Die erfreuliche Spaltung
In der„ Hamburger Volkszeitung ", die wieder unter der fegensreichen Leitung des aller proletarischen und revolutio= nären Ehren werten Wilhelm Herzog steht, war am 27. 8. in einem Leitartikel von WernerSholem zu lesen, daß die Drohung mit der Spaltung ein Bopanz" sei, vor dem sich die revolutionären Massen innerhalb der U. S. P. U.S. P. nicht zu fürchten wissen. Einige Tage las man in dem Blatte am Schlusse eines Artikels über die Reichskonferenz: Auch für die U. S. P. gilt das alte Wort: Man muß zur rechten Zeitzusterben wissen". Etwa zu der gleichen Zeit fonnte man in einer Berliner Parteiversammlung, der auch ich beiwohnte, aus dem Munde des Genossen Walter Stöder, Mitglied des Parteivorstandes der U. S. P., hören, daß es nun erfreulicherweise auch in Frankreich zu einer Spaltung fommen werde.
Das kommunistische Manifest von Karl Mary schließt mit den Worten: Broletarier aller Länder, vez einigt Euch! Welch ein Fortschritt von Karl Marx zu Werner Scholem , Walter Stöder und Wilhelm Herzog ! Diese Führer und wahren Revolutionäre lehren uns: Proletarier aller Länder, reinigt Euch! Sozialisten aller Länder, spaltet Euch! Die" Post" aber darf jubeln: Dem deutschen Bürgertum fann diese Uneinigteit nur willkommen fein, denn sie schwächt die Schlagkraft des Proletariats und bedeutet einen heilsamen Dämpfer gegenüber allen zu hoch gestedten Zielen."
Diese Spaltungsabsichten beschränken sich aber nicht nur auf Zeitungsartikel und Versammlungsreden. Es haben sich chon besondere Organisationen innerhalb der U. S. P. gebildet, die die Spaltung der Partei mit allem Eifer vorbereiten. In Berlin wurde der Diskutiertlub Adler" aufgemacht, der unter dem Vorsitz des Genossen Paul Sch went steht und regelmäßig Versammlungen abhält zu dem Zweck, die Massen der Parteigenossen durch Hintertreppenagitation für die Annahme der Moskauer Bes dingungen zu gewinnen und die Spaltung der Organisation vorzubereiten. Dieser Klub, mit dem Namen des altpreußischen Wappentiers, steht in enger Berbindung mit einer Zentrale, die Referentenmaterial in das ganze Reich verschickt, allerdings nur an die zuverlässigen" Genossen. Den Rednern für die Annahme der Bedingungen wird genau vorgeschrieben, was sie in den Versammlungen zu sagen haben. Das Thema wird in verschiedene Abteilungen verlegt, den Rednern werden die Stichworte für ihre Ausführungen genau zergliedert und in den Mund gelegt. Beigefügt sind Artikel von Däumig, Stöder, Lenin und Schwent. Als dringendste Aufgaben werden den Empfängern des Referentenmaterials bezeichnet:
1. In allen Kreisen, Bezirken, und Distriften Bersammlungen mit dem Thema: Die 3. Jnternationale" abhalten.
2. Alle als Referenten in Betracht kommenden Genossen eins heitlich zusammenzufassen und zu schulen.
3. Ueberall Entschliehungen annehmen laffen, bie verschieben abs gefaßt, von einheitlichem Geißt getragen find.( Giehe unten.)
4. Die Entschließungen sind an die Presse einzusenden und ihr Abdrud zu erzwingen.
5. Die Preffe, namentlich die gegen den Anschluß gerichtete, möglichst reichlich mit Artikeln versehen. Der Vorzug gebührt Beiträgen aus Arbeiterkreisen.
6. Von allen wichtigen Beschlüssen und Vorkommnissen umgehend hierher zu berichten.
Es wird weiter mitgeteilt, daß Material laufend über wiesen wird und schließlich sind noch folgende zwei Entwürfe für Resolutionen beigefügt, die den Parteiverfamm= lungen zur Beschlußfassung vorgelegt werden sollen:
Entwurf 1.
Die Versammlung beschließt:„ Die U. S. B. D. hat sofort unter grundsätzlicher Anerkennung der vom 2. Rongreß der 3. Internationale beschlossenen Bedingungen und Leitfäße den Anschluß en die Kommunistische Internationale zu vollziehen."
Entwurf 2.
Gegen die Moskauer Bedingungen und Thesen können grundfägliche Einwände nicht erhoben werden. Sie find das Mindest maß dessen, was eine wahrhaft revolutionäre Partei für sich als richtunggebend anerkennen muß. Da die weltpolitische Lage jeden Augenblid tatkräftiges, internationales Handeln erfordern kann, ist der Anschluß an die 3. Internationale mit der größten Be Ihleunigung zu vollziehen. Sollte die Entwicklung der Dinge schon vor dem definitiv vollzogenen Anschluß internationale Attionen erfordern, so muß unsere Partei bereits handeln, als ob sie bereits angeschlossen sei."
Diese Anweisungen von Berlin werden in der Provinz auch prompt befolgt. Aus Gleiwit wird mitgeteilt, daß am Sonntag der außerordentliche Parteitag der U. S. P. Oberschlesiens nach eingehender Diskussion mit 42 gegen 10 Stimmen folgende Resolution angenommen hat:
Gegen die Moskauer Bedingungen und Thesen können grundfazliche Bedenten nicht erhoben werden. Die U. S. P. D. OberSchlesiens stellt sich deshalb auf den Standpuntt, daß bis zum nächsten Barteitag eine rege Agitation für den Anschluß betrieben werden muß. Da die weltpolitische Lage jeden Augenblid ein tatkräftiges Handeln erforderlich machen kann, ist der Anschluß an Die 3. Internationale auf schnellstem Wege zu vollziehen. Sollte bie Entwidlung der Dinge vor dem Anschluß ein Sandeln erforder: lich machen, so ist so zu verfahren, als wenn der Anschluß an Mos lau tatsächlich schon vollzogen sei."
Man vergleiche diese Resolution mit dem Entwurf 2, der von Berlin aus verschickt worden ist, und man wird sofort ehen, woher unseren oberschlesischen Genossen die Erleuch ung gekommen ist.
Man sieht aber auch weiter, wohin diese organisierte Spat tungsarbeit führt: zur Tötung des selbständigen, freien Denfens, zur Verhinderung einer eigenen Urteiísbildung, sur geistigen Abhängigkeit der schlecht unterrichteten Arbeiter von den Glaubenslägen einer Berliner Zentrale. Die Mos lauer Kirche hat ihre Filiale bereits in Berlin eingerichtet, und wehe dem, der ihrem Dittat night folgt. Er fliegt hin aus: der einzelne, eine Minderheit, ganze Organisationen, die halbe oder dreiviertel der Partei. Die Spaltung des Proletariats marschiert in erfreulichster Weise. Marg und Engels, Liebknecht und Bebel, die die Einigung der Arbeiterklasse als die Vorbedingung für ihren Sieg über den Rapitalismus bezeichnet haben, wandern in die Galerie für Altertümer!
Intton aller tapitalistischen Länder an. Die formellen Aufnahmebedingungen find deshalb keine Hemmung, sondern eine Förderung unferer Bestrebungen zum Ausbau unserer Partei zur führenden Rampforganisation des deutschen Proletariats. Die danach für deutsche Verhältnisse notwendigen und möglichen Organisationsmaßnahmen schneüstens zu beschließen, tft bie vornehmste Ausgabe des Bartettages, von dem die Hallesche Parteiorganisation den Beitritt aur 8. Rommunistischen Internationale erwartet.
Gegen die 21 Bedingungen
( Eigene Drahtmefbung der Freiheit".) Bremen , 18. September. Auf dem Bezirksparteitag für Oldenburg Ostfriesland wurde nach Entgegennahme des Verichts von der Reichstonferenz und eines Rorreferats etne Resolution einstimmig angenommen, durch die die Moskauer Bedingungen abgelehnt werden.
Funktionärversammlung in Düsseldorf
In Düsseldorf nahmen die Funtitonäre unferer Partei Stellung zu den Mostaner Anschlußbedingungen. Es wurde folgende Re=. folution angenommen: Die versammelten Funktionäre der U. S. P. des Wahlvereins Düsseldorf erklären:
1. Wir halten fest an dem Befchluß des Parteitages in Leipzig , baß wir eine Internationale der Tat, die alle revolus den kommenden stämpfen der Weltrevolution das Proletariat zum tionären sozialistischen Parteien der Welt umfaßt, die imftande ist, in Siege au führen und den Sozialismus zu verwirklichen.
2. Die von der Sowj t- Republit vorgelegten Bedingungen halten wir nicht für eine geeignete Grundlage, einen solchen umfassenden Zusammenschluß her beizuführen, weil sie nicht genügend die Verschiedenartigkeit der einzelnen Länder berücksichtigen und durch die Beseitigung der Selbständigkeit den Bewegungen die nötige Aftionsfreiheit nehmen.
3. An Stelle einer einseitigen Ablehnung verlangen wir aber, daß unter Sinweis auf diese Mängel der Bedingungen, erneut von her Parteileitung in Verhandlung mit der Sowjetrepublik Rußland , wenn möglich auf deutschem Boden, unte Zuziehung der Bruderparteien eingetreten wird."
Aus den
17. Distrikt
Die Mitglieber des 17. Diftritts befaßten fich am Sonntag in überfüllter Bersammlung mit der Frage des Anschluffes an die 3. Internationale. Genoffe Koenen führte ans, daß die Frage des Anschluffes an die 8. Internationale feine Formalitätenfrage fei, sondern eine Frage tiefster und weitcehendster Bedeutung. Wir ständen bor nenen Kriegen und neuen Revolutionen. Für das Proletariat fei daher die Stunde der Rüftung gekommen. Koenen fam an ber Schlußfolgerung, daß die gestellten Bedingungen eine Gesun dungsforderung für unsere Partei bedeuten.( Stürmischer Beifall). Emil Barth als Korreferent wurde zu Beginn seiner Ausfüh= rungen wiederholt von der Bersammlung unterbrochen. Er sagte, daß Moskau nicht in der Lage sei, für Deuschland zu bestimmen, wann der Kampf beginnen solle und wie er durchzuführen sei. Die Stärke der Internationale liege nicht in Moskau . Weil wir eine feste und große Internationale wollen, lehnen wir die Bedingungen ab, nicht aus Prestige, sondern aus revolutionären Wollen.( Debhafter Beifall.
Wegen vorgerückter Stunde wurde die Distussion auf den fontmenden Sonntag vertagt.
In einer am Freitag abgehaltenen Mitgliederversammlung wurde zur Frage der Internationale folgende Resolution gegen. wenige Stimmen angenommen
Die Mitgliederversammlung Charlottenburg bringt zum Ausdruck, daß die revolutionäre Entwicklung der Welt ben Zusammenschluß des revolutionären Proletariats in einer aktionsfähigen, in der Rommunistischen britten Internationale notwendig macht. Die Parteimitglieder treten daher mit Entschiedenheit für den Anfchluß unserer Partei unter Anerkennung der Bedingungen an die 8. Jnternationale ein und sprechen die Erwartung aus, daß
der Parteitag in diesem Sinne entscheiden wird."
Dieje Mitteilung verbreitet der Unabhängige Zeitungsdienst. In Berichten, die uns aus Charlottenburg angegangen find, wird bes hauptet, daß eine erhebliche Minderheit gegen diefe Resolution ge ftimmt habe.
Die fächsische Landeskonferenz
( Schluß aus der gestrigen Abenbausgabe.) Genoffe Däumig sagte meiter: Bon ber von Silferbing behaupteten bing behaupteten Kriegspolitik der Kommunisten habe ich Silferding behaupteten Kriegspolitit der Kommunisten habe ich nichts in Mostau gehört. Aber wir tommen in Deutschland um den Konflikt mit der Entente nicht herum, darauf möchten wir die Partei einstellen. Unsere Saltung zum Friedensvertrag fönnen wir auf die Dauer nicht aufrechterhalten. Aber es ist night rigtig, daß das fofortigen Krieg mit Frankreich bebeutet, es gibt eine Malle Zwischenstufen dazwischen. Den Rüdschlag in ber Bontottfrage in Danzig dürfen wir nicht als ein Fatum hins nehmen. Wir müssen dort eingreifen.( Differding: Wie denn?) Darüber tann ich hier nicht sprechen.( 3wischenrufe.) Die Zwischenrufe beweisen die Notwendigkeit einer illegalen Or ganisation. In den Rapptagen, so wird gesagt, hat die Bartei ihre Schulbigfeit getan. Wir haben aber nichts erreicht. Es muß also ein Fehler in der Rechnung sein. Die Sozialis fierungsfrage ist eine Machtfrage, bie man nicht im Barlament, sondern außerhalb des Parlaments löst. Deshalb müssen wir uns auf den Bürgerkrieg einrichten und die straffe Zentralia fation einführen. Die dritte Internationale hat noch ihre Kindertrantheiten. Aber das Schreigespenst der Bedingungen wird in den Hintergrund rüden, wenn die U. S. B. D. fich anschließt; dann wird der Schwerpunkt der Internationale mehr nach Westen tiden. Ich fordere den Anschluß an die britte Internationale. ( Bereinzelter Beifall.)
In der Nachmittagsfigung legt als erster Redner
Genosse Dittmann seine zuffischen Erfahrungen dar. In Ruß land wird die Tattit der fleinen entschlossenen Minderheiten verfolgt, die mit der Waffe in der Sand die Massen vorwärtstreiben Das ist für uns eine überwundene Stufe. Wir fußen auf dem wissenschaftlichen Sozialismus. In Rußland fehlten dafür die Borbedingungen. 3ch erlaube mir tein Urteil, ob das Experi ment dort gelingen wird. Aber bei uns geht es nicht an, hier fönnen wir nur nach dem Margismus verfahren. Man soll uns nicht die Rückkehr zum Utopismus zumuten. Wir müßten verhungern, wenn die Entente die Blodade über uns verhängte Rußland fann uns feine Nahrung liefern. Wie wird es, wenn es zur Spaltung fommt. Jener Teil, der Lommunistische Bolitit treiben will, wird die Spaltung machen. Und dann werden die Massen, die man mit Versprechungen dazu gebracht hat, von der neuen fommunistischen Partei die ver wieder in eine Beriode des Butschismus zurückfallen, wie im ersten Salbjahr 1919. Halbproletarische Schichten, die wir geminnen fonnten, werden wieder abgestoßen werden. Die Befreiung des Proletariats wird wieder weiter hinausgeschoben. nb bann werden womöglich die Reaktionäre sich nicht mit ber Nieberschlagung ber Butsche zufrieden geben, sondern ihren Staatsstreich wiederholen und bann bekommen wir das ungarische System, den weihen Erefen. Wenn wir die Frage gründlich durchdistutiezen, bann werben mir die Mehrheit der Barici gewinnen. Aber die U. S. 3. D. wird bestehen bleiben, selbst menn ber Barteitag ben Uebergang zu den Kommunisten mit Mehrheit der Parteitag den Uebergang zu den Kommunisten mit Mehrheit befliegen foute
Die Stellung der Organisationen prochene, erlöfende Attion fordern. Dann wird Deutschland
Generalversammlung in Halle
In einer maffenhaft besuchten Generalversammlung in Salle refes rierte Rocnen für und Kunert wider die Anschlußbedingungen. Nach lebhafter Aussprache wurde mit sehr großer Mehrheit folgende Refolution von Schol m und Delßner annenommen:
Die Hallesche Parteimitgliedschaft der U. S. Peflärt sich erneut für den unverzüglichen bizetten nichluß der Partet an die 3. Internationale. Sie erfennt die auf dem 2. Mostaner Belitongreß aufgestellten politischen Leitfäße als ihre ureigensten Anschauungen über den notwendigen Fortgang ber sozialen Reass
Friedr. Gener: Gleich nach Bekanntwerden der Bedingungen habe ich vom Ausland aus geschrieben, daß ich lebhaft den An Schluß wünsche, daß ich aber sehr bebauere, daß ihm durch solche Bedingungen, die das Ansehen der Partei schädigen, schwere Sindernisse bereitet werden. Go fördert man die Welts revolution nicht. Aber es muß ein Weg gefunden werden zur Verständigung. Wir müssen aufs Neue mit Moskau verhandeln. Noch vor dem Parteitag muß das Erefutiv- Komitee eine Deflaration geben, die den Anschluß möglich macht. Das wird sich erreichen lassen.
Normann Zittau stimmt Geyer zu. Wir müssen die Spal tung vermeiden und eine Brüde finden.
Fleißner Dresden erklärt das für unmöglich. Der Versuch wird fehlschlagen. Wir müssen heute für oder gegen die Bedin gungen entscheiden.
Ristan Dresden legt dar, daß die Bedingungen die Aufgabe des Rätesystems bedeuten; er fordert Ablehnung. Die örtlichen Corporen unter dem Sozialistengeses handelten selbständig, es bestand also nicht straffe 3entralisation.
Silferding( erhält vor Debatteschluß das Schlußwort, da er abreisen muß): Wenn Genosse Gener die Bedingungen unan nehmbar findet und die Spaltung schlimm, so stimme ich ihm zu. Es ist nicht meine Sache die Gegenfäße auf die Spize zu treiben. Aber es ist außerordentlich schwierig, über diese Gegenfäße hinaus zukommen. Der Weg Geyers wird jest nicht gangbar jein. Sätte in Mostau bei den Berhandlungen unsere Delegation einmütig erklärt: Was Thr fordert, ist Wahnsinn, das machen wir nicht mit! dann wären leicht andere Bedingungen zu erreichen gewesen. Jegt haben die russischen Ge nossen die Illusion, es sei möglich, uns uns zu zwingen, den Widerstand zu überwinden und sie werden es wollen, weil sie uns brauchen als Werkzeug ihrer Politit. Deswegen ist eine Aen derung nur zu erreichen, wenn diese Soffnung als Illusion erkannt wird. Und das wird nur geschehen, wenn wir und die Franzosen , die Schweizer usw. zunächst ein unzweideutiges Nein sagen, daß die Russen einsehen, so geht es nicht. Dann gibt es vielleicht eine neue Basis, und die dritte Internationale fann errichtet werden, die nicht diftiert, aber eine Internationale ber Tat ist, der Aufrichtung und Erhaltung der Diftatur des Proletariats. Däumig sagt, es ist nicht die Frage, ob die Bedingungen annehmbar find, sondern ob die U. S. B. revolutionär ist. Das ist sie. Die Spaltungstatiit der Kommunisten aber ist in ihrem Effeft gegens revolutionär. Däumig fordert, gegen mich gewandt, Klarheit. Aber er spaltet nur, er handelt nur als Propagandist für grund fähliche Formeln, während Lenin die Parolen so wählte, daß fie die Massen einigten, wie damals, als er für die sofortige Einberufung der Konstituante, der Nationalversammlung eins trat oder sogar, wie in der Agrarfrage, opportunistisch Grundsäge aufgibt, um die Massen zur Tat einigen zu können. Bester Propagandist ist, wer durch die Tat die Massen einigt. Däumig will aus jebem Mitglied der Organisation einen Kämpfer machen. Aber durch die Registrierungen erkennt man die Kampffähigkeit der Einzelnen nicht, sondern man stempelt fie nur als gut oder schlecht. Däumigs Ausführungen über die Kriegspolitit waren sehr wenig flar. Es handelt sich nicht um die Stellung zum Versailler Vertrag überhaupt, sondern darum, ob wir ihn heute verlegen sollen, ob wir eine Politik treiben sollen, die zum Krieg führen muß. Da haben wir mit aller Bestimmtheit zu erklären: das lehnen wir ab. Zwischenstufen amischen Krieg und Frieden sind sehr zweifelhafte, sehr gefährliche Dinge. Um die richtige Politit treiben und gefährliche Abenteuer ablehnen zu tönnen, müssen wir unsere Selbständigkeit bewahren. Däumig hat sich mit Stepsis geäußert über die bestimmten politischen Fragen, die ich angeregt habe. Aber nur durch die Aktion für fontrete Dinge lassen die Massen ich vorwärts bringen. Das ist wirtli revolutionäre Tattit, alles andere sind JIIusionen. Deswegen muß die 1. S. P. D. erhalten bleiben und ihre revolutionäre Pflicht ers füllen, die Eroberung der politischen Macht.
Selbständigkeit ein. Böttcher tritt für den Anschluß unter Wahrung der
D
Liebmann Leipzig : Wenn Däumig die Bedingungen an. ding, Crispien, Dittmann usw., also für die Spaltung. nehmen will, so ist er für den Ausschlug von Ledebour , Silfer denn er weiß, daß diese Genossen nicht allein bleiben werden. Es besteht wenig Soffnung auf Aenderung der Bedingungen. Miller Leipzig : Däumig ist nicht auf die Bedingungen ein gegangen, ebensowenig tut das die linte" Presse.
daß er auf seinem Standpuntt verbleibe und auf die persönlichen Die Debatte mich geschlossen. Däumig( perfönlich) erklärt, Angriffe( wegen der Tätigkeit der Rätezentrale) hier nicht ein
gehen wolle.
Es folgt die namen tliche Abstimmung über die Resolution des Landesvorstandes. Die Resolution lautet: Die Befreiung aus fapitalistischer Ausbeutung und Knechts schaft tann nur durch die Bergesellschaftung ber Produktionsmittel erfolgen. Diejen Kampf für die Bergesellschaftung der Produk tionsmittel tann nur die Arbeiterklasse bewußt und einheitlich führen. Er bedingt die Geschlossenheit des bewuht fozialistischen revolutionären Broletariats in Deutschland und in den fapitalistischen Bändern.
Deshalb erklärt die Versammlung, nachdrücklich für einen 3usammenschluß des internationalen repolne tionären Proletariats aller 2änder, einschließlich Rußlands , zu wirken.
Bei voller Würdigung der schwierigen Lage Sowjetrußlands ist die Arbeiterschaft bereit, Sowjetrußland tatkräftig zu unterstügen, bie Landesversammlung vermag aber in den Aufnahmebedingun gen nicht den Weg zu sehen, auf dem eine attionsfähige sozialis tische revolutionäre Internationale gefchaffen werden kann, und empfiehlt den Parteitag, die Aufnahmebedingungen abzulehnen."
Sie wird bei 73 stimmberechtigten Delegierten mit 44 gegen 28 Stimmen angenommen.( Von den 25 Groß- Leipziger Delegierten stimmen 19 dafür, 6 dagegen.)
Kroneberg Leipzig und ein Delegierter des Chemnizer Bezirks erflären, daß sie gegen die Resolution stimmten, weil noch feine Klärung erfolgt sei und die Abstimmung also eine Ueber rumpelung sei.
Die Mandatsprüfungstommission berichtet, daß von den 23 Des Legierten( darunter 8 Frauen) noch mehrere Bertreter des Be zirts und des Landesvorstandes, sowie des Zentralfomitees, ber Boltstammer und Reichstagsfraktion anwesend sind.
Die Verhandlungen werden darauf auf Montag nertagt.
Schiebertaktik der Kommunisten ( Eigene Drahtmeldung der Freiheit".) Bremen , 18, September.
Da am Dienstag abend in Bremen die Fortsetzung der Mitglieder verfammlung stattfindet, bersuchen die Kommunisten mit allen Mitteln, die Stimmung für die Annahme der 21 Be bingungen zu schieben. Der Bremer Parteisekretär ber R. P. D. hat einem I. S. P.- Mit lied, von dem er weiß, daß er für die Be bingungen ist, den Vorschlag gemacht, auf eigene Fanst zum Dienstag einen Befficworter ber Aufnahmebedingungen von Berlin nach Bremen zu holen. Die K. P. D. würde die dadurch entstehenden Kosten beden!
Deutsche Note an den Bölterbund. Die deutsche Regierung hat dem Völkerbund, der sich am 15. September mit der Bolts befragung in Eupen und Malmedy befassen soll, eine Note zugehen lassen, in der sie in Anknüpfung an thre früheren Noten nochmals die verschiedenen Buntie hervorhebt, die die vertrags widrige Handhebung der Voltsbefragung durch die belgischen Bes hörden fennzeichnen. In einem der Stote beigefügten Weihbuch find etwa 70 Zuschriften und Zeugenausjagen wiedergegeben, aus benen sich ein anjoeuliches Bid darüber ergibt, wie bie Volts. befragung in Eupen und Malmedy burch die helgischen Behörden perhindert worden ist.