Deutsche   Stimmen Beilage zur Deutschen Freifieit". Deutschen Freifieit" Ereignisse und Geschichten

Sonntag- Montag, den 1. und 2. April 1934

Aufruf der deutschen   Dichter THE 196

( Je nach Bedarf ist Junkt 1, 2, 3, 4 oder 5 einzusetzen)

Lube

Als die berufensten Vertreter deutschen Geisteslebens, deutscher Sprache und deutscher Kultur, durchdrungen von heißer Liebe zu unserem Volke und zu unserem Vaterland, wollen wir in dieser historischen Stunde unserem tiefge­fühltestem Bedürfnis entsprechend mit folgender Erklärung ver die Oeffentlichkeit treten:

1. Voller Ehrfurcht und Bewunderung stehen wir heute, i am 50. Geburtstage unseres herrlichen Volkskanzlers Adolf Hitler   vor ihm und seinem Werke. Fest wie eh und je ist unsere unerschütterliche Treue zu ihm, und wir danken aus vollstem Herzen Gott  , daß er uns in einem begnadeten Augenblick diese herrliche Gestalt, unseren wunderbaren, schier göttlichen Volkskanzler ge­sandt hat. Nie schlug unser Herz höher als in dieser historischen Stunde, da unser geliebter Führer auf dem Scheitelpunkt seines glorreichen, stets dem Volk und dem Vaterlande gewidmeten Lebens steht. Je und immerdar gehörte unsere heißeste Liebe ihm, unserem sie Führer. Heil Hitler! i dodandi sisi

2. Voller Ehrfurcht legen wir unsere tiefgefühlteste Be­wunderung unserem herrlichen Kaiser und König, Seiner Majestät Wilhelm III.  , zu Füßen. Fest wie eh und je stehen wir in Treue zu unserem angestammten Herrscherhaus. Nie schlug unser Herz höher als in dieser historischen Stunde, da unser geliebter Kaiser durch das Brandenburger Tor   seinen Einzug hält. Je und immer­dar gehörte unsere heißeste Liebe dem Hohenzollern­adhause und nie waren wir glücklicher als in diesem Augenblick, da der Zollernaar wieder mit mächtigem Flügelrauschen seine Schwingen über die deutschen Gaue breitet!

Mit Gott für König und Vaterland, für Kaiser und Reich! 3. Nie und nimmer haben wir gezweifelt, daß der Geist der alten Armee doch über Unrecht und Schmach siegen wird! Jetzt ist die Stunde da! Nie schlug unser Herz höher als in diesem historischen Augenblick, da die siegreiche Reichswehr   unter dem General   Kurt von Schleicher   durch das Brandenburger Tor   ihren Einzug hält. Je und immerdar gehörte unsere ganze Ehrfurcht und Bewunderung ihm, dem schneidigen Kavalier, dem Ritter ohne Furcht und Tadel, und nie waren wir glück­bull an

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licher als an diesem Tage, da unter den Klängen des

Preußischen Präsentiermarsches Nr. 12 wieder Ruhe und Ordnung mit dem strammen Marschtritt der Reichswehr­bataillone in Deutschland   einzieht. General Schleicher, der Retter des Vaterlandes, Hurra, Hurra, Hurra! 4. Nie und nimmer zweifelten wir, daß die völkerbe freiende Sozialdemokratie uns vom Joch der Tyrannen und der Barbarei befreien würde. Nie schlug unser Herz höher als in diesem historischen Augenblick, da Otto Wels   durch das Brandenburger Tor   in die Reichshaupt­stadt einzieht, um den deutschen und mit ihm den inter­nationalen Arbeiter zu befreien. Wir werden nicht ruhen noch rasten, bis die Reaktion zerschmettert am Boden liegt. Der Sozialismus marschiert, und wir mit ihm. Der internationalen völkerbefreienden Sozialdemokratie, der II. Internationale ein donnerndes: Freiheit!

5. Wir wußten, daß nur dem Kommunismus die Zukunft

Auferstehung

Kurt Doberer

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Durchstoßen vom Speer, geschlagen ans Kreuz,

geschmäht von den Frommen, gehöhnt von den Bewaffneten

que und dennoch

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auferstanden!

Durchschlagen vom Blei,

erwürgt am Galgen,

geschmäht von den Frommen, gehöhnt von den Bewaffneten und dennoch auferstanden!

Erschlagene Gerechtigkeit, totgeschwiegene Wahrheit, im Weihrauch erstickt, im Granatfeuer zerbrochen und dennoch, ihr Herren, dennoch lebendig!

Von Walter Kell( Paris  )

Es gibt zwei Arten von Ausländern: Reiche und lästige. Erstere, auch Touristen genannt, werden gerupft; lettere sind ein Gegenstand polizeilicher Ueberwachung und werden am besten ausgewiesen. Man teilt sie ein in Mädchenhändler, Kokainschmuggler, Hoteldiebe und Réfugiés. Auf die Art ihrer Behandlung ist die Untergruppe, zu der sie gehören, ohne Einfluß.

gehören kann. Flammend stehen in unseren Herzen die Ausländer Barrikaden  , und wir warteten seit Jahren auf den Augenblick, da wir die Feder mit der Knarre ver­tauschen konnten. Jetzt ist die Stunde da! Nicht mehr Dichter wollen wir sein, sondern einfache Sänger des Volkes. Wie Ratten müssen die Feinde des sozialistischen  Aufbaus vertilgt werden! Nie schlug unser Herz höher als in diesem welthistorischen Augenblick, da die Rote Armee   durch das Brandenburger Tor   ihren Einzug hält. Mit Euch, Ihr Brüder der schwieligen Faust, mit Euch werden wir nicht ruhen noch rasten, bis das Werk ge­lungen ist und der Aether widerhallt vom Ruhm und Preis des sozialistischen   Sowjet- Deutschland  . Die Dritte Internationale   erkämpft das Menschenrecht!" Rot Front!

Gerhart Hauptmann  . Walter von Molo  . Wilhelm von Scholz  . Max Barthel  . E. G. Kolbenheyer. Heinrich Lersch  . Wilhelm Schmidtbonn  . Justus Ehrhardt. Erik Reger  . Gott­ fried Benn  . Rudolf G. Binding  . Walter Bloem  . Hans Fried. rich Blunck. Arnolt Bronnen  . Otto Flaks. Rudolf Herzog  . Hanns Johst  . Oskar Loerke  . Josef Ponten  . Rudolf Presber  . Anton Schnack  . Ina Seidel  . Jakob Schaffner  . Waldemar Bonsels  . H. H. Ewers.( Für Richtigkeit der Abschrift: Georg Wilman).

Eclaubt- verboten

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Geheimer Hetzbefehl gegen jüdische Künstler

Aus Anweisungen für den Theaterbesuch der SA.:,,Gas­schutz- Unterrichtsplan der SA."," Anweisungen über Mili­tarisierung der SA  ." u. a.

Die SA. Theateranweisungen lauten:

SA. der NSDAP  .

Gruppe Berlin- Brandenburg R- Brigade

2nd da

Berlin W. 35, den 8. März 1934 Schöneberger Ufer 35

Auszug aus den Mitteilungen Nr. 5 der SA.- Gruppe Berlin­Brandenburg v. 5. 3. 34( Kulturabteilung).

I. Gegen SA.- Theateranweisungen zu besuchende Theater: 1. Preußisches Theater der Jugend( Schiller- Theater).. Stücke: Langemarck  , Heinrich IV.  , Se. Exzellenz der Narr. Eintrittspreis 0,65 Reichsmark.

und ,, Mama räumt auf" werden zufällig rein arisch gespielt.

5. Kabarett der Komiker beschäftigt trot schriftlicher Abu Zusicherung noch Juden.

V. Verbotene Theater

1. Theater am Admiralspalast wegen Auftretens des Schauspielers Biberti   und des Schauspielers Karl Rainer, Bruder des kommunistischen jüdischen Rechts­anwalts Litten.

1910

2. Theater des Westens wegen Auftretens der Jüdin Irene Eisinger   trot Verwarnung.d

3. Theater am Horst- Wessel- Play( frühere Volksbühne. Jods D. R.  ), da das Theater trotz seines Ehren- Namens dauernd Juden beschäftigt.

Dann folgt besondere Mitteilung wegen des außerordent­

2. Neues Deutsches Theater, Schumannstraßendlichen Tonfilms: Stoßtrupp 1917"( eines Kriegshetfilms. Stück: Hebbels Nibelungen.

3. Theater i. d. Stresemannstraße.

ab 22. 3. 34 das Stück: Iphigenie  " mit Agnes Straub  . Für den Fall, daß der Jude Leo Reuß   nicht auftritt. 4. Lustspielhaus, Friedrichstraße 236.

D. R.), der in 6 Berliner   Kinos zum Preise von 0,40 Reichs­mark in geschlossenen Formationen besucht werden kann. Anweisung, die einen weiteren Beitrag zu dem kürzlichen Und schließlich gibt es in dem Befehl der SA. eine generelle Skandal um den Bergnerfilm liefert. Hier, in diesen ,, Kultur­abteilungen", sitzen die Organisationen der Hetze. Denn: ,, Unerwünscht sind die Filme," heißt es, in denen Juden oblems auftreten oder die von Juden verfaßt sind. In dem Film ,, Früchtchen" tritt die Jüdin Gaal( wirklicher Name Silber­faden) auf. Zur Zeit im Gloriapalast.

Stück: Am Himmel Europas  ", 0,30 Reichsmark. Karten werden wegen Kleinheit des Hauses nicht aus­gegeben.

5. Metropol- Theater,

Stück: Operette ,, Derfflinger". Außer Sonnabends und Sonntags.

6. Plaza.

7. Theater am Nollendorfplats,

Stück: Operette ,, Clivia".

8. Tribüne, Charlottenburg  , Berliner Straße 37. 9. Wallner- Theater ,.

Stück: Erbstrom.

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10. Bendows Bunte Bühne.inse 11. Komödie am Kurfürstendamm.

II. Theater des Volkes.( Großes Schauspielhaus  ). Stücke: Alle gegen einen, Einer für Alle und die Pfingstorgel, Eintrittspreis 0,75 Reichsmark, wenn die Formationen ge schlossen das Theater besuchen wollen.

III. Skala. Das Verbot des Betretens der Skala ist laut Befehl des Stabsführers vom 1. 3. 34 aufgehoben worden, da sich die Skala verpflichtet hat, ab 1. 4. 34 keinerlei Juden mehr zu beschäftigen und noch im März den Ver­trag der Jüdin Edith Lorand   abzuwickeln. Ab 1. 4. 34 gelten in der Skala, SA.- Theateranweisungen gegen noch besonders bekannt zu gebende Bedingungen.

IV. Unerwünscht ist der Besuch aller Theater, in denen Juden auftreten oder jüdische Stücke aufgeführt werden. Darunter u. a.:

1. Wintergarten( als Kapellmeister der Jude Roth), 2. Lichtburg, die trot gegenteiliger Zusicherung ein Stück des ausländischen Juden Kalman   Die Czardas­ fürstin  " aufführt, 3. Theater i. d. Behrenstraße führt jüdische Stücke auf and beschäftigt Juden, z. B. den Juden Eugen Burg  ( wirklicher Name Hirschberg),

4. Kurfürstendamm- Theater, in dem zeitweise Juden auftreten. Auf Befragen: Die Stücke ,, Charleys Tante"

Demnächst erscheint auch wieder die Jüdin Elisabeth Bergner   in dem Film Katharina die Große  " im Capitol am

Zoo.

Es ist jedem SA.- Mann verboten, in Uniform die Theater, Filme, Varietes, Kabaretts usw. zu besuchen, in denen Juden auftreten. Es verträgt sich nicht mit der nationalsozia­listischen Gesinnung, Unternehmungen, in denen Juden auf­treten, auch nur in Zivil aufzusuchen.

nach

Der Führer der Brigade   R.

nach oben entwickelt

Im Märzheft der ,, Neuen Linie", die genau so gleichge­schaltet wie mondän ist, lesen wir:

,, Stehrs weiches Gesicht hat etwas Unfaẞbar- Fesselndes. Es ist wie ein mondbeglänzter See.... Grimms Auge zeigt, daß die Ich- Verschlossenheit des nordischen Menschen durch

schwere Erlebnisse aufgebrochen wurde zu männlich- herbem

Mitleiden.... Bei Hermann Stehr   ist das durchseelte Fleisch vorherrschend, bei Hanns Grimm das Knochengerüst und bei Frank Thieß   die Stirn.... Weichheit und Halbdunkel liegt in Hanns Johsts Gesicht, das Feste, Higig- Quellende des typischen Bauernfleisches ist zermürbt. Das Felsische im bäurischen Knochengerüst ist gelockert in's Tuffsteinartige. Besonders schön zeigt sich die Verfeinerung in den Ohren,

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in ihren intensiven, ins Zarte gehenden Windungen: sie verraten Johsts sensiblen Sinn für die Musikalität der Worte. Bei Johst   ist das Ohr warm und vor allem nach unten, bei Thieß ist es kälter und vor allem nach oben entwickelt."

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Beim deutschen Spießer ist es auch noch oben entwickelt, sehr lang, grau behaart und am Ende mit einer Spige ver­

sehen.

In Frankreich   bezeichnet man reiche Ausländer als " étrangers", arme( lästige) nennt man métèques". Ord­nung muß sein. Uebrigens liebt man sie beide nicht, ist aber höflich und, wo's nottut, hilfsbereit. Daher die bedrohliche Ansammlung von, métèques" in Paris  . Ausländer werden in Frankreich   nur selten totgeschlagen und auch dann nur in der Literatur. Die Täter sind keine verkleidete Kommu­nisten, sondern echte Apachen.

Die Engländer haben bis auf den heutigen Tag nicht ge­merkt, daß der Begriff des Ausländers relativ ist. Da sie selbst überall zuhause sind, so sind immer die anderen die Ausländer. Den besten Beweis dafür liefert, wie immer, die Sprache. Sage mir mal einer was Ausland" auf Englisch  heißt. Da es ein solches Hauptwort nicht gibt, umschreibt man es mit abroad" und das bedeutet ja nur ,, draußen", d. h. nicht im Merry Old England, sondern irgendwo in der weiten Welt.... Großbritanniens  .

Auch in Germanien  , oder um ein altertümliches Wort zu gebrauchen, in Deutschland  , soll es früher Ausländer ge­geben haben. Seit den Zeiten Adolfs I.   erkannte man sie am sichersten an ihrem intelligenten und zerschlagenen Aus­sehen. Manche trugen auch eingebrannte Hakenkreuze auf der Haut. Allmählich starben sie dann aus, bis auf einen. der saß nämlich ganz oben und freute sich wie ein Schneider, weil die Germanen nicht an ihn heran konnten. Um dem verheerenden Ausländersterben abzuhelfen, führte die Re­gierung schließlich Schonfristen und Naturschutzpärke ein, und, als das nichts half, griff sie zu einem entscheidenden Mittel: Sie bürgerte einfach die Inländer schubweise aus, So hatte sie wieder Ausländer und die Germanen wieder Arbeit.

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Dies ist eine wehmütige Betrachtung über Ausländer. Das nächste Mal wollen wir eine vergnügtere schreiben. Aber erst, wenn wir wieder in der Heimat sind!

Rindvieh mit Hakenkreuz

Julius Streichers Klagelied

Ueber einen neuen Mißbrauch der nationalen Symbole klagt Julius Streichers ,, Fränkische Tageszeitung":

,, Man sollte es nicht für möglich halten, daß es trotz allem immer noch Unternehmen gibt, die aus der Verbreitung solcher Geschmacklosigkeiten Kapital zu schlagen versuchten. So hat es in Hamburg   ein Verlag( Hans Anders) fertig­gebracht, eine Postkarte zu verbreiten, die mit dem sinnigen Text Ein Zeichen der Zeit als Naturwunder!" die Ab­bildung eines Kalbes mit dem Hakenkreuz auf der Stirn bringt. Die Geschäftstüchtigkeit des Ver­lages geht so weit, daß er auf der Karte eine Bescheinigung des Amtsvorstehers nebst Unterschrift und Siegel vorweist, die offiziell bestätigt, daß dieses Kalb mit dem Hakenkreuz auch tatsächlich am 22. Oktober 1933 zu Wrist   in Holstein zur Welt gekommen ist."

An diesem Tatsachenbericht die Deutsche Freiheit" hatte ihren Lesern davon Kenntnis gegeben- knüpft das nationalsozialistische Blatt wörtlich die folgende bitter­

ironische Bemerkung:

,, Vielleicht finden sich sogar noch einige Zeitgenossen, die dies zum Anlaß nehmen, um eigens eine besondere Rindviehrasse zu züchten, die zwischen den Hörnern auf der Stirn das Hakenkreuz trägt."

Eine schätzbare Anregung, die hiermit an eine breitere Oeffentlichkeit weitergegeben sei.

Hitlers Stier

Symbol der Fruchtbarkeit

Berlin   bekommt einen ,, Fruchtbarkeitsbrunnen" als täg­lichen Mahner für das junge Volk, die germanische Erde mit neuem Kriegsvolk zu bevölkern. Nördlich vom Friedrichs hain, auf dem Arnswalder Plats, soll ein riesiges Stier­denkmal aufgestellt werden. Die Anregung geht von Adolf  , dem Kinderlosen, aus, wie man in frommer Scheu erzählt. Natürlich ist das Motiv nicht aus der ,, marxistischen Afterkultur" genommen, sondern aus der fruchtbaren Fan­tasie der germanischen Vorfahren, denn der Stier hat, wie man weiß, wenig Intelligenz, aber um so stärkere Hörner und Schenkel, er ist von altersher das Sinnbild der Frucht­barkeit. Also nicht ,, marxistische Afterkultur", sondern etruskischer Phalluskult.