Kr. 141. Ho«tttag> de« 20. Juni 1886. III. Jahrg. tllmrWksblolt Brgan für die Interessen der Arbeiter. DasBerliner   Volksblatt" (Eingetrag«n in der PostzettungSpreisliste für 1886 unter Nr. 769.) Jnsertionsgebühr beträgt für die 4 gespaltete Pelitzeile oder deren Raum 40 Pf. ArbeitSmarlt 10 fiel gtögnen Austragen hoher Rabatt nach Uedereinkunst. Inserate werden biS 4 NachmtttagS in der Expedition, Berlin   SW., Zimmerstraße 44, sowie von alle« Annoncen» Bureaux  , ohne Erhöhung dei Preiset, angenommen. RedaKtio«: Deathstraße 2. Expedition: Zimmerstraße 44. Arm ßalkna. Als der nun so Hochgeprieseue Fürst Alexander vo« Bulgarien  «och ei» Lieuteuaat war und de» Fürstea BiS» marck um Rath gefragt hatte, ob er die auf ihn gefallene Wahl zum Fürsten von Bulgarien aunehme» solle, da soll der Reichskanzler lachend geantwortet haben:.Nehmen Sie nur an; e« wnd eine schöne Erinnerung für Sie sein!" Wenn die« Wort wirklich gesprochen worden ist, so kann e« als Beweis dafür dienen, daß man in Berlin   die rufstscheu Zntriguen auf der Balkanhalbinsel   kennt. Die Siege Alexanders über die Serben haben den Thron Alex»»« ders nicht festigen können. Das Sp'eßbürgerthum hatte zwar reichlich Telegenheit, dem jungen Fürsten et« Hofianvah! darzubringen, weil er fich im Fcld�uge m de» Be» reich des feindlichen Feuer« wagte; die Bulgare» selbst aber scheinen davon weniger begeistert zu sein und werde» wahrscheinlich denken und daS nicht mit Unrecht daß AI xander nicht mehr gethan hat, als wa« jeder gemein« Eolvat auch that. Sie machen ihrem Alexander das Lebe» sauer und da« thun fie leider unter russischem Einfluß. Thäte» fie es in ihrem eigene» Interesse, so könnte man vom demokratische« Standpunkt aus nicht« dagegen sagen; fie thun e« aber im Interesse Rußlands   und das ist immer bedauerlich. Die Russe» sind bekanntlich in Bulgarien   auf eine ganz eigenthümliche Weise vetfahre». Nachdem fie da» Lau» von der Türkei   losgerissen hatten, richteten ste dort durch de» Fürsten   Dondukow-Korsakow eine Verfassung «in, die zumeist einen förmlich demokratische« Charakter trug. Dies mußte auffallea, da ja die rufst- yW Staatsmänner in ihrem eigene« Vaterlande «i»e demokratischen oder auch nur konstitutionelle» "ttierungen zulasse». Die Russen hatten die Hoffnung, Nve demokretische Verfassung werde den Bulgaren   die Kppostrio» erleichtern und da« Land für eine russische Okkupation reif machen. In dieser Hoffnung scheine« fie fich auch nicht getäuscht zu habe». Die bulgarische Ver» Mung w�de schon einmal umgeändert;»ach de« neuesten Nachrichten aber soll Alexander sich mit dem Plane ttage«, fie ganz zu beseitigen. Hauptsächlich ist e« die in Bul  » garie» bestehende Preßfreiheit, die ihm de» Te- danken an einen solchen Staatsstreich eingegeben hat; er kann die Blätter, die ihn angreifen, nicht verfolgen lasse» "ad da» berettet dem armen Helden großen Schmerz. Er will staatsstreicheln und sich von der Last einer bösartige» �ppositionspresse befteie»._ In dem Augenblick, da Alexander de« Weg de» Staatsstreichs betritt, beginnt sich Bismarck  '« Prophezeihung verboten.; Jeuil�eton. Eine Mutter. Roman von Friedrich Gerstäcker  . (Fortsetzung) Hier aber war viel zu thun. Er nähte die furchtbare Bunde ziemlich gleichmüthig zu, wobei er fich erkundigt«, »ohe, der Alte den Schnitt habe, legte dann eine» Verband "n, betrachtete sich die Bißwundm. ließ fie auswasche«, »ordnete kalte Umschläge und ließ sich dann von dem Haushofmeister ein Zimmer anweise«. Er wollte hierüber» Achten, falls die Frau Gräfin   noch einmal»ach ihm ver» angen sollte.,, Der alte Förster fühlte sich Kdeß durch da« Zunähe« «r Wunde und de« Verband sehr erleichtert; er ließ tch noch ei» TlaS Wein geben, um sich ein wenig zu stär» tt», und verlangte dann»ach seinem Forstgehilfe». Während er so da lag, war ihm doch die Sache mtt «m vchuß, und daß er nachher noch ein Rassel« in den Züschen   gehört hatte, im Kopf herumgegangen. Wen« er 'en Menschen nun doch, obgleich er blind in den Busch ge» °uert und tief gehalten, getroffen? Der Forstgehilfe stand och draußen und besprach die Familienverhältnrffe mit wem der Lakaien, der höchst entrüflet über die Flucht °ar. denn das Kammermädchen schien Eindruck auf ihn e*acht zu haben, und nicht ihm einmal hatte fie fich «deckt 1 »Herr Förster, Sie haben«ach mir verlangt!" .Ach, Wenzel, find Sie das? Stopfen Sie um erst onial meine Pfeife; fie steckt in der linken Rocktasche und ** Tabaksbeutel in der rechten.' »Ja wohl, Herr Förster." Die Pfeife wurde gestopft gebracht. Wenzel zündete einen Fidibu» an, aber da« tauche» wollte nicht recht gehen. Hatte die Pfeife keinen op, oder that ihm dabei der Backen so weh? Der Forst« thttfe selber probirte, fie zog vortrefflich: der Förster ?hm sie noch einmal zwischen die Lippe», aber e« ging Er seufzte tief auf und gab fie Wenzel zurück. zu erfüllen; dann wttd sein Reich für ihn baldeine schöne Erinnerung' sein. Die Bulgaren   sind nicht die Leute, die sich einen solche« brutalen Gewaltakt ruhig gefallen lasse«. Leider werden sie dann verblendet genug sein, in die russischen Schlinge» zu falle». Warum kann Alexander mit einer halbdemokratische» Verfassung nicht regieren? Die Antwort liegt auf der Hand; der Ehrgeiz stachelt ihn, er möchte mächtiger sein als er ist und er scheint seinem Ehrgeiz Alle» zum Opfer bringe» zu wolle«. Er würde gut thun, sich etwas weniger Empfiadlichkett zuzulegen und zu begreife», daß die Ver» fassung, die nun einmal da ist, auch aufrecht erhalten wer« den muß. Diese Verfassung sollte ein Danaergeschenk sein. Ruß« land hatte dabei die Absicht, mittelst dieser Verfassung in Bulgarien   eine ruhige Entwicklung unmöglich zu machen. Aber das hätte man leicht vermeide« könne«. Alexander brauchte nur die Verfassung aufrichtig auszuführen. Allein man stand diese: Verfassung vo» vornherein mit Hintergedanken gegenüber; man plant« gleich von Anfang ihren Sturz. So traut sich Niemand und darau« entstand die Verwirrung, die«och keinen Augenblick aufgehört hat. DaS russische Danaergeschenk hat seinen Zweck vollkommen erfüllt. Zugegeben sei unter ollen Umständen, daß e« über» Haupt schwer sein mag, auf der Balkanhalbinsel   eine gesunde Ordnung der Dinge herzustellen. Dort sind seit Jahrhunderte» viele Köche nur damit beschäftigt, de« Brei zu verderben. Für Rußland   ist diese Balkanhalbinsel heute ein Vulkan, der dem eS jederzeit Eruptionen veranlasse» kann, die eS braucht, um die eu'opäifche« Verhältnisse zu verwirren und die Türke» zu erschüttern. Wer sich wie Alexinder auf diesem Vulkan niederläßt, der muß immer gefaßt sei«, bei einer Eruption von dem Lavastrom mit sortgeschwemmt zu werden.- ""DttFehler in den Verhältnissen auf der Balkavhalb» insel liegt auch darin, daß man den dortigen Völker» keine selbststäadige Entwickeluvg gönnt. E« find immer fremde Hände im Spiel. Man kann nichts dagegen haben, wen» die Mächte fich zusammenthun, um einer drohende» Kriegsgefahr am Balkan zuvorzukommen; leider haben fie die Kriegsgefahr nicht immer beseitigen können. Wetter sollte man auch nicht gehen; man sollte den Balkanvölkern die Ordnung ihrer inneren Aagelegenhetten selbst überlasse«. Aber sämmtliche europäischen   Diplomaten und Staat«» männer halten fich für berufen, in diese inneren Verhält» aisse einzugreifen und das ist eben das Unglück! Rauchen Sie sie selber, Wenzel," sagte er traurig; «S geht nicht. Der verfluchte Maulwurfssänger!' Und weiter soll ich nichts?' ftagte der Forstgehilfe, der. dem Auftrag gehorsam, die Pfeife zwischen die Zähne »ahm. Doch, Wenzel; setzen Sie sich einmal eine« Augen« blick hierher. Da« Maul thut mir so weh, ich kann nicht laut sprechen. Nehmen Sie sich Jemanden mit einer Laterne mtt, und gehen Sie auf de» Platz zurück, wo Sie mich vorher ge- funde» haben. Da« wissen Sie doch, wo da» war?" Ja wohl, Herr Förster." Tut, vo« da gehen Sie auf meinem Schweiß zurück bis zu dem Fichtenstreife», der am Hafer hinläuft. Sie können nicht fehle», er muß überall auf de« Büschen fitzen. Dort finden Sie eine Drahtschlinge, die der verdammte Ha« luake, der MaulwurfSfävger, gelegt hat, und ei« Stück Wild darin; ich weiß nicht, was eS ist, ich hatte keine Zeit,«ach» zusehen." Der Luwpenkerl l" sagte der Forstgehilfe in gerechter Enttüstungob ich'S mir nicht immer gedacht habe!" und qualmte stärker. Halten Sie'» Maul und hören Sie zu!" sagte der Förstergerade wo da» Stück liegt, Hab' ich gestanden, auf der ander« Sette drüben und link« hinein in die Fichte« die Schrote müssen noch in den Zweigen sitze«. ehmen Sie sich lieber zwei Laternen mit, daß Sie besser sehen könne«, und suche» Sie mir die Fichten ab, ob ich den Lump nicht doch vielleicht zu Holz geschossen habe." Glauben Sie, daß er was hat?" Ich weiß es nicht; hingehalten Hab' ich ein bis­chen tief aber ich konnte nicht« sehen; der Schweiß lief mir in'« Auge und stockfinster war's auch, und der Kerl stak in dem jungen Holz drin aber nachher hat'« ge» raschelt; e» ist doch möglich, daß ihm ein paar Schrote in die Beine gefahren sind'S ist zwar nur Nummer sechs, aber ich möchte doch nicht gern, daß der Kerl die Nacht im Busch läge. Mach?« Sie, daß Sie fortkommen. Wenn Sie zurück find, sage« Sie mir Antwort, dann will ich einschlafen." Der Forstgehilfe gehorchte dem Befehl; junge Burschen, Potitische Ueberstcht. Zur Arbeiterversicherung. Dem BundeSraihe ist der Entwurf einer kaiserlichen Verorvnung zugegangen, der zuiolge daS Gesetz über die Aussehnung der Unfall» und Kranken» Verficherung sür den Baggereidetrieb, den gewerbsmäßigen Fuhrwerks-, BinnenichifffahrtS-, Flößerei, Prahm, und Fähr» betrieb, sowie den Gewerbebetrieb de« SchiffttehenS(Treidelei), den gewerbsmäßigen Spedittonk», Speicher- und Kellereibetrieb, den Gewerbebetrieb der Güterpacker, Güterlader, Schaffer, Bracker, Wäger, Mcffer, Schauer und Stauer in seinem vollen Umfange am 1. Juli 1886 in Kraft tritt. Am 7. Juni d. I. waren von der Unfallverstcherung umfaßt 62 BeruiSgenoffen» schaften mit 247 162 Betrieben und 3 035 719 Arbeitern, 44 Aus­führung« dehörden mit 231782 Arbeitern; hierzu kommen noch diejenigen Personen, für welche durch das Gesetz, betreffend die Fürsorge für Beamte und Personen des Soldatenstandes, gesorgt worden ist. Et« unverbesserlicher Manchestermann ist Herr Dr» Barth. In der neuesten Nummer seinerNation" schwingt er fich ,u folgender Leistung auf:ES ist Mode, daS Ge- däude der bestehenden WirthschaftSordnung für baufällig zu erklären und die Lage der Arbeiter als eine hoffnungslose dar» zustellen. In Wahrhett haben aber gerade die letzten Jahrzehnte die gänzliche Hinfälligkeit der sozialdemokratischen Theorie vom ehernen L o h n g e s e tz und eine beständige Vcrbefferung deS Loose» der arbeitenden Klaffen dargethan; und da» alle« trotz einer den Jntmffm der Arbeit durchweg ungünstigen Siaats» intervention." ES wundert uns nur. wie gerade in den» selben Jahren, welche mit jedem Tage die xänzliche Hinfällig» keit der sozialdemokratischen Theorie bewiesen, der Sozialismus die große Anhängerschaft gewinnen sonnte, die er heute desttzt. Entweder find dir Hunderttausende, die fich zum Sozialismus dekannten, lauter denkunfähige Narren, oder Herr Dr. Barth erfreut fich einer staunenSwerthen Unkenntniß der wirthschaftltch» sozialen Entwicklung. Der bayerische   König soll, wie nunmehr von allen Sei­ten zugestanven wird, in der letzten Zeit fich an die Or le an» gewandt haben, damit ste ihm gegen Zugeständniffe politisch r helfen. DerFranks. Ztg." meldet man Irt aus den Schulden helfen. DerFranks. Ztg." meldet man hierüber:Im Anfang diese» Jahre» gelangte au« des- nigs Nähe nach Pari«, vermuthlich direkt in die Hände der Prinzen von Orlean«, da» Gesuch, ihn au» seiner Geldver« legenheit zu befreien. Im Mai dieses JahreS(ohne Zweifel hat die Angelegenheit inzwischen verschiedene Stadien durch» laufen) gelangte von einem Sekretär oder Agenten d«S Haufe» Rothschild   in PariS   ein Brief hierher, der die Gewährung der Summe zusagte unter folgenden Bedingungen: Neutra» lität im Falle eines Kriege» mitPreuße»' Ratifikation des abzuschließenden Vertrage« durch den banett» schen Gesandten in Pari«. Der Vertrag ist zum Abschluß fertig gewesen, wonach der König gegen Zahlung von vierzig Millionen Frank« fich ,m Unterstützung der Beücebungen der Orleans  , auf den Thron zu gelangen, und zur N-utralttät im die ihn begleiten wollten, waren»och genug da, und die Fackeln aufgreifend, welche schon vorher benutzt worden schritt der kleine Trupp rüstig durch de» Park, bis ste dre Gegend erreichten, wo sie vorher de» Förster ae» fuuden. Hier übernahm der Forstgehilfe die Leitung. Zuerst mußten sie»och erne kurze Zeit nach der wirklichen Stelle suchen, aber die war bald gefunden, den« in de» erst am Nachmittag frisch geharkten Wegen waren die vielen Fuß» tritt« deutlich erkennbar. Und dort lag auch die Blutlache Hier über den Weg war der alte Mann herübergekommen' Blutzerchen fanden sich überall, die an seinen Kleidern nie« dergetropft; dort war er au» de» Büschen herausgekommen ein paar Zweige, an die er sich gehalten, fanden fie ein- geknickt, mederhangend und voller Blut überall hinge» in der That die Spuren und führten deutlich zu Stelle zeigte. Himmelhund!" fluchte der Forstgehilfe, als er das verende e Thier,«och ,n der Schlinge festfitzend, fand und sich jetzt niederbog, um es ftei zu machen und mit zum Schloß zu nehmenwenn ihm der Alte doch nur den .... vollgeschosse» hätte!" ','®a knurrt ei« Hund I' rief einer der Leute. Alle horchten, und deutlich hörte» sie jetzt aus den Büsche» herau« einen menschlichen Ruf nach Hilfe. Da liegt er!' rief der Forstgehilfe, und fich rasch emporrichtend, griff er nach'einer der Fackel« und preßte sich durch die Fichtevdickung der Stelle zu, von der er den Ruf zu hören geglaubt. Er brauchte nicht weit zu gehe«. Kaum zehn Schritt in den Fichte» drin schlug ein kleiner Hund an, und dort fanden fie, bleich und mit Blut bedeckt, aber bei voller Besinnung, den Maulwurstfänger, der hier de« Schuß erhalten hatte und zusammengebrochen war. Halloh, wen haben wir da?" rief der Forstgehilfe während er scheu vor dem Anblick zurückprallte und der Hund ei» wüthende« Geheul aussticß. Die dichten Büsche ließen auch kaum die Gestalt erkennen, den« die Fichte». *"»ipg aß,* Seiten über ihn hin. ch zu Jona» hinüber," bat der Un. «Tragt