Kontrollierter Kapitalismus"

Erste Etappe des Roosevelt  - Experiments

Alle wesentlichen Industrien Amerikas   haben jetzt ihre Codes, ihre neuen Arbeitsverträge, erhalten. Als lezte hat sich die Kohlenindustrie widerwillig dem Diktat des Präsi­denten Roosevelt   gebeugt und die Erhöhung der Mindest löhne und die Verminderung der Arbeitszeit zugestanden. Der Augenblick ist gekommen, wo Roosevelt   einen Blick auf das Erreichte werfen und sich fragen kann, ob es ihm etwa schon gelungen ist, den Kapitalismus unter Kontrolle zu stellen.

Der mächtigste Industrielle Amerikas  , der Autokönig Henry Ford  , hat sich geweigert, den Code der Automobil­industrie zu unterzeichnen. Gleichzeitig aber hat er die Mindestlöhne derart erhöht und die Arbeitsstunden derart vermindert, daß seine Arbeiter jetzt ebenso gut oder besser gestellt sind als die unter dem Schuß des Code stehenden Ar­beiter. Der Gedanke ist klar: Ford, der Verfechter des Abso­Intismus in der Industrie, will sein Prestige wahren und sich freie Hand vorbehalten. Er kann sich aber nicht der Un­popularität aussehen, die er riskieren würde, wenn er seine Arbeiter schlechter stellen wollte, als seine Konkurrenten es tun. Uebrigens hat Fords passive Resistenz feinerlei recht­liche Bedeutung. Da der von Roosevelt   unterzeichnete Code" automatisch für die ganze Autoindustrie gilt, macht sich Ford ebenso wie jeder andere strafbar, wenn er ihn überschreitet. Fords Unterschriftverweigerung hat nur die Folge, daß er den Rooseveltschen blauen Adler nicht auf seine Geschäfts­anzeigen setzen darf. Zu einem Boykott gegen die billigen Fordautos wird es aber deswegen noch nicht kommen. Die Partie zwischen Ford und Roosevelt   steht also gewissermaßen remis: es gibt feinen Sieger und keinen Besiegten.

Der für die zahlreichen kleinen Industrien erlassene pro­visorische Rahmencode ist von unzähligen Firmen unter­zeichnet worden, von zahllosen andern nicht. Hier geht der Kampf im kleinen weiter. Hier macht sich auch start der Boy­fott bemerkbar, den die im Zeichen des blauen Adlers ver­einigten Verbraucher gegen diejenigen Firmen führen, die den Rahmencode nicht annehmen wollen. Nicht nur massen­haft kleine Leute, sondern auch bekannte Großindustrielle und rechtsstehende Politiker, wie der frühere Präsident Hoover, haben den Verpflichtungsbogen unterzeichnet, auf dem sie versprechen, bei Firmen, die den Rahmencode ablehnen, nicht mehr zu kaufen. Auch hier scheint also das erstrebte Ziel zunächst erreicht zu sein.

Wie arbeiten nun aber die Industrien, die von Roosevelt  kontrolliert" find? Zunächst ist wichtig, daß die erhöhten Löhne überall die Mindest löhne sind, aber die Tendenz haben, allgemein eingeführt zu werden. Seit einigen Wochen sind Hunderttausende von qualifizierten Arbeitern und Angestellten, die bis jetzt über dem Mindestlohn ge= arbeitet hatten, entlassen und in anderen Kategorien, zum neuen Mindestlohn oder zu wenig höheren Löhnen, neu auf­genommen worden. Hier klafft also eine bedenkliche Lücke. Es wäre falsch zu sagen, daß ein derartiger Schwindel über­all oder auch nur bei der Mehrzahl der Firmen stattgefunden hätte. Immerhin besteht hier eine Möglichkeit für strupel­Irse Unternehmer, das Lohnerhöhungsprogramm" in sein Gegenteil zu verkehren.

In manchen Industrien, zum Beispiel in der Auto­industrie, wurde die wöchentliche Arbeitszeit zwar ver­mindert, doch muß sie nur im Durchschnitt" über eine An­zahl von Monaten eingehalten werden. Das heißt, die Unternehmer fönnen auch jeßt, wie bisher, die Arbeiter in der Saison zu langen Arbeitsperioden zwingen und sie dann in der stillen Zeit" entlassen. Damit ist der Zweck der Ar­beitszeitverkürzung in vielen Fällen vereitelt.

Die entscheidende Frage, um die der Kampf in den meisten Industrien ging, ist die der gewerfichaftlichen Or­ganisation der Arbeiter. Roosevelts ursprüngliche Forderung, die Arbeitsbedingungen müßten überall zwischen den Unternehmerorganisationen und den Gewerkschaften vereinbart werden, ist nur zum Teil durchgesetzt worden. In der Autoindustrie beispielsweise, wo seit Jahren kein ge­werkschaftlich organisierter Arbeiter Beschäftigung fand, ge= lang es den Unternehmern, einen Vorbehalt in den Code" einzuschmuggeln, wonach es ihnen wie bisher freisteht, die Aufnahme und Beförderung von Arbeitern nach freiem Er­messen vorzunehmen eine Klausel, durch welche die gewerk­schaftlich organisierten Arbeiter auch weiter ausgeschlossen werden sollen. Roosevelts Industriediftator" General Johnson, der den Autocode" genehmigt hatte, erklärte nachher, die Aufnahme dieser Klausel sei ein Versehen ge= wesen, das sich bei keinem andern Code wiederholen würde.

Die rasch aufstrebende amerikanische Arbeiterbewegung machte hier sogleich die Probe auf das Exempel. Kaum war

Betriebsstillegung in der Papierindustrie?

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der Code erlassen, meldete bereits die neugegründete Ge­werkschaft der Autoarbeiter die Vollorganisierung der Be­legschaft der Chevroletwerke in St. Louis  . Prompt wurden hundert gewerkschaftliche Rädelsführer" von der Gesellschaft entlassen. Die Gewerkschaft erhob Protest bei der NRA. ( National Recovery Administration), der Zentralstelle zur Durchführung des Rooseveltschen Wirtschaftsprogramms.

Danzig   gegen deutsches Dumping

" Der gleichgeschaltete Danziger Senat hat den An- und Verkauf von Registermark für den Freistaat Danzig   ver­boten. Die Bevölkerung des Freistaates hatte bei Ein­fäufen sich in umfangreichem Maße der um ein Drittel billigeren Registermart bedient und in erheblichem Um fange Einkäufe in Deutschland   getätigt, die sonst in Danzig  vorgenommen wurden. Die Danziger Geschäftswelt war trot Gleichschaltung nicht bereit, den Schaden zu tragen. Tie Vorstellungen der Danziger Geschäftsleute hat den Senat veranlaßt, mit sofortiger Wirkung diese Maßnahme zu treffen.

Die weitere Entwicklung dieſes konflikts dürfte für die Ent Die neue Kartellgesetzgebung

wicklung der Arbeiterbewegung in der Autoindustrie höchst bedeutungsvoll werden.

In der Kohlenindustrie wurde schließlich ein Code be­schlossen, der bestimmt, daß in jedem Werk diejenige Gewerf­schaft zum Abschluß von Kollektivverträgen legitimiert sein solle, die tatsächlich die Mehrzahl der Arbeiter vertrete. Das heißt in der Praxis, daß hier in jedem einzelnen Werf der Kampf zwischen den wirklichen und den gelben Gewerk­schaften geführt werden wird. Hier wie überall im ganzen Land nimmt die Gewerkschaftsbewegung rapid zu.

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Und wie wirft sich die Kontrollierung", verbunden mit dem mächtigen Programm staatlicher Notstandsarbeiten, auf die Arbeitslosigkeit aus? Von dreizehn Millionen Arbeitslosen haben in den lezten Monaten zwei bis drei Millionen Arbeit erhalten. Ge= wiß ein gewaltiger Erfolg. Aber mindestens zehn Millionen stehen noch immer draußen. Der Winter naht heran; es ist nicht wahrscheinlich, daß die Arbeitslosigkeit in der Jahres­zeit, in der sie normalerweise zunimmt, wesentlich vermindert werden kann. Es wird immer deutlicher, daß Amerika   trotz allem einem neuen Krisenwinter entgegengeht.

Infolgedessen steigt überall die Ungeduld gegenüber den Fortschritten des Roosevelt- Programmes. Die Arbeiter strei­fen; die Farmer drohen mit Märschen auf Washington  . Die fleineren Firmen beklagen sich, daß ihnen die Banken kein Geld für die Durchführung des Programms borgen, und deuten an, daß sie darin einen Versuch der Sabotage gegen Roosevelt   erblicken. Sowohl die Arbeiter als auch die Far­mer und die kleinen Industriellen rufen nach einer weiteren Entwertung des Dollar. Denn wenn der Dollar fällt, sinkt der Wert der Schulden. Die verschuldeten Farmer und Gewerbetreibenden profitieren also auf Kosten ihrer Gläubiger, der Banken. Gleichzeitig aber fauft jedermann Waren, um das finkende Geld loszuwerden; davon profitieren die Industriearbeiter. Die Kontrolle" des Kapitalismus mit den bisherigen Mitteln genügt also denen nicht mehr, in deren Interesse sie eingeführt wurde. Das Volk verlangt nach stärkeren, wirksameren Eingriffen in die Wirtschaft. Auf der andern Seite aber wird der Widerstand von rechts, die Feindschaft des Großkapitals gegen

Beteiligung in Paris  

Gut eingeführt. Fabrikat. und Engrosgeschäft( in deutschen  Händen), Monopol- Stellung, alte beste Kundschaft, nimmt Kapital auf zwecks Ausnützung d. gesich. Absatzmöglich keiten und dementsprechende Vergrößerung des Betriebes. 60000 Mk ganz oder geteilt, aktive oder pass. Beteiligung. 20000 Mk können in Deutschland   eingezahlt werden. Ver­handlungen nur bei

LES FLACONS REMY, 14 Rue Maublance, PARIS XV

das Roosevelt  - Programm, lauter, drohender. Hier werden die Banten als erste Angriffstruppe vorgeschickt. Die Banfiers wagen, was bisher noch niemand gewagt hat, auf ihren Zusammenfünften, in ihren Zeitungen das ganze Roosevelt  - Programm zu kritisieren, zu tadeln, in Grund und Boden zu verdammen. Wenn es auch den unpopulären Banten jetzt noch nicht gelingt, gegen Roosevelt   Stimmung zu machen, so werden sie doch Erfolg haben, sobald sich die Regierung irgendwo sestrennt, sobald sie zögert, strauchelt oder an sich selber zweifelt. Unter diesen Vorzeichen tritt das Unternehmen Roosevelts, der dem Kapitalismus   die

Der bürgerliche Desterreichische Volkswirt", eines der ge­achtetsten Wirtschaftsblätter Europas  , untersucht die neue deutsche Kartellgesetzgebung. Das Blatt stellt fest, daß die Regierung von der Ermächtigung zu Zwangskartellierungen nur in zwei Fällen Gebrauch gemacht hat, in der Hanf- und Seilwarenindustrie und in der Hefeindustrie. Daneben aber hat die Wirtschaftspolitik der Regierung eine Welle frei­williger Kartellbildungen entfesselt, vor der einem bange. werden könnte. Außenseiter fordern stürmisch Einlaß in be­stehende Kartelle, um die Früchte der erhofften Erweite= rungsverbote mit zu genießen. Sogar die Fertigwaren­industrie ist kartellfreundlich geworden. Man findet in der deutschen   Presse Meldungen über Kartellbildungen in der Zigarettenindustrie, in der Glas-, in der Papier  - und in der Textilindustrie. Zahlreiche fartellähnliche Preisverein­barungen wurden ferner in der Metallwirtschaft und in der Baustofferzeugung abgeschlossen. Und es heißt, daß allent­halben Verhandlungen über weitere Kartelle geführt werden. Die Wirkung ist, wie man nicht anders erwarten tann, eine Fülle von Preissteigerungen, die sich noch dazu auf den Geist der Kartellgesetze berufen können Denn es heißt darin, es sei eine zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit. des einzelnen Unternehmers berechtigende Unzuverlässigkeit, wenn er Güter oder Leistungen zu Preisen anbietet oder ver­fauft, die unter Würdigung der Belange des Betriebes sowie der Gesamtwirtschaft und des Gemeinwohles als volkswirt­schaftlich ungerechtfertigt anzusehen find. Damit können aller­dings auch zu hohe Preise gemeint sein. Da aber bloß der Kartelleitung zu steht, ein Vorgehen gegen den Unzuverlässigen zu beantragen, kann diese Vorschrift nur gegen zu niedrige Preise wirksam werden. Und in der Tat hat der Verein deutscher Maschinenbauanstalten in seinem Monats= bericht bereits beklagt, daß im Laufe weniger Wochen die Preise für Roh und Halbfabrikate io= wie für Hilfsstoffe um 30 bis 100 Prozent gestiegen seien."

Widerspruchsvoller bitt

Wirtschaftsbericht

Die Besserungserscheinungen in der wirtschaft­lichen Gesamtlage des Landes haben nach den Feststellungen des Württembergischen Industrie- und Han­delstages weiterhin angehalten. Jahreszeitliche cf= gänge und Belebungen dürften in den davon be­rührten Wirtschaftszweigen sich bis jetzt noch gegenseitig ausgeglichen haben. Hier und da bemerkbare leichte Erhöhungen der Produktion können vielleicht als An­zeichen einer beginnenden Stärkung der Aufnahmefähigkeit des Marktes angesehen werden. Die leichte Belebung be= schränkte sich jedoch nur auf den Inlandsmarkt und bringe natürlich noch keinen Ausgleich für das weiterhin Ausfuhrgeschäft. start daniederliegende

In der Maschinen- Industrie seien die Produktions- und Absatzverhältnisse im allgemeinen nach wie vor unbe= friedigend. Innerhalb der verschiedenen Zweige der Ma­schinenindustrie sei die Lage uneinheitlich. Immerhin zeigten sich da und dort leichte Besserungen, jedoch ausschließ­lich auf dem Inlandsmarkt. Die Baumwoll- Industrie habe ihren durchschnittlich günstigen Beschäftigungsgrad im allgemeinen aufrecht erhalten können, wenn auch bei schwächerer Nachfrage und teilweise vermehr= ter Lagerhaltung. Günstig seien auch die Produktions­verhältnisse in der Kammgarn- Industrie, ebenso melden Stridwaren- und Trifotagen Industrie eine be friedigende Beschäftigung, a beruneinheitlichen Auf­tragseingang. Wie der Bericht weiter bemerkt, haben die Zahlungseingänge sich gebessert, die Verluste aus In­solvenzen nachgelassen.

Giftzähne ziehen wollte, in ſeine zweite Pbaſe. Am Ende Das Kaninchen als Retter

der ersten Phase steht die Annahme der Arbeitscodes durch die widerstrebende Großindustrie. Am Anfang der zweiten­wird, so scheint es, die Inflation stehen.

DRückgang des Pfandbriefumlaufs

Wie aus beteiligten Kreisen mitgeteilt wird, ist in lezter Zeit eine starke Bertnappung der Holzvor räte eingetreten, die in der Hauptsache darauf zurückzu­führen ist, daß einmal die greifbaren Inlandsvorräte an Holz bei weitem nicht den Bedarf der Papierindustrie zu decken vermögen, andererseits bekanntlich die Einfuhr von Holz außerordentlich erschwert worden ist. Angesichts dieses Rohstoffmangels rechnen verschiedene

Notwendigkeit, ihre Betriebe in machen Bere mit der teilweise it illegen zu müssen. Das wäre um so be­dauerlicher, als nicht nur eine ganze Anzahl Arbeitnehmer mindestens für einige Zeit aus dem Produktionsprozeß ausgeschaltet würde, sondern auch die Erlöse aus dem Export, den diese Werke z. T. in noch recht ansehnlichem Umfange verzeichnen können, verloren gingen.

aulail lend

Geschäftsstille in der Großeisenindustrie Nach Mitteilung des Zweckverbandes der Industrie- und Handelskammern zu Bochum  , Dortmund  , Essen   und Mün­fier hat sich im Monat September in der westdeutschen Groß­eisenindustrie, trotz der saisonmäßig bedingten Geschäfts= stille, das Gesamtergebnis gegenüber dem Vormonat faum geändert. Eine regere Nachfrage aus Händler- und Ver­braucherschaft in den letzten Tagen läßt eine günstigere Beurteilung der Aussichten für den kommenden Monat tau. Im Ausland hielt die schon seit Wochen herrschende Stille au. Die Ausfuhr litt außerordentlich unter den starken Ehwankungen der Wechselkurse für Pfund und Dollar. Sur unter erheblichen Preis ngeständnissen war es mög­lich das Gesamtverkaufsergebnis auf der Höhe des Vor­Monats zu halten. So etwas brinat die Germania  " unter der Ueberschrift: Regere Nachfrage in der westdeutschen Großindustrie".

Juden ohne Autos

allem

( Inpreß): In einigen Provinzstädten preußen, geht man dazu über, Juden den Besitz von Autos behördlicherseits zu verbieten, während für Gas und Elef­trizität an Juden Rechnungen in doppelter Höhe der nor­malen Tarife geschickt werden.

Die leichte Besserung des Pfandbriefmarktes im Juli, die durch die Anlagefäufe zum Couponstermin veranlaßt wurde, hat im August nicht angehalten. Es ergab sich viel­menr ein Rückgang des Bruttoabsazes an Pfandbriefen von 33,4 auf 26,7 Mill. RM. bei ungefähr gleichbleibendem Ab­jazz an Kommunalobligationen mit 2,2 Mill. RM.

I. G. Farben: gutes Inlandsgeschäft

Die günstige Entwicklung des Geschäftes, die schon im lezten Bericht festgestellt war, hat im dritten Vierteljahr weiter angehalten. Im Inland wirkten sich die Maßnahmen der Regierung zur Arbeitsbeschaffung und zur Gesundung der Wirtschaft günstig aus und haben bei einer Reihe von Produkten zu einer Erhöhung der Umsatztätigkeit und zu einer Vermehrung der Produktion geführt. Auch für die Rufunft wird ein fördernder Einfluß dieser Maßnahmen ouf die Arbeiten erwartet. Im Exportgeschäft waren die Verhältnisse unverändert.

,, Arbeitsbeschaffung"

( Inpreß): Das Arbeitsamt Elmshorn  ( bei Hamburg   ,, das von einem Nazi geleitet wird, erließ eine Verfügung an alle Landgemeinden, sofort jede Auszahlung von Er­werbslosenunterstüßung einzustellen. Die Erwerbslosen sol­len sich in der Landwirtschaft Arbeit suchen. Die Bauern sind nicht verpflichtet, einen Lohn in bestimmter Höhe zu zahlen; sie erhalten aber für jeden Eingestellten pro Tag eine staatliche Unterstützung von einer Mart.

Ein gleichgeschaltetes Wirtschaftsblatt

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schreibt: Die beiden im Augenblick wichtigsten Tatsachen sind die verhältnismäßig eng begrenzte Vergrößerung des Verbrauchs auch bei Eingliederung einer großen Zahl von Arbeitslosen in die Wirtschaft und zweitens der Mangel an Seld, hervorgerufen durch die nach wie vor äußerst geringe eigene Kapitalbildung. Beide Tatsachen sind ein Beweis dafür, wie sehr jetzt alles darauf ankommt, die Preissteige­rungswelle abzubiegen und die Preise eher wieder nach unten zu drücken."

Als Nachfolger Muchows wurde der Leiter der pfälzischen NSBO., der Reichstagsabgeordnete Claus Selzner   zum stellvertretenden Letter der NSBO. und zum Leiter des Or­ganisationsamtes der deutschen   Arbeitsfront ernannt. Selzner   wurde der Oeffentlichkeit durch sein Programm be kannt, das der Arbeiterschaft zur Lösung der sozialen Frage Kaninchenzucht empfiehlt. Kaninchen im Stall machen nach seiner Meinung den Arbeiter frijenfeft"; eine Jahres­kopfsteuer von 255 Millionen Reichsmart soll diefe Ka­ninchenzucht nebst dazugehöriger Wohnküche für den Züchter ermöglichen. In der Pfalz   hat Selzner bereits als Ver­schärfung der Bürgersteuer eine neue Stopfsteuer von jährlich 3 650 000 RM. eingeführt, die freiwillig" von Mann, Frau und Säugling bezahlt werden muß. Kaninchenzucht und Kopffteuer hält Selzner für praktischen Sozialismus. Index steigt

( Inpreß): Wie offiziell mitgeteilt wird, ist der Reichs­inder für die Lebenshaltungskosten im Durchschnitt des Monats September auf 119 gegenüber 118,4 im Auguft ge= stiegen. Die Inderziffer für Ernährung ist durch das An­ziehen der Preise für Schweinefleisch, Speck, Schmalz, But­ter und Eier um 0,8 auf 111,1 heraufgegangen, für Beflei­dung um 0,6 auf 111,9, für Heizung und Beleuchtung um 0,7 auf 134,8.

Ausflugverkehr geht zurück

( Inpreß): Die Reichsbahndirektion Berlin gio. bekannt, daß die Zahl der auf der Berliner Stadtbahn im Monat August 1933 beförderten Personen auf 29 118 282 von 30 579 669 Personen im gleichen Monat des Vorjahres ge­fallen ist. Das bedeutet einen Verkehrsrückgang um 4,8 Prozent. Die Reichsbahndirektion gibt zu, daß der Rückgang auf den geringeren Ausflugsverfehr zurückzuführen sei.

Die Spielbanken des ,, dritten Reichs"

Die Kurverwaltung von Baden- Baden   hat einen Finanz­

mann für ein Spielfasino gefunden und außerdem die Kon­zession für die Eröffnung des Spielbetriebes am 3. Oktober im Kurhaus erlangt. Es werden Roulette, Bakkarat und Boulle   gespielt. Der Betrieb dauert von 2 Uhr nachmittags bis 2 Uhr nachts. Auch die Eröffnung des Spielbetriebes 1.1 Wiesbaden steht wahrscheinlich vor Weihnachten bevor. Die Reichsbank wird Ausländern, die Spielgewinne er­zielt haben, keine Schwierigkeiten machen, wenn sie die ge­wonnenen Beträge über die Grenze bringen wollen.