauchbarkeit der drei Bände. Hans Blod.

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Romane und Novellen.

Theodore Dreiser  : Jenny Gerhardt  . Baul Zsolnay Ber fag, Wien  . 548 5. Preis brosch. 4 M.

2. Der amerikanische   Dichter Theodore Dreiser  , deffen schöner, großer Roman Amerikanische Tragödie fchon ein startes episches Können befundete, beleuchtet auch hier wieder die ungeheure Tragit, die fo oft illegitime Liebesverhältnisse zwischen Bürgerföhnen und Broletariertöchtern auslösen. Und da hier tein amerikanischer Biel­schreiber am Werte iſt, ber auf Kosten der Wahrheit mit dem be­liebten Alüdlichen Ende ein Bugetan macht, geftaltet der Dichter fentimentalen Durchschnitts- Amerikaners. mit tiefem Ernſt die Wirklichkeit folcher illegitimen Berhältnisse und enthüllt alle Härten und Graujamfeiten, bie Frauen in den bürger­lich ungesicherten wilden Ehen mit Männern aus der sogenannten guten Gesellschaft erbdulden müssen.se

an den Geschmack des

Bielleicht will Dreifer mit dem schweren Geschid Jenny Ger hardts, die aus Angst, verachtet zu werden, wo sie geliebt werden wollte, ein uneheliches Rinb verschweigt, einen befonders fompliziert gelagerten Fall demonstrieren. Bielleicht ist aber Jenny Gerhardt  nur eine aus der langen Rette von Frauen, die alle um einer von der unüberlegten Jugend herrisch geforderten Handlung willen ein langes Leben in Angst und Gorgen verbringen müffen, wo anbere, glücklichere Frauen im Schuß der Bürgerlichkeit unbekümmert Jugend, Liebe und Leben genießen tönnen.

Bielleicht ist es mur ein einfaches, alltägliches Schicksal, auch heute noch, das Theodore Dreifer mit zartem Eindringen in die hine gebungsvolle Frauenfeele Jenny Gerhardts darstellt. Aber da gerade diese Alltäglichkeit von der Dringlichkeit ihrer Bekämpfung, sei es durch Hebung des Klaffenbewußtseins auf der einen Seite und des Berpflichtungsgefühls auf der anderen Seite, start ablenkt, wäre dem Roman Jenny Berhardt ein fo großer Lesertreis zu wünschen, daß die Broblematif, die Dreifer zur Disfuffion ſtellt, auf die so Schändlichkeit einer Moral aufmerksam macht, die die zartesten und intimsten menschlichen Beziehungen degradiert.

ist nachbodia Esther Wangenheim. Sinclair Lewis  : Die Hauptstraße.( Romane ber Belt"), Berlag Th. Knauer, Berlin  .

Eine amerikanische   Kleinstadt im Norden der Staaten. Eine Stadt, wie sie auch im Süden oder im Osten und Westen liegen tann. Eine Hauptstraße, an der die Geschäfte und die relativ besten Häuser der Stadt untergebracht sind, und gleich dahinter die Prärie. Das ganze Neft hat vielleicht 1000 Einwohner, aber diese paar Leute find streng gefondert in verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen be­heimatet, die selbstverständlich feinen Berfehr untereinander pflegen. Aber jeder fümmert sich um ben anderen, fennt feine Schwächen und verwundbaren Bunkte. Dan belauert einander, ichelt und rümpft die Nase und umgibt sich vor allen Dingen mit einer Mauer von puritanerhafter Anständigkeit. In diefe muffige Atmosphäre, unter diese Menschen mit verengtem geiftigen Horizont tommt eine junge, lebensprühende Frau; als Gattin des Stadtarztes. Immer wieder verfucht fie Reformen durchzudrüden, aber alles scheitert an der geistigen Trägheit der Stadt. Schließlich geht Carola Rennicott nach Re- Washington, aber auch hier muß fie die Erfahrung machen, daß die Menschen nicht viel anders find. Refigniert lehrt sie nach Govery­Brärie zurüd. Sinclair Lewis  , der im Babbit  " das Porträt des Durchschnittsameritaners Ichuf, ganz fachlich und nur referierend, wird hier ironisch betont. Dort tam nur die Ironie in der An­ordnung des Stoffes zum Ausdrud, jegt durchdringt sie auch den Stil, aber die Menschen erscheinen nie farifiert, denn sie bleiben fchon fo, wie sie die Natur geschaffen hat, Karikaturen. Lewis fennt tein antlägerisches Bathos, er betrachtet die Menschen mit dem Lächeln eines Beifen, tändelt mit ihnen wie mit Marionetten Lewis ift Ameritaner, fein Roman spielt in Minnesota  , doch dies Minnesota  ist die ganze Welt. Alfred Arna.

Der dritte Band enthält zu Eingang die Geschichte der 48er polution in Deutschland  . Auch hier entwirft Rühle ein feffelndes, farbiges, bewegtes Bild. Die Auswahl und die Wertung der Tat­fachen befriedigen. Aber die Sprache ist stellenweise mit vertünstelten Bildern durchsetzt, und öfter vergißt der Verfasser die Pflicht der All. gemeinverständlichkeit, wenn er Ausdrüde wie verabsolutierte Sicherheitsposition, Bezugssystem u. a. gebraucht. Die Schilderungen der Kämpfe der Italiener, Griechen und Bolen um ihre nationale Unabhängigkeit bringen mancherlei interessantes Material, das in der Arbeiterschaft bisher wenig gekannt wird. Besonders die Dar­ftellung der eigenartigen politischen, ökonomischen und sozialen Ent­widlung Bolens füllt eine Lücke in der populären sozialistischen

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