Feierabend

tr. 45.

Unterhaltungsbeilage.

Feierabe

1933.

Das Bild der schönen fremden Frau.

Siebentausend Meilen ist der Wanderer von Europa   entfernt. Einige hundert Meilen liegen Johannesburg   und Pretoria  , die großen füd­afrikanischen Zentren der Zivifation, hinter ihm. Und einige Mellen hinter ihm liegen die letzten Zeichen der Zivilisation: leere Ronferven­büchsen am Wegrande. Buschfeldwildnis, von violetten Bergen umrandet, empfängt ihn.

Er müßte ein fenntnisreicher Botaniker sein, um all die Kakteen, Agaven, Bäume und Blumen, die er sieht, beim Namen zu nennen. Er staunt bloß über die Pflanzenpracht, die sich ihm offenbart. Da erhebt sich irgendwo eine stolze übermannshohe Pflanze in splendid isolative. Ihrem ovalen, flaschenähnlichen, stacheligen Stamm entsprießen statt einer Baumkrone sechs oder sieben ausladende, riefige Blätter, zwischen denen rosarote Blüten leuch ten. Da der Wanderer fein fenntnisreicher Botaniker ist, ist er versucht, das Pflanzen, wunder als Kreuzung zwischen Kaktus und Palme zu bezeichnen.

Aber er muß fein kenntnisreicher Zoologe ſein, um zu erkennen, daß die Vögel, die umber­schwirren, Paradiesvögel fin d. Ihre wunder­voll bemalten Schwanzfedern sind vier bis zehn­mal länger als ihre Körperchen. Und der Wan­derer kommt sich vor wie in einem Varadiese,

in dem es den Raubtieren verboten, den Herrn der Schöpfung", den Menschen, zu attackieren. ( Sie dürfen sich bloß von ihresaleichen er­nähren.)

Je weiter der Wanderer kommt, umſo ein­samer wird die Gegend. Aber ist es dort wirklich einsam, wo man den Pulsschlag der Kreatur direkt donnern hört. Warum befällt uns das Gefühl der Einsamkeit, wenn wir feine Men­schen um uns haben...?

Und hat denn nicht das Leben der Wildnis Aehnlichkeit mit der Zivilisation. Da wie dort wüten hinter schönen Farben, prächtig auf­gemachter Dekoration, Vergewaltigung, Raub und Unterdrückung der Schwachen. Europa   ist weit und doch nah die Wildnis Europa.

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Bon Ralph Urban.

Und da bemerkt der Wanderer die vielen Gefährten des Storches. Sie stelzen über den Weg, lassen den Wanderer auf einige Meter

( Schluß)

storch. Ein Gruß aus Europa  . Wo mag der[ herankommen, um dann ohne Haft und Ueber­Storch wohl in Europa   zu Hause sein. Niftet stürzung gemächlich zur Seite zu fliehen, als er auf dem Dache des lettischen Bauern Osoliws, wohlerzogene Tiere dem Wanderer den Weg des deutschen Stornhuber oder des tschechischen freizugeben. Sie fühlen sich sicher im Swazi land, aber nicht in Transvaal  . Sie meiden Pospišil?... Transvaal  , weil sie von den Buren nicht ihres vorzüglichen Charakters, fondern einzig allein ihres Fleisches wegen geschäßt werden. Storchfleisch Spuhgfaan" fleisch soll vorzüglich schmeden, behaupten die Buren, und veranstal ten Jagden auf Störche. Daher fommt es, daß manches europäische Bauernhaus vergebens auf seine alten Firstbewohner wartet, der den Weg zum Straußmagen eines reichen Südafrikaners nehmen mußte. Die Schwarzen weisen mit Abschen die Zumutung von sich, am Storch­fleisch als Nahrungsmittel Gefallen finden zu fönnen.

Brofessorenweisheit.

Die meisten römischen Kaiser fielen durch Selbstmord oder durch fremde Hand. Dagegen erlebte Diolletian die große Genugtuung, eines natürlichen Todes zu sterben.

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Wäre Casar nicht über den Rubikon ge­gangen, so läßt sich gar nicht absehen, wohin er noch gelommen wäre.

Wir haben es hier mit einer Heldin, und zwar in diesem Falle mit einer weiblichen Hel­bin zu tun.

Die venezianijdje Verfassung ist eine ge­mischte Aristokratie, aus der es schwer ist, wie her herauszukommen.

Die Kälte wächst gegen den Norden um zehn Grad, zulegt hört jie ganz auf.

Gestern habe ich einen Aufsatz gelesen, durch den ich belehrt wurde, daß die Hosen, die wir tragen, aus dem Jahre 1800 stammen.

Die Kojaten sind eine Pferdeuation.

Patroklos   nahm sich ein paar sterbliche Banzen, da ihm die unsterblichen des Achilles zu schwer waren.

Die Symbole der Götter hängten sie in Hainen ebenso auf, als ob sie die Götter selbst hätten.

Von den Swazis ungestört, warten die Störche, bis der europäische   Winter zu Ende geht. Wo es mir gut geht, dort ist mein Vater­land," sagen diese Weltbürger und suchen im Swaziland   ihre Kaltblütler. Störche bevorzugen fumpfiges Gebiet.

Drei Tage zog der Wanderer durch trode. nes, wasserarmes Land. Seine Sehnsucht gilt

dem Fluß. dem Nebenfluß des Krokodilrivers, an deſſen ſenſeitigem Ufer die Handelsstation

als näcbites Ziel winkt

Die Störche fünden an, daß der Fluß nahe ist. Und da sieht der Wanderer noch weitere Zeichen feiner Nähe in der Sonne gebleichte, fablgenagte Tiergerippe. Und als der Wanderer vom Wege ab. aufs Feld geht, um neugierig die Tierifelette zu beaugenscheinigen. versinkt fein Fuß in weichem Boden. Die Skelette wären was für einen Zoologen. In Abständen von vielen Metern liegen die Knochen vom Buschfeldvich Antilopen. Roiböden und von Raubfaßen, Banthern, Jaguaren. Dazwischen die Knochenüberreite von- Fischen.

Der Fluß war über feine Ufer getreten und hatte die tieferliegende Landschaft über­schwemmt. Landtiere fanden ihren Tod in den Fluten, oder von den Krokodilen, die die Fluten begleiteten.

Ein großer Vogel zieht hoch oben in der Luft seine Bahn. Ein Raubvogel, ein Masgeier? Und als die sengende afrikanische Sonne .. Der Vogel schwebt tiefer und tiefer. Und Ach, wollen Sie doch lieber auf meine das Ueberschwemmungsgebiet austrodnete. war da jauchzt der Wanderer auf. Er erkennt ihn, Worte und nicht auf andere Dummheiten es zum stinkenden Radaver geworden. Dann den alten europäischen   Bekannten, den Klapper- achten.

waren die Hygienifer der Wildnis, Aasgeier,