Internationaler Bergarbeiterkongreß sehr höflich, ich möchte schriftlich diese Auskunft einfordern, tele­

Mobilmachung gegen den Krieg

Genf  , 2. Auguft.

Der Internationale Bergarbeiterfongreß wurde heute vor­mittag 10% Uhr durch den Präsidenten Smillie( England) eröffnet, der zuerst Begrüßungstelegramme bekannt gab, darunter vom Internationalen Transportarbeiterverband, vom Kongreß der Gewerkschaften der romanischen Schweiz   und von der b laischen Gewerkschaftszentrale. Smillie hielt darauf eine Ansprache, in welcher er unter anderem erklärte, daß hoffentlich die Erwartun­gen gewisser Presseorgane sich nicht erfüllten, daß der Genfer   Kon­greß sich mit nu glofen gegenseitigen Borwürfen ab­geben werde, vielmehr hoffe er bestimmt, daß er nügliche Arbeit leisten und Wunden heilen werde. Das Ziel der Bergarbeiter­internationale müsse die Befreiung der Bergarbeiter vom Kapitas lismus sein. Das sei schon heute das Programm verschiedener nationaler Sektionen, müsse aber das internationale Pro­gramm werden. Schon auf dem Karlsbader Kongreß 1913 habe er behauptet, daß die andauernden internationalen Püstungen einen Weltkrieg unvermeidlich machten, und die Bergarbeiterichajt aufgefordert, im Falle eines Krieges den Generalstreit zu profla­mieren. Damals hätten die Bergarbeiter in erster Linie die Möglichkeit gehabt, den Weltkrieg zu verhindern. Der internatio nale Bergarbeiterfongreß müsse sich heute nicht nur grundsätzlich gegen jeden Krieg ausfprechen, sondern die Verhin derung eines solchen für die organisierte Arbeiterschaft ins Auge fassen; er solle sich im Falle eines Krieges grundsäglich für den internationalen Streit aussprechen. Smillie teilt mit, daß er vor dem Ausbruch des Weltkrieges mit dem Sekretär des internatio­nalen Rongresses eine Aktion unternommen habe zwecks Herbei­führung eines internationalen Begarbeiterstreifs, aber diese At­tion sei daran gescheitert, daß die Telegrammen ihren Bestim­mungsort nicht erreicht hätten.

Dann ergriff Hue das Wort und dankte namens der deutschen  Bergarbeiterschaft den britischen Kollegen für die Art und Weise, wie sie während des Krieges die Geschäfte der Bergarbeiterinter­nationale geführt hätten. Weiterhin erklärte er im Namen der deutschen   Bergarbeiter, daß das internationale Sekretariat weiter in England bleiben solle.

Namens der belgischen Delegation schloß d'Ejardi dem Ausdruck des Dantes an und gedachte unter Beifall der Versamm­Jung der hervorragenden belgischen Begarbeiterführer, tie an den Leiden des Krieges gestorben feien.

Der Rüdtritt des bisherigen Geftretärs der Internationale wurde genehmigt und ihm für seine Verdienste gedankt. An feiner Stelle wurde der britische Bergarbeitersekretär Hodae gewählt, der die Wahl annahm und als Aufgabe der Bergarbeiterinter­nationale die Befreiung der Bergarbeiter vom Kanitalismus be­zeichnete.

Die Belgier, die sich zu den Sagungsentwürfen der Bera arbeiter- Internationale äußerten, schlugen als Ziele den Acht stundentag  ( Ein- und Ausfahrt der Grubenarbeiter einbegrif: fen), Mindestlohn, um den Arbeitern und ihren Familien eine in materieller und geistiger Hinsicht normale Eristenz zu ermöglichen, und Verstaatlichung aller Berwerksbetriebe vor, in deren Ber­waltungsrat zu gleichen Teilen Vertreter der Bergarbeiter, der Konsumenten und des Staates fiken sollen. Bis zur Verftaats lichung der Bergwerte sollen feine Konzessionen an Private erteilt werden. Mittel zur Verstaatlichung der Bergwerte sollen sein par­lamentarisches Vorgehen, Massenfundgebungen und im Notfalle Generalstreit. Die Belgier schlugen weiter den Streit gegen die Nation vor, die einen neuen brudermörderischen Krieg unter den Völkern entfesseln würde.

Der Bericht der französischen   Delegation beantragt, daß im Interesse der Allgemeinheit die Produktion nach Möglich teit gesteigert werden müsse, ferner gleiche tägliche Arbeitszeit für alle Bergarbeiter der ganzen Welt, und zwar acht Stunden von der Einfahrt bis zu der Wiederankunft über Tag, unterbrochen von einer Pause von mindestens 30 Minuten. Für gewisse Ar­beiten unter Tage soll die Arbeitszeit in außerordentlichen Fällen auf sechs und sogar auf vier Stunden verkürzt werden.

Der englische   Bericht erwartet einen Fortschritt in der Lage der Bergwerke und der Bergarbeiter nur durch Verstaat­lichung und Ausscheidung der privatkapitalistischen Betriebe. Fer­ner soll den Bergleuten eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit vom 1. Juli 1921 an gewährt werden unter der Voraussetzung, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse dies gestatten. Der Bericht der englischen Bergarbeiter stellt sodann fest, daß die 3ahl der Gewerkschaftsmitglieder größer denn je sei und daß sie voraussichtlich im Laufe dieses Jahres eine Million erreichen werde.

Die deutschen   Bergarbeiter weisen in ihrem Bericht darauf hin, daß die Bergarbeiterinternationale fich vor dem Kriege mit der Abwendung der Ueberproduktion zu befassen hatte, während heute die Beseitigung der Kohlennot auf der Tages­ordnung stehe. Die deutschen   Bergarbeiter haben für die Unter­Tag- Arbeit die Sechsstundenschicht gefordert, was die Re­gierung mit dem Hinweis auf die große Kohlennot als unan­nehmbar bezeichnet und abgelehnt habe, fie fordern aber, daß die technischen Vorarbeiten für die Sechsstundenschicht getroffen wer den. Ferner soll sich die deutsche Regierung mit den Regierungen führung der Sechsstundenschicht. Der Bericht der deutschen   Berg­der anderen Staaten verständigen über die internationale Ein­arbeiter stellt zum Schluß fest, daß die gewerkschaftliche Organi sation der Bergarbeiter Deutschlands   außerordentliche Fortschritte mache, und daß die Mitgliederzahl von 101 965 im Jahre 1914 und von 46 450 im Jahre 1916 auf 436 527 im Dezember 1919 ge­wachsen sei.

Unsinn und kein Ende!

Uns wird geschrieben:

Im Reichsanzeiger Nr. 63 ist nunmehr das bereits mehrfach besprochene Gesez zur ergänzenden Regelung des Steuer­abzuges vom Arbeitslohn vom 21. Juli 1920 abgedruckt, mit der Bestimmung, daß es ab 1. August in Kraft trete. Die $ 8 45-52 des Reichseinkommensteuergesetzes, die am 26. Juni 1920 in Kraft traten, litten an so schweren Mängeln und erregten einen solchen Sturm der Entrüstung, daß die Gesezesmaschine schleunigst nochmals in Funktion treten mußte. Die Hauptursache des Unwillens lag in der rohen Konstruktion des Gesetzes. Bei der Beratung des Reichseinkommensteuergeseges in der National­versammlung sind mit wenigen Ausnahmen( auf Seiten der Ver­treter der U. S. P. D.  ) Bedenken gegen die§§ 45-52 nicht erhoben worden.

Schwer ist es sicher gewesen, die§§ 45-52 brauchbar zu er gänzen. Aber auch jetzt werden von vielen Seiten schwere und berechtigte Vorwürfe gegen das neue Gesetz erhoben. Es ist nicht so leicht, das Schöpfen an der Quelle" demjenigen erträglich zu gestalten, der den Ertrag der Quelle zum notwendigsten Leben braucht. Ebensowenig leicht ist es aber, den Unternehmer zum Steuereintreiber zu machen. Unverantwortlicher Leichtsinn ist es jedoch, mit Taschenspielergeschwindigkeit Gesetze zu schaffen, wie das Ergänzungsgeset. Desen Artikel 2 lautet:

Dieses Gesez tritt am 1. August 1920 in Kraft. Die bis zum 1. August 1920 auf Grund der$$ 45-52 des Einkommensteuer­gesetzes ein behaltenen Beträge werden auf die nach diesem Gesetz einzubehaltenden Beträge angerechnet." Das heißt aljo: Die( bereits) ein be haltenen Beträge sind auf die( nunmehr) ein zu behaltenden Beträge anzurechnen. Mir sind über diesen Artikel Bedenten aufgestiegen, ich habe deshalb einen Vormittag geopfert und bei den verschiedensten Finanzämtern Großberlins telephonisch um tompetente Austunft gebeten. Sie zu erhalten war volltommen unmöglich. Die herz­erquidendsten Antworten wurden mir zuteil. Einer der Herren, der sehr liebenswürdig Auskunft gab, sagte mir mit lobenswerter Offenheit, daß seine Behörde das Gesetz überhaupt noch nicht hätte, baß er aber bereit sei, mir Auskunft zu geben, sobald ihm die Ausführungsanweisungen zum Gefeß, das, wie er ohne weiteres zugab, unverständlich sei, vorlägen. Ein anderer Serr bat mich

phonisch ließe sich eine solche Frage nicht beantworten. Ich ver­suchte dann an der Quelle zu schöpfen" und wandte mich an das Reichsfinanzministerium selbst. Sehr freundlich wurde ich verbunden und ich trug einem Herrn meine Bedenken vor. Nachdem ich ihm den Gesetztext wiederholt hatte, sagte ich ihm: Die Mehrzahl der Arbeiter und ich selbst legen diesen Bassus so aus, daß derjenige Steuerabzug, der auf Grund der seit dem 26. Juni geltenden Bestimmungen gemacht ist, voll auf denjenigen Abzug, der am 1. August zu machen ist, anzurechnen ist. Der Herr antwortete mir sehr liebenswürdig, daß davon teine Rede sei; es sei gemeint, daß nur diejenigen Beträge auf den Abzug am 1. August anzurechnen seien, die insbesondere bei kleineren Einkommen infolge Nichtberücksichtigung der Freigrenzen über­zahlt sind. Auf meinen Einwand, daß nach dem flaren Wortlaut Des Artikels 2 von überzahlten Beträgen feine Rede ist, und daß der Wortlaut des Gesezes doch tatsächlich nur die von mir und von allen Arbeitern gefolgerte Bedeutung haben tönne, sagte er mir, ich solle ihm die Arbeiter doch um 10 Uhr vormittags ins Bureau schiden, er würde sie gerne zu einer anderen Ueberzeugung bringen. Das war sicher sehr freundlich von dem Herrn, aber ob er sich nicht doch etwas zuviel zumutet, wenn er durch persönliche Konferenzen alle die Lücken unserer steuerlichen Gesetzgebung zu­stopfen will, ist eine Frage, die ich schon jetzt mit sicherlich" beantworte.

Ich bin nach wie vor der Ueberzeugung, daß der Artikel 2 seinem Wortlaut nach auf keinen Fall so auszulegen ist, wie er gemeint sein dürfte. Daß nur beabsichtigt war, daß überzahlte Beträge angerechnet werden sollen, ist anzunehmen, daß aber der Artikel 2 diese Meinung wörtlich wiedergibt, bestreite ich ganz entschieden. Es dürfte nur auf sehr fünstlichem Wege gelingen, den Willen und die Meinung des Gesetzgebers aus dem betreffenden Passus herauszulesen. Nach Artikel 3 des Gesezes ist der Herr Reichs­minister der Finanzen damit betraut, die näheren Bestimmun­genzur Ausführung dieses Gesezes zu erlassen. Man darf auf die Ausführungsanweisungen zum Artikel 2 gespannt sein. Durch sie den Gesezestert zu ändern, ist unzulässig. Biel Freude wird der Artikel 2 dem Finanzministerium daher nicht machen. Wenn sich die Arbeiter, Angestellten, Beamten und auch Die Unternehmer auf den Standpunkt stellen: Wir führen das Gesetz nach seinem Wortlaut aus", dann, lieber Steuerfistus, be­tommst du für den Monat August und September teinen Pfennig Steuerabzug.

Kappsoldaten dürfen plündern Verbrecherschutz durch das Reichswehrministerium Während der Kapptage hatte sich auch die in Cottbus  Stationierte Reichswehr unter Führung des Majors Buch­ruder den Lüttwitverbrechern angeschlossen. Auf Befehl der Offiziere wurde auf wehrlose Zivilisten geschossen, Ge­fangene wurden mißhandelt und sonst noch allerlei Ver­brechen verübt. Der fappistische Major blieb trotz seiner einseitigen Stellung gegen die Verfassung und für Kapp im Amte. Das tollste Stüd leistete sich aber die Reichs­wehr damit, daß fie nachts ohne jeden Grund in das Ge­bäude unseres Parteiorgans Freier Volkswille" einen Einbruch verübte und unter fachmännischer Leitung die neue Schnellpresse mit Sandgranaten völlig zer= störte. Auf den Schadenersatzanspruch, den unsere Genossen beim Reichswehrministerium stellten, ging ihnen dieser Tage folgende Antwort zu:

Reichswehrministerium. Berlin   W 66, den 27. Juli 1920. Heeres- Verwaltungsamt. Leipzigerstr. 5.

Nr. 494. 7. 20. B. 4. C.

Im Anschluß an das Schreiben vom 20. 5. 20. Nr. 177. 5. 20. B. 4. C. und in Erwiderung des dortigen Schreibens vom 24. 5. 20. wird mitgeteilt, daß nach dem Ergebnis der eingeleiteten Unter­suchung eine Haftpflicht der Heeresverwaltung für den in der Druckerei Freier Voltswille" in Cottbus   durch Mann­schaften der Reichswehr entstandenen Schaden auf Grund des Ge­feges vom 22. 5. 1910 nicht anerkannt werden kann. Das Auftreten der Truppe war scharf, aber in Anbetracht der schwies rigen Berhältnisse gerechtfertigt. Ueberschreitung ihrer Befugnisse liegt nicht vor.

Es muß Ihnen daher anheimgestellt werden, Ihr Recht auf Grund des Reichsgesetzes vom 12. 5. 20( R.-G.-BI. Seite 941) zu suchen oder Ihre Ansprüche bei, Gericht geltend zu machen. Der Herr Reichsminister des Innern hat hiervon Kenntnis erhalten, mit dem Anheimstellen, das Weitere wegen evtl. Gewährung eines Vorschusses zu veranlassen. gez. Unterschrift. An die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Bezirk Frankfurt a. D. Cottbus

Diese Antwort stellt den ungeheuerlichsten Standal dar, den sich das Reichswehrministerium bisher geleistet hat. Diese Stelle, die angeblich Ruhe und Ordnung schützen will, stellt sich mit dieser Antwort schützend vor Räuber und Plünderer. Denn die 3 er störung einer Druckmaschine fann nicht an­ders als ein ganz gewöhnlicher Banditenstreich gewertet Truppen verantwortlich sind, billigen es also, wenn von werden. See dt und Geßler, die für die Moral der diesen gemeine Verbrechen verübt werden. Herr Geßler wird darüber im Reichstag zur Verantwortung gezogen werden. Denn die Antwort, die von seinem Ressort erteilt wurde, läßt die deutsche Republik noch unter das Niveau eines Banditenstaates sinken.

Fort mit den Republikanern

gleichen Schwindelfabrik, in der auch das angebliche Geheima dokument über das Ablommen in Memel   angefertigt wurde. Er ist auf dem gleichen Papier und mit der gleichen Schreib­maschine geschrieben, trägt weder Briefkopf noch Unterschrift. Die Hersteller sind also wieder die von Stinnes angestellten berufs­mäßigen Lügner der Pinkerton- Gesellschaft. Die Be­richte werden an die Deutsche Wirtschaftshilfe" in Berlin   weiter­gegeben und von hier in die rechtsstehende Presse lanziert.

Wie lange wird diese Verbrechergesellschaft ihr unt sauberes Handwerk noch ausüben können? Die Lügen sollen jetzt dazu dienen, die notwendige Stimmung gegen die Arbeiterschaft zu erzeugen, damit sie bei der Entwaffnungsaktion gehörig zur Ader gelassen wird.

Gegen die Revanche

Die Offiziersvereinigung der deutschen   Re­publit wendet sich mit folgender Kundgebung an das In- und Ausland:

Heute, wo sich zum sechsten Male der Tag jährt, an dem der Krieg ausbrach, wenden wir uns an die Kameraden, die im Kriege den Krieg verabscheuen gelernt haben. Wir bitten sie, ihre ganze Kraft einzusehen bei der Mitarbeit an der Ausrottung dieser menschenunwürdigen Einrichtung, und wir bitten sie, weiter auf diejenigen Kameraden einzuwirken, die noch nicht eingesehen haben, daß nicht Revanche, sondern nur Revision des Versailler Bertrages auf dem Wege der Verständigung er­strebt werden darf und muß.

An unsere Reichstagsabgeordneten ergeht die Bitte, alles zu tun, daß den beklagenswerten Opfern des Krieges, den Inva= liden und Schwerbeschädigten, den Witwen und Waisen mehr als bisher geholfen werde trotz aller Finanznot durch größte Sparsamteit an geeigneten Stellen.

Die Offiziersvereinigung der Deutschen Republit vertritt ehr­lich die Ueberzeugung, daß die Richtlinien für die deutsche Zunen­und Außenpolitit Aufrichtigkeit und Versöhnlichkeit heißen müssen. Daraus glauben wir das Recht entnehmen zu dürfen, an alle Offiziere aller Länder, mit denen wir Krieg führ­ten, die kameradschaftliche Bitte zu richten, auch ihrerseits in ihren Kreisen darauf einzuwirken, daß unserem Bolte, das in seiner überwiegenden Mehrheit den Krieg nicht gewünscht hat, Verständnis und Hilfe entgegengebracht werde und jedes unbe­gründete Mißtrauen erspart bleibe."

Diese Kundgebung wurde den Berliner   Vertretern der Haupt­sächlichsten Großstaaten, mit denen wir Krieg führten, mit der Bitte überreicht, sie in ihren Ländern zur Kenntnis des Offizier­forps zu bringen.

Der Papierwucher

Die am Sonnabend in Nürnberg   abgehaltene Hauptver­fammlung des Vereins Bayerischer 3eitungsverleger nahm eine Entschließung an, in der im Hinblick auf Sie außer ordentliche Steigerung des Druckpapiers und die damit in Zu­sammenhang stehenden Riesengewinne der Paviiten der Reichstag   und die Reichsregierung dringend aufgefordert werden, hier einmal nach dem Rechten zu sehen, da es nicht angängig sei, daß die Papierfabriken durch die Macht des Ringes auf Kosten der Allgemeinheit sich in unerhörter Weise bereicherten. Die Ber­suche der Selbsthilfe seien vergeblich geblieben. Es wird gefordert: sofortiger Preisabbau für Zeitungspapier auf vorläufig wenigstens 2 Mart, wenn nötig Zwangsmaßnahmen genen den Papierfabrikantenring, ferner bei den Gliedstaaten des Reiches darauf hinzuwirken, daß das für die Herstellung des Zeitungs­papiers benötigte Holz zu entsprechenden Preisen zur Ver­fügung gestellt werde. Schließlich wird verlangt, dafür zu forgen, die erforderliche Kohlenmenge für die Papierfabriken jicher­zustellen, damit, neue reisaufichläge nicht mit Wrbe'tsunter­brechung begründet würden. Komme der Abbau des Bavitra preises auf der angegebenen Grundlage nicht sofort zustando wäre der Zusammenbruch der deutschen   Presse unvermeidlich. Aehnlich lägen die Verhältnisse auf dem Gebiet der Drud­farben. Ferner wurde von der Reichsregierung die Abschaffung der Anzeigensteuer gefordert sowie verlangt, von der be­vorstehenden erdrückenden Erhöhung des Postzeitungs­tarifs abzusehen, zumal es im eigenen Interesse der Reichs­regierung und aller nachgeordneten Stellen liege, den Zusammen bruch der Zeitungen zu verhüten, weil nur mit ihrer Hilfe die Regierung und die Behörden die unentbehrliche Fühlungnahme mit dem Volt aufrecht erhalten könnten.

Lockerung der Zwangswirtschaft

Bur Regelung der fünftigen Viehwirtschaft fand unter Vorsiz des Oberpräsidenten von Schleswig- Holstein  , Kürbis, in Riel eine Beras tung zwischen Vertretern der Landwirtschaft und den größeren Städten der Provinz statt. Oberpräsident Kürbis stellte im Verlauf der Besprechung die endgültige Aufhebung der Zwangswirts für Bich bis spätestens 1. September d. J. in sichere Aussicht. Die bisherigen Funttionen des Viehhandelsverbandes werden von der Landwirtschaft fammer übernommen, die sowohl die Garantte für die Aufbringung des aus der Provinz auszuführenden Viehs wie auch die Sicherstellung von 2 Prozent des heimischen Vieh­bestandes für die Versorgung der Städte übernehmen wird. In beiden Fällen wird das Vieh im freien Handel aufgebracht werden.

Die Erwerbslosigkeit

Aus dem Reichsarbeitsministerium wird mitgeteilt, daß die 3ahl der unterstützten Erwerbslosen im Reiche, wie das infolge der anhaltenden ungünstigen wirtschaftlichen Lage zu erwarten war, weiterhin gewachsen ist. Nach den amtlichen Fest­stellungen betrug die Zahl der männlichen Erwerbslosen am 15. 7.

Nach dem Kapp- Butsch hatte die Regierung die sogenannte Brigade   Döberig zusammengestellt, die ein zuverlässiges Instrument zum Schuhe vor einem neuen Lüttwißverbrechen werden sollte. Infolge der Heeresherabsetzung soll nun ausgerech- 262 989, de weiblichen Erwerbslojen 94 154. Also insgesamt net diese Brigade an erster Stelle aufgelöst werden. So will es Seedt, der Allgewaltige der deutschen Republik. Und er wird seinen Willen durchsetzen. Diese Anordnung bildet einen würdigen Auftadt zur Seeresverminderung überhaupt. Seedt wird es durchsetzen, daß der letzte, auch nur republikanisch verdächtige Mann aus der Reichswehr entfernt wird. Er wird sich eine mon­archistische Prätorianergarde schaffen, die auf einen leisen Pfiff hin

bereit ist, der Republik   den Todesstoß zu versetzen. Eine un

würdige Regierung, die sich diesen Mann auch nur länger als einen Tag gefallen läßt. Und ein noch un würdigeres Parlament, daß diesem Seedt und seinen Trabanten auch nur einen Pfennig bewilligt! 3wanzig tüchtige Unteroffiziere würden, an verantwortungsvolle Stelle gelegt, der Reichswehr ein weit besserer Führer sein als die ganze Generalität, deren Be­streben einzig und allein darauf gerichtet ist, die republikanischen Einrichtungen zu sabotieren.

Ein neuer Pinkerton- Schwindel

Die Magdeburger Boltsstimme" veröffentlicht einen neuen Geheimplan" über die Bildung einer roten" Armee. Der Plan soll durch das russische Hauptquartier aufgestellt und seine Durchführung der deutschen   radikalen Arbeiterschaft zur Pflicht gemacht worden sein. Der Plan enthält genaue Angaben über die aufzustellenden Truppenverbände. Auch die Ausrüstung und Bewaffnung ist genau vorgeschrieben, ebenso sind die Führer namentlich aufgeführt. Nach dem Geheimplan würde die Ge­samtstärke der roten" Armee in Deutschland   484 293 Mann be­tragen, ausgerüftet mit 14 235 Maschinengewehren, einer großen Anzahl von Minenwerfern, Flammenwerfern, Geschützen und Munition.

Der Bericht ist, wie die Magdeburger Boltsstimme" feststellt, in Magdeburg   angefertigt worden, und zwar in der

357 143 gegen. 321 125 am 1. 7. und 297 185 am 15. Juni 1920. 3u den eigentlichen Erwerbslosen tommen 328 997 Familien­angehörige, die als Zuschlagsempfänger unterstützt werden. Die Gesamtzahl der unterstükten Erwerbslosen entspricht etwa dem Stande vom 15. März 1920.

die

Die Hamburger Metallarbeiter zur Zusammenfassung der Betriebsräte Vor einigen Wochen fand in Hamburg   eine starkbesuchte Metall­arbeiter- Versammlung statt, die sich mit der Zusammenfassung der Betriebsräte beschäftigte. Es sprachen vom Gewerkschaftsbund Richard Nörpel Berlin  , für Betriebsrätezentrale Müller- Berlin  , für den Borstand des Deutschen   Metall­arbeiterverbandes Robert Dißmann  . Diese Versammlung be­schloß, die Mitglieder durch eine Urabstimmung über ihre Stellung zu befragen. Diese Urabstimmung fand am letzten Sonntag statt. Die Richtlinien des Deutschen Metallarbeiter­Verbandes wurden mit 3137 gegen 1957 Stimmen angenommen, obwohl die Hamburger Boltszeitung", unser dortiges Parteiorgan, noch am Vorabend der Urabstimmung in einem scharfen Artikel die Metallarbeiter aufgefordert hatte, gegen die Richtlinien ihrer Organisation zu stimmen.

Verschärfter Landarbeiterstreit in Braunschweig  . Die Arbeits geber haben den Schiedsspruch, die Löhne auf 2,25 M. zu er­höhen, abgelehnt. Infolgedessen haben die Landarbeiter ben verschärften Streit angekündigt; sie wollen feine Notstandsarbei­ten( Viehfütterung, Melten usw.) mehr ausführen. Doch haben sie bis jetzt diese Drohung noch nicht durchgeführt. Heute sollen von seiten der Regierung in Braunschweig   neue Verhandlungen zur Beilegung des Streits unternommen werden.