Deutsch  - französisches Abkommen

Die französischen   Exporteure hoffen auf ihr Geld Paris  , 30. Juli.

( Von unserem Korrespondenten.) Das soeben abgeschlossene französisch- deutsche Handelsab> kommen, das ein Clearing zur Bezahlung der französischen  Exporteure vorsieht, wird von der französischen   Presse mit Befriedigung begrüßt. Man macht sich für den französischen  Handel mit Deutschland   feinerlei übertriebene Hoffnungen, meint aber doch, daß man jetzt wenigstens eine Sicherheit für die Bezahlung der französischen   Ausfuhr nach Deutsch­ land   habe.

In diesem Sinne äußert sich Philippe Roques im Jour". Seiner Auffassung nach gebe das Abkommen den franzöſi­ schen   Exporteuren immerhin die Sicherheit, daß sie zu ihrem Gelde kommen. Wohlverstanden, die vorgesehenen Maßnah­men würden den Warenaustausch nicht erweitern. Sie stütz­ten ihn nur in einem gewissen Umfang. Die Tatsache, daß die Einfuhr französischer Erzeugnisse teilweise fontingentiert sei, nehme der französischen   Industrie die Hoffnung auf Er­

Die Arbeitslosen

Der Prefekt des Seinedepartements teilt mit, daß die Geldausgaben zur Unterstützung der Arbeitslosen sich im Departement Seine im Jahre 1932 auf 610 598 000 Franken unu im Jahre 1933 auf 605 717 000 Franken belaufen haben. Von dieser Summe trägt der Staat ungefähr 300 Millionen, das Departement 200 Millionen und der Rest Millionen wird von den Gemeinden getragen. Den Löwen­anteil dieses Restes, und zwar 75 Prozent, das sind ungefähr 93 Millionen, hat Paris   aufzubringen, das 1933 355 Millionen Franken an Unterstützungen zahlte.

Die Eifersucht

von 111

Ein Eifersuchtsdrama spielte sich in Charenton ab. Dort tötete der 48 Jahre alte Erdarbeiter Arthur Dedeux durch drei Revolverschüsse seine 35jährige Ehefrau Germaine. Nach vollendeter Tat gab er sich selbst durch einen Schläfenschuß den Tod. Die Tat wurde durch den dreizehnjährigen Sohn des Ehepaares entdeckt, der, von einem Spaziergang heim­kehrend, seine Eltern tot auffand.

schließung neuer Absatzwege. Aber wenn das vorgesehene Massensterben der Fische

Clearing ihnen nicht überhaupt eine gewisse Zahlungs­regelung garantiere, wer von ihnen würde sich dann noch der Gefahr aussehen, Waren nach Deutschland   auszuführen in der Gewißheit, dafür keine Bezahlung zu erhalten?

Zum Ausbau eines blühenden Unternehmens wird von belg  . Fabrikanten für Futtermittel

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Saar  . Ve sand, Wiebelskir chen( Saar  ), Pos f. Nr. 3

Pariser   Berichte

Jean Jaurès  

Vor zwanzig Jahren

Anläßlich des zwanzigsten Todestages von Jean Jaurès  fand am Sonntag eine gemeinsame Kundgebung der Sozial­demokraten und Kommunisten vor dem Panthéon   in Paris  statt, wo die sterblichen Ueberreste des sozialistischen   Vor­kriegsführers ruhen. Zu tausenden zogen die Mitglieder der beiden Arbeiterparteien vor dem Panthéon   vorüber. Frauen und Kinder befanden sich in großer Zahl unter den Teil­nehmern der Kundgebung. Um 10 Uhr morgens zählte man bereits mehr als 30 000 Menschen auf dem weiten Platz, deren Zahl aber mit jeder Minute wuchs. Mit dem neuen Lied von der Einheitsfront leitete der Arbeitergesangverein die Feier ein. Redner waren Jacques Ducos, Bergery, Racamond und Longuet, der Enkelsohn von Karl Marx  . Unter den Teil­nehmern der Veranstaltung sah man u. a. Leon Blum  , Henri Barbusse  .

Ohne jeden Zwischenfall wurde die eindrucksvolle Kund­gebung zu Ende geführt.

Association des Emigrés Israélites d'Allemagne en France

Mittwoch, 1. August, abends 9 Uhr, im Vereinslokal ,, Chez Chon", 17 Rue Béranger( Métro République) in Paris   Vor­trag von Herrn Dr. Eckstein: Musik der Nationen"( mit Schallplatten). Eintritt für Mitglieder frei, Unkostenbeitrag für Gäste 1,50 Fr.

,, Alle mein Entchen schwimmen auf dem See." An dieses alte Kinderlied wurde man, allerdings in sehr trauriger

BRIEFKASTEN

Bayer. Sie schreiben uns: Die in Nr. 167 der Deutschen Frei­heit" enthaltene Briefkastennotiz L. H., Zürich  " veranlagt mich, eine schon längst gehegte Absicht zu verwirklichen und Ihnen einige Zeilen über die Behandlung gewiger Emigrantenfragen auf den Schreibtisch zu legen. Ich wollte es bereits tun, als Sie und die Redaktionen der übrigen Emigrantenblätter die Verwahrungen der sogenannten Pariser   SPD.  - Gruppe gegen den Prager Partei­vorstand brachten und die Emanationen derselben Gruppe, worin sie ihre bessere revolutionäre Auffassung und Gesinnung anpries, wie weiland Roland der Roßkamm seine tote Stute. Abgesehen davon, daß die Bezeichnung des Prager Parteivorstandes als des Hauptschuldigen am Zusammenbruch ein so schlechtes Verständnis für historisches Geschehen offenbarte, daß man auf die Taten der Verfaner jener Resolution nicht gespannt zu sein braucht, war, natürlich unbeabsichtigt, diese Kundgebung das reinste Vergnügen für die Nazipresse und die Kommunisten, denn damit wurde den Sozialdemokraten die letzte einigermaßen autoritäre Stelle zer­trümmert, die für eventuelle politische Verhandlungen in Betracht gekommen wäre.

Die Kommunisten versäumen nicht, in allen Artikeln über illegale Arbeit in Deutschland   den Prager Parteivorstand noch toter zu schreiben, als er in Wirklichkeit ist, versäumten aber nie, un­unterbrochen Thälmanns Namen in den Vordergrund des Kampfes zu rücken, und zwar nicht erst, als ihm wie jezt das Volksgericht drohte. Dabei wurden Sozialdemokraten wie Heilmann allen Nach­richten zufolge noch schlimmer behandelt als Thälmann. Aber es scheint, daß manche Sozialdemokraten den Wert der Propaganda und der Imponderabilien im allgemeinen nie begreifen werden. Ehe sich in Deutschland   selbst eine führende Instanz mit weit­reichendem Einfluß durch die illegale Arbeit herausbildet, dürften die Ereignisse längst im vollen Rollen sein. Man darf nicht ver­genen, daß heute in Deutschland   weniger Freiheit ist als im zaristischen Rußland  , und mit welchen Schwierigkeiten mußten damals die revolutionären Komitees arbeiten! Man bricht keine Brücke ab, ehe man nicht zumindest eine provisorische gebaut hat. Zu der väterlichen Ermahnung des 2. H., Zürich  " nun, den ich nicht kenne, fann ich Ihnen bestätigen, daß die Freiheit" keine unbegründeten Hoffnungen erweckt hat. 2. H. aber legitimiert sich und die Anzahl Emigranten" durch ständige Fühlung mit dem ,, dritten Reich", fast wie die Pariser  , wobei ich bemerken möchte, daß in Zürich   leider die Emigranten nur fleine Konventikel haben. Die Bezugnahme auf die Genoдen im Reich kann aber auch zum Unfug werden und manchmal sehr irreführen. Dazu nur ein kleines Beispiel: Als ich anfangs April meinen Bekannten erklärte, daß die Spannungen im Reich und in der herrschenden Partei so groß seien, daß mindestens innerhalb eines halben Jahres bedeutungs­volle Ereignise eintreten müßten, schüttelte man zunächst den Kopf und verlangte Unterlagen für meine Behauptungen. Schließlich wurden im Mai und anfangs Juni auch andere stuzzig, als ich aber einem illegal in Deutschland   arbeitenden Genossen meine Ansicht vortrug von ihm hatte ich auch Anschauungsmaterial-, erklärte ei, ich stelle die Dinge richtig dar, aber es werde ohne Zweifel viel länger als ein halbes Jahr dauern, bis innerhalb der Nazipartei die Zersetzung beginne. Sie sei noch in der vollen Macht. Drei Wochen später ging das Abschlachten vor sich.

Man kann daraus sehen. daß die Fühlungnahme mit dem dritten Reich" auch nicht immer politischen Weitblick gibt und wie überflüssig es ist, sich gegenseitig der Rosig- oder Schwarzseherei zu beschuldigen. Wer nicht auch etwas politisch- psychologisches Gefühl hat, lernt es nie, besonders wenn er zu denen gehört, die im Mai

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Weise jetzt erinnert. Tausende und Abertausende von Fischen Rotaugen, Gründlinge, Weißfische schwammen mit der Strömung die Seine herunter. Aber ach, welch trostloser Anblick, alle waren entweder schon tot oder sterbend. Denn wie der Direktor des Wasseramts den Fragern auseinandersetzte, es fehlt ihnen das zum Leben notwendige Mindestmaß von 4 Milligramm Sauerstoff per Liter Wasser. Die Seine hat im allgemeinen nur dieses Mindestmaß an Sauerstoff in ihrem Wasser. Sobald aber die Wasserwärme über 25 Grad steigt, verringert sich dieses Mindestmaß durch Verdunsten noch weiter und dann müssen die Fische sterben. Wenn man 50 000 Kilogramm Eis in die Seine schüttete, so würde man das Wasser abkühlen und da­durch den notwendigen Sauerstoffgehalt herbeiführen, der den Fischen Rettung bringen würde. So aber hat sich dieses traurige Schauspiel schon mehrere Male wiederholt, aller­dings nie in dem Maße wie in diesem heißen Sommer.

Rekord

Der dreijährige Derbysieger Windsor Lad hat einen neuen Rekord geschlagen. Sein bisheriger Besitzer der Maharadja von Rajpipla hat ihn zu dem ungeheueren Preise von 3 500 000 fränzösischen Franken an den Rennstallbesitzer Benson in New Marcet verkauft. An den Verkauf wurde die Bedingung geknüpft, daß ein Weiterverkauf nur innerhalb Großbritanniens   erfolgen darf.

1933 noch glaubten, man werde die Sozialdemokratische Partei   leben Tanen.

Freilich fand ich zu gleicher Zeit, wie die erwähnte Brieffaften­notiz in der Freiheit" erschien, auch einen ähnlichen Artikel in der Basler Nationalzeitung". Sollte aus der gleichen Quelle stammen?"

er

Antwort Zürich  ." Ueber Ihren Brief haben wir uns sehr gefreut, cuch über den höflichen Tadel. Wie das Versehen panieren konnte, winen wir jetzt nicht mehr. Es ist aber möglich, daß wir die Notiz aus einer korrespondenz" entnommen haben. Hoffentlich hat sie nicht geschadet. Herzlichen Gruß.

Kato. Ein alter deutscher Jurist schreibt uns: In Ihrem Auffas " Justiz an der Saar  "( Deutsche Freiheit" Nr. 157) wird den Unrechtsprechern im Saargebiet neben einigen anderen folgendes als mildern der Umstand zugebilligt: Im driften Reich" gibt es keine unabsetzbaren Richter mehr. Die Richter an der Saar  cber möchten für den Fall der Rückgliederung im Amte bleiben und ihre Karriere sichern." Ich muß dagegen entschieden protestieren, daß man den Richtern, auf die das zutrifft, darin einen Grund zur Nachsicht zubilligt. Ich finde darin vielmehr den Grund zu besonders scharfer Verurteilung. Man mag den Fanatiker, der in seiner Verranntheit glaubt, seinem Volke durch Ungerechtigkeit zu dienen, verstehen und ihm wenigstens den Willen zubilligen, durch schlechte Mittel etwas Gutes zu erreichen. Niemals aber dem Schuft, der in voller Einsicht sein Unrecht begeht, nur aus feiger Angst um Stellung und Einkommen. Er ist elender als der Henkersknecht, der wenigstens nicht behauptet, Recht zu sprechen." Das Comite pour la Defense des Droits des Juifs" in Ants werpen, Terliststraße 35, fordert hiermit sämtliche in seinem Zus ständigkeitsbereich wohnenden Flüchtlinge auf, sich während der Bürozeit, von 9 bis 12 Uhr, registrieren zu lassen. Es wird darauf hingewiesen, daß nach dem 15. August d. J. Interventionen bei den Behörden nur in den Fällen vorgenommen werden, wo die Betreffenden in der Registratur vorgemerkt sind. Auch solche Emigranten, die das Comite bisher noch nicht in Anspruch ge nommen haben, werden in ihrem eigenen Interesse ersucht, diesem Aufruf Folge zu leisten.

2. Amsterdam  . Ihrem Briefe entnehmen wir: Ste bringen hente unter der Spigmarke Traubenzucker aus Holz" mit dem Untertitel " Wenns wahr ist" eine feineswegs sensationelle" Enthüllung. Als einer Ihrer sicherlich sehr zahlreichen Leser, die Ihr Blatt täglich mit starker Spannung erwarten, bin ich ein wenig betrübt darüber, daß Sie, die Sie doch so intensiv die deutschen Publikationen vers folgen, nicht wissen, daß es sich um eine schon Jahre hindurch von Friedrich Bergius   verfolgte Idee der Gewinnung von Trauben­zucker", Futtermitteln und einigen Chemikalien aus billigen Holzabfällen handelt, die nunmehr von der Reichskasse sehr splendid ebenso finanziert wird wie die an sich unsinnige Jdee der Magde­ burger   Zinfelektrolyse des berühmten Dr. Schulte oder die ebenso unwirtschaftliche Ausbreitung des Kohle- Benzins usw. im Hinblick auf militärische Belange. Das Ganze ist eine wissenschaftliche Spielerei, da es in Deutschland   ganz gewiß nicht an 3uder oder Futtermitteln der fraglichen Art mangelt. Aber daß Sie diese alten Sachen als neu bezeichnen, die ja jeder Zeitungsleser in Deuts land kennt, wundert mich," Und wenn Sie sich noch mehr wun­dern, gestehen wir offen: Wir haben es wirklich nicht gewußt. Für Ihre Belehrung sind wir Ihnen aufrichtig dankbar.

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Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann is in Dud. weiler; für Inserate: Ctto Kuhn in Saarbrücken  . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 8, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrüden.

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Cotybin

Von C. H. Robin

Am gleichen Tage, beinahe zur gleichen Stunde, da im Bundeskanzleramt   in Wien   Dollfuß   kläglich den Schüssen der brutaleren Konkurrenzgangs unterlag, ohne Beichte und Priester, schwang sich noch eine zweite Seele in die seeligen Gefilde, in denen es beine Unterschiede zwischen wirklichen und verhinderten Diktatoren mehr gibt. Fernab von Wien  ist es geschehen in dem Land, über dem noch immer versöhn­lich das sonnige Lächeln des Herrn aus Tournefeuille   ruht. dem Land, in dem noch nie Konjunktur für Diktatoren war. Jedes Land hat die Diktatoren, die es verdient. Polen   sei­nen Pilsud, ki, Italien   seinen wortgewaltigen Mussolini  , Deutschland   seinen wahnsinnigen Hitler, Desterreich hatte den kleinen Dollfuß  - und Frankreich   hat seine verhinder­ten Diktatoren. Der Ton liegt auf den beiden letzten Silben in diesem Lande und die Anwärter auf die unbeschränkte Macht haben allzuoft fühlen müssen, wie lächerlich sie auf das Volf wirkten, das als erstes der Liberte", der Göttin der Freiheit, ein unvergängliches Denkmal seßte. Vom Dritten Napoleon   geht es in gerader Linie über Mac Mahon   zu Boulanger und seit man für Daudet   nur noch leises Mit­leid empfindet. blieb nur noch einer übrig, der einmal hoffte der Hitler Frankreichs   zu werden Und jetzt ist auch er ge­storben: Der wohlriechendste aller Diktatoren, Francois Spoturno   oder wie ihn die Welt kennt von Chifago bis Tokio   und von Neuyork bis Berlin   Francois Coty  . Verbindet sich mit dem Namen Mussolinis der des Mar­sches auf Rom   und mit dem des Dollfuß der des Artillerie­sturms auf Arbeiterwohnungen mit dem Hitlers   der des grauenhaften Kameradenmassakers, so wird der Cotys unver­gänglich bleiben in allen Teilen der Welt wegen jeines Parfums. Märchenhaft reich wie er war, fühlte sich der Parfumfabrikant Coty   dazu berufen, einmal die Geschicke Frankreichs   in seine wohlgeformte Hand zu nehmen. Er

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gründete Zeitungen, eine nach der anderen, den Ami du Peuple du Sofi", den Ami du Sport", den Coup de Patte". Sie schlugen nicht ein. Sie warfen nichts ab und brachten nur Schulden, die der Parfümvertrieb wieder einbringen mußte. Aber diese Fehlschläge waren für Coty   nur ein Ansporn, nun erst recht den großen Sprung in die hohe Politik zu machen. Er übernahm die Leitung des Figaro", dessen mächtiges Gebäude auf den Champs Elysees   die Tradition und Macht dieses berühmten Blattes verriet. Er gründete den Ami du Peuple  ", der vierzig Prozent billiger als alle übrigen fran­ zösischen   Zeitungen einen sensationellen Erfolg hatte und allmählich das Blatt des kleinen Mannes in Frankreich  wurde. Und der Ami du Peup'" wie ihn die Camelots ausriefen durfte eine gute Zeitlang den bemerkenswerten Erfolg buchen, an Vielfältigkeit in der Auswahl der Schimpf­worte gegen die jeweilige Regierung und die Marristen so­gar die Action Francaise" des Herrn Daudet   zu übertreffen, für den es zwischen den Bezeichnungen Spitzbube und Zu­hälter für miẞliebige Politiker nur wenige Nuancen gibt.

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Aber der Traum des Herrn Coty   einmal als faschistischer Diktator die Chambre des Deputes und das Palais du Luxembourg   zu erobern, scheiterte an der rauhen mit­leidslosen Wirklichkeit. Man kann ein guter Geschäftsmann sein, wenn man einmal Diftator ist, aber kein überlegter Geschäftsmann sollte die Prätention haben, Diktator zu wer­den. Um es mitleidslos und ganz unpolitisch zu sagen, wie es in der Sprache des Geschäftsmannes nun einmal heißt, Herr Coty   machte Pleite. Sicher hätte seine irrsinnige Ver­schwendungssucht nicht die Millionen erschöpfen können, die seine Fabriken abwarfen, auch nicht die ewigen 3u= schüsse an die Zeitungen, auch nicht die Bestechangs­gelder und nicht die Unzahl der übrigen Ausgaben, die einem ehrgeizigen Politiker in Frankreich   zwangsläubig erwach'en, hätten nicht unglückselige Familienverhältnisse ihm immer mehr die Luft abgeschnürt. Ein Ehescheidungsverfahren, dos für ihn nicht gut ausging, und die folgende Vermögensaus­einanderseßung mit seiner ehemaligen Frau fosteten Millio

nen, dann kam die Affäre seines Sohnes, dessen Freundin eines Taes in einem vornehmen Luxushotel in Paris   mit einer Schußwunde tot aufgefunden wurde und schließlich die Unzahl der Skandale, die immer irgendwie mit dem Namen Coty   verbunden waren. Zur Zeit, als sein Stern schon imt Niedergehen war, gründete er die Solidarite Fran caise", aus der mit den Angestellten seiner Betriebe als Grundstock einmal die französische   Partei der Faschisten her auswachsen solle. Je lächerlicher, peinlicher in Frankreich  der Name Coty   wurde, umsomehr Geld pumpte er in seine politischen und journalistischen Unternehmungen hinein, bis zu dem Tage, da er merken mußte, daß es einfach nichts mehr zu pumpen gab. Dann ging es raich bergab. Seine ges schiedene Frau wachte mit Eifersucht darüber, daß die Def­fentlichkeit die Lächerlichkeit und Albernheit seines Auftre tens nie vergaß; ausgerechnet der Judenstämmling Alphand warf ihn, den Antisemiten wie könnte es bei einem jajchi stischen Diktator anders sein- ohne viel Federlesens a us dem Figaro heraus und der biedere Katholik Bailby gab dem Ami du Peuple  " den Rest.

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Der Anwärter auf die faschistische Diktatur über Frank reich war schon ein kläglicher Leichnam, ehe er starb. Als vor etwa acht Tagen die Nachricht seiner schweren Erkrankung bekannt wurde, nahm die französische   Presse kaum Noriz Sas von. Und nun ist er sang- und klanglos in Louveciennes   bei Versailles   des Tod des Bürgers an einem simplen Lungen­leiden gestorben, zur gleichen Zeit, da die ersten Seiten der Presse angefüllt sind und Berichten über die alarmierenden Umstände, unter denen der andere Faschist im kleinen Dester reich gestorben ist, der dem armen Parfumdiktator höchstens ein bißchen Glück und den päpstlichen Segen voraus hatte. Er ist gestorben in Verhältnissen, die den Diftaturanwär tern in Frankreich   schon immer beschieden waren. Sein Schick­sal ist Symbol und Warnung gleichzeitig für seinen ener gischeren Nachfolger in der Antwartschaft, jenen Andre Tardieu  , dessen Name allein dank der Zahl der Efandale, die sich mit ihm verbinden, sich schon ein Blatt in der Ges schichte gesichert hat,