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Chef- Redakteur Napoleon

Bon Paul Diner- Dénes

Napoleon war kein Freund der Presse. Nach Hier bricht der Brief ab. Josef hat wahr: Diktatorenart versuchte er Preſſe, Literatur und scheinlich ärgerlich den Reſt weggeworfen. Aber Kunst zu uniformieren. Die Zeitungsschreiber auch aus dieſem Bruchſtück ist   Napoleons litera­betrachtete er als ein noiwendiges Nebel, er dul- risches Rezept deutlich zu erkennen: Kürze, Ein­dete sie nur, wenn sie sich willig seiner Vormund fachheit, Sachlichkeit. Schaft fügien. Das geschriebene Wort aber schätzte er dennoch hoch. Der Geist ist stärker als das Schwert", war seine Meinung. Er wollte der Welt nicht nur durch Taien, sondern auch durch Worte seinen Willen aufzwingen.

Der Welteroberer war einer der hervor ragendsten Stilisten seines Jahrhunderts. Ernest d'Hauterives veröffentliche fürzlich in   Paris einen bisher unbekannien Napoleonbrief. Der breiundzwanzigjährige Bounaparte schrieb ihn an seinen Bruder Josef, der zum Vorsitzenden des Bezirkes   Ajaccio in Korsika gewählt wurde:

Nach seinem ersten Sieg in   Italien begann  Napoleons journalistische Tätigkeit. Er wußte, welch ein Machifaktor ein gut geführtes Blatt iſt und wollte diese Macht seinen Zwecken nug­bar machen. Nach Toulons Einnahme gründete er zwei Zeitungen, den Courrier de l'Armée d'Italie", und La France vue de l'Armée d'Italie".

Großreinemachen

hall

Der eigentliche Leiter dieser Zeitungen war  Napoleon selbst. Sie mußten nach seinen Inten= tionen schreiben. Ohne seine Einwilligung durfte fein Artikel erscheinen.   Napoleon benußte diese Blätter als Sprachrohr. Selbst seine Unzufrie Ich habe Deinen Wahlaufruf gelesen. denheit mit der   franzöſiſchen Regierung kam Er enthält Gutes, aber er versinkt in einen darin zum Ausdruck. La France vue de l'Armée Wust von unnügen und pedantischen Stilblü- d'Italie" veröffentlichte unter anderem einen ten. Mein Freund, Du hast noch viel zu ler- Artikel mit einer unheiwerkündenden Warnung, nen. Dein Stil zerfließt zu sehr, er ist zu loſe.| mit einer deutlichen Drohung gegen das Direk­Ihm fehlt es an Kraft und Nerven. Einen torium, aus der schon der fünftige Imperator Mann der Geschäfte muß er gähnen machen. sprach: So ist die Lage   Bonapartes gegenüber Ein anderer Fehler ist, daß man sieht, Du den Staaten, die ihn umgeben; so ist die Macht= jagit nach ausgefallenen Worten, die dem Sinn der   Republik und ihrer Heere in   Italien, daß schreibt, bediente sich selbst der Zeitungen, um nicht genau entsprechen. Hätte Dein Aufruf das Schicksal des Königs von Piemont, die Bei- mit seinen Feinden, besonders den Engländern, stait vier Seiten nur eine halbe, er wäre vorbehaltung oder der Sturz seines Thrones, nur Krieg zu führen. Persönlich redigierte er alle trefflich. Die paar Gedanken, die er enthielt, vom Obergeneral der Armee von   Italien ab- Artikel, die man im Moniteur als Antwort tun der Sache Genüge, nicht aber Deinen gehangen hat. Er hätte nur ein Wort ausspre- auf die Schmähschriften veröffentlichte, die die Worten und Sägen. Neberdies sind die Benchen oder ein Zeichen der Mißbilligung zu geben englischen Zeitungen brachten." dungen untiar, weil sie nicht einfach und weil brauchen, und Piemont würde aufgehört haben, Der Moniteur", das einzige französische die Sayfügung unnatürlich ist! Lies doch, ein monarchistischer Staat zu sein." mein Freund, die Ansprache an die Franzosen des Bischofs von   Autun(   Talleyrand), lies den Brief, den der Jakobinerklub vor zwei Monaten hinausgesandt hat; Er ist einfach; das ſind nicht Phraſen, das ſind die Sachen

selbst.

offizielle Blait, hatte nur sehr wenige Abonnen Während seines ägyptischen Feldzuges ten, etwa 2500. Trotzdem war seine Auflage gründete er wiederum zwei Blätter: Le Cour- sehr groß, denn   Napoleon ließ die Zeitung fo rier d'  Egypte und La Décade Egyptienne. wohl im Inland als im Ausland in großen Men­Die beiden Blätter erschienen in franzöſiſcher und arabischer Sprache und dienien zur Orien- gen gratis verteilen.   Napoleon ſchrieb ſeine,

tierung der Welt( sowohl des Ostens wie des Westens) über den Willen des Führers des ägyptischen Feldzuges. Oder richtiger gesagt, sie verrieten nur soviel von seinem Willen, als  Napoleon der Welt zum Kopfzerbrechen und Rät­felraten mitteilen wollte.

Freunde der Verfassung. Mäßiger der öffentlichen Meinung, wir sind der Wahrer des geheiligten Paladiums, des Glückes einer großen Nation...!" Das verstehe ich nicht, das ist reinster Quatsch. Es handelt sich frei lich um den schlechtesten Saß des ganzen Auf­rufs. Man muß immer leise beginnen und erſt gegen den Schluß sich erhizen. Wenn Du schreibst, höre nicht auf Dein Ohr, das von Deiner Stimme abhängt. Zergliedere Deinen Saz, zergliedere den obigen, und Du mußt sehen, daß er feinen Sinn hat. Ich würde zwei Seiten brauchen, um diesen Satz zu sezieren. Vor allem fagi man nicht: Mäßlger der öffentlichen Meinung", dann sagt das Wort Palladium" gar nichts und verlangsamt den Sazz nur. Man müßte also sagen: Freunde der Freiheit, Ihr seid die Bewahrer des Glücks einer großen Nation." Das ist ver­ſtändlich, doch es iſt nicht ganz flar in der Idee. Es ist allzu gedehnt, besonders, da es am Anfang steht. Was soll wohl die Phrase bedeuten: Ihr seid die Bewahrer des Glücks einer großen Nation?" Vor allem stimmt das nicht. Wenn dieses Glück wirklich von ihnen abhinge, dann ginge ja alles gut. Meinst Du am Ende, daß die Nation das Verderben der Der Kaiser fand, selbst wenn er noch so Feinde von ihrer Wachsamkeit zu erwarten beschäftigt war, Zeit, Artife! für den Moni­habe...? Ja, warum ſagſt Du es dann teur" zu schreiben.   Napoleons Abende, wenn er nicht derb heraus ohne eine unverständliche in   Paris war, gehörten der Zeitung. Nicht nur, Phrase zu wählen? Das Feuer der Freiheit", daß er selbst Artikel schrieb, sah er auch noch ,, in seiner Tätigkeit nicht erlahmen" ist schwach alle politischen Artikel durch.   Napoleon", wie und sogar platt. Ich meine damit das.. der Minister Chaptal in seinen Erinnerungen

Als   Napoleon in das kopf- und führerlose  Paris zurückkehrte und die Macht mit einem fühnen Griff an sich riß, ſchuf er ſich auch in  Paris ein eigenes Organ, das in wenigen Mo­naten Weltgeltung errang. Die am 24. Novem ber 1789 gegründete Zeitung Gazette Nationl ou le Moniteur Universelle" wurde am 28. De­3ember 1799 zum Regierungsblatt.

In   Paris war es ein offenes Geheimnis, daß   Napoleon seine tägliche Arbeit mit der Durchsicht der Zeitungen begann und mit Schrei­ben von Artikeln beschloß. Er hatte nur für eng lische und deutsche Zeitungen Interesse, Haupt­sächlich für die Artiket, die sich mit seiner Per­son befaßten. Für die   französischen Blätter in­teressierte er sich überhaupi nicht, diese durften ja ohnehin keine eigene Meinung haben. Die tyrannische Zensur beherrschte ja das ganze öffentliche Leben, verstümmelte die Literatur.  Napoleon las höchstens ſeine eigenen Ariilel in seinem Leibblatte.

natürlich nicht signierten Artikel zumeist eigen händig. Der gegenüber   Napoleon verantwort­liche Redakteur des Moniteur" war Minister Staatssekretär Maret, dem die Redaktion des

Blattes, wie   Napoleons letzter Sekretär Fain schreibt, viele schlaflose Nächte verursachte.

Nicht allein, daß diese Tätigkeit einen Teil der Stunden in Anspruch nahm, die die Expedition

der Befehle und Dekrete vor Mitternacht erfors derie, sondern er mußte in der Nacht noch die ersten Korrekturen lesen und etwaige Zusäße und Streichungen des Kaiſers berücksichtigen. Manch­mal waren die Aenderungen derart umfangreich, daß der Staatssekretär den Druck verschieben mußte, bis aus dem aufgeregten wieder ein ruhiger   Napoleon geworden war.

Später gründete   Napoleon noch eine Zei tung, das Bulletin de Paris", deren Redakteur der ehemalige ronaliſtiſche Schriftsteller Fivée wurde. In diesem Blatte wollte der Imperator hauptsächlich die   Pariſer Oeffentlichkeit für ſich einnehmen, für seine Ziele gewinnen. Da aber auch diese Zeitung unter einer überaus ſtrengen Zensur stand, wurde sie schwerfällig, langweilig und fand bei dem Bublifum keinen Anklang. Aus Mangel an Intereſſe mußte sie schon am 4. Juni 1803 eingestellt werden.

Selbst in der Verbannung, auf der Insel  Elba, betätigte er sich journalistisch, ebenso inten­siv wie auf   Frankreichs Thron, von wo aus er die Welt erobern wollte. Er diftierte seine Memoiren und verstand es, der Welt zu sugge= vieren, sein Leben so aufzufassen, wie er es auf­gefaßt haben wollte.