Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 148.

Das Taubenschießen. Mittheilung aus dem Frankfurter   Thierschutz- Verein.

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Zu den in Belgien   sehr verbreiteten Vergnügungen gehört auch das Taubenschießen( Tir aux pigeons), welches besonders in den lezten Jahren die Aufmerksamkeit der Thierschutzvereine und des gebildeten Publikums immer wieder von Neuem auf fich gezogen hat. Da es nun Manchen intereffiren dürfte, über diesen Sport, welcher sich namentlich unter den höheren Klaffen der Gesellschaft großer Beliebtheit erfreut, etwas Nähe res zu erfahren, so mögen nachfolgende Mittheilungen zur Charatterifirung dienen. Wir befinden uns in einem befann­ten belgischen Badeort. Nicht weit von dem Kurhause durch schreiten wir den zu einer kleinen Wirthschaft gehörigen Garten und kommen zunächst nach dem Tir à la perche" und nach­ber zu dem Tir aux pigeons". Ersteres ist ein ganz harm loses Spiel, bei dem es sich darum handelt, hölzerne auf einer hohen Stange angebrachte Vögel vermittelst einer Armbrust oder eines Bogens herunterzuschießen und bei welchem daher auch kein Blut fließt. Was das Tir aux pigeons" anbelangt, so gehört dasselbe einer geschlossenen Gesellschaft, zu welcher eigentlich nur die Mitglieder oder die von denselben eingeführ ten Gäste, sowie die Mitglieder auswärtiger Taubenschießver eine Butritt haben; doch sind Fremde stets gern gesehen, und wurde es mir bereitwilligst gestattet, die Lokalitäten in Augen schein zu nehmen. Dieselben bestehen aus einer langen, nach brei Seiten geschlossenen Halle mit Sigen für die Zuschauer u. 1. w., sowie einigen daran stoßenden Zimmern und den Laubenschlägen. Vor der Halle, an dem offenen Ende, dehnt sich ein großer Rasenplatz aus, welcher von einer hohen fich im Halbkreis darum ziehenden Umzäunung Umzäunung eingefchloffen ist. Von der Mitte der durch die Halle gebildeten Grenzlinie in einem Winkel nach der Peripherie des Halbkreises zugehend, find in dem Erdboden verschiedene in gleichen Abständen von einander befindliche Pflöde angebracht, welche mit Ziffern versehen sind und die Distanzen bezeichnen, auf welche geschoffen werden soll. In einiger Entfernung von Dem legten Pflod gewahrt man fünf in einem Kleinen halb­freife, je einige Fuß von einander liegende viereckige Blech­laften, welche zur Aufnahme der unglücklichen Opfer bestimmt find. Diese Kasten haben oben einige Luftlöcher und find an Dräthen befestigt, welche unter dem Erdboden hin nach dem Mittelpunkte der Halle zu laufen und von dort aus in Be­wegung gefegt werden können. In jeden dieser Behälter wird nun eine Taube gebracht, welcher man vorher, damit sie ihren Aufflug nicht freifend, sondern nach Einer Richtung hin nimmt, auf barbarische Weise die Schwanzfedern geftugt hat. Sobald nun der Schüße, an welchem die Reihe ist, Posto gefaßt und bas Wort poule" ausgerufen hat, wird einer der erwähnten fünf Dräthe angezogen; der daran befestigte Kasten, dessen Seitenwände nur lofe zusammengestellt sind, fällt auseinander, während die durch den entstandenen Lärm erschreckte Taube das Donfliegt. Diesen Moment muß der Schüße benugen, um das Thierchen zu treffen. Gelingt es ihm und fällt daffelbe inner­halb der Umzäunung zu Boden, so zählt der Schuß; stürzt die Taube jedoch außerhalb derselben nieder, so wird er als ein Fehlschuß betrachtet. Sollte der übrigens nur selten vorkom mende Fall eintreten, daß die Taube izen bleibt, so wird mit Steinen nach ihr geworfen(!) um fie zum Auffliegen zu Blute wälzenden Vögeln bedeckt, während das Gefnalle unge­stört seinen Fortgang nimmt und schön gepuste, durchgängig der vornehmen Welt angehörende Damen dem grausamen Spiel mit dem lebhaftesten Interesse zuschauen und dem geschickten Schüßen Beifall flatschen! Die fich im Todeskampfe windenden Täubchen werden von großen Jagdhunden, deren mehrere in Bereitschaft stehen, apportirt und, nachdem man ihnen den Gnadenstreich versezt hat, in einen großen Korb geworfen, um des anderen Tages nach Brüssel   geschafft und dort um ein Ge ringes im Ausruf verkauft zu werden. Es ist jedoch klar, daß

Durch den Arlberg.

Donnerstag, den 25. September 1884.

stücken niedergefallenen und blos angeschossenen Thierchen nicht aufgefunden werden und sich noch stunden-, ja tagelang in ihren Schmerzen frümmen, bevor sie der Tod von ihren Leiden erlöst! Bei jedem Preisschießen, deren in den Monaten Juli und August eine ganze Menge stattfinden, werden circa 400 Tauben und im Laufe der ganzen Saison über 15 000 getödtet, während das in Brüssel   bestehende Tir aux pigeons jährlich 20 000 zu seinen 3weden gebraucht! Wie viele der armen Vögel aber in ganz Belgien   dieser schändlichen Thierquälerei zum Opfer fallen, läßt sich daraus ermessen, daß ein Brüffeler Entrepreneur, welcher die Taubenschießerei mit Vorrath ver forgt, jedes Jahr aus Deutschland   50 000 Tauben bezieht, die sämmtlich dazu bestimmt sind, auf so elende Weise ihr Leben zu verlieren!

Es wird sich nun jedem Unbefangenen die Frage auf­drängen, worin das Vergnügen", welches dieser barbarische Sport gewähren soll," eigentlich besteht. Gehört etwa ein be­ſonderer Muth dazu, auf verstümmelte, angstvoll davon flat­ternde Vögel zu schießen? Sanz gewiß nicht. Oder ist das Taubenschießen den Leibesübungen beizuzählen, welche eine gewiffe Kraft erfordern und bei denen alle Muskeln in Be wegung gesegt werden? Im Gegentheil; jeder Tropf, der ein Gewehr in seinen Händen zu halten vermag, fann daran theil­nehmen. Das Ganze stellt sich daher als ein zwedloses fri­voles Morden dar; denn wenn es fich bloß darum handelte, daß Jeder seine Geschicklichkeit im Schießen zeigte, so können fich die Herren doch ebensogut eines anderen Bielobjekts, wie 3. B. der sogen. Bogardus Glaskugeln bedienen, welche von Federklappen bewegt werden und in der Luft einen ähnlichen Flug wie den der Tauben beschreiben! Dieser nichtswürdige, unserer Zivilisation geradezu hohnsprechende Sport übt jedoch auf manche Leute eine solche Anziehungskraft aus, daß viele, meistens der Nobleffe und haute finance angehörige Engländer und leider auch Deutsche   alljährlich eigens nach Ostende   kom­men, um denselben mitzumachen, und wird von der Stadt auf jede Weise begünstigt, indem dieselbe laut dem vor mir liegen­den Programm zu den am 13., 20., 22. und 23. August statt­gefundenen Preisschießen drei Preise im Werthe von je 1000, 500 und 1500 Franken ausgesetzt hat!

Sowohl der im Jahre 1881 in Wiesbaden   abgehaltene zweite Deutsche   Thierschußtongreß als auch der im verfloffenen Jahre in Wien   stattgefundene neunte internationale Thierschutz­Rongreß haben sich mit der größten Entschiedenheit gegen das Taubenschießen ausgesprochen. Der von dem Lezteren in Bezug darauf gefaßte Beschluß lautet folgendermaßen:

Der neunte internationale Thierschußkongreß, indem er die in London   gegebene Erklärung, daß das Tauben schießen ein den Geboten der Moral und der Mensch­lichkeit widerstrebendes robes Spiel ist, erneuert, spricht die Erwartung aus, daß alle Thierschußvereine es sich zur heiligen Pflicht machen, allerorts, wo fie einer Vers anstaltung zum Taubenschießen begegnen, solche mit allen Mitteln unter Anrufung des Gesezes zu verhindern und die Veranstalter, wenn thunlich, zur gerichtlichen Be­strafung heranzuziehen zu suchen.

Trotz aller Bemühungen des Brüffeler Thierschußvereines, das Taubenschießen in Belgien   zu beseitigen, ist es demselben noch nicht gelungen, seinen Zweck zu erreichen. Aber auch bei uns florirt dieser Sport noch immer und find es bis jetzt nur

einige wenige Länder, wie z. B. Holland, Bayern  , Baden u. f. w., in welchen derselbe entweder gefeßlich untersagt ist, oder sich nicht eingebürgert hat. In England hat die öffent liche Meinung die Maffenquälerei unschuldiger Thiere längst verurtheilt, und wurde ein vor einiger Zeit dem englischen Unterhause vorgelegtes Gefeß, welches das Verbot des Tauben schießens bezwedte, mit großer Majorität angenommen. Als die betreffende Bill jedoch im Oberhause zur Diskussion gelangte, eilten einige darin Siz und Stimme habende Lords, welche paffionirte Taubenschüßen find, herbei, um dagegen zu stimmen und wußten es noch in legter Stunde dahin zu bringen, daß das Gesetz abgelehnt wurde, die Gründe, womit sie ihre Ans

gligern uns Arlbergfahrern verkündet; kein Wöllchen war mehr zu sehen über dem Innthal, als wir am Vor Martinswand, an dem Eingange zu dem durch seine Eis­welt berühmten Depthal und vorbei am hochragenden

graue Rebelstreifen zogen an den Kuppen bin, und sternenlos war der grauschwarze Himmel, als am Freitag Abend die Extrazüge mit den zahlreichen Gästen zur Eröffnung der Arl Tschirgant und als nach der Biegung bei der auf steilem bergbahn durch den Wienerwald fuhren. Gar manch Einer vergewifferte fich refignirt, ob der Regenschirm nicht bei Bu sammenstellung des Handgevädes vergeffen worden. Je weiter der die Festeslust, das freudige Gingeben auf all die Herrlichkeiten

In den nachtdämmerigen Thalgründen braute der Nebel, mittag von Innsbrud aufwärts tamen, vorbei an der

strahlten die Gestirne in leuchtender Pracht aus dem tiefblauen Aether  . Wetterkundige Alpinisten prophezeiten hieraus einen jener selten schönen, flaren Tage, wie man fte bisweilen zum Spätherbst in den Hochalpen erlebt und die jedem Naturfreund

von Landed das breitgedehnte Schneefeld des Blancahornes ficht­bar wurde. Nicht wenig trug dieses prachtvolle Wetter bei, Der Naturszenerie und all die Wunder der Technik beim Bahn bau zu steigern, das sich da bei allen Theilnehmern fundgab. Gar viele unserer Fahrtgenossen waren weitgereiste Männer, wohlvertraut mit den Schönheiten der Alpenwelt in der Schweiz  , in den tirolischen, Kärntnerischen und steierischen Zentral- Alpen  , aber zum erstenmale in dieser bislang von der Touristenwelt

widerfahren, neue Wunder der Gebirgswelt in so märchenhafter unbeachteten Ecke unseres Reiches. Sie Alle stimmten ein, daß

die Landschaften, durch die wir vom Inn   znm Bodensee   fuhren, mit dem Schönsten fich messen können, was fie gesehen; daß

Da stehen die höchsten Spigen nabegrückt, wie zum Grei fen; man fann oben auf dem Firstkamme, der seine fünftau- dieselben vermöge ihres eigenartigen Reizes fiegreich in den

fend und mehr Fuß über die Thalsohle aufragt, jede einzelne Bade unterscheiden; jede Legföhre, jeder roftgelb überhauchte Streif von Alpenrosengesträuch wird sichtbar an den grau weißen Wänden. Blendend leuchten die Schneeflächen in den

Wettkampf mit den berühmtesten, großartig schönen Gegenden" eintreten tönnen und fortan, dank der neuen Verkehrslinie, auch eintreten werden.

Bei Landed nimmt die Linie, deren festliche Eröffnung

Lawinen- Runsen und die Firnfelder zwischen den umtahmen durch die Anwesenheit des erlauchten Monarchen ihre beson

den Schroffen auf den fernentlegenen Gletschern. Bergzüge, die man sonst nur schwarz auf weiß im Bädeker zu sehen be tommt, aber selbst dem bewaffneten Auge im Hochsommer der staubige Dunst der Atmosphäre verhüllt, treten mit allen charat

dere Feierweihe erhalten, ihren Anfang. Bereits von Jnns­brud an waren die Ortschaften, an denen wir vorbeifuhren, und die Bahnhöfe festlich geschmückt. Das ganze Innthal

teristischen Einzelheiten ihres vielfach gestalteten Baues in den Hausgiebeln der dem Schienenftrang naheliegenden Orte und Gefichtsfreis. In frischer Pracht erglänzt das Sammtgrün des Grummets auf den Wieshängen im Thal und zwischen dem dunkleren Grün der Tannen- und Fichtenbestände, prangt wie Don fundiger Meisterhand zur Waldzier eingefügt, das fatte Rothbraun und Drange der eingesprengten Laub. hölzer. Was der emfige Fleiß der Menschen geschaffen, und was der Lauf der Zeit an diesem Menschenwert gemodelt erstenmale wieder seit Jahrhunderten, seit den Tagen des und wieder zerstört, läßt sich da auf viele Meilen hin, in Einem Ueberblid zusammenfaffen: Die schmucken Dorfanlagen Wimpelschmud. im Obstbaumtrang rings um den schlanken Kirchthurm der alterlicher Befestigung, vor denen sich jetzt behäbige Villen schiedenfarbiges Moos, hell- und fahlgrün, und durch da

breiten und weitläufige Fabrikanlagen; die Burgruinen, an

Gehöfte wehten Flaggen in den Reichs- und Landesfarben, auf jedem auffallend gelegenen Felshügel blähte sich im Morgenwinde eine Riesenfahne vom schlanken Mast. In der bekannten Höhle an der Martinswand, wo einst Kaiser Mar auf der Gemsjagd fich verstiegen, flatterte ein Riesenbanner über die Brüstung; alte Burgtrümmer trugen, vielleicht zum in denen fie gebrochen worden, lustigen Fauftrechtes, Die Krautgärtlein vor den Häusern, die noch unbestellten Beete in den fünftigen Garten­Bahnwärterbauten waren durch Der zwischen gesteckte rothe Beeren und Feldblumen in die denkbar

denen der Epheu emporklettert; auf den Kuppen der Vorberge zierlichsten Objekte kunstvoller Teppichgärtnerei verwandelt; und hinter denselben weit oben auf den bereits herbstlich ver= gilbenden Matten die Sennhütten. Blaugrün stehen unten im Grund die stauenden Wasser, um alsbald wieder wie Adern flüffigen Silbers durch das Trümmergeftein abwärts zu Schießen. In hellen Bändern stürzen die Wasserfälle über die steilen Wände, und ziehen sich die Bächlein durch den Moränen Schutt zum Hauptbach. Einen so felten schönen Tag bat bas

Sternen

fchieches" Gemäuer, das die Wiesen am Schienenweg ein­friedet, und table Trümmerblöcke, die unschön aus denselben hervorragen, waren mit solchem Grün mastirt. Den besten Schmuck bildeten aber die stattlichen Gestalten der Landesbe­wohner, die weit heraus aus den Thälern fonntäglich geschmückt an die Bahn geeilt waren. Je mehr man fich der dichter be­völkerten vorarlbergischen Rheinebene und dem Bodenseegebiete näherte, umso größer wuchsen die Menschenansammlungen an,

1. Jahrgang.

ficht motivirten, waren indessen sammt und sonders bei den Haaren herbeigezogen und erinnerten so recht an das französische  Sprüchwort: Les excuses sont faites pour s'en servir". Auch hat sich kein Mensch dadurch irre machen lassen und haben die ,, Daily News" das Benehmen jener edlen" Lords in einem gutgeschriebenen Leitartikel vom 28. Februar 1884 einer scharfen aber gerechten Kritik unterworfen.

Allerdings wird es dabei nicht sein Bewenden haben und wird es den Anstrengungen der Thierschußvereine schließlich doch noch gelingen, in allen zivilifirten Staaten ein Verbot des Taubenschießens zuwege zu bringen. Bis wir zu diesem Resultate gelangen, dürfte es indessen noch schwere Kämpfe sezen, da wir es mit hartnädigen Gegnern zu thun haben. Inzwischen könnten sich unsere deutschen Eisenbahn- Verwal tungen ein großes Verdienst erwerben, wenn sie sämmtliche Blafate, in welchen das Publikum auf direkte oder indirekte Weise zur Betheiligung am Taubenschießen aufgefordert wird, aus ihren Lokalitäten entfernen ließen, um den Administrationen der Badeorte, welche durch Veranstaltung oder Begünstigung dieses nichtswürdigen Sports Fremde heranziehen wollen, einen empfindlichen Strich durch die Rechnung zu machen.

Möge doch Jeder, welcher ein Herz für die leidende Thier­welt hat und in Folge seiner Stellung oder seines Einflusses im Stande ist, etwas in dieser Sache zu thun, dahin wirken, daß dem besprochenen schändlichen Treiben für immer ein Ende gemacht werde!

Lokales.

Die Wahlen und die Wähler. Nach der Bestimmung des preußischen Staatsministers des Innern hat die Auslegung der Wählerlisten für den am 28. Oktober d. J. zu wählenden Reichstag   am 30. September d. J. zu beginnen und dauert dem Wahlgeseze gemäß 8 Tage. Der Magistrat hat angeord­net, daß die Auslegung für jeden der sechs Berliner   Wahl­freise besonders in der Turnhalle einer städtischen Schule, außerdem im Wahlbüreau, Breitestraße 20a, 2 Treppen, wäh rend der Tageszeit Wochentags von Vormittags 9 bis Nach mittags 3 Uhr und Sonntags von Vormittags 11 bis Nach mittags 4 Uhr stattfinden soll, damit einem jeden Wähler mög lichst bequem Gelegenheit geboten wird, die Listen einzusehen und sich zu überzeugen, ob er darin verzeichnet steht. Denn nur derjenige kann sein Wahlrecht ausüben, der in der Wäh lerliste eingetragen ist. Wahlberechtigt ist jeder Deutsche  , welcher das fünfundzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hat in demjeni gen deutschen Staate, wo er seinen Wohnfiß hat. Ausge schloffen von der Berechtigung zum Wählen find indessen: 1) Personen, welche unter Vormundschaft oder Kuratel stehen, 2) Personen, die sich im Konkurse befinden, 3) Personen, welche eine Armenunterstüßung aus öffentlichen oder Gemeindemitteln beziehen oder im leßten der Wahl vorangegangenen Jahre be zogen haben, 4) Personen, welche sich nicht im Vollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte befinden. Für Personen des Solda tenstandes des Heeres und der Marine ruht die Berechtigung zum Wählen so lange, als fie fich bei der Fahne befinden. Unter strengster Beobachtung dieser Gesegesvorschriften ist die Wählerliste im städtischen Wahlbureau auf Grund der dort­selbst geführten allgemeinen Wählerlisten aufgestellt worden und zwar mit dem Wohnungsstande vom 1. September d. J. Hiernach hat Jedermann in demjenigen Wahlbezirke zu wählen, in welchem er am 1. September cr. gewohnt hat. Sein Name ist daher auch in der Wählerliste deffelben Wahlbezirks unter der entsprechenden Wohnung eingetragen, was bei der Einsicht der Listen zu beachten ist. Bemerkt wird außerdem noch, daß bei der Bildung der Wahlbezirke die neuen Stadtbezirke zu Grunde gelegt sind, dergestalt, daß aus jedem Stadtbezirk einer resp. zwei Wahlbezirke formirt worden find. Wer die Wählerliste für unrichtig hält, fann innerhalb 8 Tagen nach Beginn ihrer Auslegung Beginn ihrer Auslegung also vom 30. September bis ein schließlich den 7. Oftober beim Magistrat Einspruch erheben, welcher darüber endgiltig entscheidet.

und Bregenz   hat wohl niemals in dem nahezu zweitausend zährigen Beitraume seiner Geschichte so viel Volf anströmen gesehen, wie gerade heute. Die drei Bahnlinien, welche in Bregenz   einmünden, und die vielen Bodensee  - Dampfer brachten aus Nah und Fern Tausende und Tausende, die auf den weiten Uferlais am See und in den malerischen Straßen des Städtchens Kopf an Kopf fich drängten, so daß wir später Gefommenen uns durch das Menschengewühl kaum durchzwängen fonnten.

All die besonderen technischen Wunder des Bahnbaues selbst an dieser Stelle noch einmal zu schildern, können wir uns füglich erlaffen. Uns erübrigt, nur die Eindrücke wiederzu­geben, welche die mit dem Arlbergbahnbau noch nicht ver frauten Reisegenoffen empfangen haben; diese Eindrücke waren ebenso überwältigend, wie für uns bei früher wiederholten Be suchen der Strede. Die fremden Fachleute es waren die ersten Autoritäten der Nachbarstaaten anwesend hatten nur eine Stimme bewundernder Anerkennung, daß dies der kühnfte, stolzeste und zugleich solideste Bau einer Hochgebirgsbahn sei, den die Gegenwart kennt, und daß die österreichischen Inge­nieure mit dieser Leistung die berühmtesten Fachgenoffen des Aus­landes übertroffen haben. Dieses Lob galt nicht dem Tunnel, dem so raschen, mit so unendlich viel Präzision und solcher Scho nung der menschlichen Arbeitskräfte vollzogenen Durchbruche des Arlbergs allein, sondern auch den anderen Objekten auf der Strecke. So wurde, der Sicherung des Rutschterrains in den quellendurchzogenen Abhängen im Stanzerthale, wo die Bau- Unternehmung Redlich zwifchen Landeck und Flirsch   eine wahrhaftige Giganten- Drainage an den Halden ausführte und toloffale cyllopische Mauern die Wand verfestigen, alle Aner­fennung Staunen erregte insbesondere der in seiner Art einzige Viadukt über den Trisannabach bei der Station Wies berg am Eingange ins Bagnauner Thal. Jeßt, da das Ge rüft zum größeren Theile bereits abgetragen ist, fieht man deffen ganze verwegene Kühnheit. Die lange Eisenbrücke rubt auf zwei minaretschlanken Steinpfeilern, deren Höhe bekannt lich jene der Thürme der Wiener   Votiokirche uberragt. Bei all ihrer Schlankheit machen diese Pfeiler auch architektonisch Eindrud vertrauenerweckender Solidität durch die derbe Ruſtika ihrer Außenfläche. Das Gestein ist nämlich wo es mit dem Mauerwerk in Verbindung nur dort, steht, behauen, die Außenfläche zeigt alle zufälligen Uneben heiten und Vorsprünge des ursprünglichen Bruches. So steht der Pfeiler aus, als ob er aus dem Fels gewachsen wäre, auf dem er steht. In gleicher Weise ist das Mauerwerf in der fühn gespannten Bogenbrüde über das Wäldli- Tobel in der Nähe des vorarlbergischen Ortes Klösterle   gehalten. Dieser strenge Nußbau, auf den nicht ein Gulden für Ornamentit verwendet worden, macht eine so glückliche fünstlerische Wir tung, ist so eins mit dem Charakter der umgebenden Land­schaft, daß sich ein Architekt ersten Ranges dieses Bauwer berühmen dürfte. Architektonischer Schmuck wurde auf d

den