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und andere ,, Virtuosen". Wohin das Auge blipt, wohin das Ohrfich wendet, immer fteht und hört er etwas anderes. Sehen wir und die Gäfte ein wenig näher an. Es bedarf keines Kenner blids, um fie zu plaziren. Die dürftige Kleidung, die Unsauber fett, das rohe Wesen der Männer, die widerliche Budringlichkeit Der Frauenspersonen sprechen deutlich genug. Der„ TürkenTeller" bat fich oft als mächtiger Anziehungspunkt für die Ber liner Gauner erwiesen. Gleich am ersten Tisch figen ein Mann und eine Frau; ste schmausen und zechen mit der größten Be haglichkeit. Die Bettelpfennige ihrer auf die Straße gesandten Kinder werden hier verpraßt. Ihnen zunächst fist ein bekannter Schlafstellendieb. Da der robufte Mann, in der Kleidung eines soliden Arbeiters, hat leinen Partner. Er ,, baldomert" Die Geschäfte allein aus und braucht Niemanden zum ,, Schmiere ftehen". Er hat in der Verbrecherwelt den Namen bie Schmalzbace" und verbüßte bereits ein Vierteljahrhundert an Freiheitsstrafen. Da ist auch die ,, Spidgans", ein Dieb, der meistens nur Egwaaren stiehlt. Er unterhält sich soeben mit ber ,, Kunstreiter- da". Diese ist eine renommirte Torforüderin" ( Taschendiebin). Ihr Vater, ein alter Buchthaustandidat, wurde später Polizei Vigilant, bei welcher Gelegenheit er sein Leben einbüßte. Sie verläßt die Spicgans" und sucht fich einen Blat neben einem foeben eingetretenen Rolltutscher. Mit großer Geschicklichkeit zieht sie diesem einen mit Geld gefüllten Beutel aus der Tasche, während sie mit ihm tändelt. Der Rollkutscher aber merkt dies und stellt seine Nachbarin zur Rede. Sie ist empört über die Beschuldigung und schlägt mit geballter Fauft auf den Tisch und dann auf den Verläumber". Es entspinnt sich ein Kampf, der mit einer allgemeinen Schlägerei Der Anwesenden endet, da man für und gegen die ,, Kunstreiter Joa" Partei ergriffen. Die blutige Szene wird von Mufik begleitet. Ein Guitarrenspieler, in der Gaunerwelt als der schöne Robert" allgemein bekannt, flimpert auf seinem schlechten Instrument und fingt dazu eine Arie. Nachdem die Siegenden den Kampfplag behauptet, erscheint die Polizei, die ber bestohlene Rolltutscher herbeigebolt, und verhaftet die von ben Mighandlungen im Geficht braun und blau geschlagene Kunstreiter Jda", während der Bänkelsänger ihr, als fie von der Treppe noch einen scheidenden Blid hinabwirft, zuftngt: Und da wollt fte wieder runter und da lonnt' fie nicht." Die Lokale dieser Art werden jezt mehr an die Perepherie Berlins gedrängt. Mit dem Janitschaaren Keller" geht, zur Freude der Nachbarschaft, wieder eins dahin. Die Leute an der Peripherie", d. b. die Arbeiter, werden sich aber wahrscheinlich über die neue Nachbarschaft auch nicht besonders freuen.
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Ein moderner Fauft. Bekanntlich hat Professor Dubois Reymond gelegentlich auseinandergesezt, daß Fauft sehr viel weiser gewesen wäre, wenn er Gretchen geheirathet und ein solites Gwerbe betrieben hätte. Aehnlich wie der gelehrte Phyftologe dachte der Held unserer Geschichte. Derselbe heißt zwar weder Fauft noch ist er Magister oder Doktor gar, aber mie Faust ist er ein Mann von genialem Denkvermögen, tiefer Gelehrsamkeit und feuriger Beredtsamkeit, so daß sich ein Theil feiner Mitbürger entschloß, ihm auf Gruno dieser und anderer ausgezeichneter Eigenschaften einen Platz in der städtischen Ver tretung anzuvertrauen. Ging der Fauft von damals in alle Krankenhäuser, um das Ende der schrecklichen Beft zu erzwingen, so ging der moderne Fauft den Krebsschäden unseres öffentlichen Lebens mit Feuer, Pech und Schwefel zu Leibe, gründete Reformvereine, eröffnete einen Feldzug gegen die Barafiten, welche das Mark unseres Volles aussaugen, furzum war Tag und Nacht im Dienste des allgemeinen Wohles thätig. Im Punkte des soliden Gewerbes hielt er es nicht gerade mit Dubois; zwar betrieb er eine Beit lang einen schwunghaften Handel, aber er stellte denselben ein, wie die Einen sagen, weil er Bleite machte; wie die Andern, und unter ihnen natürlich auch wir, glauben, weil ihm sein demotratischer Gerechtigkeitsfinn, der auf allen Seiten die Noth und das Elend zum Himmel schreien hörte, verbot, seinerseits mehr Geld zu verdienen, als seine schlechter fituirten Mitbürger. Dagegen dachte er ganz wie jener gelehrte Profeffor, daß es nicht gut sei, wenn der Mensch allein bleibe, und die Wahl seines Gretchens war bald getroffen. Irgendwo im Lande, Bauche oder Belzig wohnte die holde, und als Fanft vor fie trat, ausge rüftet mit dem ganzen Reize feiner bürgerlichen Ehrenstellung und seiner schon erwähnten ausgezeichneten Geistesgaben, schmola thr Herzchen wie Wachs unter dem Feuer seiner Blicke. Leider aber besaß fie und in diesem Puntte war der moderne Fauft unglücklicher, als sein Vorgänger, der es nur mit einer schwachen Mutter und einem etwas bornirten Bruder zu thun hatte einen Vater. Dieser Vater war nebenbei ein reicher Mann, und unser Fauft war objektiv genug gewefen, daß ihn die Schäße des alten nicht gegen die sonstigen Vorzüge der Tochter blind gemacht hatten. Aber er war auch ein praktischer Mann, und deshalb führ er uach Faust's Vaterstadt, um sich die Sache bei Lichte zu befehen. Das Unglüd wollte, daß er defen Ges schäft gerade zu derselben Stunde betrat, als der Gerichtsvoll, zieher das Siegel en die sämmtlichen Waarenvorräthe gelagt hatte. Die traurige Folge dieser unliebsamen Entdeckung war, wie so oft in diesem brutalen Leben, die Trennung zweier liebenden Herzen. Faust riß fich los und begrub seine Hoff nung auf Hand und Mitgift Gretchen's im tief verwundeten Busen. Doch eine elastische Natur wie die seine beugt sich nicht lange unter den Schlägen des Geschicks. Faust raffte fich auf, fragte an Geldern zusammen, was möglich war, und begab fich nach dem schönen Elbflorenz, um dort theils in der neuen Umgebung seinen Schmerz zu vergeffen, theils mit Gleichgesinnten über die Ausrottung von Schmaroßergewächsen" zu finnen. Wer wäre su legterem mehr berufen gewesen, als er, dessen ganzes Leben aus Mühe und Arbeit bestand? Auch in Dresden fiel ihm jenes biblische Wort von der Unangemeffenheit des Alleinseins wieder ein, und so sestr er eine Annonce in's Blatt, wonach er eine Repräsentantin für Geschäft und Haus. suche. An Meloungen fehte es nicht, und wieder war es eine Margarethe, ein Gretchen, ein junges, hübsches, frisches Mädchen, auf welches die Wahl des trefflichen Mannes für den gedachten Boften fiel. Sie lernten fich fennen und wie das so zu gehen pflegt lieben. Fauft erzählte seinem Gretchen von seiner angesehenen Stellung in der Heimath, von seinem blühenden Geschäft, seinen glänzenden Berhältnissen, und wenn das Mädchen ein Engel vom Himmel und nicht eine Tochter Eva's gewesen wäre, so hätte sie dem Flehen seines beredten Mundes, Der ja schon große Volksversammlungen zu stürmischer Be geisterung hingeriffen, nicht widerstehen können. Als ihr Fauft nun gar noch die Ehe versprach( das lommt bei Goethe oota bene auch nicht vor), da war es um fie geschehen und ihr wis derfuhr, was schon taufend Gretchen vor ihr widerfahren ist und tausendenden nach ihr widerfahren wird. Selbstverständ lich verduftete Faust bald darauf spurlos, wie alle Fäuste. Gretchen irug ihr Schicksal eine Beitlang schweigend; doch nach einigen Monden Frist fühlte fie das bringende Bedürfniß, den Flüchtling an feine Pflichten zu erinnern. Sie begab sich nach seiner Heimathstadt und erflomm ächzend die Treppen zu feiner Wohnung. Da fie ihm nicht antraf, ließ fie ihre Visiten tarte zurüd und fündigte ihr späteres Wiederei scheinen an. Als Fauft nach Hause kam und die Karte mit„ Margarethe" fand, erschrat er heftig. Alle Sünden fielen ihm bei und schleunigst sitirte er seine Freunde Mephisto und Wagner. Das edle Tri folium hielt Kriegsrath und die Rollen wurden vertheilt. Dann gingen Fauft und Wagner zu Biere und Mephisto blieb in Der Wohnung. Bur festgesezten Stunde tam Gretchen wieder. Als fte Mephisto fab, stugte fte etwas, faßte fich aber und sagte:„ Ich wünsche verin Fauft zu sprechen!"" Bitte, momit tann ich dienen?" erwiderte Mephisto höflich. höflich " Aber Sie find doch nicht herr Faust?" waif Gretchen zaghaft ein. Gewiß, wer fonft? Bitte sprechen Sie!" Gretchen wurde abwechselnd roth und blaß, die Ahnung Berantwortlicher Rebatteur R.
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einer gegen fie begangenen Niederträchtigkeit stieg beklemmend in ihr auf, da klopft es an der Thür. Herein!" rief Mephisto. Flott und fordial trat Wagner ein. Ab, guten Tag, lieber Fauft! doch Sie sind beschäftigt-" Bitte, bitte, nur einen Augenblic. Diese Dame scheint sich zu irren." In Gretdens harmlosem Gemüth war tein Zweifel mehr- fte war betrogen, schändlich betrogen von einem Schwindler. Ein Schluchzen entrang fich ihren Lippen, Thränen quollen aus ihren Augen, fte fant haltlos auf einen Stubl. Mit heuchleri. scher Theilnahme waren Mephisto und Wagner um sie beschäftigt, und als sie wieder zu fich fam, machte sie ihrem gepreßten Herzen Luft und erzählte ihr Mißgeschic. Mephisto spielte den Entrüfteten, sprach ihr Troft ein, sagte ihr hilfe und Schuß zu, und schließlich gelang es ihm, fte zu beruhigen. Da das arme Mädchen in der fremden Stadt allein stand, miethete er fte in einem Hotel Garni ein, und erkundigte fich täglich nach ihrem Befinden, während er angeblich die Recherchen nach dem Betrüger elfrig fortsette. Dann fuhr er auch ge legentlich mit ihr aus, führte fie ins Theater, gab ihr in Stadt Athen " schwere Weine zu trinken, war liebenswürdig, war zärtlich, war stürmisch, und, o Schwachheit der Weiber! es tam eine Stunde, wo Mephisto an demselben Punkte angekommen war, an welchem Fauft aufgehört hatte. In der Juristen sprache nennt man das exceptio pluriam; bas edle Baar batte das Spiel gewonnen, und Fauft tonnte wieder mit beruhigtem Herzen an die Arbeit für das allgemeine Wohl gehen. Hoffen wir, daß er noch lange zu Nuß und Frommen seiner dankbaren Vaterstadt thätta set. Auf eine solche ösung des Konfliktes ist aber Dubois Reymond doch nicht gekommen!- Wir ents nehmen diesen Artikel der Volts Stg." Unsere Leser werden errathen, um wen es fich handelt. Namentlich der legte Spiz bubenstreich ist recht bezeichnend für die Anschauungen, die in gewissen Kreisen herrschen.
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g. Einen herzerquidenden Anblick gewähren bereits die Zweige der Rafianienbäume im Raftanienwäldchen. Dieselben beginnen zu tnospen und nicht lange mehr wird es dauern, dann entwideln fich die Blüthen und Blätter. Jm Thiergarten ist es ebenfalls schon recht grün; zarte grüne Blättchen schmüden die Sträucher und frisches Gras beginnt den Erdboden zu be Decken. Troß alledem fab es vorgestern im Thiergarten und den bis nach Charlottenburg führenden Vergnügungslokalen recht öde aus. Der naffe Erdboden und die raube Witterung machten die Paffage hier recht unangenehm und deshalb waren die Lokale in Berlin bereits vom späten Nachmittag an überfüllt. Die warmen Sonnenstrahlen, melche heute auf die Erde fcheinen, beleben die Hoffnung auf ein andauerndes, wahres Frühlingswetter.
a. Im Hinblick auf die Vorgänge in Emersleben und die Bekanntmachung des biefigen Polizeipräsidiums dürfte eine Jahresstatistik besonderes Intereff haben, die gegenwärtig von Dr. Eulenburg in seiner Vierteljahrsschrift veröffentlicht mird. Darnach wurden im vorigen Jahre in 793 Gemeinden Preußens in Summa 4248 767 Schweine untersucht und 2199 trichinös gefunden. Mit Finnen behaftet wurden 12 074 Schweine gefunden. Trichinofis bei Menschen ist in mehreren Regierungsbezirken aufgetreten. Im Kreise Thorn erkrankten 11 und in der Stadt Thorn 48 Personen, von welchen nur eir Fall tödtlich verlaufen ist. In Berlin starb ein Arbeiter an Trichinofts, ein Sergeant und dessen Ehefrau, erkrankten daran; die Bezugsquellen des von ihnen genoffenen Fleisches ließen fich nicht ermitteln. Im Regierungsbezirk Merseburg ertrantten 40 Personen, in Malbed bei hettstädt allein 20, davon 2 Personen schwer. In der Zivilbevölkerung von Köln tamen 35 leichte Erkrankungen an Trichinofis vor.
a. Zu einem Glafermeister in der Kochstraße tam vor 14 Tagen ein junger Mann mit einem Briefchen der Frau eines mit dem Glasermeister befreundeten Portraitsmalers. Der junge Mann gab an, Kellner im Café Bauer zu sein und von der im Café befindlichen Dame den Brief zur Bestellung er halten zu haben. Die Schreiberin ersuchte in dem Briefe den Adressaten um sofortige Busendung von 30 Mart, welche fie nöthig brauchte; fte hätte thr Portemonnaie in ihrer ziemlich fern gelegenen Wohnung zurückgelaffen, und sie wollte nach ihrer Rüctehr sofort die 30 Mart zurückerstatten. Da der Brief ersichtlich von einer Dame sehr eilig geschrieben war, so schenkte der Glasermeister dem Boten Glauber und gab diesem, welcher fich Mag Bauermann nannte und seine Visitenkarte überreichte, Die 30 Mart. Vor einigen Tagen stellte sich heraus, daß der Bote den Namen der Frau des Portraitmalers gemißbraucht hatte behufs Verübung eines Betruges. Der Betrüger ist von Der Kriminalpolizei in der Person des Kommis R. ermittelt worden, welchem die Beziehungen des Glasermeisters zu der Familie des Portraitmalers befannt waren, und der darauf feinen Schwindel gründete. Die von ihm überreichte Visiten tarte, welche auf den Namen Bauermann lautete, gehörte seinem ehemaligen Stubengenoffen, welchem er eine Anzahl Visitenkarten entwendet hatte.
a. Ein bei der Post- Paquetbeförderung beschäftigter Poftfchaffner ist wegen von ihm an unmündigen Kindern verübter Unfittlichkeiten festgenommen worden. Derselbe batte wiederholt auf seinen Fabrten mit dem Baquetwagen Kleine auf der Straße spielende Mädchen in den Wagen gelodt, um fie eine Strede mitfahren zu lassen, und hierbei die gegen ihn von den Eltern der gemißbrauchten Kinder zur Anzeige be brachten Handlungen ausgeführt.
g. Die Identität der Leiche eines Selbstmörders, welcher seinen Wohnfig in Berlin gehabt haben muß und der am 30. v. M. im Schußbezirk Pichelsberg des Reviers Grunes wald anscheinend vergiftet aufgefunden worden ist, fonnte bis her trotz aller Bemühungen der zuständigen Behörden nicht refognoszirt werden. Bei der Leiche wurde ein schwarzer, niedriger Filzhut gefunden, welcher mit einem Trauerband umgeben ist; der Hut trägt die Inschrift D. Czernefski, Berlin , Kleine Frankfurterstraße 21. Der Verstorbene war ca. 45 bis 50 Jahre alt, unterſeßter Figur, ca. 1,70 Meter groß, batte schwarzes Haar, hohe Stirn, grau melirten, furz gehaltenen Bollbart, röthlichen Schnurrbart und trug einen Trauring. Als Kleidung trug die Leiche: aschgrauen Sommerüberzieber, graues Stoffjaquet, braune Bucketinstoffbeinkleider mit Weste, weißes Oberhemd mit Umlegetragen, schwarz blaue Kravatte, reihenweise schwarzpunktirt, weiße wollene Strümpfe und Gummizugftiefel; ferner trug die Person ein Bruchband. Eventuelle, auf den Selbstmörder bezügliche Anfragen werden von dem Amtsvorsteher im Forsthaus Grunewald, Herrn von Schleinig, beantwortet.
Für die Hinterbliebenen der im Camphaufenschacht verunglückten Bergleute find uns ferner zugegangen: Lampenfabril Schwinger u. Gräff 19 80 Pf. Ueberschuß vom Turn Verein, turnerische Vereinigung zu Brandenburg a. H. durch Herrn Ewald 15 M. 25 Pf. Insgesammt bis irgt: 119 R. 60 Pf.
Gerichts- Zeitung.
Weihnachts Einkäufe wohl vorläufig unterbleiben müßten. Es blieb Herrn W. nichts weiter übrig, als, nur seinen Ver pflichtungen dem Arbetter- Personal nachzukommen, unverzüglich 4000 M. zum zweiten Male abzusenden und die Kriminal Polizei von dem Vorgang in Kenntniß zu setzen. Die Ers mittelung der Thäter wurde jedoch dadurch ins Weite gezogen, daß anfänglich dem Wunsche des Herrn Wolff gemäß Nach forschungen bei demjenigen Theil des Geschäfts- Personals, welcher bei der Badung des qu. Wagens gegenwärtig gewesen, unterblieben, da h. W. für die unzweifelhafte Ehrlichkeit dieser sett Jahren in seinem Geschäft thätigen Leute fich verbürgte. Das blinde Vertrauen des H. W. sollte jedoch bald darauf in überraschender Weise erschüttert werden. Alle Anzeichen wiesen Darauf hin, daß nur Jemand den Wagen heraubt haben tönne, der mit den geschäftlichen Gepflogenheiten der qu. Firma vertraut gewesen und der Kriminal Kommiñar Herr Weten obfervirte daher den ihm verdächtigen Arbeiter Karl Friedrich Albert Dornberg, der einige Tage vor Beraubung des Wagens aus der Wolffschen Fabrit entlaffen worden war und mit dem Produktenhändler Friedrich Wölterling in Röpenick in regem Verkehr ftand. Auffallend erschien ferner die von Dornberg häufig unter nommenen einsamen Spaziergänge nach der nahebelegenen Haide, wohin Herr Weien dem D. unbemerkt folgte und dabei beobachtete, daß Dornberg an einer abseits gelegenen Stelle einen schweren Gegenstand unter einem Haufen gefallenen Laubes hervorholte, denselben sorgfältig verbarg und dann, ohne den Lauscher zu bemerken, den Rückweg nach Köpenid antrat. Herr Weien, der dem D. auf den Fersen geblieben, sab schließ lich denselben bei dem p. Wölfering eintreten, der was der Beamte ganz richtig vermuthete, als ,, Schärfer" mit Dornberg in Verbin bung stand und, wie denn auch der Lestere bei der sofortigen Verhaftung Beider eingestand, Maschinen Meffingtheile aus der Wolff'schen Fabrik herrührend, faufte. Des Weiteren ergab fich noch, daß Wölferling auch mit dem bei Nathan Wolff u. Co. beschäftgten Hausdiener Kingel in Verbindung ftand, weshalb Herr Weien unverzüglich in der hierselbst Spandauerstr. 17 belegenen Dienstwohnung des p. Ringel eine Hausfudung vor nahm. Hierbei wurden nun die gestohlenen 4000 Mart awar nicht, dagegen aber zur Ueberraschung des vertrauensseligen Chefs ein ganzes Waarenlager von Kattun in allen möglichen Mustern bei Ringel vorgefunden, welche der Lettere aus den in demselben Hause befindlichen Lagerräumen, die er zu beauf fichtigen hatte, entwendet hatte. Die Ballen wurden Herrn Wolff unverzüglich zurückgegeben und von demselben der Werth Des gestohlenen Gutes einschließlich der bereits von Der Frau des Ringel zu Kleidern, Schürzen, Portièren 2c. vers arbeiteten Stoffe, auf ca. 2000 Mt. beziffert. Die Kinzel'schen Eheleute nahm man sofort in Haft, eine in die Affaire ver widelte anderweitige Person, die verehel. Tichäge jedoch wurde auf freiem Fuße belaffen. Das ganze Konsortium erschien gestern vor der Straflammer des Landgerichte, angeklagt theils wegen Diebstahls, theils wegen heblerei. Wöllerling, der Schärfer bestreitet trop seiner bisherigen Unbescholtenheit mit dem Raffinement eines gewiegten Verbrechers jedweden straf baren Verkehr mit Dornberg und Kingel; seine Schuld unter lag jedoch feinem Bweifel und der Gerid tahof ertannte gegen ihn auf 1 Jahr Buchthaus, Ehrverluft und Polizei- Aufsicht. Der wurde, Angeklagte Dornberg da er ebenso wie die übrigen Angefiagten btsher völlig unbe scholten zu 3 Monaten Gefängniß Kingel dagegen mit Rücksicht auf den groben Vertrauensbruch, dessen er feinem Prinzipal gegenüber sich schuldig gemacht, zu 1 Jahr 6 Mo naten Gefängniß verurtheilt. Gegen die verehelichte Ringel laute das Urtheil auf nur 2 Monate Gefängniß, welche durch Die erlittene Untersuchungshaft für verhüßt erachtet wurden. Die verehelichte Tschäge wurde freigesprochen, da die Ver handlung ergab, daß fie ohne ihr Verschulden in die Affaire verwickelt war.
P. Ein Zweikampf auf gezogene Pistolen, welcher im September v. J. bei der alten Fischerhütte im Grunewald stattgefunden, bildete den Untergrund zu einer gegen den studiosus medicinae Nolda erhobenen Anklage Mit Rücksicht darauf, daß das Duell weder für den Angeklagten, noch für deffen Gegner, einen Reserve Lieutenant, Verwundungen im Gefolge gehabt, erkannte die Strafkammer des Landgerichts IL. auf nur drei Monate Gefängniß gegen p. Nolda.
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P. Wegen Majestäts Beleidigung angeklagt, erschien der Dachdecker Ernst Müller aus Eberswalde vor den Schranken der ersten Straflammer des Landgerichts II. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Deffentlichkeit statt und war derart ertlufto, daß es erst entgegen der sonst in ähnlichen Fällen geübten Braris eines formellen Antrags Seitens der Ver freter der Breffe, der Sigung beiwohnen zu können, bedurfte. Der wegen Diebstahls und Rörperverlegung bereits vorbestrafte Angell. wurde zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt.
Soziales und Arbeiterbewegung.
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Aus Sachsen . Eine kurze Zeit lang schien die Indufirie des Königreichs einen kleinen Aufschwung genommen zu haben. Nunmehr aber hört man wieder die bittersten Klagen. So lauten die Berichte aus den Gegenden, in denen bie Strumpffabritation vorherrscht, geradezu hoffnungslos. Diese Industrie ist zum größten Theil auf Nordamerika ange wiesen. Dasselbe gilt von der Induftrie von allerlei Spiel fachen und besonders von Kinder Instrumenten. Die amerikanischen Bestellungen find fast vollständig ausgeblieben. Man spricht davon, daß die amerikanischen Räufer erst ab warten wollen, wie fich die neue Regierung zu den Bollfragen verhalten werde- ob fte ein scharfes Kampfzollsystem einrichten wolle, da in diesem Falle die amerikanischen Händler nur einen geringeren Preis für die erzgebirgischen Waaren zahlen au Lönnen erklären. Wie du mir, so ich dir" heißt das alte Sprüchwort. Weber das Ausland noch das Inland bezahlt Die Zölle allein bei einem gut ausgebildeten Schutzollsystem ( Kampfsölle) werden die Einwohner der Schußzollstaaten ziem lich gleichmäßig belastet und nur einzelne wenige Großfabri fanten und Großgrundbefizer haben den Vortheil.
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Ein Streit der Steinbrecher ist zu Feuerbach bei Stuttgart ausgebrochen. Die Arbeitszeit war bis jest immer von 5 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends mit einstün diger Mittagszeit. Die Arbeit in den Brüchen ist bekanntlich eine sehr schwere. Die Löhne betrugen im Winter 2 W. 20 Pf im Sommer 3 M. 20 Bf. Begenüber der langen Arbeitszeit und der schweren und gefährlichen Arbeit ist der Lohn fein bober zu nennen. Nun aber verlangen die Arbeiter keine Lohnerhöhung, sondern Arbeitszeitverminderung von täglich Vormittags 6 Uhr bis Abends 6 Uhr. Dagegen fräuben sich die Beftger, welche von der feitherigen Arbeitszeit nicht ablaffen wollen. Da aber sämmtliche Steinbrecher Feuer bach zusammenstehen und ihre gerechte Forderung durch sezen wollen, so werden fie, im Falle sie einig bleiben, wohl den Sieg erringen.
Ein bemerkenswerther Vorschlag wurde kürzlich in einer Arbeiter Versammlung zu Jägerndorf in Desterreich Schleften gemacht. Die ungünstige Geschäftslage nöthigt bie dortigen Zuchfabriken zu fortwährenden Arbeiterentlaffungen, fodaß die Zahl der brodlosen Mibeiter stetig zunimmt. Ange fichts dieser Thatsache wurde nunmehr aus den Arbeiterkreisen der Vorschlag gemacht, es mögen von Amtswegen die Fabrikanten bestimmt werden, die ortsansässigen Arbeiter zu behalten und zunächst nur jene zu entlassen, welche vom Lande hereinkommen und leichter bei der Landwirthschaft Beschäftigung finden fönnten. Auch möchte von Amiswegen bei den ländlichen meindevertretungen angefragt werden, welche Landwirthe su
P. Unverschämte Langfinger bereiteten an einem Sonn abend im September v. J. dem auf Auszahlung des Wochens lohnes harrenden Arbeiter Personal der in Nieder- Schönweide belegenen Fabrit der hiesigen Firma Nathan Wolff u. Co. eine arge Verlegenheit. Der Geschäftswagen der Firma, welcher zwischen dem hierfelbst Spandauerstr. Str. 17 belegenen Comtoir und der Fabrik regelmäßige Verbindung unterhielt, war unterwegs beraubt worden und dem Diebe eine unter Kattunballen sorglich versteckte Baarsumme von 4000 M, zur Begleichung der Wochenlöhne bestimmt, in die Hände gerathen. 500 Ar beiter verließen mit Flüchen und Verwünschungen auf den heil lofen Spizbuben an jenem Abend die abril, um ibr.n dabeim hartenden Frauen bei Erwähnung des Geschehenen mitzutheilen, baß sonach die am darauffolgenden Sonntag beabsichtigten wurde einstimmig zum Beschluß erhoben. daß sonach die am darauffolgenden Sonntag beabsichtigten Gronueim in Berlin . Drud und Verlag von Mar Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2.
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