10� nS A Dienstag, den 4 Mai 1886. HL Jahrg. jvm- wdM % I MerVölksblllil Krgan für dir Interessen der Arbeiter. 4 Da»Berliner  «ollsblatt" H außer nach Bonn  « und Festtagen. Rbonnemmtdprei» für verlw frei Hau» ÄerteljShrAch t Mar!. monMch 1,K Marl,»Schentlich m Pf. Postadonnemmt » vtart. Einzelne Rummer S Pf. Vlmntag»-Rummer mit illustrier««lag« IQ Pf. tErngeäragen in der PofizeitungJxretdltfU für lt86 unter Rr. 760.) beträgt für die 4 gespaltete Bei größeren Ruftr> Nachmittag» in der «sertiousgebühr etitzeile oder deren Raum 40 Pf. ArbeitSmartt 10 oher Rabatt nach Uebereinlunft. Inserate werden bis 4 Icht Berlin   SW.( Zimmerstraße 44, sowie von allen Ann«»««» ureaux, ohne Erhöhung de» Preise», angenommen. Kedakti»«: Kenthstraße S. Gvp-diti-n: Zimmerstraß- 44. .«Ä Kelzieu und Gulizieu. So wenig, wie die belgischen Arbeitcrunruhen sozia- ustischea Ursprung» waren, ebensowenig find e» die gali- pschen. Die belgische« Unruhen wurde« leider für die deutsche  Gesetzgebung verwerihet. Nachdem die« gelungen, fällt e« Niemanden mehr ein, den Sozialismus für dieselben ver- antwortlich zu machen. Im Gegentheil! Man lese nur die deutsche» Preßstimme» in unserer politische» Ueberficht. Auch steht es längst fest, daß überall da, wo sozial- politische oder Arbeiterorganisationen in Belgien   bestanden, die Streikgelüste nicht gedrungen find, auch dahin nicht, wo unter den Arbeiter» schon«ine gewisse sozialistische Er- keanwiß vorhanden war. Jedoch fanden die belgische« Arbeiterunruhen wenigsten» in Gegenden und unter einer Arbeiterbevölkerung statt, wo- hin der Sozialismus leicht hindringen kann und wahrschein- lich auch bald hindringen wird und wo er auch in der Bevölkerung«ine gute Stätte findet. I« soweit allerdings unterscheide« fich die belgischen Arbeiterunruhen, die unter einer industriellen Bevölkerung stattfanden, von de« Unruhen, welche gegenwärtig in Galizie« unter der landwirthschaftliche» Arbeiterbevölkeruvg Sh zeigen. Aber wiederum trifft das Eine bei beide« ewegunge« zu: die Arbeiter hübe» und drüben be- finde» sich in höchster Roth und höchster II»» w i s s e n h e i t. Eine herzlose Bourgeoisie, ei« herzloser Gutsbefitzerstand und ein Priesterthum jeglicher Aufklärung feind hübe» wie drüben, Zu den belgischen Arbeitern kommt, wie wir schon sagten, über kurz oder lang der Sozialismus mit seine« Arbeiterorganisationen, mit seinen humanen Forde- runge«, welche politische und soziale Rechte auch sür die Arbeiterklasse feststellen wolle»; welche Bourgoisie und Priesterthum und auch die Regierung aufrütteln werde«, endlich mehr Gerechtigkeit auszuüben gegen eine langjährig unterdrückte Klasse. Zu de» galizische» aufrührerischen Landarbeitern und kleinen Bauern aber, die zumeist aus dem ruthenische» Stamme sich rekrutire« und den polnischen Adel gründlich Haffen, kommt da» R u s s e« t h u m mit seinen brutalen und nationale« Aufreizungen, welche» die arme« Arbeiter »och mehr verroht, anstatt ihnen Aufklärung zu bringe». Russische   Agenten solle» schon auf dem ursprünglich mit sozialem Haß getränkten Kriegsschauplatze erschiene» sein, um nationale« Haß«och hinzuzufügen. Die Ruthene» nämlich find im Gegensatze zu de» Pole« in Galizien  russisch gesinnt schon wegen ihrer Abstammung. N-qdruck mtatmj gteuitXcton. Eine Mutter. Roman von Friedrich Gerstäcker  . (Fortsetzung) AI  » er auSgestiegell war, blieb er auch noch eine Weile (während seine Gemahlin«ach oben ging, um Toilette zum Diner zu machen, und der Bediente eine Anzahl au» der Stadt mitgebrachter Packet« aus dem Wage« nahm) auf der Treppe stehe«, um indessen feine beiden Goldfüchse zu be- ttachte«. die, ungeduldig über den Aufenthalt, die schönen Köpfe auf und nieder warfen. .."Der Solima» scheut noch immer," sagte er dabei, während s«n prüfender Blick über die Thiere glitt und den Kutscher besorgt machte, daß er etwas Ungehörige» können' �a8 �ar nicht abgewöhnen -Er ist lammfromm geworden, Herr Graf, erwiderte »de, der Man», indem er mit dem Ende der Peitsche lang- mm eine Stechfliege vom Halse de« besprochenen Thiere» zu suchte.aber die fremde« Beefler jetzt in der tadt, da scheut beinahe jede» Pferd." .Graf»ickle und betrat dann den mit feinem in« belegten Marmorboden de« untere« Saalei, mar �ir er Kutscher, da Alles aus dem Wage» entfernt bäuden hinüberfuhr und«ach den Etallge- r...�ulon war Graf Monford sonst gewöhnt, daß ihm �chtet entgegenkam. Er traf heute nur ihre Gesell- lAasteri», Mademoiselle Beautemp», eine ausgetrocknete rtranzostn, sehr elegant gekleidet, aber mit einem etwa« ver- um die dünnen Lippe» und sehr steifer, selbst- d«wußter Haltung. «Wo ist Paula, Mademoiselle?" «ÄÄ"% Üt5 ÖÄ 0O«ße», ohne mir ei« Wort davon zu sagen." Die letzten Nachrichten aus Galizie« lauten durchaus nicht befriedigend; überall neue, große Feuersbrünste, viel schlimmer, als sie in Belgien   waren. Weshalb wende» sich unsere konservative» und national- liberalen Zeitungen nicht energisch gegen die nationale« russischen Aushetzer? Weshalb wird hier alles vertuscht, während bei de» belgische« Unruhen alle» übertrieben wurde? Hat man so übergroße Liebe in Deutschland   wieder zu dem Russenthum, welches doch der größte Feind der Kultur- entwickelung und des deutsche« Geiste« ist, blo» deshalb, weil es zu gleicher Zeit der mächtigste Träger der Re- aktiv» ist? Oder achtet man jene Bewegung in Galizien   als eine nationale? Dann hätte man auch die irischen Unruhen und Aufstände al» echt nationale anerkenne« und lobe» müssen. UebrigenS haben bis jetzt alle sogenannte» nationalen Aufstände m Europa  , ganz abgesehen von de« nationale» Kriegen, viel mehr Blut gekostet, als alle sozialen Bewe- gunge« bis jetzt gekostet habe» und in die weiteste Zukunft hinaus jemals kosten werden. Man denke an die polnischen Aufstände, an die irischen Revolten, an die italienrsche» Putsche und Kämpfe, an die schleSwig- holsteinische  » Er- Hebungen, an den ungarischen Aufstand u. f. w. Und man wird zugestehen, daß eS mindestens unrichtig ist, wen» die Russen in Galizien   mit dem Feuer spielen. Neben der Landbevölkerung in diesem Lande leidet dort auch die Fabrikbevölkerung, wie in alle« slavische» Ländern, in unerhörter Weise. Leicht kann diese mit ergriffen werden von dem Bauernstande und eine größere soziale Bewegung wird die Folge sei». Mahnzeichen überall, im Westen wie im Osten, daß Alle, welche eine friedliche Entwickelung der soziale» Ver- HSltnisse wünsche», mit Hand anlege» zur Schaffung einer besseren Lage für die Arbeiterklasse. Nicht brutale Macht kann da helfe», sonder» ernsthafte VolkSerziehung und ebenso ernsthafte Sozial. Reformen. Ar- beiterschutz und Maßnahme« gegen die übergroße Au«. Nutzung der Arbeitskraft durch die gegenwärtige Produk- tiontweise. Regelung derselbe» im Interesse de» ganze» Volk». Hilfsmittel find vorhanden, aber sie müsse» auch ge- braucht werde«. Und gerade Deutschland   ist wegen seine» allgemeine« Ansehens, seiner zentrale» Lage, seiner große« Volkskraft in erster Linie berufen, Wandel zu schaffen. Möge e« sich seiner Aufgabe bewußt werden! DaS wäre freilich unverantwortlich," entgegnete Graf Monford, während e« wie ein leise«, halb spöttische» Lächeln um seine Lippe« zuckte,besonder» wen» man bedenkt, daß da» Kind erst siebenzeh« Jahre alt ist und wahrscheinlich im nächste» Jahre heirathe« wird. Hat sie ihre Kammerjungfer mit? Sie ist vollständig allein gegangen." Vollständig allein? So nn», sie weiß, daß wir um fünf Uhr dinire«, und wird zur rechten Zeit zurück sein." Aber nicht einmal Zeit behalte«, ihre Toilette zu mache«. Wen« mir der Herr Graf erlaube«.. Sie werden sie dann verfehlen und ebenfall» da» Diner versäumen. Sie wird schon kommen" und da- mit schritt er in sei» Zimmer hinüber, da» zu ebener Erde lag. Mademoiselle BeauiempS biß fich auf die Lippe», ant- wartete aber nur, fich ihrer Stellung und Würde bewußt, durch eine sehr förmliche Verbeugung, die der alte Herr nicht einmal bemerkte, und trat dann auf die Treppe hinau», um die Ankunft ihre« ungehorsame« Zöglings mit anfchei- «ender Geduld, bei der sie aber in innerlichem Aerger fort- während in raschem Takte die Marmorplatten mit dem Fuß schlug, zu erwarte«. Ein Reiter kam de« Weg heraufgesprengt, hielt an der Treppe, sprang au» dem Sattel, warf die Zügel seine« warm gewordenen ThierrS dem ihm folgenden Reitknecht zu und war dann in wenige» Sätzen oben bei der Gouver «ante. Ah, gute« Morgen, Mademoiselle Karl, reib' da» Pferd ordentlich ab, und daß dann der Fingal gesattelt wird ich rette nach dem Diner gleich wieder in die Stadt zurück. Wo ist Paula, Mademoiselle?" Thut mir leid, Ihnen keine Auskunft geben zu können, Herr Graf," sagte die Dame achselzuckend;die Komtesse schewt die Zügel der Regierung selber in die Hand nehme« zu wollen." Durchgebrannt?" lachte der junge Man«, indem er seine Handschuhe auszog und in de» Reitrock steckte.Die Elter« find aber zu Haus«, wie ich sehe," setzte er mtt einem PoMischr Ueberficht. Der Dresdener   Arbeiterinnenverein ist von der Achfischen Bedörde als ein politischer angesehen und auf Grund deSgemüthlichen" sächstschen VereinSgesetzeS geschlossen wor­den. Wenn konservative Blätter triumphirend berichten, daß die Dresdener   Frauenbewegung nunmehr im Sande verlaufen sei, so machen wir darauf aufmerksam, daß im Jahre 1852 in Greußen   die Fröbelschen Vereine und Kinder- arten als politische Vereine angesehen und verboten wur« «n. Doch find dieselben nicht im Sande verlaufen. I« der Affäre Jhring-Mahlow ist jetzt den beiden Anaellagten Berndt und Christensen der Beschluß deS Land« genchts wegen Eröffnung de» HaupivcrfahrenS zugefieUt war« den. Der Termin findet am 17. Mai, Vormittags 10'/« Uhr, vor dem Schöffengericht in Moabit   statt. Die Anklage geht davon aus, daß die Herren Christensen und Berndtwider besseres Wissen in Beziehung auf den Schutzmann Jhring un« wahre Thatsachen behauptet haben, welche denselben verächtlich zu machen und in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet find." Als Zeu ein Kriminalschutzmann klagten wenigstens unter dies wir hören, wird die Vertheivigung der Herren Berndt und Chrtstensen von den Rechtsanwälten Munckel und Freuden« thal geführt werden. Dieselben werden zum Termin eine große Anzahl von Zeugen laden, welche im Stande find, nicht allein die Aussagen der beiden Angeklagten zu beglaubigen, sondern auch eine ganze Menge weiteren Materials zur Charakteristrung de» Herrn Jhring sollen beibringen können. Man darf wohl mit Recht auf den Ausgang dieser Wer« essanten Angelegenheit gespannt sein. DieFreisinnige Zeitung" geht bei allen Fragen, die wir mit derselben zu besprechen haben, wie die Katze um den heißen Brei herum. In der bekannten Gesindeord« nunaSfrage meint das Blatt, daß die Regelung der Grfindeverhättnisse in den Rahmen der Gewerveord« nung nicht gehört. DaS kann Jeder sagen, besonders der, welcher der GefindrordnungSfrage renitent gegenübersteht. WeShalb aber gehören Gefindeverhaliniffe nicht in die Gewerbe- ordnuna hinein? Darauf giebt dieFreis. Ztg." keine Ant- wort. In der Gewerbeordnung wird da» Verhäliniß aller g«. werblichen Ar b eilet zu ihren sogenannten Arbeitgebern ge« Meli- Lehrlinge, Geffllen venichten vielfach G-findeardeit und . Lnl Moglie sehr häufig gewerbliche Arbeit das Alle» zul höre, so könnten die betreffenden Paragraphen in einem Anhang zur Gewerbeordnung hineingebracht werden. WaS die Freis. Zw." nun noch über daS Zahlenverhältntß im Reichs- tage im Jahre 1868 sagt, ist in soweit unrichtig, al« ste da» linke Zentrum(Bockum Dolfi) vergißt. Aber auf da» nackte * ÄTÄ-yÄÄ« verlieren!" und rasch sprang er in da« Hau  » und in sei» eigene» Zrmmer hinauf. Mademoiselle Beautemp» hatte wenigstens die Genug-- thuuna, nicht länger auf der Folter gespannt zu sei», den» tn diesem Augenblick kam auch die Komtesse aus dem Park herauf. Sie mußte scharf gegangen sei«, den« sie sah sehr erregt au». »Rber, Komtesse, ich bitte Sie um Gotte» willen, wo habe» Sie gesteckt? Kann man denn nicht auf eine» Augen- blick de» Rücke» wenden!" Sind die Elter« schon da?" Schon lange, es wird gleich servirt werden. Und wie K Ä,"Ä.%-«»- Im Park. Ist George auch schon da?" » 3.tefÄ.to. 3* Paula ließ sie gar nicht au»rede«. An ihr vorüber huschte sie durch den Saal in ihr eigenes, kleines Boudoir. wo Bertha, ihre Kammerjungfer, sie schon erwartete, und als Mademoiselle BeautempS, damit nicht zufrieden, fich da» Wort abgeschnitten zu sehe», ihr dahin folge« wollte, um ihre Ermahnung und Strafpredigt zu beende», hatte die sorgsame Zofe schon den Riegel vorgeschoben. E» wurde Niemand mehr eingelassen. Paula brauchte aber für ihre Toilette außerordentlich wenig Zeit; da« volle, herrliche Haar fiel fast von selbst in seine natürliche» Locke», und noch ehe die Gräfin Mutter de« Speisesaal betrat, wo in diesem Augenblick gerade die Suppe aufgetragen wurde, war sie dort. Ihr Bruder stand schon am Fenster und blätterte in einem Haufe» von Zeitungen. Ah, da bist Du ja!" rief er ihr entgegen.Sag', Schatz," flüsterte er dann,hat Dir Papa schon etwa» mtt« geiheilt?" Mir, George?" fragte Paula erstaunt wa» soll er mir mttgetheilt haben? Ich weiß von nichts!" Nun, dann kommt e» noch," lächelte George, ihr