begen; dies müsse daher auch der Wunsch jeder vernünftigen Regierung in Belgrad fein. Gerade das radikale Kabinet sei, weil es fich des Vertrauens der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung erfreut, geeignet, im serbischen Volke die Ueberzeugung immer mehr zu befestigen, daß die Pflege guter Beziehungen zur Nachbarmonarchie auf Grundlage der Reziprozität eine der wichtigsten Bedingungen der gedeihlichen Entwicklung bes staatlichen und fulturellen Lebens Serbiens bilde.
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Gerichts- Beifung.
Seitens der Anklagebehörde find fünf Belastungszeugen und nur ein Entlastungszeuge, sämmtlich in Finsterwalde wohnhaft, geladen worden und erschienen.
Der Angeklagte erklärt, unter Ueberreichung einer Postfarte, daß er laut derselben von Verwandten seiner in Finsters walde gebürtigen Ehefrau zum Besuche eingeladen worden und deshalb am legten Pfingstfest mit seiner Ehefrau nach Finster walde gereift sei. Mit seinem verstorbenen Kollegen Marggraf sei er befreundet gewesen, auch sei es unter den Zigarrenmachern Sitte, daß einheimische sowie fremde Kollegen sich stets an der Beerdigung eines verstorbenen Kollegen betheiligten. Als Freund des Verstorbenen habe er das Bedürfniß gefühlt, demselben einen Kranz zu widmen.
Der erste Zeuge, Superintendent Stockmann, deponirt, daß, nachdem er die Liturgie beendet, eine Baufe eingetreten fei, welche der Angeklagte dazu benutzt habe, seinen Kranz, den er in demonstrativer Weise vor der Brust getragen, in die Gruft zu werfen und dabei einige Worte, die er nicht verstanden habe, zu sprechen. Alsdann habe sich der Angeklagte mit seinen Kollegen in demonstrativer Weise vom Kirchhof entfernt, wodurch Unruhe entstanden sei. Er habe später erfahren, daß der Angeklagte gleich dem Verstorbenen der Sozialdemokratie angehöre, deshalb habe er den Vorfall angezeigt, denn er wolle die Sozialdemokratie in Finsterwalde unter feinen Umständen aufkommen lassen.
Kottbus, 9. Auguft. Vor der Ferien- Straffammer des hiesigen Landgerichts stand heute der Zigarrenmacher Oskar Wigte, in Berlin wohnhaft, 29 Jahr alt, Atheist und noch unbestraft. Nach der Auskunft des Berliner Polizeipräsidii ist Wigte ein eifriger Anhänger der Sozialdemokratie, was felbiger auf Befragen des Präsidenten nicht bestreitet. Wizke ist angeflagt, bei der am 10. Juni d. J. erfolgten Beerdigung des Bigarrenmachers Berthold Marggraf auf dem chriftlichen Kirchhof zu Finsterwalde durch Erregung von Lärm oder Unordnung eine gottesdienstliche Verrichtung vorfäßlich gestört zu haben( Vergehen gegen§ 167 des Reichsstrafgesetzbuchs). Der Angeklagte fei dem Sarge des Verstorbenen mit den Mitglie dern des Finsterwalder Turnvereins gefolgt, habe einen mit rothen Rosen versehenen Lorbeerkranz getragen, denselben während der Zeremonie mit den Worten: Dem Todten zur Ehre, ben Ueberlebenden zur Nacheiferung!" in die Gruft geworfen und sich alsdann mit anderen Theilnehmern in demonstrativer| folge Aufforderung deffelben den Angeklagten zur Nennung Weise entfernt.
Theater.
Dienstag, den 13. Auguft.
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ftraße.
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Handlungen.
Auf Vorhaltung des Angeklagten muß der Herr Superintendent zugeben, daß ersterer seinen Kranz nicht vor der Brust, sondern auf den Armen getragen habe.
Der Todtengräber Luckau bestätigt die thatsächlichen Auslaffungen des ersten Zeugen mit dem Hinzufügen, daß er infeines Namens veranlaßt habe.
Danksagung.
Allen Freunden und Genossen, sowie den Kollegen der Röha'schen Knopffabrik und dem Fachverein der Knopfarbeiter für die so reich bewiesene Theilnahme bei der Beerdigung unseres so früh dahingeschie denen Bruders
1062
Joh. Nowack fagen wir hierdurch unsern verbindlichsten Dant. Die trauernden Geschwister.
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Sozialdemokrat. Wahlverein f. d. 1. Berl. Reichstagswahlkreis.
Grosse Versammlung
am Mittwoch, den 14. August, Abends 8 Uhr, in Jordan's Salon, Neue Grünstraße 28. Tages- Ordnung:
Der Polizeifergeant Wildau und Magistratssekretär Ratin wollen wissen, daß der Verstorbene ein eifriger Anhänger de Sozialdemokratie gewesen und Geld für diese Partei gesammelt habe. Von den Vorgängen auf dem Kirchhofe wüßten je aus eigener Wahrnehmung nichts, da sie nicht dabei gewefen wären. Tuchmacher Henschel vermag gleichfalls nichts zu be
funden.
-
Bigarrenfabrikant Turnwart Schoppan, Entlastungszeuge äußert sich in unklarer, verworrener Weise. Die Turner feien gefolgt. Nach Niederlegung ihres Kranzes hätten sie fich ent dem Todten, der früher ein Mitglied ihres Vereins gewefen fernt. Auf weiteres Befragen des Präsidenten erklärt der Zeuge daß er sich nach seinem Fortgange umgedreht und gefehen habe wie der Angeklagte ebenfalls seinen Kranz in die Gruft binab
warf. Hierdurch habe er eine Störung befürchtet.
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Zu den
bas Gewitte
Der Staatsanwalt hält durch das Hinabwerfen des Kranjes und die dabei seitens des Angeklagten ausgesprochenen Wi mungsworte, verbunden mit dem unzeitigen Fortgange vom Kirchhofe, es für erwiesen, daß eine sozialdemokratische Demon dieser Erschei stration geplant gewesen und für dieses Vergehen eine leit und Un
fängnißstrafe von sechs Monaten als angemessen.
Präsident das Urtheil, lautend auf drei Monat
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genug
Nach kurzer Berathung des Gerichtshofes verkündet de fängniß. Erschwerend falle das Moment der geplant drud, den Demonstration ins Gewicht, dagegen sei als strafmilde Betödtet zur die bisherige Unbestraftheit des Angeklagten anzusehen. Der Verurtheilte beabsichtigt, gegen das Urtheil Berufung gulegen.
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Mittwoch, den 14. August, Abends 8 Uhr, in Renz' Salon, Naunynstraße 72:
Mitglieder- Versammlung.
Tages- Ordnung:
1. Vorstandswahl.
2. Berathung der Geschäftsordnungsstatuten. 3. Verschiedenes.
Neue Mitglieder werden am Eingange des Saales aufgenommen. Mitgliedstarte legitimirt. Rusolf Beyer. Danzigerstr. 3.
[ 1056 1064]
1. Vortrag des Buchdruckers Herrn Wilhelm Werner über Sozialreform und die Arbeiter. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes und Fragetaften. Gäfte willkommen. Aufnahme neuer Mitglieder. Um zahlreiches Erscheinen ersucht
Der Vorstand.
Bentral- Kranken- u. Sterbekasse der Tischler u.. w.
Grosse Versammlung
am Mittwoch, den 14. Auguft, Abends 8 Uhr, im Königstadt- Kafino, Holzmarktstraße 72.
Tages- Ordnung:
[ 1067
1. Vortrag des Herrn J. Türk. 2. Vereinsangelegenheiten. 3. Verschiedenes und Neue Mitglieder werden aufgenommen. Gäste willkommen.
Fragefaften.
Fachverein der Tischler.
Für den Westen!
Der Vorstand.
Dienstag, den 13. August, Abends 9 Uhr, in Rennefahrt's Salon, Dennewigstraße 13:
Versammlung.
Tages Ordnung:
1. Die wirthschaftliche Umwälzung der französischen Revolution. Referent Herr J. Türk. [ 1043 2. Distuffion. 3. Verschiedes und Fragekaften.
genommen.
Mitglieder- Versammlung
am Mittwoch, 14. Auguft, Abends 8 Uhr, in Faustmann's Salon, Invalidenstraße 144. Tages- Ordnung:
1. Abrechnung vom 2. Quartal.
2. Wahl des Bevollmächtigten und eines Revisors.
3. Bericht von der Generalversammlung. 4. Verschiedenes.
Um zahlreiches Erscheinen ersucht
[ 1057
Die Drisverwaltung.
Die in dem Lokale Schlesischestraße 13 gegen den Maurerpolier Hrn. Brunsch ausgesprochene Beleidigung nehme ich hiermit zurüd. Friedr. Schirner, Maurerpolier.
1061]
Kollegen als Gäfte haben Zutritt. Neue Mitglieder werden in der Versammlung auf- en gros Kranzbinderet Der Vorstand.
Große öffentliche Versammlung
der Zimmerleute Berlin Weft u. Umgegend
am Mittwoch, den 14. August, Abends 81 Uhr, im Saal Königshof, Bülowstr. 37-40.
Tages Ordnung:
1. Haben wir es nöthig, daß wir uns organisiren? 2. Verschiedenes.
Um zahlreiches Erscheinen bittet
Der Einberufer: H. Ortland, Stegligerstr. 58, H. p.
[ 1063
Große öffentliche Versammlung der Vergolder und Fachgenoffen Berlins
am Mittwoch, den 14. Auguft, Abends 8 Uhr, in Scheffer's Salon, Inselstraße 10.
Tages- Ordnung:
1. Der ausgearbeitete Tarif und wie stellen sich die Vergolder Berlins dazu. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes.
Das Erscheinen aller ist unbedingt nothwendig.
[ 1059
Die Tarifkommission.
Große öffentliche Versammlung
Der Töpfer Berlins und Umgegend
am Donnerstag, den 15. August, Abends 7 Uhr, im Königstadt- Kafino, Holzmarkstraße 72.
Tages- Ordnung:
1. Die Thätigkeit im Baugewerbe in der Gegenwart und Vergangenheit( hauptsächlich
im Töpfergewerbe). 2. Diskussion. 3. Gewerkschaftliche Angelegenheiten. Es findet eine Tellersammlung zur Deckung der Untoften statt.
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