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portage. Wenn die Ausübung des allgemeinen Wahlrechts auf diese Weise kontrolirt werde, so sei nicht zu besorgen, daß es von selbstsüchtigen Intriganten zum Schaden der wahren In teressen des Volkes mißbraucht werden könne. Auch fand eine großartige Demonstration für den Frieden statt.

Wie ich höre, soll von der Regierung beim hiesigen Landes­gericht ein Prozeß gegen die neu gegründete ,, Volksstimme", das sozial- demokratische Organ der österreichischen Arbeiter, wegen Abdrucks von Artikeln aus, in Desterreich verbotenen Beitungen anhängig gemacht worden.

In dem Prozesse gegen die Mitglieder des sozial­demokratischen komites hat das Oberlandesgericht das Ur­theil erster Instanz insoferne gemildert, als es die erkannte Arreststrafe von 14 Tagen auf 7 Tage herabgesetzt hat. Herr C. Groß, der zu den Verurtheilten gehört, wurde in Folge dessen aus der Buchdruckerei von A. Pichler's Wittwe u. Sohn entlassen.

Reichthümer erwirbt, übergehend, zeigte Redner den Einfluß, den sie sich mit Hilfe der materiellen Macht auch im Staats­Leben errungen und wodurch sie dem Staatswesen ihren Stempel aufgedrückt hat. aufgedrückt hat. Der conftitutionelle Staat nach dem Muster Englands sei das Jdeal, nach welchem die Bourgeoisie strebe; wie dieser Musterstaat beschaffen, erläuterte Redner aus den sozialen Zuständen Englands, die er mit denen Deutschlands  verglich. Das System unsrer sogenannten Volks- und Landes­vertretungen, Steuer- und Militärsystem, wurden gründlich be= leuchtet und daraus der Schluß gezogen, daß eine Lösung der sozialen Frage, die darin besteht, daß nicht allein die vollständige politische Rechtsgleichheit und Frei­heit existirt, sondern auch der Arbeiter den reellen Ertrag seiner Arbeit erhält und Mitbesitzer des Arbeitskapitals und der Arbeitswerkzeuge wird, nur möglich ist in einem demokratischen d. h. in ei­nem republikanischen Staat. Zum Schluß des Vortrags Magdeburg, 4. Juni. Vorigen Montag waren wir wies Redner darauf hin, wie es zunächst gelte, die richtige Er­hier eine Anzahl sozial- demokratischer Gesinnungsgenossen pri- kenntniß zu verbreiten; Licht in die Köpfe! müsse unsre Losung vatim bei einem Glas Bier versammelt, da eine öffentliche sein. Dies solle durch Versammlungen, durch Vereine, durch Versammlung verboten war. Es wurde der Organisa- entsprechende Schriften und Zeitungen, die Gründung von Ge= tionsplan Bebel's und der im September stattfindende social- werfs- Genossenschaften, deren Wesen Redner kurz erläuterte, Demokratische Congreß   besprochen und der Wunsch allge- erreicht werden. Darum müsse sich aber auch Jeder betheiligen. mein geäußert, daß endlich die verschiedenen social- demokratischen Die täglich hundertfach zu hörende Rede: ,, Ihr erreicht ja doch Fraktionen sich vereinigen möchten, ein Ziel, das jeder ehrliche nichts! Es nützt Alles nichts!" sei grundfalsch. Wenn die Sozialdemokrat anstreben müsse. Dienstag Abend stattete in Kämpfer für den Fortschritt aller Zeiten so gedacht hätten, Buckau   der Delegirte, Hr. Bolle, Bericht über die Kasseler dann säßen wir heute noch auf dem alten Fleck. Ganz be­Arbeiterschafts- Generalversammlung ab. Der Bericht sonders sei es Pflicht des Arbeiterstandes, als des Trägers der war sachgemäß und fiel zur allgemeinen Zufriedenheit aus. Zukunft, sich aus der Gleichgültigkeit zu erheben. Je größer Sr. Bolle schloß: er glaube behaupten zu können, daß Hr. die Zahl Derjenigen ist, welche in die Reihen der Kämpfer b. Schweizer   es ehrlich mit den Arbeitern meine und unfähig für die edelsten Güter der Menschheit eintreten, um so ge­sei, die Arbeiter an die Reaktion zu verkaufen. Nach ihm nahm wisser um so schneller komme auch der Sieg. Donnernder Hr. Bremer das Wort und erklärte, ihn fümmere nicht die Per Beifall folgte. Der Vorsitzende forderte die Gegner auf, sich fon, die Sache gehe ihn an, und da begrüße er den Beschluß der zum Wort zu melden, Niemand wagte sich hervor. Er ließ Elberfelder Generalversammlung, sich der Internationalen eine viertelstündige Pause eintreten und forderte abermals auf, Arbeiterassociation anzuschließen, mit hoher Freude; kon- sich zum Wort zu melden. Abermals schwiegen die Gegner, jequent durchgeführt, beseitige dieser Beschluß alle Persenen dagegen meldete sich Hr. Krall aus Zeit zum Wort. Dieser berehrung, allen Autoritäte glauben, und damit die Scheide- erklärte sein volles Einverständniß mit Bebel's Vortrag und wand, welche die verschiedenen Gruppen der social- demokrati= ging dann dazu über, Hrn. Dr. Wartenburg, der sich durch schen Partei jetzt von einander trenne. Der Beschluß ver- unverschämtes Geschimpf auf die sozial- demokratische Partei in lange, daß im Interesse der Sache die Personen sich unter seinem ,, Norddeutschen Wochenblatt" auszeichnet, scharf anzu­ordnen und den Entwicklungsprozeß der Einigung fördern, da mit Deutschlands   Arbeiter in einer einzigen sozial demokra= tischen Partei als Glied der Internationalen Arbeiterassoziation  zu ihrer vollen Machtstellung gelangen können.

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greifen. Die derben Ausdrücke, womit Krall   das Benehmen Wartenburg's charakterisirte ,,, der auch heute aus Feigheit sich nicht sehen laffe," riefen bei den Anhängern Wartenburg's  großen Tumult hervor; sie zischten, pfiffen und trampelten mit Vor einigen Wochen luden die Mitglieder des Allgemeinen den Füßen. Der andere Theil klatschte Bravo  . Krall   machte deutschen Schneidervereins Hrn. Bremer ein, ihnen einen Vor- dann noch weitere Ausführungen über die Stellung der Sozial­trag zu halten; Tags nach der Versammlung wurde dem Be- Demokratie, die vor allen Dingen das allgemeine gleiche und tollmächtigten kund und zu wiffen gethan: ,, wenn Hr. Bremer direkte Wahlrecht müsse zu erlaugen suchen. Bebel nahm, da noch einmal im Schneiderverein erscheine, werde der Verein fofort aufgelöſt!" ihm, als er das letzte Mal in Gera   gewesen, in seinem Gera  , 6. Huni. Eine Volksversammlung so groß ,,, Wochenblatt" nachgerufen, er solle nur bald wiederkommen wie sie Gera   noch selten gesehen, tagte gestern im Saale   unsrer und er werde ihn( Wartenburg  ) als Gegner finden. Er sei Tonhalle"; der große prachtvolle Saal war bis auf den heute hier, Dr. Wartenburg habe das schon seit 4 Tagen ge= legten Platz gefüllt, anderthalbtausend Menschen waren min= wußt, auch sei das größte Lokal der Stadt zur Versammlung der Arbeiterbevölkerung das Kleinbürgerthum, die Bourgeoisie Zweifel seien Anhänger Wartenburgs. Trotzdem sei derselbe destens anwesend. Darunter neben einem starken Bruchtheil genommen worden, und die Mehrzahl der Anwesenden ohne und zahlreiche Beamte. Schuhmacher Brätter von hier er=

öffnete 29 Uhr mit einer Ansprache die Versammlung, worin

er

nicht da, obgleich er sich in der Stadt befinde und heute

Abend mehrfach auf der Straße gesehen worden sei. Bebel

auf die hohe Bedeutung der sozialen Frage hinwies und erwähnt dann der ordinären Angriffe, die Wartenburg   in sei­

ertheilte hierauf Hrn. Bebel aus Leipzig   das Wort. In ei­nem siebenviertelstündigen Vortrag gab dieser zunächst ein Bild geschichtlichen Entwickelung von Gewerbe und Induſtrie,

ber

nem ,, Wochenblatt" auf ihn und seine Partei gebracht, und verlas einige Stellen eines Berichts, den, wie er bestimmt wisse, der Reichstagsabgeordnete Blum geschrieben habe.( Es

Bei Beachtung der heutigen Zeit schilderte er die Stellung des ist darin von dem ,, demokratischen Aberwitz", vom ,, internatio Arbeiter und Kleingewerbetreibenden zur Großproduktion, nalen Blödfimm des Hrn. Bebel" die Rede; und an einer an unterzog die für den Arbeiter und Gewerbestand vorgeschlagenen dern Stelle heißt es: Bebel   habe die ,, baare Gemeinheit auf & ritit, und wies schlagend nach, daß ein Theil derselben ge- flüssig; was Wartenburg   angehe, jo sei seine Abwesenheit die Schulze schen Mittel zur Befferung seiner Lage einer scharfen die Tribüne gebracht" u. s. w.) Blum zu charakterisiren sei über­lung der Bourgeoisie und die Art und Weise, wie sie ihre Aeußerung betreffs des allgemeinen Stimmrechts, bemerkte ringen, der andere gar keinen Nutzen bringt. Auf die Stel- beste Kritit, die er sich selbst gebe. Zur Erläuterung von Krall's