Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Der Bürgermeister Doriot   von Saint- Denis  , dem indu­striellen Ort bei Paris  , hat an den Straßenecken ein Plakat anschlagen lassen, daß er als Bürgermeister und Mitglied des Generalrates zurücktritt. Doriot   ist bekanntlich wegen seiner Beteiligung an den Ueberwachungsausschüssen, die gemein­sam mit den französischen   Sozialisten errichtet wurden, aus der Kommunistischen Partei des Landes ausgeschlossen worden.

Am Sonntag finden drei Nachwahlen statt, darunter eine im Wahlkreis Nantes   an der Seine, unterhalb Paris  , wo der bei vielen Pariser   Protestversammlungen der letzten Monate hervorgetretene Abgeordnete Bergery sich einer Nachwahl unterzieht. Gegen Bergery kandidiert der Pariser   Anwalt Sarret, zu dessen Gunsten u. a. der durch seine Guyana­Enthüllungen bekannte Gironde  - Abgeordnete Henriot in den Wahlkampf eingegriffen hat. Bergery, der parteilos   ist, hat sein Mandat niedergelegt, um die Stimmung der Wählerschaft kennen zu lernen.

Sonntag, ab drei Uhr, wird das internationale Fußball­match Paris Madrid   auf Radio- Paris übertragen.

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Die berühmten Clowns Fratellini verklagten den Pariser Cirque d'Hiver und erreichten dessen Verurteilung zu 33 000 Franken Gehalt, 75 000 Franken Schadenersatz und 2 975 000 Franken für Nichterfüllung des Vertrages.,

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Das Weiße Rößl", das nunmehr etwa 750mal im Theatre Mogador   aufgetreten ist, heißt, wie erzählt wird ,,, Siki" und ist ein schneeweißes Pferd von arabisch- englischer Zucht, das täglich mit großer Regelmäßigkeit seinen Weg vom Panthéon  nach der Trinité macht. Das Tier kommt immer um 16,15 Uhr an den Cafés gegenüber der Comédie Française   vorbei und ist stets um 16.30 Uhr im Theater bei den Tirolern Erik

Charells.

Wladimir Horowitz   ist Solist eines Konzertes des Orchesters Staram unter Mitropoulos, das am Dienstag im Theatre des Champs Elysées gegeben wird.

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Dreyfus über Prince

Paris, 19. April.

Nächst dem Präsidenten des Kassationhofes, des höchsten französischen   Gerichts, dem hochangesehenen Südfranzosen Lescouvé ist der bekannteste Richter des Landes der vor­nehme und weißhaarige Präsident des Appellationsgerichts, M. Dreyfus. Dieser ausgezeichnete Jurist ist jetzt vor der Untersuchungskommission vernommen worden und hat be­stätigt, daß die vielerörterte Konferenz vom 8. Januar in der Tat stattgefunden hat. Dies war die Konferenz, von der Prince vor mehreren Zeugen gesprochen hat, und an die der frühere Staatsanwalt Pressard sich nicht mehr erinnerte.

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lung des Vorsitzenden des Ausschusses Guernut beim Justiz­minister Chéron geregelt worden. Lescouvé bezweifelt nicht die Kompetenz des Ausschusses, wollte aber nicht zusammen mit dem ihm unterstellten und in das Verfahren verwickelten Pressard aussagen. Der Ausweg wurde in der Weise gefun­den, daß Lescouvé und Pressard nunmehr getrennt vor dem Ausschuß gehört wurden.

Das Schicksal des Bankiers Sacazan

Als der Pariser   Bankier Sacazan wegen allerhand Börsen­dingen und zeitgemäßer Schwindeleien in seiner syrischen Heimat verhaftet wurde, interessierte sich die Oeffentlich­keit weniger an seinem, als an dem Schicksal seiner Tochter, einer Gymnasiastin, die damals in Not und in schlechte Hände kam. Ein falscher Freund wollte ihr damals helfen, und das ging nicht gut aus.

Jetzt erschien der Bankier Elie Sacazan, mit drei Brüdern Lévy als Mithelfern, wegen seiner Geschäfte vor der Pariser  Strafkammer. Sacazan verbüßt zur Zeit zwei Jahre Gefängnis wegen Betrugs in Algier  . Diesmal handelte es sich um eine Kohlengesellschaft, deren Bilanzen der Syrier gefälscht und deren Aktien er hinaufgetrieben haben soll. Nach diesem Fall wird Sacazan sich noch wegen einer Holding- Gesellschaft zu verantworten haben, doch ist die Untersuchung in diesem Börsenfalle noch nicht abgeschlossen.

Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold Chikago. Wir nehmen mit Ver­gnügen davon Kenntnis, daß die Ausbürgerung Eures Führers Friz Bremer durch die Hitlerregierung eine lächerliche Farce ist, da Kamerad Bremer schon am 27. Juni 1933 die amerikanische Staatsbürgerschaft erworben hat. Besonderen Dank für das Bild mit dem prächtigen Aufmarsch des dortigen Reichsbanners. Freiheit!

Leonore R. Nun ist also auch die Textilzeitung" dahinter ge­tommen, daß mit den Hitlerifen fein Staat zu machen ist. Das Blatt schreibt, es dürfe nicht dahin kommen, daß die deutschen Frauen als die geschmacklosesten und durch Mangel an Charme am meisten abstechenden Frauen der Welt gelten. Viele Ausländer, die früher recht gut in den deutschen Modesalons gekauft hätten, lachten heute über die absichtliche Einfachheit und übertriebene Ge­schmacklosigkeit. Sie sähen auf den Bühnen und im Film kaum noch gut angezogene Frauen und kauften deshalb wieder in Paris  ." Es gibt viele Frauen und Mädchen, die auch mit billigen Fähnchen fich schick anzuziehen wissen. Die Hitleriken lernen das nie, solange man sie zu halbmännlichen Unteroffizieren erzieht. Haben sie be­obachtet, daß diese Mädels nicht mehr gehen können, sondern nur noch marschieren? Wenn man eine mit solchen Meterschritten neben sich hat, muß es doch selbst in dieser blühenden Frühlingswelt un möglich sein, in poetische Stimmung zu kommen. Es ist ein Jammer, wie man diese Mädels verhunzt.

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Nach dem Eide von Dreyfus kam Pressard an diesem Tage in sein Arbeitszimmer und zeigte ihm einen Brief des Justiz­ministers, in dem er gebeten wurde, mit ihm zusammen eine Untersuchung über die Verschleppung der Sache Stavisky zu machen. Er zeigte dem Präsidenten auch ein Exemplar des Berichtes Pachot. Darin stand, daß die fortgesetzten Auf­schübe für Stavisky vor der 13. Kammer sonderbar seien. SEPARATER EINGANG IN DAS BUREAU NUR VON DER SEITENGASSE: 2, AVENUE RENE BOYLESVE Pressard sagte, er habe keine Kenntnis von diesem Bericht

Nachdem aber die Nachfrage außerordentlich groß ist, wird gebeten, ja nicht zu warten

sen sei.

gehabt, der direkt an den Finanz- Bearbeiter gerichtet gewe. A. GODOVANNIKOFF, 30, Ouai de Passy, PARIS  ( 169) Prince, der nebenan im Schwurgericht saß, wurde gerufen. Tel.: Jasmin 01-50 19215 1..

Prince, mit dem Dreyfuß die besten Beziehungen unterhielt, war über diese plötzliche Zitierung etwas erstaunt. Dann er­klärte er, den Bericht nicht zu kennen, da er nur mit der Staviskyschen Grundstücksgesellschaft, nicht mit den Fällen

der 13. Kammer befaßt war. Anschließend entstand ein in Die Erlebnisse im ,, blauen Schloß" höflichem Tone geführte Auseinandersetzung zwischen Pres­sard und Prince im Zimmer des Präsidenten.

Dann hat der Justizminister die Sache dem höchsten Rich­ter Lescouvé anvertraut. Drevfus teilte das Prince mit, der erwiderte: ,, Ich habe keine Animosität gegen Pressard, aber ich muß vielleicht Dinge sagen, die ihm unangenehm sind. Darf ich sie sagen? Gibt es da ein Amtsgeheimnis?" Dreyfus erwiderte, er dürfe alles sagen. Darüber war Prince erfreut, und er sagte, er werde Lescouvé die ganze Wahrheit mit­teilen.

Im weiteren Verlaufe seiner Zeugenschaft, in der er den Aufschub für eigenartig erklärte, beschwor Dreyfus, daß die Konferenz, die Pressard leugne, bestimmt am 8. Januar statt­gefunden habe.

Das etwa war der Inhalt der Aussage des hohen Juristen. Zugleich liegt eine Erklärung des früheren Arbeitsministers Dalimier vor, der bekanntlich durch einen Empfehlungsbrief an Dubarry stark in die Geschichte verwickelt ist. Dalimier stellt fest. daß er der seit 1921 im März mit Himmelsfarb, genannt Himmel", dem Kinomann und ehemaligen Ver­trauten Alexandres keine Beziehungen unterhalten habe. Himmel hatte behauptet, er sei mit 200 000 Franken der Generaldirektor der Kinogesellschaft gewesen. Dalimier er­widert jetzt, er sei niemals der effektive Direktor des Him­mel- Trustes, den dieser steigen lassen wollte, gewesen.

Der Zwischenfall Lescouvé

Die Weigerung des Präsidenten des Kassationshofes Lescouvé, mit dem früheren Staatsanwalt Pressard ,, kon frontiert zu werden hat einige heftige Kommentare hervor­gerufen Inzwischen ist jedoch der Fall durch eine Verhand­

Die Ereignisse um das Ehepaar Watson, die nicht spar­samen Schotten, kommen noch nicht zur Ruhe. Man sieht das Antlitz der ährenreifen Misseẞ Watson und ihres halbflüggen Töchterleins von fünfzehn Jahren überall abgebildet. Bruneau aber, der Freund dieses Ehepaares, der angeblich einen der Mörder des Richters Prince niedergeschlagen haben will, kommt wahrscheinlich zur Untersuchung seines Geistes­zustandes in eine Anstalt.

Weiter ist noch die Affäre eines gewissen Spera Dussaux zu verzeichnen, der bei den Watsons, denen die Gangsters nach der Beschreibung des Bruneau 500 000 Franken Löse­geld entführen wollten, eine Nacht als Leibwächter anwesend war und dafür von der hocherfreuten Schottenfamilie eine Zahlung von 500 Franken empfing, wofür es mancher andere auch gemacht hätte.

Alle diese Geschichten sind mehr oder weniger kurzweilig, nur leider bringen sie die Suche nach dem Täter von Dijon  oder die Aufklärung des Todes des unglücklichen Prince nicht weiter.

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soeben erschienen und enthält folgende Beiträge: H. Budzislawski: Wann tommt Krieg? H. v. Gerlach: Hitler   und Pilsudski  . Alfred Rosenberg  : Polen   und Tschechen. Louis Fischer  : Neue spanische Re­volution? Schenker, Spann und andere. P. Maslowski: Kirchen­frieg. Frig Kreil: Gläubigerkonferenz. Erich Weinert  : Ein Staats­anwalt. Bemerkungen- Antworten.

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P. Besten Dank für die Information. Sie teilen uns mit, daß der bekannte Berliner   Schlagerkomponist Willy Rosen   seit dem Umsturz nicht mehr in Deutschland   gearbeitet habe. Sein Engage ment im Kabarett der Komiker sei das erste, daß er auf Grund bestimmter Versicherungen angenommen habe.

cand. theol. Warum beziehen Sie sich auf das paulinische Wort: Seid untertan der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat"? Hat dieser Hitler   Gewalt über Ihre Seele? Das ist doch bei einem religiösen Menschen ganz ausgeschlossen. Dieser rohe Geist und seinesgleichen leben in viel niedrigeren Sphären. Halten Sie sich an das Wort: ,, Man muß Gott   mehr gehorchen als den Menschen". Wenn Sie aber Gott gehorchen, werden Sie ungehorsam sein müssen gegen die nationalsozialistischen Seelenmörder.

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Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Vis in Dud. weiler; für Inserate: Ctto Kuhn in Saarbrücken  . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 8, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrücken.

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