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20. Januar 1929

Blick in die Bücherwelt

Politit.

Generalobert v. Seedt: Gebanten etxes 6efbeten Berlag für Kulturpolitit, Berlin   1929, 180 Geiten, Breis geb. 7,50 M

Das Buch stellt in der Hauptsache eine Veröffentlichung der Vor­träge militārpolitischer Art dar, die Seedt vor beschränkten Zuhörer­freisen gehalten und die besonders auch im Auslande starte Be achtung gefunden haben, am meisten natürlich in Frankreich  , mo fie nicht nur von den Fachkollegen Seedts ausgeschlachtet, sondern auch in Regierungstreifen benügt werden, um die französischen   Rüstungen zu rechtfertigen. Seedt gilt nun einmal im Auslande als unsere erste militärische Autorität, deren militärpolitische Anschauungen und Be­strebungen für immer noch starke Teile des deutschen   Boltes als richtunggebend eingeschäzt werden.

Und da diese Wertung nicht unbegründet ift, ferner auch meil jetzt gerade dem Behrproblem von unserer Seite besondere Beachtung au teil wird, erscheint es von Wichtigkeit, sich mit den Seedischen Gedankengängen etmas näher zu befassen.

Ohne wesentlichen Einwand wird man den Abschnitt Staats­mann und Feldherr" lesen, übrigens eine scharfe Leftion für Luden dorffs Größenwahn. Auch in dem wichtigen Abschnitt Sheer und Staat" legt Seedt über dieses Berhältnis Anschauungen bar, gegen die theoretisch höchstens zu sagen wäre, daß er dem Heere eine zu felbftändige Stellung einräumen mill; aber immerhin ftellt er solche Grundsäße auf: Richt zum Staat im Staat soll das Heer werden, sondern im Staat dienend aufgehen und selbst zum reinsten Abbild des Staates werden." Ferner: Wie der Staat, so ist auch das Seer nicht um feiner selbst willen da, sondern sie sind beide Formen, in denen sich der Bille eines Boltes zum Leben und Bestehen zeigt.

Besonders das erste Zitat hört sich recht einleuchtend an. Aber eine Zwischenfrage sei nur gestreift: Hätte Seedt zu monarchischen Seiten solche Formulierungen gefunden? Bor allem aber, da ja Seedt nicht mur Militärtheoretifer, sondern der Mann ist, der unserer Reichswehr neben ihrer formalen Gestalt auch ihren inneren Gehalt geprägt hat, müssen wir jetzt von der Theorie auf die Praxis über­føringen und Seedt vor die sehr wesentliche Frage stellen: Wird die Reichswehr   feinen obigen grundsäglichen Forderungen gerecht? Nein! wird die Mehrheit des Voltes antworten; fie empfindet im Gegenteil die Reichswehr   als eine Art Fremdförper in unserem heutigen Staat und die Bragis, die Seedt als Chef der Reichs wehr jahrelang ausübte, hat diese Empfindung in weitesten Kreisen hes Belfes gesteigert. Dies ist auch der Grund, weshalb wir an der inneren wahrhaftigkeit der Seedtschen Theorien starfe 3weifel hegen.

In der Studie ,, Moderne Heere" entwidelt Seedt sein Ideal über die Gestaltung der Wehrmacht zu Lande; es läßt sich furz so zu sammenfassen: Gin Berufsheer, cha wie unsere Reichswehr  , aber oufs modernste ausgerüstet und so beweglich( motorisiert), daß es zu ftrategischen Operationen überfallartigen Charakters verwendbar sei; daneben oder vielmehr dahinter ein Maffenaufgebot zum Schuß des Landes und als Erfaßquelle für das Berufsheer.

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Neue Kunstbücher.

Die große Propyläen- Ausgabe.

Beilage des Borwärts

Gerhart Rodenwaldi: Die Kunst der Antite. Bropylen| führt: daß Kunst nicht als Sondergebiet zu verstehen sei, sondern verlag, Berlin  . 712 Geiten. Breis 50 M

Die Propyläen- Sunstgeschichte, die in 16 Bänden erscheinen foll, stellt ein neues Verhältnis her zwischen Text und Abbildungen. Sie gibt teinen illustrierten Tegt, wie es die bisherigen Kunst. geschichtsbücher getan haben, sondern geht von Bild aus. Dein Wort tommt lediglich eine dienende Rolle zu. Das war natürlich erst dann möglich, als fich die Reproduktionstedjnit bis zu der heutigen Bollendung endmidelt hatte.

Der dritte Band, der Antite gewidmet, bringt nicht ganz 88 Seiten Lert, aber nahezu 600 Seiten Abbildungen. Das gibt trotzdem eine plastische Borstellung von der Kunst Griechenlands  und Roms. Borstufen und Austlänge sind deutlicher als bisher zu erfennen. Streta und Wintenue find die Brücken von Borderasien nach Europa  . Und tief bis in die christliche Epoche hinein, bis in die Zeit des Kaisers Justinian  , lebt das oströmische Rafferreich, ehe es vom Orient verschingen mird, von der olters­schmach gewordenen Kunst Griechenlands  . Diese griechische Stumst ist aber in ihrer guten Zeit nicht von jener flassischen" Bangeweile, die uns aus den gräßlichen Gipsabgüffen umferer Museen entgegen­starrt, sondern sie ist allen menschlichen Regungen zugänglich, fed  und springlebendig. Wäre die Malerei nicht zum allergrößten Teil untergegangen, so würde sich dieser Einbrud noch verstärken.

den Propyläen- Berlag, Berlin   659 Seiten Guftan Glüd: Die Kunst der Renaissance im Ror­

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mir als ein Teil der aus materiellem wie aus geistigem Staff ge­formten Gesamtkultur. Das menschliche Herz, wenn es groß, und die menschliche Seele, menn sie leidenschaftlich ist, spotten aller Begriffe es tommt vornehmlich darauf an, die Größe zu sehen. Das klingt ja sehr schön, ist aber als Richtschmur für eine historische Betrachtung taum zu gebrauchen. Bir erlauben uns die Frage, wo Größe des menschlichen Herzens" und Leidenschaftlich. feit" hertonmmen. Und dann ergeben sich eine Unstimmigkeiten mit Herrn Waldmann. Wir lächeln nicht über Gustave Courbet  ,

den Mann der Pariser Commune   non 1871, den die Bourgeoisie verlästert und eingeferfert hat, als einen, der sich in folsche Ideen Derrannt habe, sondern mir sehen auch in seiner Kunst revolutio­näres Bekennertum. Wir stellen Constantin Meunier   nicht in den Schatten Rodins, ohne ihn auch nur einer Kapitelüberschrift zu würdigen. Meunier bedeutet unserer Gegenwart, die sich glücklicher­meise nicht ausschließlich aus Snobs oder Großlaufleuten zusammen fett, unendlich viel mehr als Rodin  . Und die Berhimamelung Rodins, der aus den Gegenständen der Natur niedliche Kostbarkeiten für den Salon der Reichen macht, machen wir schon gar nicht mit. Für uns erwächst Größe" und Leidenschaftlichkeit nicht im Atelier und nicht unter den wärmenden Fittichen einer dünnen zahlungs. fähigen Mäzenatenfchicht, sondern im Sturm des Lebens, der Existenztämpfe, der harten Not.

Carl Horft: Die Architektur der deutschen   Rea

maissance. Propylaen- Berlog, Berlin  . 326 Seiten.

Der Berfaffer hat sich eine ungemein reizvolle Aufgabe gestellt: bie Architettur der deutschen   Renaissance, die in ihrer bunten Biel­geftaltigkeit noch nie eingehend behandelt morden ist. Die Kultur­läßt sich so vortrefflich von seinen Baudenkmälern ablesen. 3äher und eigensinniger als die Nachbarwolfer halten die Deutschen   ant Stil des sterbenden Mittelalters, an der Gotit, fest. Gleichzeitig aber merben sie von Italien   und von den Niederlanden her, tultureff fortgeschritteneren Ländern, mit den Formen eines neuen Welt­gefühls, der Renaissance, überflutet. Das ergibt dann ein stilistisches Chaos, das dem politischen Zustand des in fauter minzige Terri torialstaaten zerstückelten Reiches entspricht. Der gotische Grund­stod ist die alte Reichsidee, das neumodische Renaissance Zierwert, bas ihn überwuchert, das Landesfürstentum. Der Tüchtigkeit der bürgerlichen Handwerksmeister ist es zu verdanken, daß ein immer­hin noch erträglicher Ausgleich entsteht.

Es ist ein Verdienst dieses nicht gang 100 Seiten Tegt, dagegen über 600 Abbildungen umfassenden Bandes, die deutsche Kunst, die mit den freilich glänzenden Namen Dürer  , Grünewald, Holbein  die Nachbarländer zu leicht in den Schatten gestellt hatte, in den großen europäischen   menigstens nordeuropäischen Zusammengeschichte, aber auch die politische Geschichte des 16. Jahrhunderts, hang einzubeziehen. Hinter den Bergen wohnen auch noch Beute. Die Baukunst Frankreichs  , aber auch Engllands und der flandi navischen Länder wird endlich einmal nicht mehr so nationalistisch hochnäfig abgetan. Die Auffassung, daß die großen Männer die Höhe der Kunst bestimmten, verdient ohnehin eine gründliche Re­vifion. Man fann das beweist Frankreich   bei weniger hervor Stechenden Einzelleistungen doch einen weit höheren Kulturdurch schnitt befizen. Befremdlich ist bei allen Vorzügen dieses Buches, daß der Berfasser so tut, als sei die Kunst eine selbstherrliche Un­gelegenheit. Er fragt: Was hat der Humanismus, was die Politik der bildenden Kunst genügt? As ob Wirtschaft. Religion, Moral der Kunst dienten md nicht umgefehrt! Dafür, daß Kunst ein Werkzeug des Klaffenfampfes ift, fehlt hier jedes Berständnis. Hier fcheiden sich die Wege der proletarischen und der bürgerlichen Runft betrachtung.

Emil Wafomana: Die Kun des Realismas and Impressionismus. Propylaen- Berlag, Berlin  . 653 Seiten. Preis 50 Dt.

Der Text wird mit der Annäherung an die Gegenwart aus führlicher: der 15. Band der Propylaen- Kunstgeschichte bringt fast 180 Seiten. Aber auch in diesem weiteren Rahmen ist nichts von dem zu finden, was Upton Gindair in dem famosen Buch Die goldene Kette. Die Sage von der Freiheit der Kunst" so gar nicht fachmännisch- zünftig, aber so überzeugend, geradezu erleuchtend, aus

Fundamentale Gegensäge zwischen unserer Anschauung und der des Soldaten Seedt tun fich schon beim ersten Abschnitt Schlage morte" auf. Wenn er z. B. zwar Friedensliebe" als etwas Selbstbes verständliches bezeichnet, den Begriff Pazifismus" aber unter die Schlagworte reiht, weil er weiß, daß über Krieg und Frieden höhere Gewalten entscheiden als Fürsten  , Staatsmänner, Parla­mente, Berträge und Bündnisse, nämlich die ewigen Gesetze des Berdens und Bergehens der Bölker" so widerstrebt uns diese fatalistische Geschichtsauffaffung ebenso sehr wie feine Auslaffungen über Formen eines Zukunftstrieges, wobei er die Gefahr einer all­gemeinen Gasmörderei zu leichthin mit der Formel abtut, die Tech. nif habe noch gegen jedes Angriffsmittel die entsprechende Abwehr gefunden. Ja, vielleicht nachträglich, wenn durch diese furchtbarste aller Kriegsbarbareien ein halbes Bolt mit Müttern und Kindern den entsetzlichsten Erstidungs- und Verbrennungstod erlitten hat. So fehr auch Seedt die Schrednisse des Krieges gerade als Soldat unterstreicht, so tommt man eben doch zu dem Schluß, daß er am Glauben an den Krieg wie an einem Ariom festhält und damit indirekt oder unbewußt, wie alle diese Kriegstheoretiker, der Ausbreitung der Friedensidee im Wege steht.

Trotz der modernen und gewandten Form, in die Seedt seine Gedanken hüllt, tommen wir schließlich doch nicht von dem Eindruck los, daß er über lebenswichtige Fragen als Repräsentant altpreußi­scher Auffassungen von Staat und Mensch zu uns spricht, als ein Soldat, dem der Staatsbegriff mit seinen Machtzielen und mitteln mehr gilt als das Bolt und die Menschheit. Richard Goßmann. Silvio Trentin  : L'Aventure Italienne, Légendes et Réalités. Berlag der Presses Universitaire de France, Paris  . Eine eigentliche Literatur über die Erscheinung der faschistischen Dittatur existiert noch nicht. Das Auftreten, der unvermutete Erfolg und die charakteristische innere Gegensäglichkeit des jeden Tag nach neuen Parolen und Doktrinen jagenden neuitalienischen Regimes haben in den Reihen der Gegner bisher im wesentlichen nur Streit­schriften entstehen laffen, die teils gut, teils schlecht, stets jedoch nur ein Teilproblem oder nur die Umrisse des Faschismus zeigten. Das Buch des bürgerlichen Staatsrechtlers und ehemaligen Abgeordneten Silvio Trentin   ist daher sehr zu begrüßen. Trentin gibt zum erstenmal einen wissenschaftlich gründlichen, aber allgemein verständ­lichen Abriß der historischen Entwicklung, Entstehungs- und Erfolgs möglichkeiten der faschistischen Bewegung und seht sich an Hand eines sehr sorgsam zusammengestellten Materials mit der weit verbreiteten Legende auseinander, als habe der Faschismus mit mächtiger Hand die Probleme unserer kapitalistischen Gegenwart gelöst und das italienische Bolt ins wirtschaftliche Paradies geführt. Wenn auch aus unserem Gefichtswinkel manches anders beurteilt werden und manche wirtschaftliche Erscheinung zu fehr mit dem politischen System verbunden sein mag, jo ist das Buch doch ein äußerst mert voller Beitrag zu dem politischen Problem Faschismus. Hoffentlich findet sich bald ein Berleger, der ihm eine deutsche Ausgabe er­Rolf Reventlom. möglicht.

Psychologie.

Die Lüge Sammelwert, herausgegeben non Offo Lipmann und Paul Plaut. Verlag von Joh. Ambrosius Barth, 1927. Breis

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LOESER& WOLFE

Die Lüge in psychologischer, philosophischer, juristischer, päda gogischer, historischer, soziologischer, sprach und literaturwissenschaft­licher und entwidlungsgeschichtlicher Betrachtung"- so lautet eigent lich die vollständige, etwas schwerfällige Ueberschrift des vorliegenden Sammelwertes. Aber selbst dieser umfangreiche Titel vermag die Fülle des hier Gebotenen nur eben anzudeuten: unter allen nur mög. lichen Lebensformen, auf allen erdentlichen Gebieten des Seins wird das gestellte Thema beleuchtet und gezeigt, wie der Bazillus der Lüge alle Lebensverhältnisse verseucht. Für einen einzelnen wäre die ge­stellte Aufgabe nicht zu bewältigen; felbst die Arbeit eines ganzen Lebens würde nicht hinreichen, das Thema erschöpfend zu behandeln. Lebens würde nicht hinreichen, das Thema erschöpfend zu behandeln. Nur im Sammelwerf fonnte eine derart gigantische Aufgabe gelöst werden. Man folgte hierbei einer Tradition des Institutes für angewandte Psychologie", das den Modus des Sammelwertes für derart umfassende Themen geschaffen hat. Da die Herausgeber über­rufensten Bertreter zu Wort tommen zu lassen, ist es ihnen ge­dies Sorge trugen, auf jedem einzelnen Sachgebiet stets nur die be­lungen, uns eine wirklich bemerkenswerte Gesamtleistung vorzu­legen.

Auf eine turze, aber gedankenreiche Einführung in die Psycho­logie der Lüge" durch Lipmann folgt eine Bewertung der Lüge im Alten wie im Neuen Testament  , bei den katholischen Ethifern und Moralisten, ebenso wie im Buddhismus   und der griechisch­römischen Moralphilosophie. Auch in den Systemen der modernen Ethifer von Spinoza   bis zur Gegenwart wird der Begriff der Lüge ( oon A. Garland) einer eingehenden Untersuchung unterzogen, dem sich die Bewertung der Lüge in der theoretischen Pädagogit" durch W. Nolte anschließt.

Die Lüge in Sprache und Kunst, in guter Literatur und Schund­literatur, die Darstellung der Lüge und ihre ethische Bewertung im Lichtspiel" passieren Revue, um durch drei hochinteressante Kapitel abgelöst zu werden, die innerlich zusammengehörig, fich zwanglos als Triologie auffaffen lassen: Täuschung und Lüge im Tierreich" von Friedr. Alverdes, Die Lüge beim Kinde und beim Jugend fichen als psychologisches und pädagogisches Broblem" von Karl Reiniger und schließlich Die Lüge in der primitiven Kultur" von dem bekannten Berliner   Soziologen R. Thurnwald.

Die Lüge stellt sich uns in diesen Kapitein als eine biologisch begründete Tatsache dar, die unumgänglich, unentrinnbar ist. Dic Lauschungsmanöver im Tierreich, die unter den meiten Begriff der Dimitry fallen, die fast unbewußte Lüge des Kleinkindes, die sich Don den Täuschungen im Tierreich faum unterscheidet, die Berstellung und sprichwörtliche Unzunerlässigkeit der Primitiven, die meist nur eine Berwechslung, ein Sneinanderfließen von Traum und Birtlich teit ift alle biefe Borformen der Rüge zeigen die eine

In diesem Geiste etwa wäre die ästhetische Tragikomödie zu schil­dern, die sich Deutsche Renaissance" nennt. Anstatt dessen tommmt ein nationalistischer Universitätsprofessor daher und stammelt: In unserer Zeit tiefer politischer, wirtschaftlicher und sittlicher Ber­elendung tut es not, daß sich der Deutsche   auf seine Tüchtigkeiten befinne, nicht sich auch nur für geschichtliche Zeiten unverdient, weil wissenschaftlich unberechtigt, zur Ohnmacht oder gar Ber­fflavung verdammen lasse!" Laßt alle Hoffnung fahren: so­fange diese Töne aus der wissenschaftlichen Literatur nicht aus­gerottet sind, und solange führende Berlage bei völlisch verbohrten Brosessoren Bücher bestellen, werden wir, bei aller Bollendung der Illustrationen und Ausstattung, feine vernünftigen tunstgeschicht­lichen Darstellungen bekommen... Dr. Hermann Hieber.

| große Entwicklungslinie auf, die zu der bewußten Lüge der Kultur­menschheit hinführt.

Was wir an dem Kapitel von Reiniger über die Lüge des Rindes vermissen, das ist ein Wegweiser vom psycholoischen Verstehen kindlicher Lügen und Entgleisungen zu prattischer Pädagogit, eine Erziehung zu größerer Wahrhaftigkeit. Zwar ist der Weg angedeutet, aber gerade bei diesem Zentralproblem unserer Lage wäre eine Ergänzung der psychologischen Erklärung durch praktische und positive Hinweise sehr erwünscht gewesen.

Ueberhaupt ist dieses die Stärke des Buches, die nur ganz selten einmal in Schwäche umschlägt, daß nämlich in diesem ganzen großen Werte faft nirgends Stellung genommen wird; nur biologische und fozialpsychologische Erklärungen der Lüge werden abgegeben, die moralische Bewertung dagegen fast ganz vermieden.

Dieses objektive, zuweilen fast allzu objektive Berhalten tritt Erscheinung: Die Lüge in der Politik", in der Wirtschaft", in der n. a. bei den drei sehr interessanten Kapiteln von Plaut in die Gesellschaft". An manchen Stellen allerdings tritt der Referent aus feiner Reserve heraus: optimistisch glaubt er wenigstens grund­fäßlich an den ,, ehrbaren Kaufmann", an eine ,, lleberwindung der Wirtschaftslüge", einen Optimismus, den wir von unserem Stand­ort allerdings nicht zu teilen vermögen.

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Von dem Gesamtwert, das zum Schluß noch die wichtigen Brobleme der Berufslüge( Franziska Baumgarten  ), der Massenlüge"( Schneersohn) und der pathologischen Lüge ( Karl Birnbaum  ) behandelt, gilt das Wort: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." Durch die Fülle des beigebrachten Materials und die reiche Anregung, die es bietet, wird es für alle, die beruflich mit dem Problem der Lüge zu tun haben, für Aerzte, ein unentbehrliches Nach­Rechtsanwälte, Lehrer und viele andere Dr. Lily Herzberg. Schlagewerk werden.

Sozialismus.

Otto Neurath  : Lebensgestaltung und Klassen tampf Laubsche Verlagsbuchhandlaug, Berlin  . 152 S. Preis fart. 2,50 Mt.

Der Berfaffer sucht sozialistische Lebensteine und Lebensformen herauszuarbeiten, soweit fie in unserem spättapitalistischen Zeitalter zutage treten. Sutunftsdenten und Zutunftsgemeinschaft finden sich heute nur im Proletariat, im immeren Beben der sozialistischen   Dr­ganisationen, in Kinder- und Jugendgemeinschaften, in der Arbeiter Auch portbewegung, in den proletarischen Sulturorganisationen.

in der Schule und der Erziehung ist der Geist der neuen Zeit mir­

Restposten

LOESER& WOLFF  

Zigarren höchster Feinheit und Arbeitskunst

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