DAS BUNTE BLATT

C

NUMMER 61- 1. JAHRGANG TAGLICHE UNTERHALTUNGS- BEILAGE MITTWOCH, DEN 03. AUGUST 1933

Frauenliebe und-leben in Afrika  

Von William Warren

Perlen und Musɗfieln

Was die Europäerin nur mit Hilfe von teuren Friseur­fünften erreicht, nämlich eine gutsigende Haartracht, baut sich die Negerin mit Hilfe ihrer Freundin selber: sie tränkt den Haarschopf mit Lehm und Del, darauf werden Perlen- und Muschelschnüre aufgebaut, in Farben und Größen abgestuft. Einzelne Metallplätzchen und-ringe ergänzen die Frisur.

Perlen- und Muschelschnüre spielen die Hauptsache auch in der Bekleidung. Die Mädchen tragen nur einen dunklen Hüftschurz. Dieser Hüftschurz wird mit Muscheln geschmückt, um den nackten Oberkörper hängen dicke Ketten aus Muscheln, um die Beine, vom Knie bis zum Knöchel, ziehen sich Perlen= ketten und Muschelreihen. Dazu kommen Fingerringe und Ohrringe in Fülle.

Tätowierungen

Bet näherem Hinsehen merkt man, daß unter den Perlen andere Perlen sitzen, die direkt zur Haut gehören: die Neger­mädchen sind tätowiert. In manchen Stämmen siten die Neger sich selbst, andere haben dazu einen Alten ihres Stammes, der die Kunst gegen kleine Bezahlung ausübt.

Die Haut wird mit einem spißen Holzstäbchen hochgezogen, mit einem scharfen Messer eingeschnitten, dann mit dem Saft von Pflanzen beträufelt und tüchtig eingerieben. Dadurch wird die hohe Narbenbildung hervorgerufen. Besonders schöne Narben- und die Neger schäßen schöne Narben bei ihren Frauen! entstehen, wenn das Heilen der Wunde lange Zeit hindurch verhindert wird. Deshalb reiben die Mädchen die Wunden ständig.

-

Diese Narben ziehen sich in Figuren um den ganzen Ober­törper. Sie rahmen die Schulterblätter, ziehen sich um den Hals, um die Gürtellinie.

Zeidien der Reife

Die Tätowierungen werden auch keineswegs einfach als der Eitelkeit gepflegt. Sie sind ein uralter Brauch, sie be­deuten auch heute das Zeichen der Reife. Die Jungen und Mädchen werden tätowiert, wenn sie als vollgültige Mitglieder in ihren Stamm aufgenommen werden. Das Erdulden der Schmerzen dabei gilt ebenfalls als Zeichen der Reife, als mannhafte" Stärke. Und man merkt den jungen Menschen wirklich nicht an, daß sie Schmerzen erdulden. Die Prozedur ist ihnen so selbstverständlich, daß sie vielleicht wirklich nichts fühlen.

Wer noch nicht tätowiert ist, darf keine Ehe eingehen. Die Jungen Mädchen wissen, daß es ihnen streng verboten ist, Beziehungen mit einem Mann anzuknüpfen, ehe sie tätowiert wurden. Kinder untätowierter, also unreifer" Mütter, werden sogar getötet.

Die Tätowierungen werden auch keineswegs einfach als Narben- und Punktzusammenstellungen angebracht. Sie be= stehen aus uralten Sinnbildern und Stammesabzeichen. Einzelne Symbole sollen wilde Tiere, böse Geister abhalten.

Verlobung und Ehe

Sonst sind die Lebensgesetze für die jungen Mädchen Afrikas   nicht eben streng. Sie werden meist als Kinder schon von den Eltern einem Knaben versprochen. Der Verlobte muß eine Anzahl von Jahren für den Schwiegervater ar­beiten. Wenn er dann auch die Hütte, die für die Ehe not­wendig ist, gebaut hat, wird die Hochzeit angesetzt.

Vor der Hochzeit darf die junge Negerin lieben, wen fie will. Es kommt dann manchmal vor, daß sie an einem andern solchen Gefallen findet, daß sie sich weigert, den Ver= lobten zu heiraten. Dann muß sie troßdem einige Zeit-

Auto- Geschichten

50 Kilometer

Ein berühmter Rennfahrer fährt mit hundert Kilometer Geschwindigkeit. Plößlich bemerkt er, daß ein kleiner Wagen sich ihm angehängt hat und nicht von seiner Spur weicht. " Na warte," denkt er und geht auf 120. Noch immer ist der Kleine hinter ihm. Wie der Rennfahrer seine Geschwindig­keit aber auf 130 Kilometer steigen will, begibt sich das Un­faßbare, daß ihn der kleine Wagen, wie wenn das gar nichts wäre, überholt. Heraus beugt sich ein junger Mann mit rotem Kopf und sagt atemlos: Ach, entschuldigen Sie viel mals, daß ich Ihnen nachfahre. Ich wollte Sie nur fragen. Mein Tarometer ist nämlich nicht in Ordnung, und ich bin Anfänger. Können Sie mir vielleicht sagen, wie ich auf 50 Kilometer Geschwindigkeit hinaufkomme?"

Das Reserverad

Der Fahrlehrer überläßt der jungen Dame die Führung des Wagens. Die Dame holt aus dem Motor heraus, was das Zeug hält. Beängstigend steigt das Tempo. Achtzig, neunzig, hundert Kilometer...

,, Gnädiges Fräulein," mahnt der Fahrlehrer, wenn wir jetzt ein Rad verlieren?"

" Macht nichts!" lächelt die Dame. Wir haben doch noch ein Reserverad!"

Der neueste Typ

,, Haben Sie schon von dem neuesten Autotyp gehört, der rechts ein grünes, links ein rotes Licht und in der Mitte eir Grammofon hat?"

,, Nein, wozu ist denn diese Einrichtung?"

Das will ich Ihnen erklären. Wenn die Maschine 40 Kilométer läuft, entzündet sich das grüne Licht, bei 80 Kilo­meter das rote Licht und bei 120 Kilometer beginnt das Grammofon den Trauermarsch von Chopin   zu spielen!"

eine Regenzeit mit dem Verlobten zusammenwohnen. Weil der Verlobte ja für sie gearbeitet hat und ein Ver­sprechen eingehalten werden muß.

Danach darf sie zu ihrem selbstgewählten Mann gehen. In der Ehe wird Treue vom Mann wie von der Frau verlangt. Wenn die Frau nicht treu ist, bekommt sie Schläge.

Der Nebenbufiler

Diese Sitten, die man zum Beispiel bei allen Negerstäm­men in Guine   a findet, finden sich ähnlich weiter östlich in Afrika  , bei den Massai- Negern.

Es kommt vor, daß ein Massai- Neger, der auf die Jagd ging und seine Frau längere Zeit allein in der Hütte zurück­Iteß, bei seiner Wiederkehr neben dem Eingang der Hütte einen Speer in den Boden gerammt findet.

Dann weiß er, daß seine Frau mit einem anderen Massai in der Hütte ist. Aber der Neger stürzt nun keineswegs wut­schnaubend in die Hütte, sondern er wartet, bis der Neben­buhler heraustritt.

Aber während man in Portugiesisch- Guinea   den Liebhaber gänzlich ungeschoren läßt, weil man sagt: wenn die Frau richt gewollt hätte, hätte er nicht ihr Liebhaber werden können, verlangt der Massai eine Entscheidung. Ich habe so und soviel Hammel für meine Frau bezahlt!" sagte er. Erstatte mir bitte meine Auslagen zurück!" Und der andere Massai zahlt.

Blutige Verlobung

Blutiger geht es zu, wenn ein Maffai fich verlobt. Der Stamm ist der Meinung, daß eine Ehe nur glücklich werden kann, wenn der junge Mann einen Dritten erschlägt.

Die Massai waren früher allgemein gefürchtet bei ben anderen, friedlicheren Negerstämmen Ostafrikas  . Diese Furcht ist heute zum großen Teil unbegründet, auch die Massai, die früher Jäger und Hirten waren, sind Ackerbauern geworden. Aber der Brauch, die Verlobung mit einem Tot schlag zu bekräftigen, ist nicht auszurotten.

Man tötet in der Hauptsache Knaben und alte Frauen des Stammes. Weil Knaben noch keine Männer sind und alte Frauen keine Frauen mehr! Es ist aber auch vorgekommen, daß Weiße ein Opfer der Massaiheiratsbräuche wurden, weil die Massai meinten, durch so ein außergewöhnliches Menschenopfer besonderes Glück in der Ehe zu haben.

Ein Männerfiarem

Von einer Merkwürdigkeit wird aus dem Tanganyka­Gebiet berichtet. Dort traf ein italienischer Forschungs­reisender auf einen Negerstamm, dem in dieser Generation der männliche Nachwuchs der Dynastie versagt geblieben war. Man hatte nun eine Sultanin eingesetzt und die schwarze Dame mit allen Rechten, aber auch mit allen Pflich= ten eines männlichen Stammesherrschers ausgestattet. Zu einem schwarzen Herrscher gehört auch ein Harem, ein Harem aus den schönsten Töchtern des Stammes. Die Sultanin wurde nun aufgefordert, einen Männerharem zu bilden. Sie nahm die fünf Schönsten des Stammes, und die fünf Männer wurden gleichzeitig ihre Minister.

Die fünf Männer vertragen sich ausgezeichnet, nie ist jemand eifersüchtig und die Frage, wer im einzelnen Vater der Nachkommenschaft ist, spielt keine Rolle. Wichtig ist, daß die jungen Prinzen und Prinzessinnen Nachkommen der Sultanin sind.- 52 000 Neger gehorchen der Sultanin, die seit Jahren unter britischem Protektorat- regiert.

Der Gipfel

Der Schutzmann stoppte den Wagen.

" Sie sind mit achtzig Rilometer durch den Ort gefahren. Ihre Nummer ist unleserlich. Sie haben kein Schlußlicht, teinen Führerschein, Sie sind betrunken-"

" Sie werden lachen, Herr Schußmann, den Wagen habe ich auch gestohlen!"

Gutes Mittel

Herr Müller, fahren Sie doch nicht so wahnsinnig um dle Ecke! Das macht ja einen ganz nervös."

" Da brauchen Sie gar keine Angst haben, gnädige Frau, machen Sie es doch so wie ich, ich mache immer die Augen zu, wenn wir an' ne Ecke kommen."

Der wilde Autler

Der wilde Autler las die Zeitung und schimpit. " Das ist ja ein schönes Dreckblatt! Nicht mal die fünf Per­

Der Gefangene an die Sklaven Von der Zelle blick ich hinans in die Welt und ich dünk mich nicht fester gebunden als der Knecht, den das Elend gefangenhält und der Werkstatt unendliche Stunden.

Denn was mich umringt, das umringt auch ihn, mag es sein auf größerer Fläche;

die Mauern, die Englands Volk umziehn, find seine Beschränktheit und Schwäche!

Und schmacht ich auch einsam in Kerkers Bann, so will ich darob nicht trauern:

viel schneller, als die Zeit sie zernagen kann, zertrümmert der Geist seine Mauern!

Sie mögen verfümmern uns Luft und Licht mit ihren Wällen und Schranken; doch das Wiffen bezwingen können sie nicht- das leuchtet in Sonnengedanken!

Sie mögen uns tnebeln mit roher Gewalt, und uns binden mit Normen und Ketten; doch kann fie die Willkür in jeder Gestalt vor ihrem Verderben nicht retten!

-

Wir kämpften von jeher, wir kämpfen fortan. Und würfen sie zehnmal uns nieder, anf springen wir wieder und griffen sie an­und wieder und wieder und wieder! Jones( 1819-1869), Führer der Chartistenbewegung.

Was es alles gibt

Der Klub der Soiledfit­verfieirateten

=

Die Gründung von Vereinen ist in Frankreich   augen­blicklich sehr in Mode. Sie können jedoch nicht ein privates und verschwiegenes Dasein fristen wie in Großbritannien  , sondern jeder neue Verein muß angemeldet werden und wird im Journal Officiel", dem amtlichen Regierungsblatt, ver­öffentlicht. In der letzten Nummer dieses Organs finden fich Eintragungen von einigen merkwürdigen Klubgrün­dungen. So hat sich in einem Cafe von St. Sauveur= de Montague in der Provence   ein Verband Amicale­Celibat" gebildet, ein Freundschaftsbund von Junggesellen, dessen Mitglieder zwischen 25 und 35 Jahren alt sein müssen. Die Beiträge sollen für Essen und Trinken" ver­wendet werden. Jedes Mitglied, das heiratet, wird nicht nur ausgeschlossen, sondern muß vorher noch ein Festessen veranstalten. Die, die auf diese Weise aus dem Kreise des Junggesellenklubs verbannt sind, haben aber nun die Mög­lichkeit, einer anderen provencalischen Vereinigung beizu­treten, deren Gründung ebenfalls offiziell verkündet wird. Dies ist die Amicale des Mal Maries", der Freundschafts­bund der Schlechtverheirateten. Dieser Klub will allen denen, die in der Ehe nicht das erhoffte Glück gefunden haben, die Möglichkeit der Tröstung gewähren, denn nach dem lateinischen Sprichwort ist es ja bekanntlich ein großes Gut, im Unglück Genossen zu haben.

Eine Kolonie für Menscienzucht

Der englische   Eugenifer Wicksteed Armstrong trat mit einem Plan an die englische Oeffentlichkeit. Auf der Ebene zwischen Serra do Mar und dem Paranafluß soll eine eugenische Kolonie gegründet werden, in die nur ausgesuchte Exemplare gewisser Rassen aufgenommen werden. In der Gegend, die gemäßigtes Klima hat, wohnen gegenwärtig einige deutsche und italienische Kolonisten, die zusammen mit. englischen Einwanderern die Kolonie bilden sollen. Im ein­zelnen sollen strenge törperliche Anforderungen an die Be­werber gestellt werden. So wird jedes Mitglied der Kolonie über gesunde Augen, Ohren, Herz und Lunge verfügen müssen und soll einen wohlproportionierten Körper sowie angenehme Gefichtszüge haben. Anfangs sollen in die Kolonie nur Landwirte aufgenommen werden, später wird man Hand­werfer brauchen.

Kanone schießt nacfi 15 Jafiren Bei der Hebung des russischen Kreuzers Slawa", der während des estnischen Unabhängigkeitskrieges an der bal­tischen Küste gesunken war, hat man eine merkwürdige Be­obachtung gemacht. Als man den Mechanismus einer der Kanonen des Schiffes prüfte, gab diese plötzlich einen scharfen Schuß ab. Obwohl das Schiff fünfzehn Jahre auf dem Meeresgrund gelegen hatte, waren Kannone und Munition augenscheinlich noch in gutem Zustand geblieben, und der lange Aufenthalt im Wasser hatte nichts geschadet.

sonen sind erwähnt, die ich gestern über den Haufen gefahren Der Sofin traut die geschiedenen

habe..."

Lachen nicht verlernen

Schatz, ich glaube, du liebst mich nicht mehr so wie früher. Wenn ich jetzt weine, fragst du mich gar nicht mehr wie sonst immer nach dem Grund."

" Ja, Liebling, dieses Fragen hat mich auch schon zuvt Geld gekostet."

Wie sind Sie hier hereingefommen?" Durch das Tor da."

Haben Sie denn nicht gelesen, daß draußen dronitebt. Kein Eingang?"

Ja freilich. Ein richtiger Schwindel!"

Eltern

In Texarkana, im Staate Texas  , hat der Pfarrer James Wright   seine Eltern getraut. Dieselben hatten sich vor elf Jahren, als der Pfarrer noch ein Knabe war, scheiden lassen. Nun nach der Versöhnung fand die Wiedervermählung in der Kirche statt, in der ihr Sohn Pfarrer ist.

Rekord auf Sofiienen

Die schnellste Bahn der Welt war bis vor kurzem die kanadische Pazifikbahn, die 133 Kilometer in der Stunde fuhr. Jezt aber hat die englische   Great Western Railway ihr den Rang streitig gemacht; denn ihr Zug, der sogenannte Cheltenham- Flieger", erreichte eine Geschwindigkeit von 138 Kilometer in der Stunde. Streckenweise vermag er seine Schnelligkeit sogar bis zu 158 Stundenkilometer zu steigern,