Feierabe

r. 13.

Enterhaltungsbeilage.

Feierabe

1933.

Der letzte Säuptling ber Mormonen!

der Mormonen  .

Bur Geschichte ber etiamften Geite Ameritas.- Bon F. Gteiner.

Vor kurzer Zeit starb drüben in USA.  , schlagen und diftierte hinter einem Vorhang die religiöse und geschäftliche Leitung der Mor lautlos und unbeachtet, Herr Hiram Smith, ſeinen erregt laufchenden Getreuen die Ge- monenkirche an sich gerissen hätte, um sie unter Präsident der Mormonenkirche in Salt Lake  - schichte von der Sendung der Mormonen. So feiner tatkräftigen Regie zu nie geahnter Blüte City. Mit ihm ist gewissermaßen der leyte   batte nämlich der Engel Moroni, der Smith zu bringen. Der neue Führer hiez Bigham Repräsentant aus dem großen Hause der Mor- erschienen war, die Anhänger der neuen Lehre Youngh, war von Beruf Anstreicher und hatte monenhäuptlinge dahingegangen. Obwohl die genannt Das Buch Mormon  , das nach An- bereits eine dreizehnjährige Mitgliedschaft hin­B.deutsamkei: dieser merkwürd gen religiösen gabe Smiths ihm direkt durch Gottes Stamme ter sich, als der Gründer der Mormonenjefte Sekte eigentlich schon mehr der Vergangenheit eingegeben sein soll, wurde zum Evangeium von den Kugeln fanatischer Sittlichke isapoſtel angehört, dürfte die Geschichte dieser feltfam- der neuen Sette. Es ist kaum notwendig, auf beseitig: wurde. Rednerisch begabt, einfallsreich, ſten Maſſenbewegung in Amerika   speziell heute den Inhalt oder gar geistigen Gehalt dieser propagandistisch und organisatorisch erfinder sch, interefieren. Siram Smith, der letzte Häupt sonderbaren Schrift näher einzugehen: ein fletterte er rasch die Stufenleiter vom gewöhn­ling der Mormonen, war nämlich der Urenkel wunderliches Gemisch von Bibelzitaten, Wild- lichen Mitglied zum Kirchenältesten, über den des Gründers und Stifters der religiösen Sekte weſtromantik und aſiatiſch betonter Machtgier. Apostel zum- Präsidenten der Mormonen hin­Wie die Lehren dieser Pseudo- Propheten mmer auf. Youngh wußte genau, daß er die Be­Gerade in unserer Gegenwart, da die ähnliche Tendenzen zeigen( Herrschsucht und wegung in den zivilisierten Staaten nicht mehr Massenbewegung eine nicht unerhebliche Rolle Sabgier, verbrämt mit jittlichen Maximen), so zusammenhalten fonnte. So gab er den Be­in unserm fulturellen und pol fischen Leben besagte auch der Kern dieses Werkes, daß der fehl, auszuziehen, jungfräuliches Land zu ſpielt, mag es nicht unintereſſant ſein, den Prophet Smith allein dazu auserlehen sei, unter suchen, auf dem sich die Mormonen mit eigenen Aufstieg und Untergang einer religiös- ökono- dem_amer kaniſchen Volke ſich eine Gemeinde Händen ihre neue Heimat schaffen sollten. Im mischen Bewegung aufzuzeigen, die einstmals zu wählen, die ihm zu folgen und feine Gefeße Jahre 1846 jetzte die Wanderung vieler Tau­den ganzen Erdball in Aem hielt und deren zu erfüllen habe Nachdem sich Smith gefender nach dem fernen Westen ein: ein grotes­Tendenzen sich vielfach in den politischen Schlag- nügend von der Naivität und Gutgläubigkeit tes Schauspiel diese Massen auf hren Schsen­worten unserer bewegen Epoche wiederfinden. feiner Anhänger überzeugt batte, machte er von farren, beladen mit armseliger sabe, dahin­Mehr als ein Jahrhundert liegt es zurüd, seinen göttlichen Rechten" ausgiebigen Geziehen zu sehen; wie sie fromme Lieder fangen, daß ein Mann, der den simplen Namen Joseph brauch, indem er seine Mitglieder für sich a fast vergleichbar mit jenem legendären Zug der Smith führte, in den Verein gten Staaten beiten ließ als Adersleute, Handwerker, Miliz Juden durchs Rote Meer  . Nach unendlichen von sich sprechen machte, weil er behauptete, ein usw. Vielle ch wäre der Zuſtrom zu dieser Mühseligkeiten und En: behrungen erreichten die Boe Gottes habe ihn aufgesucht, und ihm merkwürdigen religiösen Bewegung niemals so Mormonen den großen Salzjee im Saate feltſame Offenbarungen überbracht. Smith, der enorm gewesen, wenn Smith nicht jenes eigen- Utah  : eine unwirtliche Gegend. eingeschlossen bis zu jener Nacht( es war der 21. September artige Ehegefetz verkündet hätte, das gewisser von rauhen Bergen: steinige Erde, magerer 1823) als Taglöhner ein ärmliches und un- maßen die zweideutige Popularität der Mor Bilanzenwuchs, ringsum heroische Einöd, so beachtetes Daiein geführt hatte, fühlte sich monen in aller Welt begründete: die Bielwei- war die neue se mat beschaffen. Youngh hatte plöslich zum Prophe en berufen. Es st un- berei! Sie wurde als religiöse Pflicht" jedem richtig falfuliert. Sier in diesem unfreund­erforscht geblieben, ob die Bibel auf den da Mitglied auferleg. Smith fonnte sich bei die- lichen, schwer erreichbaren Landstrich blieben die mals. Achzehnjährigen einen so nachhaltigen sem Gejes nicht allein auf göttlichen Befehl" Mormonen unbelästigt und konnten bren reli­Eindruck ausübte, daß er sich verpflichtet berufen, sondern auch auf das alte Testament, göfen Anschauungen gemäß leben. Und wenn glaubte, ein ähnliches Wert, angepakt den das bereits von der Vielehe von David   und das Geich der Vielebe fonsequent durchgeführ: primit ven amerikanischen Geistesbedürfnissen, Salomo   berichtete Doch das puritanische Ame  - wurde, war man schon in einem Jahrzehnt so anzufertigen. Jedenfalls sorgte Smith dafür, rika das zwar stets religiöse Schwärmere en starf, um allen Angriffen standzuhalten Jey: daß die Legende von der Engelserscheinung begünstigte, nohm Anstoß an dem allzu fühnen zählte der junge Mormonenstaat 11.354 Köpfe im Staate Illinois   bekannt wurde: Neugie. Sitten- und Ehegefes des Mormonenhäuptlings. bereits 1830 waren es 120 000 Dieie Ber­rige, Abergläubige und Spekulanten umdräng Eine Riefenwelle der Entrüstung flutete durch zehnfachung der Bevölkerung war das Ergeb­ten den nengebackenen Propheten. Schon be die Vereinigten Staaten  . Man rief überall zur nis des streng durchgeführten Ehegeietes: jeder gann sich die Seilsbotschaft in gar; Nord Selbsthilfe gegen die ruchlose Lebensweise der Mormone mußte fo viel Frauen als möglich amerika   auszubreiten, als der junge taten immer stärker anwachsenden Mormonen ehelichen und wurde verpflichtet, für bren durſtige Prophet, seiner Anhängerschaft ziem gemeinde Am 17 Juni 1844 vollendete sich Unterhalt aufzukommen Youngh der Gouver lich sicher, einen zweiten entscheidenden Streich ragisch die Laufbahn des 39jährigen Propheten neur des Saates Utah   und gleichzeitiger Brä­wagte Genau vier Jahre nach jener Rück Joseph Smith  - er wurde auf offener Straße fident der Mormonenkirche hat siebenundzwan sprache mit dem götil chen Boten begab sich von fittenſtrengen Amerikanern niedergeschoffen zigmal geheiratet, zuletzt mit 66 Jahren die Smith in Begleitung seiner beiden zuverläs Die Bewegung hatte nun ihren Märtyrer, vierundzwanzigjährige Ann Elza Der außer­figsten Anhänger auf einen Sügel, nahe bei wäre aber zweifellos bald zusammengebrochen. gewöhnlichen politischen Begabung dieses Mor­dem Orte Nauvoo, ließ dort ein Zelt auf- wenn nicht ein begabter und vielseitiger Manni monenhäuptlings gelang es in reichem Maße