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Versammlungen.

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Eine öffentliche Kommunalwähler- Versammlung, die von etwa 600 Personen besucht war, fand am Dienstag Abend im Konzerthause Sanssouci", Kottbuferstr. 4a, unter Borsiz der Herren Zubeil, Krause und Hascheck statt, um dem Stabiverordneten Kunert Gelegenheit zu geben, Bericht über feine Thätieteit in der Stadtverordnetenversammlung zu geben und sein Mandat niederzulegen. Der Vorfigende bemerkte zu legterem Punkte, daß man im Irrthum sei, wenn man glaube, Herr Kunert fei gezwungen worden, sein Mandat zurückzugeben. Hierauf erhielt Herr Kunert das Wort, um ungefäbr folgendes auszuführen. Das Sosialistengefeß habe bei seiner Verhängung einen fritischen Wendepunkt im Leben der sozialdemokratischen Bartei bedeutet. Schmer sei es gewefen, nach diesem Schlage die Kräfte zu sammeln. Im Jahre 1879 habe sich ein fleines Häuflein gefunden, das in eine Kommunalwahl­bewegung eintrat, allerdings ohne äußeren Erfolg. Doch dieser Anstoß habe in den 80er Jahren Früchte gezeitigt. Wie habe fich nun die Partei gegenüber dieser Bewegung verhalten? Der Wydener Kongreß habe sich für Betheiligung ausgesprochen; der Kopenhagener habe betont, daß den Gegnern bei jeder Gelegenheit rücksichtslos entgegen zu treten fei. Der St. Gallener Parteitag habe diesen Beschluß gutgeheißen. In Baris sei die Betheiligung als ganz selbstverständlich erachtet morden: überall seien die Wünsche und Forderungen in Form. von Anträgen zu Gehör zu bringen. Redner ging nach diesen allgemeinen Betrachtungen nun zu seinem Berichte über. Er sei am 12. Juni 1888 in das Rothe Haus" gewählt worden. Sein erstes Auftreten in der Versammlung sei ein ziemlich stürmisches gewesen, doch bald habe sich dieser Sturm im Glafe Wasser gelegt. In der legten Zeit sei es bei seinen Reden so still gewesen, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Als er seiner Zeit über seine Stellung zur Kommunalwahl befragt worden sei, habe er geantwortet: des Volkes Wille ist der höchste Wille; werde der Eintritt in die Bewegung von der Mehrheit für richtig befunden, so sei er der Leste, der sich hiergegen sträube. Im Jahre 1887 feien eine Reihe von Fragen und Befürchtungen aufgeworfen worden, die er nicht für maßgebend anerkenne. Da habe die Personenfrage eine Rolle gespielt die ihr gar nicht aufomme. Diese sei in größeren Städten von gar keiner Bedeutung. Ihm sei der einfachste Arbeiter lieber, als der be fähigste Bourgeois. Dann wurde gesagt, die Stadtverordneten­Bersammlung habe keine gefeßgeberische Kraft. Das sei richtig, trotzdem würden aber in ihr Fragen erörtert, die von hoher Be deutung für das Leben der Partei und der Arbeiter sind. Es werde gesagt, es sei nichts Positives zu erreichen. Auch richtig! Sei es mit dem Reichstage aber ein anderes Verhältniß? Dann Tei von den Gegnern angeführt worden und das sei der schwerwiegendste Grund", daß unsere Partei kein eigent­liches tommunales Programm habe. Nun wohl, das allgemeine große Programm sei auch für die Stadtverordneten- Bersammlung ausreichend. Er werde hierfür den Nachweis führen. Das Programm habe 3 Abtheilungen, in denen es Forderungen formulire: 1. in sozialer, 2. in politischer, 3. in religiöser Beziehung. Zum erften Punkt werde gefordert, die Beseitigung der kapitalistischen  Ausbeutung der Arbeitskraft und die der Klaffengegenfäße. In diesem Punkte sei Vieles zu thun. Er erinnere nur an die Stelle, die der Magistrat als Arbeitgeber, als Steuereinzieher u. s. w. einnehme. Er( Redner) sei als Stadtverordneter stets in dieser Beziehung thätig gewesen. Er habe den Antrag ge­ftellt, eine Deputation von Arbeitern nach Paris   zu schicken, er habe eine Mehrbezahlung der städtischen Arbeiter unter dem Hinweise auf die Ungerechtigkeit verlangt, die darin liege, daß 17 Beamte so viel Gehalt schlucken, wie 200 städtische Arbeiter. Beides sei abgelehnt worden. Dies wirke aufklärend unter den Ar­beitern. Er habe auch bei Gelegenheit der Debatten in Betreff der Reguliung des Neuen Marktes und der Kaiser Wilhelmstraße, die sich auf ungefähr 12 Millionen stelle, das Wort genommen. Er habe damals betont, daß es Geld verschleudern heiße, wenn 14 000 M. für ein Lutherdenkmal auswerfe. Auf dem Sockel dieses Denfmals müßten die Worte stehen: Schlagt fie todt, wie die tollen Hunde!" nämlich die Bauern des 16. Jahrhunderts.( Lebhaftes Bravo.) Als er hierbei die historische Figur Luther's etwas scharf mitgenommen, sei ihm das Wort entzogen worden. Bei Debatten über das Schul­wefen biete sich die Gelegenheit, dem Magistrat zu Leibe zu rücken und auf die Klassengegensäte hinzuweisen. Auch bei der Etatsberathung böten fich gute Anknüpfungspunkte. Diesmal feien die Arbeitervertreter leider um die Gelegenheit der Kritik ge­Tommen, da eine Generaldiskussion über den Etat abgelehnt wurde. Der zweite Theil des Gothaer Programms, der poli­tische, fordere politische Gleichstellung und den freien Volts­Staat. Wie die soziale Frage nicht durch die Stadtverordneten­Versammlung zu lösen fei, fo sei durch diese auch nicht die Republif einzuführen. Wohl aber böte fich reiche Gelegenheit zur Kritif. Er erinnere an die Reben, die er gehalten habe, als das Denkmal Kaiser Friedrichs in Anregung tam und der Kaiserin Friedrich 500 000 Mart zur freien Bestimmung überwiesen werden sollten. Sehr viel laffe sich auch im Sinne unseres Programms sagen, wenn politische Adressen abgefandt werden sollen oder Empfangsfeierlich­feiten fürfilicher Gäfte in Aussicht genommen werden. Leider fei er schwer erkrankt und am Besuche der Versammlung ver­hindert gewesen, als die 150 000 M. zum Empfange des Königs von Italien   bewilligt worden. Zum dritten Punkt des Pro­grammes habe er in seinen Neden stets die Trennung der Staatlichen von den kirchlichen Angelegenheiten betont. Leider habe er seiner Beit nicht das Wort erhalten, als er gegen die Gintreibung der Kirchensteuer durch den Magistrat sprechen wollte. Seine Reden gegen die Bewilligung eines Bauplages und von 200 000 M. für den Bau einer Kirche hätten nichts genügt. Aus allen diesen Gründen sei auch die Behauptung der Gegner der Kommunalwahlbewegung, die Partei fenne fein tommunales Programm, Programm, hinfällig. Unsere Partei sei eine propagandistische. Nirgends dürfte dürfte sie sich die Gelegenheit entgehen laffen, die Berkommenheit der bürgerlichen Partei zu zeigen, um so mehr, als jeßt die Legislaturperioden auf 5 Jahre verlängert worden sind. Die Kritik sei eine tra­ditionelle Pflicht unferer Partei. Diese Pflicht sei ihm sehr schwer gemacht worden; theils durch die Chikanen des Vor­tehers Stryd, theils durch die Unruhe, während die Referenten fprechen. Oft fei nichts zu hören. In diesem Schwermachen der Pflicht habe auch die Presse Bedeutendes geleistet. In Ausfällen hatten sich die Berliner Zeitung  ". die Bolts- Zeitung", das kleine Journal" und der Reichsbote" besonders hervorgethan. Redner spricht alsdann seine Verwunderung darüber aus, daß von einer Seite betont worden sei, die Einführung des 9 stündigen Arbeitstages habe gar nichts zu bedeuten, da es nicht den Kern der Sache be­rühre und das Morsche des heutigen Systems farlege. Diefe Ideen Streiften bedeutend an Anarchismus. Redner verliest hierauf die Stenogramme mehrerer seiner Reden, um daraus zu beweisen, daß er stets auf die Klaſſengegensäge hingewiesen habe. Nach Berlesung der dritten Rede ruft ein Theilnehmer der Versammlung: Das ist ja langweilig!- ein Ruf, der ihm den Unwillen der Berfammlung einträgt. Als Referent fol­genden Baffus feiner Rede gegen das Armenwesen verlieft: Kleine Verbesserungen der Armenpflege nugen nichts; es giebt nur ein Mittel, allerdings ein Radikalmittel, die Armenpflege zu beseitigen, d. i. Umwandlung der kapitalistischen   in die geneffenschaftliche Produktionsweife," löst der überwachende Beamte die Versammlung auf Grund des§ 9 des So­sialistengefeßes auf.

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Oeffentliche Schneiderversammlung. Am 30. v. M. tagte eine öffentliche Schneiderversammlung in den Zentralfest­

fälen, Oranienftr. 180, mit der Tagesordnung: 1. Der Streif und die Plazarbeiter. 2. Bericht der Neuner Kommission. Da der zum ersten Punkt der Tagesordnung in Aussicht ge­nommene Referent, Kollege Jeschonned, verhindert war, so übernahm Kollege Steinmar das Referat. Redner führte un gefähr aus: Alle Gewerke suchten ihre Lage zu verbessern, und alles rede jezt vom Streit. Es feien allerdings große Borbe reitungen zu treffen. schwierig, weil die meisten nicht auf Werkstellen arbeiten, daher Bei den Schneidern sei das sehr auch keine Fühlung unter einander haben. Man habe hierbei mit einem sehr großen Faktor zu rechnen, nämlich mit den Plaggesellen. Infolge billigen Angebots würden sie vom Ge­schäft eingestellt. Der Arbeitgeber braucht für fie feine Werk­stelle, kein Feuer, kein Licht u. dgl. Sie wiffen nicht

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einmal, was ein anderer Arbeiter, der für daff Ibe Geschäft arbeitet, an Lohn bekommt. Andere, verheirathete Schneider, mietheten fich größere Wohnungen, um dann Pläge an die Ploggesellen zu vermiethen. Wenn sie von dem ohnehin niedrigen Lohn noch ihr Plasgeld bezahlt haben, bleibt nicht viel für sie übrig. Außerdem seien sie noch viel mehr gebunden, als die Werkstellenarbeiter. Man müsse die Blazarbeiter aufklären durch Flugblätter und Versammlungen. Pflicht eines jeden Schneiders ist es, sich eines der bestehenden Vereinigungen anzuschließen, der freien Vereinigung der Schnei­üblichen Bause ließen fich Kollegen in beide Vereine aufnehmen. der Berlins   oder dem deutschen   Schneiderverband. In der An der Diskussion betheiligten sich mehrere Kollegen. Es wurde sehr viel von der Ausbeutung der Schneider im allge­meinen gesprochen. Durch die große Reservearmee in unserem Gewerbe, durch das Angebot billiger Arbeitskraft sind die Unternehmer im Stande, die Löhne zu drücken. Unter Anderen wurde das Gefchäft von Alerander Gräs, Friedrichstraße 105, fritifirt. Das Geschäft hat eine Werkstatt und zieht für den Plat trop der schlechten Preise noh 10 und 12 pet. vom Lohn ab. Kollege Pfeiffer rechnet die Plazarbeiter mit zur Haus­industrie und betont, daß 25 pCt. für Werkstellenarbeiter und 10 pt. mehr für Hausarbeiter verlangt werden müssen. Die Hausindustrie fei ein Auswuchs der fapitalistischen Produktions­weise und müsse, menn nicht beseitigt, so doch eingeschränkt werden. Man müsse die Unternehmer zwingen, gesunde Ar­beitsräume einzurichten. Kollege Wiesemann stellt den Antrag: Die heute tagende öffentliche Schneiderversammlung möge be­fchließen, eine Rommission zu wählen, um Gelber zu sammeln für den bevorstehenden Streit durch 50- Pfennigmarken mit der Inschrift: Berliner   Schneiderstreiffonds." Im Laufe der De batte wurde jedoch der Antrag vom Antragsteller bis zur nächsten Versammlung zurückgezogen. In seinem Schlußwort führt der Refe­rent an, daß man wohl schon zu der Einsicht gekommen ist, ohne Geld feinen Streit durchführen zu können. Der deutsche Schneider­perband habe schon immer von den Vertrauensmännern in Er­ furt   Marten für den deutschen   Schneiderfonds a 10 Pfg. be= zogen. Wer feine Marken für 10 Pfg. faufe, der kaufe auch feine für 50 Pf. Man solle nicht glauben, die Berliner   Schnei­der würden allein stark genug sein. Nein, man müsse alle Schneider Deutschlands hinter sich haben, dann könne man etwas erreichen. Zu Punkt 2 der Tagesordnung erstattete Kollege Hardler Bericht. Der Beschluß der Kommission lautet wie folgt: Die von der öffentlichen Schneider Versammlung in Bolzmann's Salon" gewählte Kommission ist in ihren schwer zu finden Sizungen dahin schlüssig geworden, da die richtigen Gründe waren, für die Zukunft so zugehen, daß wir für wir für die Schneider Berlins auch etwas Gutes und Erfprießliches schaffen können; ferner hat das Bureau in den Versammlungen dahin zu wirken, daß Personen, durch welche die Versammlung, vielmehr die Vereine geschädigt werden, das Wort sofort zu entziehen ist, wenn die Redner bei anstößigen Worten dieselben nicht zurückziehen wollen; diese Reibereien dürfen in keiner Versammlung mehr, wie es bis jetzt immer der Fall war, vorkommen; dann wird es bald möglich sein, daß wir Berliner   Schneider den Schnei­dern anderer Städte mit gutem Beispiel vorangehen können." Dieser Beschluß wurde von der Versammlung einstimmig an­genommen. Nach dem noch auf die Versammlungen am nächsten Montag aufmerksam gemacht worden war, schloß der Vorsigende die Versammlung.

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Die allgemeine Tucharbeiter- Vereinigung Berlins  hielt am Montag Abend unter Vorsiz des Herrn Lehmann in Bobert's Lokal, Weinstraße 11, eine gut besuchte Versamm­lung ab, in welcher der Vorfißende zunächst den Rechenschafts­schluß daran gab der bisherige Rendant, Herr Bader, eine bericht für das verflossene Geschäftsjahr abstattete. Im An­Uebersicht über Einnahmen und Ausgaben. Die ersteren be­trugen danach an Beiträgen und durch den Verkauf von Quittungsbüchern 152 M. 40 Pf., an Zinsen 20 M. 1 Pf., durch besondere Einfünfte 13 M. 90 f., zusammen also 186 M. 31 Pf. Die Ausgaben beliefen sich für das Abholen der Beiträge auf 21 M. 5 Pf., an Streitunterstüßung auf 120 M., für Bewirihung fremder Gäfte auf 40 M., für einen Vortrag auf 5 M., für Porto und Papier wurden ausgegeben 14 M. 55 Pf., für Inferate und sonstige Drucksachen 36 M. 50 Pf., für Agitation 6 M., Zeitungsabonnements 2 M. 40 Vf. und schriftliche Arbeiten 4 M., mithin zusammen 249 M. 50 Pf. Den Bestand bilden gegenwärtig 1303 M. 37 Pf., wovon bei der Städt. Spartaffe angelegt 622 M. 32 B., in einem Schuld­schein 600 M. und in Baarem 81 M. 5 Pf. vorhanden sind. Nachdem dem Rendanten die Techarge ertheilt worden, wurde zur Vorstandswahl gefchritten. Es wurden gewählt die Herren Lehmann zum Vorsitzenden, P. Wagner zum Vorfißenden­Stellvertreter, Bittner zum Schriftführer, Bratke zum Schrift­führer- Stellvertreter, Treue zum Rendanten, Mogwiz zum Kontroleur, Dietrich, Pezold, Bartsch und Dite zu Beifikern, Rehmann und Körnig zu Revisoren. Unter Verschiedenem" wurde vom Vorfißenden warm das Abonnement auf die neu­erschienene Fachzeitung Der Textilarbeiter" empfohlen. Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen, die sich bis gegen 1 Uhr hinzogen, erklärte sich die Versammlung mit den bekannten Maß­nahmen des Vergnügungskomitees einverstanden.

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Maschinenbauer des Norden Berlins   tagte am 21. Sep­Eine öffentliche Versammlung der Schlosser und tember im Lokale des Herrn Krüger, Hochstraße 32a unter Vorsiz des Herrn Pirch. Zu Punkt 1 der Tagesordnung hielt Herr Schweißer einen beifällig aufgenommenen Vortrag über: Unsere Ziele in politischer und gewerkschaftlicher Beziehung". Zum Schluß wurde folgende Resolution einstimmig angenom men: In Erwägung, daß die kapitalistische Produktion in rascher Entwickelung nach und nach alle Länder der Welt um­faßt, in Erwägung, daß die kapitalistische Produktionsweise der steigende Ausbeutung Arbeiterklasse bedeutet, daß die immer intensivere Ausbeutung die soziale und politische unterdrückung und Verfklavung der Arbeiterklaffe zur Folge hat und zu ihrer phyfifchen und moralischen Degeneration führt; daß es deshalb Pflicht und Aufgabe der Arbeiterklaffe aller Länder ist, diese sie ruinirende und die freie Entwicklung der Menschheit bebrohende Gesellschaftsorganisation mit allen ihr zu Gebote ſtehenden Mitteln zu bekämpfen; daß es sich aber in erster Linie darum handelt, der weiteren verheeren­den Wirkung der herrschenden Wirthschaftsordnung ent­Versammlung: 1. Die gegenzuarbeiten, beschließt die Schaffung einer wirthschaftlichen Arbeiterschutzgesetzgebung für alle Länder mit moderner Produktion ist eine unabweisbare Nothwendigkeit. Als Grundlage derfelben betrachtet die Ver­Sammlung: a) den achtstündigen Marimalarbeitetag für alle Arbeiter; b) Verbot der Arbeit von Kindern unter 14 Jahren und Beschränkung der Arbeit aller Minderjährigen von 14 bis 18 Jahren auf 6 Stunden am Tage; c) Verbot der Nachtarbeit mit Ausnahme für jene Betriebe, welche ihrer Natur nach un­unterbrochenen Betrieb erfordern; d) Ausschluß der Frauenarbeit in allen dem weiblichen Organismus besonders schädlichen Betrieben

e) Te bot der Nachtarbeit für Frauen und männliche Arbeiter unter 18 Jahren; f) cine mindestens 36 Stunden hintereinander umfassende Ruhezeit in der Woche; g) Verbot folcher Industrien und solcher Arbeitsmethoden, welche der Gesundheit der Ar beiter besonders schädlich find; h) Aufhebung des Trucksystens in allen industriellen Betrieben einschließlich der Hausindushie; i) umfassende Inspektion durch staatlich besoldete Inspektorer, welche von den Arbeitern mindestens zur Hälfte selbst zu wählen sind.

Die Diskussion war eine sehr rege und fprachen fämmtliche Redner im Sinne des Referenten. Herr Gutzrit führte an, daß bei Schwarzkopff die Schlosser 22, 23, 24, 28 Pf. bie Stunde verdienen, dafür aber als Erfaz 13-15 Stunden tägliche Arbeitszeit haben, ebenso ist es nichts Neues, daß die Frauen des Mittags die Männer gleich auf Tag und Nacht verprovian tiren und Sonnabends gleich ein reines Hemde mitbringen und dann geht es von vorne wieder los. Nach dem noch das Vers halten eines Fabrikanten gegeißelt war, schloß die gut befuc te Verfammlung.

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In einer öffentliche Versammlung der Stell­macher Berlins und Umgegend sprach über Die Pflichten der Arbeiterschaft" Herr Stellmacher Geelhar. Er erörterte die Lage der Gewerkschaften in der Gegenwart zunächst im Allgemeinen. Er wies auf die Schäden des liberalen Wirth schaftssystems hin, auf das Maschinenwesen, die Gewerbefrei heit und Freizügigkeit. Durch all dieses, verbunden noch mit all den großartigen Erfindungen der Neuzeit, sei auch dem blöden Innungsmeister das farge Stück Brot aus der Hand geriffen und dem Geldfack allein das Monopol der Ausbeutung Aller garantirt worden. Was habe dieser mit unbezwinglichen Polypenarmen Alles auf und aussaugende Geldsack für ein Recht dazu? Keines. Aber er hat die Macht. Ein Siegfried fönne diesem Drachen nur erstehen in dem Zusammenhalt und der vernichtenden Gegnerschaft der Arbeiter insgesammt. In die Lohnkommission ward darauf Herr Utek einstimmig gewählt. Herr Schnellide hibit den fargen Lohn der Stellmacher( 18 M. Marimum für den verheiratheten Gesellen). Ein wunder Punft auch feien namentlich die föniglichen Werkstätten. Dort gebe es 13 M. Wochenlohn. Oft. wenn die Arbeit daselbst dringend gewefer, habe man des Morgens 4 Uhr zu arbeiten anfangen müffen, um, wenn das Bestellte fertig gewesen, auf die Straße zur fliegen. Herr Tschernig, Ristenmacher, weiß den Stell machern wenig Erfreuliches und Schmeichelhaftes zu facen Sie hätten die von den Kistenmachern einmüthig eingestellte Arbeit aufgenommen, feien zum schnöden Streitbrecher ge worden und hätten ein gutes Theil der Schuld an der Lang­wierigkeit des kaum zu Ende geführten Kampfes der Riften macher. Es muß auch von der Versammlung zugegeben werden, daß unorganisirte Stellmacher sich oft sehr madia gezeigt". Unter Verschiedenes" wird mitgetheilt, de bie Herberge nach Dresdenerstraße 116 verlegt worden. 30. werden zur Hälfte den Kistenmachern, zur Hälfte dem Blast: Der Achistundentag" überwiesen und dann die interessante Bersammlung geschlossen.

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Achtung! Die Versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins für den ersten Berliner   Reichstagswahlkreis findet am Donnerstag, den 3 Ct ober, Abends 8 Uhr in Jordan's Salon statt. Auf der Tagesordnung befindet sich der Rechenschaftsbericht, sowie Neuwahl des Vorstandes Alsdann Bortrag be Herrn Gotifried Schulz über die gegenwärtige wirthschaftliche und poliisäe Lage, Da die Tagesordnung eine sehr wichtige ist, wird um recht zahlreiches Erscheinen ersucht. Ebenfalls werden sämmtliche Mitglieder, welche das Mit gliedsbuch noch nicht in Empfang genommen und mit den Beiträgen im Rüd ftande find, ersucht, die Beiträge zu begleichen, da keine Teller sammlungen ge stattet werden.

Einen öffentlichen Vortrag über Geschlechtskrankheiten wird der praktische Arzt, Dr. med. P. Christeller. am Donnerstag, Abend 9 Uhr, im Grand Hotel   am Aleranderplas halten, wozu nur Herren Zutritt haben.

Große öffentliche Versammlung der Bauarbeiter Berlins   und Umgegend am Freitag, den 4. Oktober, Abends 8 Uhr, in Scheffer's Salon Inselstr. 10 Tagesordnung: 1. Abrechnung der Lohnfommision. 2. Vortrag des Herrn J. Wernau über: Die ökonomische Lage der Arbeiter". 3. Dis Tussion. 4. Berschiedenes. Um recht zahlreiches Erscheinen ersucht der Ein­becufer.

Verein der Bauanfchläger Berlins   und Umgegend. Außer­ordentliche Generalversammlung am Sonntag, den 6. Oftober cr., Vormittag 10 Uhr, Oranienstr. 51, dei Preuß. Quittungsbuch legitimit.

Fachverein der Tischler. Sonnabend, den 12. Oftober 1889. benis 8 Uhr, Tanzkränzchen in heydrich's Festsälen. Beuthstr. 22. Billets hierzu find auf allen Zahlstellen, sowie bei folgenden Herren zu haben: Witte, Invalider ftraße 21. Millarg, Lehrterftr. 22, 2 Tr. Markmann, Barnimstraße 46, 4 r Hemp, Pallisadenftr. 63, 4 Tr. Soner, Grüner Weg 70. Winter, Manteuffl ftraße 6 3 Tr. Glocke, Lausigerstr. 52, 3 Tr. Wiedemann, Wendenftr. 2, 4 Tr. Haberland, Reichenbergerftr. 161, 3 Tr. Schulz, Brigerstr. 42, 4 Tr. Monten Kreuzbergstr. 9, Quergeb. 4 Tr. Witte. Möckernstr. 95, 3 Tr Elfaffer, Noti ftraße 40. Apelt, Sebafttanftr. 27/28( Möbelhandlung). Merkel, Mitter walde firaße 13, S. 4 Tr.

Gesang-, Turn- und gesellige Vereine am Donnerstag: Männer. gefangverein Lätitia" Abends 9 Uhr in Bettin's Restaurant, Beteranenftr. 19 Gesangverein Bregelschluß" bends 8 Uhr im Restaurant Schumanar Alte Jakobstraße 38. Männergelangverein Nordstern" Abends 9 Uhr im Restaurant Bohl, Müllerstraße 7. Schäfer' scher Gesangverein der Elfer Abends 9 Uhr bei Wolf u. Krüger, Staligerstraße 126, Gefang. Gefange verein Blüthenkranz Abends 9 Uhr im Restaurant Brandenburgftraße 60. Männergesangverein Alerander Abends 9 Uhr im Restaurant Rofe, Strauß bergerstraße 3.- Männergesangverein" Firmitas" bei Rinner, Röpniderstraße Nr. 68. Gefangverein Männerchor St. Urban Abends 9 1hr Annen­straße 9. Männergesangverein Liedesfreiheit" Abends 9 Uhr im teftaurant Miegel, Stralauerstraße 57. Gesangverein Deutsche Liedertafel" Abends 9 Uhr Köpnickerstraße 100. Gesangverein" Norddeutsche Schleife" Abends von 9-11 Uhr Michaelkirchstraße 39. Brunonia" Abends 9 Uhr Uebungs­stunde bei Lehmann, Alexandrinenstraße 32. Turnverein ,, Hafenhaide"( Lehrl Abtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstraße 60-61. ,, Berliner Turngenoffen schaft"( 7. Lehrlings- Abtheilung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Brigerstraße 17-18; desgl. 6. Männer- Abtheilung Abends 8 Uhr in ber städtischen Turnhalle, Gubenerstraße 51. Lübeck'scher Turnverein( Männer Abthetung) Abends 8 Uhr Elisabethstraße 57-58. Allgemeineer Arends' scher Stenographenverein, Abtheilung Louisenstadt", Abends 8 Uhr im Restaurant Preuß, Dranienſtr. 51. Arends'scher Stenographenverein Bhalanr" Abends 8% Uhr im Restaurant Zum Buckower Garten", Budower Straße 9. Deutscher Verein Arends'scher Stenographen Abends 9 Uhr t Heidt's Restaurant, Roppenstr. 75, Unterricht und Uebung.- Berliner Steno graphen- Verein( Syftem Arends) Abends 9 Uhr im Restaurant Friedrichstr. 208 Stolze'scher Stenographenverein Nord- Berlin  " Abends 9 Uhr, Schlegel Straße 44. Verein der Naturfreunde" Abends 9 Uhr im Restaurant tener ftraße 35. Berein der Unruhstädter Abends 8% Uhr im Königftadt- Rafino". Holzmarktstraße 72. Verein ehemaliger F. W. Nettschlag'scher Schüler am 1. und 3. Donnerstag jeden Monats im Café Schüler, Landsbergerfirafe 2% Abends 8 Uhr. Rauchklub Kernspiße" Abends 8% Uhr im Restaurant Böhl Rüdersdorferstr. 8. Rauchklub Arcona" Abds. 9 Uhr bei Pasche, Melchenberger Straße 118. Rauchklub Desimalwaage" Abends 9 Uhr im Restaurant Lock Krautsstraße 48. Rauchklub Borwärts" Abends 9 Uhr bei Herrn Tempel. Restaurant 3um Ambos", Breslauerstraße 27. Orientalischer Rauchlub" Abends 9 Uhr im Restaurant Wiechert, Oranienstraße 8.- Mauchllub, Krumune Piepe" Abends 9 Uhr Rüdersdorferstraße 67 bei Wunderlich. Rauchlub Collegia" Abends 9 Uhr bei Thiemermann, Staligerstraße 65. Privat Theatergesellschaft Adlerschwinge" Sigung 9% Uhr Gartenstraße 14 bet Träger Musikverein Borwärts" Uebung Abends von 9-11 Uhr Fischerstraße 41. Neue Mitglieder erwünscht. Bergnügungsverein Farinelly" Abends 9 Uhe Invalidenstraße 189. Gäste willkommen. Aufnahme neuer Mitglieder.

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Vermischtes.

Stuttgart  , 1. Oftober. Ein gräßliches Eisenbahnunglüc ereignete fich Mittags 12 Uhr bei der Haltestelle Wildpark   auf der furzen Strecke Stuttgart- Vaihingen( Böblingen  ) durch Zu sammenstoß einer Lokomotive mit dem Personenzug. 7 Ber fonen find todt, 40, darunter 11 schwer, verwundet. Todt find: der Maschinenführer Mert, die Wirthin Hof aus Vai hingen, der Refrut Wendelin Schneider, Frau H. Bonzrate, eine Frau, deren Wäsche die Buchstaben C. S. trägt, e 20jähriges Mädchen aus Rottweil und der Heizer Strobel, der ganz verkohlt hervorgezogen wurde. Von folgenden Berwundeten find die Namen befanni: Fabrikdirektor Cloß- Vaihingen, Kauf mann Stettiner, Major Dedefind- Rottweil, Bahnmeister Köpp linger, Louis Hof, Jakob Bühler, Marie Glück, Juliane Muns, Katharine Berriegel, Emilie Schneider  , Ulrich Trautwein, Babette Wurster, Frau Wanner, Marie Gollmer, Friedevife Schäfer, Johann Hausmann, Paul Günther, Franz Engel ars Glaz( Schlesien  ); die meisten Anderen sind wohl Württem berger. Beide Maschinen sind zertrümmert, ebenso die drei ersten Wagen des Personenzuges, während die übrigen Wagen.