— 2—Würgen.O weh, oh weh, ich habe hundert Väter?"Schlag.„Gelt, Du hast gemordet?"„Ja, ich habe gemordel."Fußtritt.„Gelt, Du host geplündert?"Biele, viele Schläge, Knochcnbrüche.„Ja, ich habe geplündert."Stich.„Na, und Du hast doch auch verleumdet?"Brennen.»Ja."Anochenbruch.„Und, nicht wahr, Du hast auch das WasserGetrübt, als wir tranken?"Riedersausende Schläge.„Ich habe es getrübt."Schläge, Fußtritt«, Stiche, Brandwunden.Das Schaf liegt bereits reglos, atmete kaumnoch. Die Wölfe heulen im Chor. Der Oberwolf steht düster daneben. Er zündet stch eineZigarette an, seine. Hände find weiß, sein«Nägel glänzen. Und im Sonnenschein funkelnfeine Lackstiefel. Di« Wölfe umringen ihn undheulen vor ungeduldiger Erwartung. Er winkt.Dir braun« Meute schleppt dar Schaf inden Wald.Der Wind rauscht. Es rauschen und stöhnendir Bäume und die starken Neste heben undsenken sich unter ihren vielen, vielen schwerenLasten.SA. marschiert...Ein Liedchen von Erich Kästner.*)Ihr und dir Dummheit zieht in BiererrrihenIn die Kasernen der Vergangenheit.Glaubt nicht, daß wir uns wundern, wenn ihrschreit,Denn was ihr denkt und tut, das ist zumSchreien.Ihr kommt daher und laßt die Seele kochen.Die Seele kocht und dir Vernunft erfriert.Ihr liebt das Leben erst, wenn ihr marschiert,weil dann gefangen wird und nicht gesprochen.Marschiert vor Prinzen, dir erschüttert weinen:Ihr findet doch nur alt Parade statt!Es heißt ja: Was man nicht im Kopse Hot,hat man gerechterweise in den Beinen.Ihr liebt den Haß und wollt dir Welt dranmessen.Ihr werft dem Tier im Menschen Futter hin,damit cs wächst, dos Tier tief in euch drin!Dat Tier im Menschen soll den Menschenfressen.Ihr möchtet auf den Trümmern hüben bauenund Kirchen und Kasernen wir noch nie.Ihr sehnt euch heim zur allen Dynastieund möchtet Fideikommißbrot kauen.Ihr wollt die Uhrenzriger rückwärts drehenund glaubt, das ändere der Zeiten Lauf.Dreht an der Uhr! Die Zeit hält niemand auf!Nur eine Uhr wird nicht mehr richtig gehen.Wie ihrs euch träumt, wird Deutschland nichterwachen.Denn ihr seid dumm, und seid nicht auserwählt.Di« Zeit wird kommen, da man sich erzählt:Mit diesen Leuten war kein Staat zu machen.•) Sic Schrillen und Gedicht« von ErichKästner wurden aus den Inder a«letzt und unterwildem Gejohle aus zahlreichen teutonischenScheiterhaufen verbrannt. Gnade vor den Augender neuen Machthaber sand nur die Kindergeschicht«:.Emil und die Detektive".Soziale ItevowLionim allen Aegypten.Wir schlagen ein beliebiges Lehrbuch derGeschichte auf, das an bürgerlichen Mittelschulengebraucht wird, und lesen darin über Aegypten:„Die Bevölkerung, deren Haupttätigkrit imAckerbau bestand, wurde schon früh durch Anlage von Deichen, Kanälen und Schleusen zugemeinsamer Tätigkeit und zu einem geregeltenStaatswesen gezwungen. Ein unumschränktesKönigtum mußt« von Jahr zu Jahr den durchUeberschwemmungen des Nils jrweilen veränderten Besitz neu aufteilen. Dazu war einwohlorganisterteS Beamtentum nötig, das größ.tenteilS auch priesterlich« Tätigkeit ausübte. Diegroße Masse des Volkes bildeten hörige Bauern,dir dem als göttliches Wesen verehrten KönigeFrondienst« leisteten. Dir gesamte gesellschaftlicheSchichtung Aegyptens trug den Stempel derstaatlichen Gewalt. Bei den Argyptern erschöpftesich das Dasein des«inzrlnen ganz im Dienstedes Staatslebcns;«s gab keine privaten Interessen."Wer diese Darstellung liest, gewinnt natürlich den Eindruck, daß die soziale Ordnung deralten Acgyprer sich stets im Gleichgewicht befunden und die Erscheinung des KlasienkampfeSnicht gekannt habe; denn der Klassenkampf istbekanntlich erst durch dir Marxisten erfundenwordrn!Ziehen wir diese bürgerliche DarstellungI jedoch im Zweifel, und vertiefen wir unS in| ägyptische Ouellentexte, so bekommen dir sozialenVerhältnisse der alten Aegypter sofort einenwesentlich anderen Aspekt.i Maspäro und Pirtschmann haben einen alt-! ägyptischen Brief publiziert, worin ein Schreiber.I das heißt ein Beamter, seinem Sohne, der offrn-! bar vor der Berufswahl stand, die verschiedenen! Beruft schildert. ES heißt darin:I„Ich sah einen Schmied bei seinen Arbeiten am Osenloch. Seine Finger sind runzlig, wieKrokodilshaut; er stinkt ärger als Fischlaich.Hat etwa der Metallarbeiter mehr Ruhr, als der(hörige) Bauer? In der Nacht, wenn er nieint,er sei frei, muß er noch arbeiten nach all denLeistungen seiner Arm« am Tage; des Nachtsnoch arbeitet er bei Lampenlicht.Ter Steinhauer bleibt hockend vom Sonnenaufgang an; deshalb sind seine Knie und seinRückgrat gelähmt.Der Barbier rasiert bis zur Rächt; nurwenn er sich zum Essen hinsctzt, stützt er sich aufseinen Ellbogen, um auSzuruhen. Er geht vonHauS zu Hau-, um dir Kunden zu suchen; erzerbricht sich die Arme, um seinen Bauch zü füllen, wie die Bienen, die daS Erzeugnis ihrerArbeit verzehren.Ter Schiffer fährt bis nach Nalho hinunter, um seinen Lohn zu bekommen; hat erArbeit aus Arbeit gehäuft, Gänse und Flamingos gerötet, hat er sich chalbtot gearbeitet, kaumkommt er zu seinem Garten, zu seiner Behausung, so muß er wieder fort.Soll ich dir sagen, wie elend der Maurerdran ist? Er ist den Windstößen auSgrsetzt, wenner, unbekleidet, bis auf seinen Schurz, bauenmuß, sich festhallend an den LotoSkapitellen, umsein« Ausgabe zu lösen. Seine beiden Armeverbrauchen sich bei der Arbeit, sein Essen istmit Kot vermischt, er nagt an sich selbst, sein«Finger dienen ihm als Brot,«r wird schlaff undelend. Er erschöpft seine Kraft ganz und gar,muß unaufhörlich Steine schleppen, rin armerTeufel, der von Monat zu Monat auf demStaube seines Gerüstes hrrumkriecht. Ist dirArbeit fertig, und hat er sein Brot, so geht ernach Hause und prügelt seine Kinder Halblot.Der Weber, im Innern d«S Hause», istelender dran als ein Weib; sein« Knie stoßenan den Magen, frische Lust genießt er nicht.Wenn er einen einzigen Tag hinter seiner vorgeschriebenen Arbeit zurückbleibt, wird er gebunden. Nur wenn er durch Schenker von Broten di« Türhüter gewinnt, bekommt er daSTageslicht zu sehen.Der Färber hat Finger, die wie fauleFische stinken; seine Augen fallen ihm vor Müdigkeit zu; aber seine Hand darf nicht rasten.T«r Schuhmacher ist sehr unglücklich; erächzt«wig; seine Gesundheit ist die eine» laichenden FischeS; er nagt am Leder, um sich zusättigen.Der Schreiberberuf dagegen ist wichtigerals alle übrigen Berufe. Wer von Kindheit andaraus Nutzen zu ziehen wußte, ist ein gelehrter Mann. Wer aber diesen Weg nicht einschlägt, bleibt im Elend. Bei den anderen Berufen verachtet einer den andern. Darum, wennich dich(zur Ausbildung) nach Chennu bringe,handle ich nur auS Liebe zu dir; denn, wenn dunur einen einzigen Tag in der Schule gelernthast, so ist es für die Ewigkeit."Dieser Brief gibt ein vorzügliches Bild vonden Lebensverhältnissen der ägyptischen Proletarier(niedrig« soziale Stellung, geringe Ahne,lange Arbeitszeit!) und wirft zugleich«in inter-esianteS Licht auf die Mentalität der ägyptischenBeamten-Bourgroisie: der Vater will demSöhnchen eine ebenso angenehme Existenzsichern, wie er sie selbst besitzt. Dir Behauptungdes obenzitierten Lehrbuches, daß es in Aegypten„keine privaten Jnterefien" gegeben habe,erweist sich als fascistisch-tendenziösrr Bluff.Haben nun die ägyptischen.Arbeiter ihreLage ertragen, ohne sich zur Wehr zu setzen?Blieb die Gesellschaftsordnung Aegyptens unterdem Zepter der göttlichen Pharaonen, unter derHerrschaft seiner Beamten und Priester starrund unveränderlich?Keineswegs. Aegypten hat vielmehr einegewaltige soziale Umwälzung«riebt, die an denBolschewismus gemahnt. In Max Piepers vorzüglicher Darstellung der altägyptischen Literatur findet sich(Seite 23 f.) rin Quellentrxt, derdies bezeugt. Um 2500 vor Christi gab es inAegypten solche politische und soziale Wirren,daß einmal„70 Könige zusammen nur 70 Tageregiert" haben sollen. Auf diese Schreckenszeitbeziehen sich wohl die„Mahnsprüche eines ägyptischen Weisen", auS denen wir einige Sätzezitieren wollen. Der Berfasier stand offenbarauf der Seite der Gegenrrvoluition. Er klagtüber„Mord, Raub und Plünderung."„Der Nil ist voller Blut."„Es ist doch so: Das Lachen ist zugrundegegangen, und man lacht nicht mehr. Trauer istes, dir durch das Land zieht, vermisch! mitWehklagen."„Die Geringen besitzen jetzt Herrliches; wersich sonst Sandalen machte, besitzt jetzt Schätze.Die Vornehmen sind voll Klagen, und die Geringen sind voll Freude. Gold, Silber und Lapislazuli, Silber und Malachit, Kanieol undBronze sind um den Hals der Sklavinnen gehängt. Die Sklavinnen haben Macht über ihrenMund(daS heißt, sie können reden, waS sie wollen). doch wenn ihre Herrinnen reden, ist daSfür dir Dienerinnen schwer zu ertragen.Dir Räte hungern und leiden Rot. DaSherrliche Gerichtshaus, seine Akten sind fort-