starr und mit blöde glozenden Augen. Und ſie wunderten ſich ſehr, daß sie für dieses Stüd Leiche so viel Dummheiten gemacht hatten. Ja. Und da der König doch schon unter Glas
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war, ließen sie ihn gleich drin und stellten ihn, wie er war, ins Museum für Altertumsfunde. Und wenn er nicht zerfallen ist, steht er da heute noch."
Hübſches – leichtes Mädel ……
Von Gerda Morberger
Seria war eine kleine Verkäuferin in dem großen Warenhaus in der Hauptstraße. Sie unterschied sich durch nichts von ihren Kolleginnen, war immer nett und hübsch gekleidet, wohl gekämmi und hatte die Nägel modisch gepflegt. Auch einen beſſergestellten älteren Freund hatte fie, vielleicht länger als alle anderen, vielleicht hatte sie ihren Hans auch ein bißchen lieber, als man füglich so einen Freund hat, den ja die meisten mehr als Auslieferungsstelle von Kleidern und Tand, Konfekt und ein bißchen Erotik beirachieten. Aber dieſer Unterschied war ihr gar nicht ſo bewußt und er kam auch ſichtbarlich gar nicht zum Vorschein.
Hans war so an die Vierzig, war Reisender ciner großen Firma und machte den Eindruck cines soliden, anständigen Junggesellen.
Er hatte Heria wirklich lieb, er war stets freundlich und verlangte von ihr weder großes Verſtändnis für ſeine Sorgen, noch in der Liebe das Gehaben einer berufsmäßigen Kokotte. Wären beide gleich alt geweſen und in den glei then ungünſtigen Verhältnissen, so hätte man ſie für ein ehrbares fleinbürgerliches Brautpaar ge
halten.
Aber eines Tages fuhr Hans fort und fam nicht wieder. Heria war sehr traurig, denn dieser Mann hatte ihr nie Unannehmlichkeiten bereitet, es hatte keine Eifersucht gegeben und es ſchien auch keine Frau da zu sein, die mit ihm das eheliche Lager teilte.
So verging ein Jahr. Bis auf ein paar ganz flüchtige Bekanntschaften hatte Herta es nicht vermocht, jemandem wieder Freundin zu sein, Geliebte zu spielen. Die Freundinnen lachten: „ Ach, sie weint halt dem Hans nach und wird dabei alt." Aber sie neideten ihr die Jugend und die Frische, die sie sich eben in dieser geruhigen Liebe bewahrt hatte.
Eines Tages wurden ganze Abteilungen aufgelöst und man entließ die meisten Angestellten. Auch Heria sollte stempeln gehen. Das aber wollte fie um keinen Preis! Sie studierte die Anzeigen von A bis 3. Büro, Verkauf, Kindermädchen, Gesellschafterin. Halt- da ist was: „ Einfaches, liebes Mädchen zu kränklicher, jün gerer Dame in Provinzstadt gesucht." Herta schrieb an die Ervedition. Nach fünf Tagen war cine Antwort da. Also Lend in Tirol. Das ist ja recht weit. Aber die Dame schrieb so nett. Sie ſchickte ſogar das Fahrgeld mit. Die mußte Bertrauen zu ihr haben.
Der wilde Wein rangte sich um die Holzbfeiler des fleinen Bahnhofes. Der Stationsvorsteher reichie ihr die Hand; er mußte sie wohl für einen ganz späten Urlaubsgast halten. Sie nahm den Koffer und verließ das Bahnhofgebäude. Draußen wartete ein Landauer. Herta sah auf die wildgezadien Berge, sie sah dic Pferde und die Wagen auf den Stoppelfeldern, fie sah den weißlichen Wolfen nach und hatte Heimweh nach Staub und Ruß und Häuſerquadern. Sie war nie in der Natur gewesen.
Rasch aber gewöhnte sie sich in ihr neues Leben. Frau Margret war ziemlich schwach und ging nicht viel umher. Meist lag sie auf dem
weichen Sirecjessel und ließ sich von Heria vorlejen, die das weder schön noch richtig konnte. Aber ihre Stimme war frisch und natürlich, und das heiterie die einsame Frau auf.
In der lezzien warmen Sonne saßen sie auch zuweilen auf der Terrasse und planderten. Frau Margret schüttete ihr Herz aus. Ja, ein Kind hatte sie geboren, das nach wenigen Tagen starb. Sie war furchtbar zugerichtet worden, halb zer= schnitten, seitdem fiechte sie dahin. Ja und der Mann. Ein quier Mensch, ein herrlicher Mann, oh, sie liebie ihn.„ Sehen Sie, er ist Reisender und fast nie hier. Das ist klar. In Lend kann man nicht Geschäfie abschließen." Sie war über zeugt, daß er überall, wo er sich aufhielt, Freundinnen habe, irgendwelche kleine, hübsche, leichte Mädchen.
Herta wurde rot. Sie dachie an Hans. Der war auch Reiſender gewesen. Kleines, hübsches, leichtes Mädchen.
Leichtes Mädchen? Guie Frau Margrei, du irägst ein schweres Los. Aber ich habe acht Stunden gearbeitet, und das war auch nicht leicht. Und ich hätte einmal auch den Guſtl lieber mögen, den armen Kerl von der Krawattenabteilung. Aber der hat sich ein reiches Mädel zur Freundin genommen, das ihm zu einem Motorrad verhalf. Ja, so was gab's und so ist fic, diese heutige Jugend. Und dann hat sie halt den Hans gehabt. Aber es war doch schön.
Hände der Frau. Herta aniwortete nicht, sie streichelte die
eine Drahtpoſt.„ Heute abend kommt mein Dann kam ein paar Viertelstunden später Mann, Fräulein Heria."
Willkommen im Heim" stand altmodisch über dem Gitterior.
„ Der Herr fommt“, flüsterte die Hausmagd. „ Er fommi", flüsterte der Kutscher.
Der Gatte betrat das abendliche Zimmer. Er stürzte zu dem Fauteuil:„ Liebe, liebe kleine Frau, Margret, mein gutes, armes Kindi" Und er füßte sie lange und schmerzlich.„ Ein Jahr“, flüsterte die Frau,„ ein Jahr fast warst du nicht zu Hause."
Herta stand auf.„ Bitte, darf ich mich zurüdzichen?"
Die beiden Gatten gingen schlafen. Margret weinte.„ Weißt du, Hans, wenn wir uns scheiden ließen, es wäre besser, dann habe ich eben feinen Mann. Schau, ich verstehe, daß du dir wo anders Mädeln nimmst, ich verstehe, daß ich dir nicht alles sein kann, aber du sollst doch auch ab und zu hier bleiben, auch wissen, daß du irgendwo ein Heim hast, ein Kind hättest, wenn nicht..."
Der Mann wollte aufſchreien.„ Ich bitte dich das ist icki ein ganz großer Wurf, das Züum Himmelswillen, hör auf, Margret. Schan, richer Geschäft, und dann nehme ich mir zwei, vielleicht drei Monate Urlaub, Liebling...“
Getröstet schlief Margret ein.
Beim Frühstück im hellen Balfonzimmer ers schien Herta wie sonst, neit und adrett, mit dem hellen Haar und der fleidſamen Frisur. Einen Augenblid lang wunderte sich Frau Margrei
über die auffallend blaſſe Hanifarbe des Mädchens, dann aber irat Hans ein und ſie ſchmiegte sich glücklich an ihn.„ vans, in einer Woche ein Vierteljahr lang Urlaub!" Der nidie und starrte entsetzt in das blasse, faji graue Anilik des Mädels.
nen. Ich muß fort, Liebſte", ſprach er leiſe, Man frühstückte, dann ließ Hans anſpan„ leb wohl, Margret!" Und er füßte sie wieder lang und innig auf die Stirn.
einen Augenblick, Fräulein Heria." Margret Sie weinie still und er ging zur Tür.„ Auf lächelte durch Tränen. Mch, der Gute, jezt häft er ihr einen Vortrag über meinen Gesundheitszustand und so weiter...
Draußen sah Heria in ein erregtes wohlbe wirklich, laß alles liegen und stehn, komm, fomm, fanntes Männeranilig.„ Herta, ich liebe dich ich kann einen Poſten in Kalfutia annehmen, fomm mit. Ich kann nicht hier bleiben. Ich bin schlecht...“
„ Spare die Worie, Hans, du liebſt mich viel nicht mehr beirügen also geh--- geh nach leicht gar nicht so und du willst deine kranke Fran Staltutta und sorge eben für sie."
„ Herta begreifst du nicht, du sollſt mit, du jollit mit mir fommen."
„ Nein, Hans, ich bleibe. Ich bleibe bei deiner Fran. Nicht dir zu liebe und nicht, weil ich edel bin. Ich habe deine Frau lieb gewonnen. Mach schnell und geh, denn ich kann dir deine Lüge doch nicht verzeih'n.“
ging.
Hans füßte ihr beschämt die Hand und
Der Mann erhob sich. Und fast wäre er 31Im Wagen jah er das Bild: ein fleines rückgewichen vor der Gestalt, die blaß und auf Wiener Kaffeehaus. So ein paar fleine Verrecht vor ihm ſtand. Mit fiebem Lächeln stellte fäuferinnen ſizen an einem Tischchen. Die Frau Margret vor:„ vans, Fräulein Seria istiiingſte ſagt ganz rot und zornig:„ Und daß du's ein lieber Mensch, so citas habe ich mir immer weißt, Mixi, lügen mag ich nun einmal wirklich gewünſcht, um mich zu haben, sie ist die neue nicht..." Gesellschafterin, weißt du."
Herta verbeugte sich leicht. Er reichte ihr die Hand. Zwei fenchikalte Hände lagen ineinander: „ Das ist schön, Fräulein Heria, daß Sie es so gut daß Sie so gut sind, mit meiner Frau."
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Und dann wurde das Nachimahl aufgetragen. Frau Margret wandte ihre Augen nicht ab. „ Lieber Hans“, sagte sie leise. Der wußte nicht, was er in seiner Verzweiflung inn sollte. Ruhig und still a Heria das Abendbrot. Schenkte Wein ein. Da begann Hans die Stille zu zerbrechen. ,, Margretlein, erſchrid, bitte, nicht. Ich
muß ich bin nur auf der Durchreise, ich muß mit dem Frühzug wieder fort, morgen, nach Zürich."
Die Frau erbleichte.„ Dans! Das kannst du nicht tun! Hans, du mußt hier bleiben.“
Damals hatte er sie fennengelernt...
Die Stärkeren
Es lebte da irgend in Wärmland ein Manu, der war bekannt für ſein guies Peiischenschwingen. Wenn er den Stiel zwei-, dreimal um den Kopf gewirbelt hatte und dann die Schnur lospfeifen ließ, so fiel ciwas Lebendiges um und hielt den Alem an für immer. Und der Mann im Wärmland war mächtig stolz auf seine Kunſtſtücke und zeigte sie jedem, der nur
wollte.
So fuhr er eines Tages von seinem Hof zur Stadt, seinen jüngsten Sohn bei sich, als