Kirchenkampi in neuer Phase Hinrichtungen In Spanien  

Der unterlegene Reichsbischof und sein, Führer"

Die erste Predigt des wieder eingesetzten bayrischen Landes­bischofs Meiser gestaltete sich zu einer mächtigen Demon­stration. Meiser sprach in der überfüllten Nürnberger  St. Lorenz- Kirche. 20 000 Menschen standen dicht gedrängt auf dem Platz vor der Kirche und bereiteten dem Bischof Sym­pathiekundgebungen, denen gegenüber die Polizei machtlos war. Die Menge zog dann auf den Adolf- Hitler- Play, obwohl Streicher die Rundgebung untersagt hatte, wo eine Reichs­wehrfapelle demonstrativ fonzertierte.

Meisers schärfster Gegner war Streicher. Er ließ ihn in der Frankischen Tageszeitung" als Landes­verräter und Saboteur angreifen. Um so empfindlicher ist jetzt Stretchers Niederlage. Nun wird die Wiedereinsetzung Meisers in diesem Blatte mit der Ausrede bemäntelt, Meiser habe sich dem Reichsbischof unterstellt". Kein Wort sonst über die neue Lage! Nichts über die Aufhebung der Teilung" Bayerns   in einen Nürnberger  " und einen Münchener  " Teil! Das Lesepublikum dieser Blätter ist ebenso geduldig wie wehrlos.

Die Mitteilungen über den politischen Kranken­urlaub des Reichsbischofs treten in immer neuer Gestalt auf. Angeblich soll Dr. Kinder, das Oberhaupt der deutschen Christen", Müllers Nachfolger werden. An­dererseits wird berichtet, daß der kommende neue Kirchen­führer nicht mehr den Titel" Reichsbischof" führen soll. Das

wäre auch fonsequent, wenn das kommende Kirchenregiment

nicht mehr so diktatorisch zentralisiert sein soll wie bisher. Zu den Namen, die jetzt wieder viel genannt werden, gehört auch derjenige des im Sommer 1933 abgesetzten Friedrich von Bodelschwing h. Er war der erste Opponent gegen das neue Kirchenregiment. das sich damals vorbereitete.

Rückt mit allem der Kirchenfriede näher? Die großen evangelischen Vereine und Verbände übergeben der Presse cine Erklärung, in der es heißt:

Die gegenwärtige Stunde der deutschen evangelischen Kirche fordert Einigung und Befriedung. In mehrfachen vertrauensvollen Besprechungen haben wir uns als Führer von Verbänden und Vereinen davon überzeugt, daß die Hindernisse überwunden werden können und daß Friede möglich ist. Jetzt ist es die Verantwortung aller derer, die in der Führung der firchenpolitischen Gruppen stehen, fich zu gemeinsamer Aussprache zusammenfinden. Wer es Friedensbereitschaft fehlen läßt, gefährdet die Eins heit und die Sendung der reformatorischen Kirche in unserem Volf und Staat.

Unterzeichnet ist die Erklärung von folgenden Persönlich­feiten: Professor D. Titius; Pefessor D. Hans Schmidt, Borsitzender des Fakultätentages der evangelischen theolo­aischen Fakultäten Deutschlands  ; Superintendent D. Dr. Schäfer Remscheid  , Vorsitzender des Verbandes deutscher evangelischer Pfarervereine E. V.; Lic. Heinnbrof­Berlin, Gesellschaft für evangelische Pädagogik.

Solchen Aufrufen begegnet die neue Bekenntniskirche zu= nächst recht fühl. Noch ist die Diftatur über die einzelnen Pandessynoden nicht aufgehoben. Noch sind mehr als tausend Pfarrer gemaßregelt. Sie lehnen es ab, mit der bisherigen Reichsfirchenregierung über ihre Bequadiguna" zu ver­handeln. Der Steuerstreif in zahlreichen westfälischen Ge­meinden besteht weiter fort. Es scheint, daß die Bekenntnis­firche gar feine besondere Neigung zu Verständigungsver­handlungen hat, weil sie mit dem völligen inneren 3u= sammenbruch des jetzigen Reichsfirchensystems rechnet. Inzwischen läßt der Herr Reichsbischof für Hitler beten. Das Amtsblatt der Berliner   Pfarrer gibt folgende

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Anordnung des Reichsbischofs Müller bekannt: Ich ordne an, daß im sonntäglichen Gottesdienst der Gemeinde regelmäßig Fürbitte getan wird für den Führer und Reichs­fanzler des deutschen   Volfes, Adolf Hitler  ." Erstaunlich ist so etwas im dritten Reich" nicht mehr. Nach dem 30. Juni befahl dieser Reichsbischof Kanzelgebete zum Dank dafür, daß der Führer" als Werkzeug Gottes das Vaterland aus großer Gefahr errettet habe. Es ist durchaus in der Ordnung, für Adolf Hitler   nicht nur nach jenem großen Mordsest beten zu lassen, sondern auch im braunen Alltag seiner in Fürbitte zu gedenken.

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Diese neue Gebetsverfügung scheint jedoch nicht aus gläu­bigen wir bitten um Entschuldigung wegen dieser Blas­phemie sondern aus taktischen Erwägungen hervor­gegangen zu sein. In Wahrheit ist der Reichsbischof enttäuscht und erbittert über den Führer". Er sieht sich plötzlich preis­gegeben und undankbar" behandelt. Aber er darf sich trösten: Seine Niederlage ist zugleich Hitlers Nieder­I age. Der Plan einer Gleichschaltung auch der Seelen und Gewissen, der den Grundanschauungen aller protestantischen Lehren zuwiderläuft, ist als endgültig gescheitert zu betrach ten. Damit ist ein Wesensmerkmal des dritten Reichs" er­schüttert worden, das heute mit Hitler   identisch ist.

Römische Offensive

Zwei katholische Priester und Gelehrte gemaßregelt

Vor wenigen Tagen hat der Bischof von Trier  , zu dessen Diözese ein Teil des Saargebietes gehört, eine sehr angriffslustige Rede gehalten. Sie zählte die nationalsozia= listischen Irrlehren im Detail auf und wandte sich sehr ent­schieden gegen die neuheidnischen Schriften nach Rosenbergs " Mythus  "-Muster, deren Bezug durch unmoralischen Druck"

erzwungen werde.

Dr. Bornewasser, der Bischof von Trier  , ist ein sehr vor­ſichtiger Herr. Seine bisherige Zurückhaltung beruhte zu einem Teile auf der Tatsache, daß er selber unter unmora­

lischem Druck" der Nationalsozialisten stand. Wenn er jetzt aktiver wird, so hat das seine bestimmten Gründe. Sie liegen in einer Weisung aus Rom  : in einer Ankündigung des Hei­ligen Stuhls, gegen den Nationalsozialismus eine neue Offensive zu beginnen.

Dafür liegen, abgesehen von der Trierer   Rede, sehr ein­drucksvolle Beweise vor. Der Heilige Sthl hat Professor Dr. Karl Eschweiler und Professor Dr. Barion von der fatholisch- theologischen Fakultät in Braunsberg   sind vom Heiligen Stuhl ihrer Aemter enthoben. Ein solcher Schritt ist seit langen Jahren nicht mehr erfolgt. Die päpstlichen Autoritäten geben den ihnen unterstellten Geistlichen und Gelehrten einen sehr weiten Raum in Deutung und Aus­legung, wenn sie den festen Standort, gebildet durch Glau­benselemente und hierarchischen Befehl, nicht verlassen. Einer Maßreglung müssen schon sehr weitgehende Verstöße zugrunde liegen. Worin diese Verstöße erblickt werden, das ist die neue Tatsache und die neue Situation zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus  .

Die beiden theologischen Gelehrten der Braunsberger Akademie hatten versucht, eine" Synthese" zu schaffen. In

..Weriet das Heilige nicht vor die Hunde"

Eine nationalsozia istische Gastvorstellung in der Kirche

Das Grenz- Echo"( Nr. 288), Organ der katholischen Par­tei in den Gebieten Eupen, Malmedy   und St. Vith   erzählt: Welcher Art das positive Christentum" ist, das vom Na­tionalsozialismus verkündet wird, haben wir bereits nach der Saarfundgebung auf dem Ehrenbreitstein   geschildert. Es ist ein Christentum ohne jeden kirchlichen Gehalt. Man hat auf eine Ideenmischung, die vollkommen heidnisch ist, einfach die Etikette geklebt:" Positives Christentum". Auch Katholiken haben an diese Etikette geglaubt und müssen zu ihrem Leidwesen erfahren, daß Gottlosigkeit der eigentliche Inhalt ist. Nachdem wir zuletzt von der nationalsozia­listischen Sonntagsheiligung" berichtet, heute der Bericht cines Augenzeugen über eine nationalsozialistische Trauung in Essen   in Gegenwart des Führers.

Am 30. Mai rief die Gauleitung der Essener   NSDAP  . beim katholischen   Pfarramt der Münsterkirche an. Man teilte kurz mit, daß der Staatsrat Terboven   seine Hochzeit am 28. Juni nachmittags 4 Uhr halten wolle. Auf Einwen= dungen hin, daß eine Hochzeit am Nachmittag nicht gehalten werden könne, wurde erwidert, daß man sich schon an das Generalvikariat in Köln   gewandt habe. Einige Tage später wurde dann wirklich durch Anruf mitgeteilt, daß die Er­laubnis aus Köln   eingetroffen sei.

Der Tag der Trauung rückte inzwischen heran. Es hieß, daß Hitler selbst der Trauung als Zeuge beiwohnen werde. Ohne das Pfarramt zu fragen oder auch nur zu benach­richtigen, wurden für den feierlichen Anlaß an die Pgs. und die höhere Leitung Eintrittskarten für das Münster  ausgegeben. Beschwerden der Behörden und der firchlichen Leitung blieben unberücksichtigt. Am 28. Juni wurden die A., HJ.   und BDM. des Gaues Essen alarmiert damit sie vom Bahnhof bis zum Münster  Spalier bilden sollten. Natürlich erhielten die Kinder schul­frei. Gegen 1 Uhr erschienen dann vor dem Münster   Poli­zisten, um den Eingana vor Unberufenen zu bewachen. Im Gotteshaus selbst befanden sich ein höherer SA  - Führer und zwei A.- Leute, die in wenia ehrsüchtiger Haltung durch das Gotteshaus auf und ab schritten.

Gegen 14 Uhr( es regnete in Strömen) erscholl draußen ein Rufen und Schreien: Heil Hitler usw. Das Brautpaar beschritt das Gotteshaus.

Anschließend kamen Reichskanzler A. Hitler  , Minister Göring   und viele höhere Beamte der Partei aus Rheinland  und Westfalen   Die Kirche war mit 3000 Personen besetzt.

Als sie des Führers ansichtig wurden, erhoben alle im Gotteshaus Anwesenden die Hand zum dentichen Gruß". alle bis zu den Stufen des Altars. Unter dem Turm riefen einige Heil Hitler  ". Jedoch unter­blieb das, als ein am Altar amtierender Priester und darauf der Kanzler selbst abwinkten.

Das Brautpaar nahm am Altar sofort sizend Platz. Ebenso der Kanzler und der Minister Göring   und alle Anwesenden. Die Fotografen traten in Tätigkeit.

Ueberhaupt hatte es den Eindruck, als sei man zu einem besseren firchlichen Theater erschienen, als zum Empfang und zur Spendung eines hl. Sakramentes. Die Trauung nahm ein Studienfreund des Staatsrates, der Studentenseelsorger von Dresden   vor. Er hatte 1923 in München   studiert. Ebenso damals Staatsrat Terboven. Beide gehörten einer katholischen Studentenverbindung an. Nach Aussage dieses Geistlichen hat Staatsrat Terboven seit 1923 nicht mehr praktiziert. Ob er vor dem Empfang des hl. Ehesakramentes die Hl. Sakramente empfing, entzieht sich unserer Kenntnis.

Der Studienfreund bestieg die Kanzel zu einer Predigt. Sie gipfelte in den Behauptungen, daß Staatsrat Terboven und seine Braut, Frl. Stahl, von echt katholischer und echt staatlicher Gesinnung seien. Bei der Betonung der ersteren lächelten sich Braut und Bräutigam zu in bedeutungsvoller Weise, ein Moment, der von einer geschäftigen Kamera feſt­gehalten wurde, um dem Untergang entrissen zu werden. Nach dieser Predigt gaben sich Braut und Bräutiaam die Hand zum Lebensbund. Es war auch der einzige Moment, da beide während des ganzen Vorganges sich bequemten, vor Gott   dem Allmächtigen zu knien, Sofort nahmen sie dann die sitzende Haltung wieder ein. Nach der Trauung wurde das Gebet verrichtet, in dem die hl. Kirche der jungen Frau am Morgen ihrer Ehe die großen Frauengestalten des Alten Bundes, Sara und Rebekka, als Vorbild hinstellt.

Nach dem Verlassen des Gotteshauses sahen Fußboden und Bänke wie im Theater nach der Vorstellung aus.

Pralinenschachteln und Bonbonsschalen, Haselnüsse, Erd­und Walnußschalen bedeckten den Boden. Die Bänke be­schmutzt von den Schuhen der Vorwißigen.

Das Ganze war Komödie, unwürdig eines hl. Sakraments der bl. Kirche. Hier ist das Wort des Herrn am Platz: Werfet das Heilige nicht vor die Hunde!" Katholisches Volf erwartet eine höhere Schäßung des Heiligsten und versteht mindestens nicht, wie man es für politische Zwecke ausschlachten kann. Das katholische Empfinden des Effener Werkvolkes wurde durch das Getue bei der Trauung des Staatsrates empfindlich verletzt.

Wir haben nun die religiöse Gesinnung" derer um Hitler fennen gelerift und haben das Gesehene tief in unserem Gedächtnis eingeprägt.

Man mag uns noch soviel vom Christentum des National­fozialismus erzählen, wir glauben es nicht.

Madrid  , 5. Nov. Wie angekündigt, werden zwei von den Militärgerichten gefällte Todesurteile vollstreckt werden, das eine in Asturien   und das andere in Leon. Diese Hinrich­tungen sollen scheinbar nicht vor Montag morgen statt­finden. Möglicherweise haben nämlich extremistische Organi= sationen wie z. B. die Anarchosyndikalisten die Absicht, zum Protest gegen Hinrichtungen den Streif zu erklären. Die Anarchosyndikalisten sind besonders in Andalusien   und in Valencia   mächtig, also in Gebieten, die von der fürzlichen Bewegung nicht erfaßt wurden und wo folglich auch feine besonders starken Polizeifräfte vorhanden sind, so daß die Aufschiebung der Hinrichtungen vielleicht Zeit zur Durch­führung von Vorsichtsmaßnahmen geben soll.

Wort und Schrift warben sie für eine Art von National­Ratholizismus". Sie deuteten den festgelegten fatho­lischen Weltanschauungsbegriff um, um für die national­sozialistische Weltanschauung" einen Wirkungsraum zu schaj­fen, damit sie beide im totalen Staat" reibungslos neben­einander und miteinander bestehen können.

In diesen Bemühungen sieht der Heilige Stuhl den Ber­stoß". Für ihn hat der Katholizismus weltanschaulichen Aus­schließlichkeitsanspruch. Wer daran rüttelt, wie es die beiden Braunsberger Theologen und Gelehrten getan haben, ver­legt einen gläubigen Grundsaß. Er öffnet antichristlichen und widerkirchlichen Tendenzen weit das Tor. Um weiterer Verwirrung zu begegnen, hat Rom   jezt eine ebenso scharse wie eindrucksvolle Warnung erlassen.

Sei ist an sehr viele adressiert. Sie macht allen Versuchen, Ratholizismus und Nationalsozialismus   miteinander in der Idee zu versöhnen, für immer ein Ende. Man begreift jetzt auch, warum sich Herr von Papen von diesen unfrucht­baren Anstrengungen zurückgezogen hat. Die deutschent Bischöfe, die vor lauter Taktik mehr duldeten, als dent Grundsäßen ihrer Kirche zuträglich war, stehen in einer neuen Lage. Die römische Offensive wird zwangsläufig auch ihre Offensive. Die Bischöfe erfüllen damit nur die Forde­rung von Millionen von Gläubigen, die infolge der Untätig= feit ihrer firchlichen Oberhirten gegen das braune Wider­christentum in ihrem Glauben irre wurden.

Das gilt vor allem für das Saargebiet. Zahlreiche Geistliche und Laien harren des Signals!

Wallfahrt nach Kartoffeln

Breslau  , 5. Nov. In Breslau   haben die Lebensmittel­teuerung und die Verschlechterung der Versorgung große Erregung und heftige Diskussion ausgelöst. Anstatt des früheren besseren Brotes zu 42 bis 44 Pf. gibt es jetzt ein Einheitsbrot" zu 50 Pf. Um Kartoffeln zu stoppeln, gehen die Arbeiter 30 bis 40 Kilometer weit. Ein Feld, etwa 30 Kilometer von Breslau   entfernt, war buchstäblich schwarz von Menschen; innerhalb einer halben Stunde war jedes Stück Erde umgedreht. Auf den Märkten fommt es zu er­regten Auseinandersetzungen, weil die Bauern die Kar­toffeln nicht unter drei Mart verkaufen dürfen, die Arbei­ter aber so viel nicht bezahlen können.

Teuerungswelle

Der Regierungspräsident in Pieldorf teilt mit:

Trotz aller Hinweise in den Tageszeitungen und der ein­gehenden Beratungen in Berufskreisen über die Angemessen­heit der Einfellerpreise für Kartoffeln, hat der Düsseldorfer  Großhändler Anton Cleff bei einem größeren Geschäfts­abschluß für Oberländer Kartoffeln, die zwar mehr fosten dürfen als Industriekartoffeln schlechthin, einen Preis von 4,30 RM. ie Zentner gefordert und damit die von zuständiger Stelle für angemessen und ausreichend erklärte Handels­spanne überschritten. Wer so handelt, muß als un­zuverlässig angesprochen werden. Der Regierungspräfident in Düsseldorf   hat aus diesem Grunde der Firma zunächst für zwei Tage jeden Geschäftsbetrieb untersagt und im Wieder­holungsfalle die vollständige Schließung angedroht."

In vino veritas!

Deutsche   Wirtshausgespräche

Die Westfälische Landeszeitung" berichter.

Vor dem Dortmunder   Sondergericht hatte sich der 50jährige Wilhelm Krah aus Berlin   wegen Vergehens gegen die Verordnung des Reichspräsidenten   vom 21. März 1983 und wegen Beleidigung eines SA.- Scharführers zu ver antworten. Der Angeklagte ist der Typ des Miesmachers und Meckerers, der unter dem Einfluß des Alkohols seine Mit­menschen mit unflätigen Aeußerungen über die Regierung und die wirtschaftlichen Verhältnisse im Reich belästigt. So trat er auch in Saalhausen  ( Sauerland  ) in zwei Wirt­schaften als Dr. Schröder", Abteilungsleiter der G. Farben in Berlin  , und ehemaliger Offizier" auf, um sich einerseits beweihräuchern zu lassen und außerdem seinen Behauptungen größeren Nachdruck zu verleihen.

Der Angeklagte versicherte, er wisse absolut nichts von den Vorgängen, da er finnlos betrunken gewesen sei. Der Staats­anwalt nannte den Angeklagten einen gefährlichen Schwäßer, der schwerste Strafe verdiene. Er beantragte insgesamt zehn Monate Gefängnis. Als Krab nämlich von einem SA.  - Schar­führer festnenommen werden sollte, hatte er geäußert, daß er sich nicht von einem Hampelmann verhaften" lasse; darin lag eine arobe Beleidigung. Das Gericht erkannte auf sechs Monate Gefängnis.

In einer Essener   Wirtschaft trat der 50jährige Heinrich Hantrop aus Essen an der Theke an zwei junge Leute des Freiwilligen Arbeitsdienstes heran, um sich zunächst für die Uniformierten als alter Soldat zu begeistern. Dann aber legte er, der sich als erhten deutschnationalen Mann binstellte, mit wenig nationalen Redensarten los. zoa in unifätigiter Weise über den Führer und die Minister her, meinte, daß Deutschland   verhungern müse unter der nationaliozia­listischen Regierung, nannte sich selbst schließlich einen inter= nationalen Menschen troß seines deutschnationalen Herzens und gipfelte schließlich in der Behauptuna, daß die ganze Volksabstimmung eine Schiebung gewesen sei, denn er könne bewisen, daß zum Beispiel in einem Bezirk 18 Mann, unter denen auch er sich befunden habe, mit..Nein" geitimmt hätten, während nachher gerade hier das qünitinite Abstimmuno­ergebnis festgestellt worden sei. Der Staatsanwalt wollte diesen Menschen, der wiederum völlig betrunken gewesen sein wollte, mit sieben Monaten Gefänanis und sechs Wochen Haft ( lektere wegen groben Unfuas) bestraft wissen, denn gerade diese Elemente. die sich an die Jugend heranmachten, seien besonders gefährlich.

Das Gericht nerurteilte Santron au fünf Monaten Ge= fängnis. Es ließ strafmildernd ins Gewicht fallen, daß der Angeklagte zur Zeit der Tat durch den Zusammenbruch seines Geschäftes verbittert gewesen und daher übers Ziel hinausgeschossen set.