Deutsche   Stimmen

Feuilletonbeilage der ,, Deutschen Freiheit"

Dokumente vom Christenkrieg

,, Man muß Gott   mehr gehorchen als den Menschen"

Die Einheit der deutschen Evangelischen Kirche   ist, wie man weiß, durch einen Gewaltakt mit Hilfe von Hakens frenz- Kommissaren erreicht worden. Hindenburg   hat für das Wert der Verständigung gedankt. Er sieht jetzt das evangelische Christentum vor dem Zerfall gerettet. Daß es gefährdet werden könnte durch die Schandtaten, die täglich an Wehrlosen unter vollkommenem Stillschweigen aller Christen verübt werden, hat ihm keiner gesagt.....

Aus den Endkämpfen dieses Krieges, der bei den Unterlegenen ungeheure Erbitterung hinterlassen hat, veröffentlichen wir heute zwei Dokumente, die der Redaktion der Deutschen Freiheit" bermittelt wurden:

1. Die altpreußischen General­

superintendenten rufen.

Jst Gott   mit uns, wer haun wider uns sein?" Die preußische Staatsregierung hat einen Staats­tommissar für die evangelischen Kirchen eingesetzt und die Umgestaltung des Kirchenwesens in eigene Hand genom­men. Die Kirchenleitung hat dagegen feierlich Verwahrung eingelegt. Sie hat die Leitung des Reiches gebeten, der Kirche zu ihrem Recht zu verhelfen. Dieser Verwahrung schließen wir uns ausdrücklich an.

Die evangelische Kirche der altpreußischen Union   ist durch diese Vorgänge in eine Lage von ungeheurem Ernst gebracht worden. Wir lassen die Rechtsfrage hier bei Seite. Uns ist die geistliche Leitung unserer Sprengel anbefohlen. In der Verantwortung dieses Amtes, in dem wir uns allein un­serem Gott verantwortlich wissen, wenden wir uns an die Gemeinden unserer Sprengel und an ihre Geistlichen! Das innerste Leben unserer Sprengel steht auf dem Spiel!

Zwar ist die Versicherung abgegeben worden, daß die Souveränität des Evangeliums und seine freie Verkündung nicht angetastet werden soll. Aber Aeußeres und Inneres steht in einer christlichen Kirche in enger Wechselwirkung.

Auch uns ist es ein ernstes Anliegen, daß Volk und Kirche

fich finden. Auch wir sind entschlossen, durch die Arbeit der Kirche an der Einigung unseres Volfes mitzuarbeiten. Aber solche Ziele dürfen in einer Kirche niemals mit politischen Machtmitteln verfolgt werden. Niemals darf die Kirche dem rud politischer Gewalten aus gesezt werden. Sonst wird die mutige Ver­fündung der evangelischen Wahrheit und die offene Erörterung der großen Fragen un feres Glaubens gefährdet. In einer Kirche, die allzu eng an den Staat gebunden ist, verkümmern die tiefsten Kräfte des Glaubens. Das lehrt die Geschichte. Bor allem darf das Evangelium der deutschen Reformation in einer politisch leidenschaftlich bewegten Zeit nicht politisch verfälscht werden. In dieser Gefahr steht unsere Kirche. Wir haben den Eindruck, daß man im Kreise der Männer, bie jetzt vom Staat an die Spitze der Kirche gestellt werden, dieser Gefahr in Lehre und Haltung nicht selten erlegen ist. Eine Persönlichkeit wie die des Pfarrers Hossenfelder in dem höchsten geistlichen Amt unserer Kirche vermögen wir um unseres e- wissens willen nicht anzuerkennen.

Unsere schwer Sorge um die innere Zukunft unserer Kirche tragen wir vor   Gott! Wir tragen sie vor die uns anvertrauten Gemeinden und ihre Pfarrer. Wir rufen sie auf, sich mit uns zusammenzuschließen, damit Volt und Kirche vor schwerem Schaden bewahrt bleiben.

Am kommenden Sonntag wollen wir diese ganze Not un­serer Kirche im Gottesdienst vor das Angesicht des leben­bigen Gottes bringen. Es soll ein Buß- und Bet- Gottes­dienst sein!

Wir bitten unsere Amtsbrüder, die Glieder unserer Ge­meinden in dieser Zeit mit besonderer Treue um Gottes Wort zu sammeln. Wir bitten die Glieder der Gemeinden, ben Pfarrern dabei zur Seite zu stehen. Die Zeit, die wir lezt durchschreiten, muß eine Zeit heißer Fürbitte für die Kirche des Evangeliums sein!

Das Schicksal unserer Kirche liegt in Gottes Hand. Seiner Kraft und Gnade befehlen wir unsere Gemeinden. Ihm be­fehlen wir unser geliebtes deutsches Volk!

2.

Ist   Gott für uns, wer mag wider uns sein! Die Generalfuperintendenten der evangelischen Kirche der altpreußischen  

Union.

Letzter Hilferuf von Dibelius Ich kann mich von keinem Staatskommissar Beuclauben lassen"

Der Generalsuperintendent

der Kurmart.  

Berlin- Stegliz, 27. 6. 88.

Sehr geehrter Herr Staatsfommissar!

Wie ich aus Berichten der Zeitungen ersehe, haben Sie mich mit sofortiger Wirkung aus meinem Amt beurlaubt.

Es ist evangelischer Grundsatz, daß man der weltlichen Obrigkeit Gehorsam leisten soll, soweit das Gewissen ba­durch nicht verletzt wird. Diesem Grundsatz getreu werde ich mich von allen Verwaltungsgeschäften, die zu den Ob­liegenheiten meines Amtes gehören, solange fernhalten, bis die Frage nach der Rechtsgültigkeit der von Ihnen getrof­fenen Anordnung geklärt ist.

Das Kernstück meines Amtes bildet jedoch die geistliche Beitung meines Sprengels. Hier handelt es sich um bischöf liche und priesterliche Funktionen. Bischöfliche und Priesterliche Funktionen tönnen aber nur

von der Kirche übertragen und von der Kirche zurückgenommen werden, auch von ihr nicht willkürlich, sondern nur wegen Irrlehre und gemeiner Verbrechen. Drauf beruht die Un­

Ereignisse und Geschichten

Der junge Arbeitslose

Fabrik an Fabrik

und jede steht still.

Ein Arbeitsloser mit müdem Blick lehnt am Portal irgendeiner Fabrik.

Er legt sein Ohr

an das eiserne Tor

doch alles bleibt still.

Die Kohlenpotts und die Kessel sind leer. Der Heizer hat keine Arbeit mehr.

Im Büro werden nicht mehr Zahlen verbucht, Der Weber am Webstuhl nicht mehr flucht, Der Meister geht nicht mehr durch die Säle. Aber mancher Prolet hat schon den Strid an der Kehle...

Der Arbeitslose mit müdem Blid

lehnt noch immer am Portal dieser einen Fabrik, in der er gearbeitet, in der er geschafft, der er geopfert seine junge Kraft.

abhängigkeit und die Autorität des geistlichen Amtes. Aus diesen innersten Pflichten meines Amtes kann ich mich da­her von keinem Staatskommissar beurlauben lassen. Sie bleiben meine Pflichten vor   Gott! Ich muß sie erfüllen und werde sie erfüllen, vollends in dieser Zeit, in der eine wahr­haft geistige Leitung in der Kirche nötiger ist als je. Und wenn mir die äußeren Möglichkeiten sämtlich abgeschnitten werden, dann werde ich sie erfüllen durch den Dienst der Fürbitte für die Gemeinden und Geistlichen meines Spren Eiu sauberer Kittel gels ,, der im Leben einer Kirche die stärkste aller Kräfte ist.

Er ist verbittert. In ihm ist Groll. Er ist noch so jung und steht mitten im Leben und weiß doch nicht, was er da noch soll... Walter Auerbach.

Ich denke bei dieser Erklärung nicht nur an das, was ich der Kirche schuldig bin. Ich denke ebenso an unser geliebtes deutsches Volt. Es ist unserem Volt nichts nötiger, als daß es Männer hat, die nach dem Wort der Heiligen Schrift zu leben wissen: Man muß   Gott mehr gehorchen als dem Menschen!"

Eine Abschrift dieses Briefes ist allen Geistlichen der Kur­mart zugegangen.

Ich bin mit aufrichtiger Empfehlung Ihr ganz ergebenster gez. Dibelius. Herrn Landgerichtsdirektor Jäger,   Berlin.

3.

Schlachtenmusik mit Heiterkeit!

Ein Cheisten- Programm, das man lesen muß Programm für die Kundgebung der Glanbensbewegung " Deutsche Chriften" am 27. Juni 1988 im Saalban "   Friedrichshain" am   Friedrichshain. Beginn: 4 Uhr!

1. Teil.

1. Alte Rameraden, Marsch 2. Morgen- Blätter, Walzer

v. Teicke v. Strauß

8. Große Phantasie aus der Oper" Carmen" v.   Schreiner Begrüßung durch Kreisleiter Otto. Es spricht Pg. Nachner.

4. Aufzug der Stadtwache, Salonstück

5. Jm Zick- Zack, Pottpourri

v. Jeffel v. Grundmann

6. Rampflied Märkische   Heide" Es sprechen Dr. Krause, Dr. Ziegenrüder, Pg. Bierschwale. Beginn: 6.30 Uhr! 2. Teil.

7. Badenweiler Marsch

v. Fürst Erinnerung an das Gefecht des tgl. Leib regiments am 12. 8. 1914.

8. Maritana", Ouvertüre

9. Geschichten aus dem Wiener Wald

10. Zwei Fanfarenmärsche a) Kreuzritter- Fanfaren

b) Fehrbelliner Reitermarsch unter Benutzung der Fanfaren- Trompeten Es spricht Pfarrer Peter. Beginn: 7.50 Uhr!

3. Teil.

11. Einzug der Gäste aus   Tannhäuser"

v. Wallace v. Strauß

Der Theologieprofessor an der Universität Tü­  bingen, Dr. Gerhard   Kittel, hat soeben ein Elaborat des Judenpogroms in bestialischer Gelehrsamkeit prüft. über das Judenproblem herausgebracht, in dem er die Frage

Der famose Theologe diskutiert die Ausrottung der Juden mit viel Liebe und Wohlwollen und entschließt sich nur mit schmerzlichem Bedauern zu einem anderen, nicht weniger gründlichen Rezept, weil wie der satanische Biedermann mit Sonne in der Füllfeder schreibt: Alle Juden tot­schlagen, nicht die Lage meistern heißt."

Der Arme! Man sieht ihm die Zähne förmlich in den blonden Cherusterbart rollen, weil artfremde Dekadenz und Humanitätsgedudel Menschenfresserei in en gros als nicht mehr opportun erscheinen lassen.

Dieser gelehrte Herr mit dem wissenschaftlich analysierten aus abstoßender, als der unwissenschaftliche SA.- Mann, der, Blutschaum oder dem lasterhaften Mund ist allerdings weit­ohne Theologieprofessor zu sein, mit der Stahlrute die etwas frause Dialektik des rasenden Theologen" in die blutige Praxis umsetzt.

Rasse wird gedrillt

The ,, bestes Blut"

Die Reichsführung der SS  . hat die Burg Schwalen berg von der Gräfin zur Lippe auf die Dauer von 99 Jahren gepachtet, um das Rasse amt der SS. nach dort zu verlegen und in der angegliederten Reichsrasseschule laufende Schulungskurse zur Rasseforschung einzurichten. Der Reichsführer der SS., Himmler, gab die Pachtung der Burg bei einem Empfang im Rathaus in Schwalenberg bekannt und führte dazu in einer Ansprache aus, man könne die großen Zukunftsfragen nicht allein staatlich lösen, es sei von großem Wert, daß das neue   Deutschland wieder die Kultur als Fundament auch des staatlichen Seins hingestellt habe. Es habe somit ein neuer Geschichtsraum begonnen, der sich es möge vielleicht lächerlich klingen über 20.000

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bis 30 000 Jahre ausdehnen werde. Die SS. wäre aufgebaut auf der Kenntnis vom Wert des Blutes. Seit Jahren sei in ihr bestes Blut gesammelt, und so rüste sie sich für den kommenden schweren Kampf mit dem Welt­bolschewismus.

Schwere Probleme

Gemäß einem Runderlaß des preußischen Innenministers hat sich der Innenminister die Entscheidung über Anträge auf Befreiung von der Beibringung eines ausländischen v. Wagner Ehefähigkeitszeugnisses in denjenigen Fällen vorbehalten, in denen die Ehe zwischen einer Person arischer und einer Person nichtarischer Abstammung oder zwischen Personen nichtarischer Abstammung geschlossen werden soll. Die Standesbeamten haben Feststellungen über die Abstammung der Verlobten zu treffen. Langwierige Er­mittlungen sind dabei jedoch zu vermeiden.

Es spricht Pfarrer Hossenfelder. Danach: Huldigung für Wehrkreispfarrer Müller. Es singt der   Berliner Kinder- Chor usw.

Es spricht Wehrkreispfarrer Müller.

Darnach: Gemeinsamer Gelang: Eine feste Burg tst unser Gott.

12. Argonner Marsch

18. Ouvertüre zu Dichter und Bauer"

v. Männicke

v. Suppee Nur mit den Augen zwinkern.

14. Duvertüre a. d. Oper: Das goldene Kreuz" v. Brinkmann Es spricht Pfarrer Dietrich das Schlußwort.

15. Heimattlänge, großes Tongemälde

v. Krone

16. Großes Schlachten Potpourri 1870/1871" v. Saro Erinnerungen an die siegreichen Jahre. 1870/1871 mit Schlachtenmusik und Spiel­mannszug.

17. Gemeinsamer Gesang:   Deutschland- Lied

18. Horst   Wessel- Lieb

In   Deutschland fehlt dem höheren Menschen ein großes Erziehungsmittel: das Gelächter höherer Menschen; diese lachen nicht in   Deutschs land. Friedrich   Nietzsche

( Die fröhliche   Wissenschaft", Buch III.)

Man sagt uns, wir seien radikal. Nein, wir sind viel zu liberal. Wenn auch die Juden fluchtartig das Land ver­lassen, wir müssen anders mit ihnen abrechnen. Meine lieben Zuhörer, wir verstehen uns doch. Wir brauchen doch bloß mit den Augen zu zwinkern: Wir werden nicht eher ruhen, bis jeder drankommt. Bis alles das, was anderen gehörte, unser ist."( Der Naziführer Oberleutnant J. Bosch im   Münchener Rundfunk.)

Kaiser

A

nicht zu hoch für ihn

Er steht in den Augen und Herzen der Nation, ja im Grunde aller hochwertigen Völker, so hoch infolge seiner Leistungen und natürlichen Würde, daß der Titel eines Raisers feineswegs zu hoch für ihn wäre."( Das Sächsische Aerzteblatt" Nr. 11.)

Uniformen- einzig flocierend

Das   Karlsruher Organ der Nazionalsozialisten füllt etne volle Seite mit Inseraten für Uniformen der SA., SS  ., PO., NSBO. und H. Die   deutsche Wirtschaft ist nicht nur bis zum Weißbluter, sondern auch bis zum Braunwerden gebracht.