Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr 267.
Lokales.
Auf die Beschwerde des verbotenen Arbeiter- Bezirksvereins Unverzagt" wider das im Juli d. J. erfolgte Ver bot denselben auf Grund des Sozialistengeseges hat die ReichsKommission nunmehr endgiltig und zwar abweisend entschieden. Das erst in den jüngsten Tagen Herrn Friz Berndt, dem stellvertretenden Vorfigenden, zugegangene diesbezügliche Schreiben lautet, soweit das allgemeine Interesse dabei in Frage kommt, wie folgt: Berlin , den 29. Oktober 1886. Auf die Beschwerde des stellvertretenden Vorsitzenden des Arbeiter- Bezirksvereins Unverzagt" zu Berlin gegen das unter dem 15. 17. Juli 1886 vom königlichen Polizeipräsidium zu Berlin erlassene Verbot des genannten Vereins hat die Reichskommission in ihrer heutigen Sigung beschlossen: daß die Beschwerde als unbe gründet zurückzuweisen sei." Die Reichskommission stimmt den Maßregelungen des Polizeipräsidiums zu, weist auf die Aften desselben hin und kommt dann auf die einzelnen Punkte der Beschwerde. Wenn der Beschwerdeführer zunächst bemängelt, daß aus den" Vorgängen bei den konstituirenden Versammlungen auf das Bestehen einer auf Förderung sozialdemokra tischer Bestrebungen gerichteter Absicht geschloffen worden, so mag ihm der Inhalt der in der ersten konstituirenden Verfammlung vom Stadtverordneten Herold gehaltenen Rede nicht gegenwärtig sein. p. Herold führte damals aus, daß es bei der Gründung von Arbeitervereinen auf Organisation der Arbeiterpartei" ankomme, um unsere Meinung" klarzulegen, da ,, wir für unsere Partei nur ein Blatt haben können, welches nur Lokales" bringt, uns aber verbietet, uns über Politik auszusprechen", und fuhr fort: wenn wir hier in den Vereinen vorsichtig sind, so werden wir etwas erreichen, so werden und so wollen wir vom werkthätigen Volke die Frage endlich erlöst und gelöst wiffen, wie wir uns das Ziel gesteckt haben und wie fie vom Volfe gewünscht wird." Die Identität der Arbeiter partei " mit der Sozialdemokratię wurde, soweit es dessen überhaupt noch bedurfte, von dem Stadtverordneten Singer in der zweiten Versammlung auf das Bestimmteste behauptet." Die Swede und Ziele der Arbeiter- Bezirksvereine waren vor Allem die, durch wissenschaftliche Belehrung zu wirken. Aerzte und Juristen, wie philosophisch gebildete Männer haben deshalb immer und immer wieder die Referate in den Versammlungen übernommen. Auf diesen Hinweis erwidert die Reichstommission: Weder die Bejahung noch die Verneinung dieser Frage würde geeignet sein, die Beschwerde zu stüßen, denn feineswegs brauchen in allen Versammlungen die sozialdemo fratischen Bestrebungen in gesetzwidriger Weise hervorgetreten zu sein, um gleichwohl die Voraussetzung des zweiten Absatzes von§ 1 als zutreffend erscheinen zu lassen. Es würde daher auch nicht releviren, wenn wirklich die vom Beschwerdeführer namhaft gemachten Themata einzelner Vorträge ,, derartige nicht zur Sache gehörige Ausführungen überhaupt gar nicht zuließen" und solche Ausführungen denn auch bei Behandlung dieser Themata nicht vorgekommen wären. Die bei den Akten befindlichen Berichte über die nun aber, daß gerade
Versammlungen ergeben auch bei vielen angeblich Aufreizungen
ganz unverfänglichen Themata heftige Aufreizungen zum Klaffenbaß, zum Theil bei den Haaren herbeigezogen, borgebracht worden sind. Außerdem mag noch besonders auf
Den Vortrag von Flatow in der aufgelösten Versammlung vom 5. Mai ds. Js. hingewiesen werden. Auch die Vorträge von Rendziora enthalten zu einem großen Theile neben den plump der anderen Gesellschaftsklassen". Zum Schluß beschäftigt sich anderen Vereine nach Grünau und Köpenick .
Ueber den Magerschweine- Bichhof in Rummelsburg hatten wir fürzlich nach der Staatsbürger Zeitung" eine Notiz
Sonntag, den 14. November 1886.
dem
3. Jahrg.
worden, nicht für stichhaltig erkannte, vielmehr betonte, daß auch durch das geringfügigste Vergehen, welches sich ein Schant wirth in seinem Geschäftsbetriebe zu Schulden kommen laffe, diejenigen Eigenschaften im Sinne des§ 33 der Gewerbeord nung verloren gingen, die bei Ertheilung der Konzeffion maßgebend gewesen wären. Die Konzession wurde deshalb ent zogen.
Soviel wie's Schwarze unterm Nagel", ist eine sehr volksthümliche Bezeichnung für eine Geringfügigkeit, und den noch fann eine solche Geringfügigkeit von großen Folgen seinDer Inhaber einer bedeutenden Weberei im Rheinland schickte seinen Sohn zu einem hiesigen Geschäftsfreund, welcher den jungen Mann in seinem Komtoir beschäftigen und ausbilden sollte; dieser machte nicht nur Fortschritte im kaufmännischen Wesen, sondern auch in der Gunst der Tochter seines Prinzipals, und theilte seinen Wunsch, das Mädchen zu heirathen, seinem Bater mit. Von der Sache war zwar noch. nichts offiziell, aber doch gerade genug bekannt geworden, um die beiden jungen Leute, wie man so sagt, ins Gerede zu bringen. Nach einiger Beit erschien der Herr Papa, ein biederer Rheinländer und ges müthlich, wie die meisten seiner Landsleute, und Vettern und Basen aus der Verwandtschaft seines Geschäftsfreundes er warteten nun täglich die offizielle Verlobungsanzeige des jungen Paares. Aber es tam anders; so viel wies Schwarze unterm Nagel" fam dazwischen und die Sache ging schief. Eines Abends fizt der Rheinländer bei seinem Geschäftsfreunde am Tische; er bittet seine Schwiegertochter in spe, ihm ein Brötchen mit Spickgans zu belegen und das Fräulein geht mit ihren zarten Fingern über das zähe Fleisch her. Der alte Herr ist und behauptet, das Fleisch schmecke wie nach Wachs. Das Fräulein lächelt, bittet um Entschuldigung und spricht die Befürchtung aus, daß dieser Geschmack von dem Wachs her rühre, das sie zur Sauberhaltung unter die Nagelränder zu gießen pflege. Mit dieſem bischen Wachs aber hat sich der alte Herr an dem Fräulein den Magen verdorben. Am nächsten Morgen hatte er eine ernste Unterredung mit seinem Sohne, dem er klar machte, daß eine eitle Zierpuppe, die ihre Finger nägel mit Wachs pflege, nichts arbeiten tönne und feine Haus frau für ihn sei. Bald darauf reiste der alte her ab; furze Beit später folgte ihm sein Sohn in die Heimath, und Vettern und Basen warten noch immer auf die Verlobungsanzeige. Und was ist die Ursache der gescheiterten Verlobung? Nicht so viel, wies Schwarze unterm Nagel!
lich anderen Thatbestand gefunden, als ihn jene uns von einem| truges mit Geldstrafe bestraft waren, die Konzession ertheilt Berichterstatter zugebrachte Notiz enthielt. Die Verunreinigung des, Kuhgrabens" geschieht in feinerlei Weise durch die ,, Jauche" des Magerschweine- Viehhofes, sondern durch den von Lichten berg herkommenden und in den Kuhgraben" mündenden verlängerten Oswaldgraben". Lichtenberg hat keine andere Entwässerung als den Oswaldgraben, der nun seinen ganzen Schlamm und Schmus dem Kuhgraben" zuführt, wovon man fich an der Einmündungsstelle vollständig überzeugen kann. Das Bemühen der Rummelsburger Einwohner geht nun dahin, die Gemeinde Lichtenberg zu zwingen, auf der Wiese zwischen der Ringbahn und dem Kuhgraben" an der Grenze eine Sammelgrube zu errichten, in welcher der Schlamm des Oswaldgrabens" liegen bleibt, damit so das dem„ Kuhgraben" zugehende Wasser ein möglichst dünnflüssiges und reines ſei. Seitens der Lichtenberger Gemeinde ist überdies die Verbindung des Dswaldgrabens" mit Kuhgraben" in vollständig unzulässiger Weise hergestellt worden. Die Abwässer des Oswaldgrabens verliefen früher auf einer Wiese; nach und nach stachen die Lichtenberger aber ihren Graben immer weiter, bis er endlich mit dem„ Kuhgraben" verbunden wurde. Von gewisser Seite wird nun die Verunreinigung des Kuhgrabens" dem Magerschweine- Viehhof allein zur Last gelegt. Das widerspricht aber ganz und gar den Thatfachen. Denn wir haben uns persönlich, und zwar auch an einem Markttage, davon überzeugt, daß auf dem Schweine Viehhofe die größte Sauberkeit herrscht. Es ist auch gar keine Gelegenheit geboten, daß sich dort Schmus ansammelt. Der Schweinemarkt findet nur einmal in der Woche, am Mittwoch, statt und ist innerhalb 6-7 Stunden beendet. Ferner befinden fich auf dem durchweg gepflasterten Markte 7-8 Sentgruben, in welche aller Unrath und alles Waffer hineinfließt, so daß an eine Verunreinigung des Kuhgrabens gar nicht zu denken ist. Auch von der Laderampe her an der Bahn kann der ,, Kuhgraben in feiner Weise verunreinigt werden; denn auch von Sort kommt aller Unrath in eine eigene Sentgrube und außerdem ist die Reinlichkeit dort, für welche der Stationsvorsteher mit peinlichster Sorgfalt sorgen läßt, eine außerordentliche. Von einer Betition um Abschaffung des Viehhofes haben wir trot weiterer Erkundigung nichts erfahren können; dagegen wollen die Rummelsburger bei der Regierung in einer dringlichen Petition dahin vorstellig werden, daß Lichtenberg zur Anlegung jenes oben erwähnten Schlammbassin baldmöglichst veranlaßt werde, da die Schlamme und Schmutzuführung in den Kuhgraben" einzig und allein durch den verlängerten Oswaldgraben aus Lichtenberg geschieht." Nr. 18 u. Vor etwa zwei Jahren führten wir, so schreibt das B. T.", als ein nicht mehr schönes" Kuriosum an, wie in der Birkenstraße ein Grundstück zwecks Bebauung derartig parzellirt worden sei, daß die einzelnen Häuser die Nummern 8, 8a und dann so weiter mit Grazie bis Nr. 8 n erhalten hatten. Jezt überbietet die benachbarte Wilsnackerstraße dies Beispiel noch bei weitem. Die Polizeinummern des früheren Grundstücks Wilsnackerstraße 18 reichen nämlich von Nr. 18 a bis Nr. 18 u. Eine völlige Umnumerirung der Wilsnackerstraße, obwohl auch störend, wird leichter verschmerzt wer den können, als der Fortbestand der Buchstabenhäufung um die Nummer 18 herum.
gelangende Bier
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Der Kriminalschuhmann Hartmann war am 16. Ja nuar v. J. von seiner vorgesezten Behörde beauftragt worden, das bei dem Schankwirth J., Grüner Weg, zum Ausschant auf gelangende Bier sogenanntes Gräßer und Pilsener feine„ Echtheit" zu prüfen, da Beschwerde eingelaufen war, daß 3. von hiesigen Brauereien unter dem Namen„ Gräßer" und " Bilsener" gebrautes Bier in seinem Lokal als echtes Bier" verkaufe. p. S. ließ sich je eine Flasche von den Bieren verabreichen mit der Frage, ob das Bier auch echt" sei. Die bejahende Antwort ist für I. recht verhängnißvoll geworden,
denn er wurde Ende März v. J. vom Schöffengericht zu 60 M.
Laufenden der dort feilgebotenen Schweine den„ Kuhgraben" Geldbuße verurtheilt. Auf die eingelegte Berufung wurde die
verpeste und die dadurch geschaffenen Zustände ganz unhaltbare geworden seien. Die letteren zu beseitigen, zirkulire jetzt in Rummelsburg eine Petition an die Regierung zu Potsdam , in Iwelcher die Bewohner um Abschaffung des Viehhofes bitten." Die Staatsbürger Zeitung" schreibt jezt hierzu: Wir haben uns an Ort und Stelle persönlich informirt und einen wesent
Berliner Sonntagsplauderei.
Wohl zu keiner Zeit im Jahre merkt der Arme mehr, daß er arm, und der Reiche mehr, daß er reich ist, als wenn die ersten Borboten des Weihnachtsfestes in die Erscheinung treten. Auf der einen Seite Noth und Entbehrung, auf der anderen überschäumende Fülle, hier Verzweiflung dort Lust und Freude. Das ist von Alters her die Signatur des Festes gewesen, von dem es eigentlich heißt: Friede auf Erden!
Strafe auf 30 M. ermäßigt; die hiergegen eingelegte Revision aber verworfen. Nunmehr flagte das fgl. Polizeipräsidium beim Bezirksausschuß wider J. auf Konzessionsentziehung. Durch Urtheil vom 9. Novembr d. J. wurde ihm denn auch die Konzession entzogen, weil der Bezirksausschuß die Einwendungen des J., es sei in lezter Zeit Vielen, die wegen Be
kein Pfennig übrig; man tennt sie einfach nicht, man nimmt sich auch nicht die Mühe, die Armuth in ihrer nacktesten Gestalt aufzusuchen.
Das ist freilich kein Amüsement, in den Wohnungen
charmiren, die feinen Herren und Damen haben daher auch
feine Veranlassung, die eleganten Räumlichkeiten, in denen sie ihre Bazare abhalten, zu verlassen. Man hält sich desbalb, wie man sich Pferde und Hunde hält, seine Armen, die mit ihren frommen Leichenbittergesichtern so demüthig für alle Gnaden und Wohlthaten zu danken verstehen und die obendrein noch den Segen des Himmels auf die er
Anderen Menschen freilich
fommen diese Armen wie die personifizirten Brechpulver vor. Die Armuth hat ihre Würde und ihren Stolz, die der Das Almosen degradirt den Menschen vor sich selbst, des=
Doch wir sehen zu schwarz; an allen Ecken und Enden regt es sich bereits, man überschüttet die Nothleidenden mit Wohlthaten, edle Damen und Herren veranstalten jetzt habenen Spender herabflehen. bereits die berühmten Wohlthätigkeits- Bazare, wo man unbrauchbare und überflüssige Dinge, die im eigenen Haushalt nicht mehr zu verwenden sind, zum Heil und Segen der professionsmäßige Almosenempfänger freilich nicht fennt. barbenden Menschheit verkauft. Freilich Schenker und Beunangenehmer, marktschreierischer eines ber beliebtesten feinen Welt" sind. Feine
mit
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halb liegt den Gewohnheitswohlthätern auch soviel baran, den nothleidenden Klassen Bettlergaben vorzuwerfen, wo diese mit gutem Recht ihr gutes Recht fordern könnten. Man wird zahm, gefügig, gebrochen durch das Gefühl der Ab
welchem man die breiten Schichten des
erhalten will, und die Wohlthätigkeitsbrocken, die von den Tischen der Neichen fallen, tragen nicht
menig bazu bei, jeben freien Gebanten im Reim zu er
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Die Zahl der gemischten Ehen in Berlin scheint doch, troß der Bekämpfung derselben von streng- katholischer Seite, ziemlich bedeutend zu sein. Die für das Jahr 1885 ausgear beitete Statistit über die bei den evangelischen Kirchen Berlins stattgehabten Trauungen, welche der Küster Jagst aufgestellt hat, weist unter den 7206 firchlich getrauten Ehepaaren nicht weniger als 631 solcher Paare nach, bei denen der eine der Ehegatten nicht zur evangelischen Kirche gehört, und zwar war in 263 Fällen der Bräutigam und in 368 Fällen die Braut evangelisch. Von den sämmtlichen firchlich getrauten Ehepaaren ließen 5803 ihre Ehe innerhalb 8 Tagen nach der Eheschließung vor dem Standesamte einsegnen, während 1403 Paare erst nach Die längerer Zeit sich zur kirchlichen Trauung meldeten. verhältnißmäßig große Zahl der Mischehen ist jedenfalls eine Folge der evangelischerseits geübten Toleranz. Es ist zu bes zweifeln, daß sich bei den hiesigen katholischen Kirchen das Verhältniß der firchlich eingesegneten Mischehen eben so hoch stellt. Dafür verschwinden allerdings in streng katholischen Gegenden zahlreiche Angehörige anderer Konfeffionen bei der Eheschließung mit Katholiken in deren Konfession.
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Zur Warnung diene folgender Vorfall: Als man sich gestern in einer in der Kaftanien- Allee wohnhaften Familie R. um den Tisch zur gemeinsamen Mahlzeit versammelt hatte, zog ein 11jähriger Sohn des Hauses der ungefähr 16jährigen Schwester den Stuhl in dem Moment fort, als sie sich auf denselben niederfeßen wollte. Sie setzte sich natürlich mit aller Force auf den Fußboden und vermochte sich nicht wieder zu erheben. Ein Arzt wurde gerufen, welcher eine höchst bedenkliche Ver stauchung am Beckenknochen fonstatirte und zugleich erklärte, daß, wenn der Fall nicht mit der größten Sorgfalt behandelt würde, das junge Mädchen Zeit ihres Lebens lahm bliebe.
zu ihrer heimlichen Angst, aber zur offenbaren Freude des preußischen Fiskus ihre Vermögenslage unter Inanspruchnahme der sächsischen Lotterie aufzubessern trachten? Was hilfe es dem Menschen, wenn er selbst das große Loos ge= ihm den mühsam erworbenen Gewinn wieder entreißen?
Diese Aussicht bietet so viel Niederschmetterndes, daß man, wenn man überhaupt verbrecherischer Weise spielt, herzlich gern auf den Gewinn verzichten möchte. Denn wozu die Aufregung und die Freude, wenn man schließlich nur die Gerichtskosten zu entrichten hat und den Gewinn bei Heller und Pfennig wieder herauszahlen muß? Da ist es denn
doch besser, man spielt Ausstellungs- oder preußische Lotterie, mit einiger Wahrscheinlichkeit ist ja auch hier darauf zu rechnen, daß man nichts gewinnt, aber schließlich erspart man sich hier wenigstens die Scherereien mit dem Gerichtsvollzieher. Die preußische Regierung hat ganz recht: das
Spielen in auswärtigen Lotterien ist ein Laſter; aber da
das Laster einmal da und sehr einträglich ist, sieht man wirklich nicht ein, weshalb eine stets geldbedürftige Regierung nicht davon profitiren soll.
Geld riecht bekanntlich absolut nicht, man spürt wirklich nicht den leisesten Odeur, ob Jemand ein großes Haus von unterschlagenen Mündelgeldern führt oder ob er den Lurus aus eigenen Mitteln bestreitet, bis eine solche Sache endlich einmal, sengrich" wird, dann heißt es natürlich Pulver riechen". Das ist eine unter gebildeten" Leuten bisher immer noch übliche Art der Rechnunglegung gewesen, die eigentlich noch nie versagt hat; man ertheilt fich eben selbst Decharge. Es ist bequem, billig und macht nicht viel Schreibereien.
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Bazare, die Dreiftigkeit inszenirt werden, Wintervergnügen der Damen machen die Verkäuferinnen, Barone und Grafen hängigkeit, in bis hinab zum Rommerzienrath sind die Käufer, und Volkes Geld wird bei solchen Gelegenheiten gewiß nicht ge spart. Deffentlich muß man immer nobel sein, die Millionäre, die, nach einem berühmten Ausspruch, alle das Bucht- sticken. Mögen daher die frommen und reichen Leute getrost der Menschheit aufzuspielen. was darin, sich mit einigen Doppelkronen als Wohlthäter ihren menschenbeglückenden Bestrebungen weiter huldigen, Dieser Wintersport ist immer- jeder verständige Mensch weiß, was er von denselben zu wing noch ein billigen Berget, man with befannt, und hatten hat. Poffentlich ist die Zeit nicht mehr allaufern, wo was nüßen denn schließlich alle guten und warmherzigen auch diejenigen Gesellschaftsklassen, die man heute mit falschen Licht gehört bekanntlich nicht unter den Scheffel, und ein heraus ihre Feste feiern, zu denen keine Wohlthätigkeitsbazare Das war ein Hangen und Bangen in schwebender Pein, Eigenschaften, wenn Niemand davon etwas erfährt? Das Spenden hinter das Licht zu führen trachtet, aus sich selbst verschenkter Hundertmarkschein muß, wenn er seinen Beruf beizusteuern brauchen. nicht verfehlt haben will, unter allen Umständen in die Beitung. Es ist das eine kleine Anerkennung, welche man billiger Weise einem edlen Menschen nicht versagen foll. 3iehung der Kunstausstellungslotterie noch fort, und nur Werden doch mit jenen Summen ungezählte Thränen verderjenige, welcher als vorsichtiger Mann sein Geld nicht schämter und unverschämter Armer getrocknet, alle Bet- in Loosen angelegt hat, kann diesem Vorgange mit der brüder und Schwestern, die keine Stöcker'sche Predigt verRuhe folgen, die überhaupt dem gebildeten Europäer fäumen, reißen mit gierigen Händen den Löwenantheil an Traurig, viel des neunzehnten Jahrhunderts ziemt. für die trauriger jedoch sind diejenigen Unglücklichen daran, die
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Ernst ist das Leben, ob aber die Kunst sehr heiter ist, das mag ein Weiserer entscheiden. Jedenfalls dauert die
Da hat der Todeskampf der Hansa " mehr Mühe gekostet. ein Nichtleben und Nichtsterben können, daß Einem übel dabei werden konnte. Die Hansa " ging ein, weil ein beutefüchtiger Unternehmer nicht genug daran verdienen konnte. Bu bedauern sind nur die armen Leute, die ihre ganze Hoffnung auf das Weiterbestehen des Unternehmens setzten und die jetzt beim Beginn des Winters brotlos sind. Ob das neu angekündigte Unternehmen lebensfähiger sein wird, muß die Beit lehren, vorläufig darf man wohl daran zweifeln.