Blick in die englische Presse M
Leipziger Prozeß
Tein mursil nobis own[ der Albert- Halle stattfinden wird. Dabei wird auch S Finanzkapital für Hitler?
Austen Chamberlain sprechen. Veranstalter der Sache ist der konservative Abgeordnete Locker- Lampson , der hiesige Gastgeber Einsteins .
Untersuchungsrichter Vogt findet in England eine wenig günstige Presse. Der Time 3"-Berichterstatter weist darauf hin, daß das entscheidende Geheimnis des Leipziger Prozesses, nämlich die Frage nach den Mitschuldigen des van der Lubbe, in der Aussage des Vogt zum erstenmal berührt ,, Oesterreichisch- Deutsche norden ist. Es seien aber Widersprüche festzustellen zwischen den Aussagen von Vogt und des Polizeizeugen Heisig. Auch in der Aussage von Vogt selbst seien Widersprüche. An einem Tag seiner Vernehmung gab Vogt an, Lubbe habe gesagt, die anderen haben es getan". Jetzt gebe Vogt an, Lubbe habe zugegeben, er habe es selbst getan und allein". Auch die Antworten, die Vogt auf die Fragen von Dimitroff gab, haben in der englischen Presse keine gute Aufnahme gefunden. Der Times"-Korrespondent bemängelt die Tätigfeit des Dolmetschers für die Bulgaren . Zuhörer, die bul garisch verstehen, hätten ihm gesagt, daß die Uebersetzung der Fragen und Antworten der Bulgaren sehr ungenügend seien. Der„ Times"-Korrespondent schreibt zum Schluß:„ Ein tschechischer Anwalt Dr. Loria, dessen Antrag auf Uebernahme der Verteidigung von Torgler abgewiesen worden war, der aber Erlaubnis bekam, dem Prozeß als Zuhörer beizuwohnen, wurde heute von einem Polizeibeamten in scharfem Tone aufaefordert, das Notizenmachen einzustellen. Nach erfolglosem Protest verließ der Anwalt das Gericht und später auch Leipzig ."
, Oesterreichisch- Deutsche Beziehungen"
Unter dieser Ueberschrift bringt„ Times" einen Brief des sehr bekannten englischen Publizisten George Edinger. G. E. schreibt( Ohne Auslassungen übersetzt, da der Brief guten Einblick in englisches Denken gibt und den Gesichtswinkel widerspiegelt, unter dem die Maßnahmen von Dollfuß hier beurteilt werden.):
Der demonstrative Beifall, der Dollfuß in Genf zutell wurde, wird in englischen Zeitungen deutlich unterstrichen. Daily Herald" z. B. schreibt:„ Als nach dem Engländer Sir John das Wort von Dr. Dollfuß ergriffen wurde, empfing den kleinen Desterreicher ein dröhnender Beifall ringsum. Nur die deutsche Delegation saß gedrückt still. Man fühlte, Tr. Göbbels mit seinem beweglichen, scharfen Gesicht war sich bewußt, so bewußt wie wohl nie zuvor, was die Welt über Nazi- Deutschland denkt; denn er ist zu flug, um nicht zu wissen, daß der Beifall nicht so sehr Pro- Dollfuß als Anti- Nazi war."
Aehnlich berichtet News Chronicle", die auf die Tatsache des Beifalls für Dollfuß und des verlegenen Stillsizens der Deutschen in den Ueberschriften hinweisen.
,, Die neue deutsche Kirche"
Die„ Times" bringt unter dieser Ueberschrift eine Abhandlung ihres Berliner Korrespondenten, in welcher nach rein referierender Darstellung der neuen Verhältnisse in der protestantischen Kirche auf die Tatsache des Fortbestehens der firchlichen Opposition hingewiesen wird.
„ Es gibt immer noch eine viel stärkere Opposition unter den Pastoren gegen die Vorherrschaft der„ Deutschen Christen " als es nach den Informationen, die das Publifum erreichen, den Anschein hat. Diese Opposition, obwohl schweigsam, hat es fertiggebracht, sich auf der Synode Geltung zu verschaffen. Ein herausforderndes Manifest haben mehr als 2000 Paftoren unterzeichnet, die heute noch sich zu Dr.
Bodelschwingh als ihrem geistigen Führer bekennen. Es hätte heute verlesen werden sollen, aber der einzige Vertreter der Gemäßigten in der Synode, der aus Westfalen kommt, wo die Opposition am stärksten ist, erhielt keine Erlaubnis, an der Programmgestaltung teilzunehmen. Das Manifest wurde trotzdem als Flugblatt gedruckt, im Namen der 2000 Pastoren von einigen Führern der Gemäßigten unterzeichnet und alle Personen, die an der Zeremonie in Wittenberg teilnahmen, fanden einen Abdruck auf ihrem Platz. Die Flugblätter sind auch durch die Post verschickt worden."
Anti- Einstein- Propaganda
Die Rothermere- Presse hat einen großen Feldzug gegen Einstein eingeleitet.„ Evening News" brachte einen sehr groß aufgemachten Leitartikel gegen Einstein . Es wird versucht, Einstein als Kommunisten darzustellen und ihm Mißbrauch
seines wissenschaftlichen Rufes zu politischen ichen Propaganda
zwecken vorzuwerfen.
Anlaß für diese offenbar von Nazis inspirierten Angriffe ist ein Vortrag von Einstein, der in den nächsten Tagen in
Um die Warenhäuser
In der HV. der Karstadt AG. führte Geheimrat Fellinger vor Eingang in die Tagesordnung über die Frage der Warenhäuser folgendes aus: Die Beantwortung der Frage über die Zukunft der Warenhäuser ist entscheidend darüber, ob nach Durchführung der heute zu beschließenden Sanierung der Bestand des Unternehmens gesichert ist. Die Erklärung des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heẞ , vom 7. Juli 1933, in welcher bis zur endgültigen Lösung der Warenhausfrage Neutrolität empfohlen wird, und die vor einigen Tagen durch die Presse gegangene Erklärung des Herrn Reichswirtschaftsministers, daß im Interesse der gesamten Volkswirtschaft und nicht zuletzt der zahlreichen Angestellten Eingriffe in den Betrieb der Warenhäuser unbedingt unterbleiben müssen, geben uns die Hoffnung, daß die Erkenntnis von der Bedeutung der Wirtschaftsfunktion dieser Wirtschaftsform zu einer sachgemäßen befriedigenden Lösung führen wird, an der mitzuarbeiten wir selbstverständlich bereit sind. Die von der Regierung ausge= sprochenen Warnungen haben allerdings bisher nicht überall die entsprechende Wirkung gezeigt.
Bisher liegen unsere Umsäßeim neuen Geschäftsjahr ungefähr 18 Prozent unter den Umjäßen des Vorjahres. Ich halte es für eine Gefährdung der Gesamtwirtschaft und des Gemeinwohls, wenn der stille oder offene Boykott gegen das Warenhaus weitergeführt wird, so daß dadurch die Warenhäuser zum Erliegen gebracht werden. Schon die Folgen für die Angestellten wären unübersehbar. Allein bei Karstadt handelt es sich um rund 21000 Ange: stellte. Im ganzen Warenhausgewerbe dürften mehr als 100 000 Angestellte tätig sein.
Der Zusammenbruch der deutschen Warenhäuser würde darüber hinaus die schlimmsten Folgen für viele Tausende von Lieferanten haben, die zum Teil mit ihrer ganzen Existenz auf den Absatz an die Warenhäuser eingestellt sind. Auch die Folgen für die Arbeiterschaft des Lieferanten wären unübersehbar. Schließlich würde das deutsche Bankgewerbe in einen Zusammenbruch der Warenhäuser in vorläufig nicht absehbarem Umfang hineingezogen werden. Eine Schließung der Warenhäuser würde eine Wirtschaftstatastrophe bedeuten, die die schlimmsten Tage des Jahres 1981 in ihren Wirkungen noch übertreffen würde. Es darf auch nicht übersehen werden, daß mit einem 3usammenbruch der Warenhäuser viele Hunderte von Millionen des deutschen Volksvermögens brach liegen und damit zur gänzlichen Entwertung verurteilt werden würden. Ez wäre ein Irrtum anzunehmen, daß die Umsätze der Waren häuser dem Mittelstand zufließen und ihm helfen würden.
" Der Londoner Korrespondent des Völkischen Beobachters" Dr. Ernst frägt in einer Zuschrift an die„ Times" vom 22. September, warum Dr. Dollfuß eine Wahl nicht riskieren will, wenn die meisten Oesterreicher ihn unterstützen.
Es ist sonderbar, daß der Londoner Korrespondent von Herrn Hitlers Völkischen Beobachter" wünscht, daß ein Nachbarstaat die Maschinerie der liberalen Demokratie anwende, die sein Führer so entschieden verworfen hat. Wahrscheinlich aber teilt Dr. Dollfuß mit Herrn Hitler die Abneigung, Volkswahlen zu riskieren, wenn es in voller Freiheit eine starke Partei gibt, die, unter ansländischer Kontrolle, ihre Zuflucht zu terroristischen Taten nimmt.
Herr Hitler überwand die Schwierigkeiten durch Ausschrei bung von Neuwahlen, in denen die eine Seite bewaffnet und die andere gefnebelt war, und dann, so fuhr er fort, Terroristen( in diesem Fall kommunisten). Aber es ist unannullierte er die Mandate der vom Ausland kontrollierten vorstellbar, daß die hochzivilisierten und gutmütigen Desterreicher Knüppelwahlen veranstalten würden und dann die Nazi- Mandate annullierten.
Dr. Thost sagt, daß die österreichischen Nazis nicht von Deutschland kontrolliert werden. Aus vier Gründen müssen wir ihm widersprechen:
1. Das österreichische Nazi- Hauptquartier in einem Münchener Haus, gegenüber dem Braunen Haus, steht unter der Führung eines Deutschen ( Dr. Habicht), der den deutschen Regierungsrundfunk gebraucht, um zweimal in der Woche seinen Anhängern Vorträge zu halten.
2. Die österreichischen Nazis find uniformiert, militärisch organisiert und kampieren unter deutscher Aufsicht bei Lechfeld.
3. Fast jeder Aft von Nazi- Terror in Oesterreich ist das Wert von importierten Deutschen . Ein notorisches Beispiel war der Anschlag von zwei Deutschen und zwei Oesterreichern auf das Leben von Dr. Steidle.
4. Die österreichische Bewegung", so glaube ich, wird von Deutschland subventioniert, obwohl das schwer beweisbar ist. Bei dem Nürnberger Aufmarsch marschierten die österreichischen SA.- Leute auf dem Ehrenplatz, beschildert Gruppe 8", ein offenes Bekenntnis, daß sie eine Zutat zur deutschen Bewegung find."
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Blinder Passagier rettet sein Leben vor den Nazis"
Fast alle Londoner Zeitungen brachten einen Bericht über die Gerichtsverhandlung gegen einen 19 jährigen beut: schen Juden, der als blinder Passagier mit einem Dampfer von Hamburg nach England kam und nun wegen Uebertretung der englischen Einwanderungsgeseße angeflagt wurde. Hans Schneider, so heißt der junge Mann, gab vor Gericht an, daß er in eine Lärmszene" geriet, Angst befam und weglief. Er habe im Hafen von Hamburg Unterschlupf gesucht und gefunden und sei nach England gefahren, nur um sein Leben vor den Nazis zu retten. Der Richter, Mr. Fre derick Langley, meinte:„ Es war wohl eine„ Lärmszene", die nun ziemlich großen Umfang in Europa angenommen hat." Der Fall selbst wurde auf eine Woche vertagt.„ Obwohl Stellung einer Bürgschaft erlauben. Er( der Angeklagte) scheint ein anständiger Mann zu sein und eine sehr zuverlässige Stelle hat mir angeboten, sich um ihn zu fümmern."
Es wird meist vergessen, daß der Gesamtanteil der Warenhäuser am Handelsumsatz nur etwas mehr als 4 Prozent in den letzten Jahren betragen hat. Ich halte es auch für ausgeschlossen, daß die Pläne, entlassene Warenhausangestellte in mittelständischen Betrieben unterzubringen, jemals verwirklicht werden können. Das Warenhaus hat, wenn es richtig geführt wird, ebenso wie die übrigen Großbetriebe des Einzelhandels eine volkswirtschaftlich wichtige Funktion in der Warenverteilung zu erfüllen. Es soll mit dazu beitragen, die minderbemittelten Kreise zu wohlfeilen Preisen mit anständiger Ware zu versorgen.
Die Bedeutung des Warenhauses als Preisregulator für das Niveau der Einzelhandelspreise ist wesentlich und scheint von der Oeffentlichkeit leider häufig unterschätzt zu werden.
Wenn das Warenhaus und die übrigen Großbetriebe des Einzelhandels ausgeschaltet würden, so würde das bestimmt mit preislichen Nachteilen für die Verbraucherschaft ver knüpft sein, die gerade zur Zeit volkswirtschaftlich unerträglich sind. Man weiß es daraus, daß von vielen Seiten und in zahlreichen Geschäftszweigen heute schon Preiserhöh= ungen angestrebt werden, welche mit der geschwächten Kaufkraft der Verbraucher in feinem Einklang stehen und daher von der Reichsregierung bekämpft werden. Auch das richtig geleitete Warenhaus soll ein Bollwerk gegen derartige Bestrebungen sein. Obwohl ich die Forderung als ebenso be= rechtigt anerkenne, daß das Warenhaus sich nicht an unwirtschaftlichen Preisschleudereien beteiligen darf. Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß für die endgültige Reglung der Warenhausfrage ein Weg gefunden wird, welcher den Belangen von Millionen von Verbrauchern und gleich zeitig der mittelständischen Einzelhandelsgeschäfte Rechnung
trägt und die deutsche Bevölkerung vor schweren Erschütte
rungen bewahrt. Jedenfalls ist es unerläßlich, daß bis zu einer Lösung der Warenhausfrage der stille Boy fott aufhört, der sonst mit Sicherheit zu einer Katastrophe führen würde, ohne den mittelständischen Geschäften irgendwie Nutzen zu bringen.
..Krisenselbstmorde"
Die Flucht aus dem ,, dritten Reich"
In der Frankfurter Zeitung " lesen wir: Die schweren wirtschaftlichen Krisen des letzten Jahrzehnts haben durch eine erhebliche Zahl sogenannter risenselbstmorde" bei den Lebensversicherungsgesellschaften ein nicht unbeträchtliches Ansteigen der Zahl der Selbstmord- Versicherungsfälle bewirkt; auf diese Erscheinung ist an dieser Stelle bereits früher mehrfach hingewiesen worden. Sie ließ fomplizierte Fragen auftauchen. Im Wettbewerb war auch die deutsche
Der Daily Herald" schreibt in großer Aufmachung: Ein erstaunlicher Finanzfeldzug, um das Nazi- Regime in Deutschland zu kräftigen und seinen Fortbestand zu sichern, wird zur Zeit von Montagu Norman und anderen Direktoren der Bank von England unternommen. Diese Tatsache, deren politische und internationale Bedeutung nicht zu unterschätzen ist, hat sich schon in einem bemerkbaren Steigen der deutschen Bonds an der Londoner Börse ausgewirkt.
Es ist ein bezeichnendes Merkmal für die Richtung, in welcher die Sympathien der Bank von England liegen und ein treffender Kommentar zu Montagu Normans angeblicher Fernhaltung von der Politif. Er ist tatsächlich bereit zur Unterstützung von Dr. Schachts, Präsidenten der deutschen Reichsbank und einem der engsten Mitarbeiter von Hitler , durch einen sorgfältig überlegten Plan zur Konsolidierung von Deutschlands finanzieller Lage und um auf diese Weise die Stellung der Nazis zu fräftigen. Und die Bank von England steht hinter diesem Plan, noch dazu auf eine Weise, die, ganz abgesehen von ihrer großen politischen Bedeutung, fast mit Sicherheit Tausende von englischen Geldanlegern in die Gefahr schwerer Verluste bringt.
Das sind die Tatsachen. Sie sind mir alle in Unterhaltungen bestätigt worden, die ich mit hohen Bank- und FinanzAutoritäten der City hatte.
Die Bank von England hat Privatbanken und einigen der großen Geldanleger angeraten, die deutschen Bonds an der Börse zu unterstützen, und diese Häuser haben ihrerseits ihren Kunden und den Börsenfirmen, mit denen sie in Verbindung stehen, den Rat gegeben, deutsche Papiere zu kaufen. In Fällen, wo die Empfänger dieses merkwürdigen Rates dargelegt haben, daß alle zuverlässigen Berichte über die deutsche Wirtschaftslage andeuten, daß die Bonds im Werte fallen werden, hat man als private Information gesagt, daß die Empfehlungen zuerst von der Bant von England gekommen sind.
Das Ergebnis ist, daß die 5/ proz. deutsche Young Anleihe, von welcher 11 520 000 Pfund in britischen Händen sind, um 3,15 Pfund gestiegen ist, von 44,15 auf 48,10 Pfund in der letzten Woche, und die 7proz. Dawes- Anleihe( 7 800 000 Pfund in britischen Händen) von 68,05 auf 71,10 Pfund. Es war ein tägliches sprunghaftes Steigen, das sich fortsetzte, als die Young- Anleihe um 0,35 und die Dawes- Anleihe um 2,15 Pfund stiegen.
Das Geheimnis, warum die Bank von England die deutschen Bonds so erstaunlich hochtreibt, sind die Pläne Schachts über die konvertierung eines großen Teils der deutschen inneren öffentlichen Anleihen. Dr. Schacht hat die Absicht, durch Ankäufe der Reichsbank die Kurse der deutschen Bonds hochzutreiben, sie auf ein Niveau zu bringen, das das Vertrauen der Geldanleger wieder erweckt und so eine freiwillige Konvertierung möglich macht. Dazu erbat Dr. Schacht die Unterstützung von Montagu Norman und diese Unterstützung ist gewährt worden mit dem schon erwähnten Steigen der deutschen Bonds als Ergebnis.
Der angebotene Lohn für die Bank von England und die internationalen Londoner Bankhäuser sind größere Erleichterungen für das Herausziehen eingefrorener Kredite in Deutschland , die immer noch- troß einiger Abzüge- mehr als 44 000 000 Pfund ausmachen. Die Bankhäuser scheinen sich nicht um die Tatsache zu befümmern, daß irgendein Steigen der deutschen Bonds jetzt nur fünstlich sein fann und ein neuer Sturz im Hinblick auf die deutschen Verhält= nisse unvermeidlich ist. Wenn ein solcher Sturz kommt, dann wird der durch das Steigen der Kurie angezogene gewöhnliche Anleger schwere Verluste erleiden.
Lebensversicherung zu einer bei manchen Gesellschal.cr erheblichen Zurückschraubung der sog.„ Karenzzeit" ge= fommen, so daß sich die Selbstmorde scharf auf die Sterblichfeitsrechnungen auswirkten mit dem praktischen Ergebnis, daß immerhin große Auszahlungssummen und niedrige Prämienzahlungen in nicht wenigen Fällen gegenüberstanden, zumal da es sich bei diesen Krisen- Selbstmordfällen meist um relativ hohe Versicherungssummen ge= handelt hat. Deshalb haben viele Unternehmungen die früher bei Selbstmord nur auf 1-2 Jahre festgesetzte Wartezeit weiter ausgedehnt; das Reichsaufsichtsamt hat einigen Unternehmungen eine Wartezeit bis zu 5 Jahren genehmigt. Im Hinblick auf die erwähnte Erscheinung, daß gerade bei den hohen Versicherungssummen eine besonders starte Steigerung der Selbstmordhäufigkeit festgestellt worden ist, sind einige Versicherungsunternehmungen auch dazu übergegangen, von einer gewiffen Summe ab( z. B. 20 000 RM.) im Falle des Selbstmords die Auszahlung auf das Deckungstapital zu beschränken, es sei denn, daß der Selbstmord in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande frankhafter Störung der Geistestätigkeit beaangen worden ist. Damit ist für die höheren Summen( über die immer voll auszuzahlende Mindestsumme hinaus) den Bestimmungen des§ 169 VVG. Rechnung getragen.
Die vom Amt getroffene Reglung ist zweifellos fachaemäß. Bei der Häufung der Krisenfelbstmorde war die Gefahr entstonden, daß in schmer tranbarem Umfange die Deckungsmittel der Lebensversicherung für Fälle dieser Art mit hohen Versicherungssummen einseitig, also zu Lasten der Gesamtheit der übrigen Versicherten, beansprucht wurden, ohne daß entsprechende Prämienzahlungen erfolgt waren.
Zucker b'eibt feuer
12 Prozent Dividende
Aus dem Bericht der Zuckerfabrik Bedburg AG. über das Geschäftsjahr 1932/83 ist zu erwähnen, daß wieder 12 v. H. Dividende ausgeschüttet werden. Zum Schluß verbreitete sich Direktor Schloßmacher über die Lage der Zuckerindustrie und die Einstellung der neuen Regierung zur Zuckerindustrie. Der Zuckerrübenbau sei in bester Ordnung, also sei der Rübenanbau lohnend. Daß zur Sicherung dieses Ziels ein gesicherter Rübenpreis, wie er nur bei Aufrechterhaltung des jeßigen 3uder höchst preises erzielt werden könne, erforderlich sei, habe die Reichsregierung fürzlich mit aller Deutlichkeit erklärt. Eine Herabießung des Zuckerpreises sei nicht beabsichtigt.