Bei den„ Abtreibern".
Wir bringen hier die erste aus einer Reihe von Schilderungen aus einem Frauengefängnis, Die Red. Sonntagvormittag. Durch die geöffneten Fenster des Aufnahme bureaus des Untersuchungsgefängnisses tlingt der feierliche Gloden flang der nahen Kirche.
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Bleich, ermattet von den Qualen der drei schlaflosen Nächte im Polizeipräsidium, sitzt die Neuangekommene eine Frau mittleren eine Frau mittleren auf der braunen Holzbank nahe der Tür. Sinnend und auf den Glockenschlag lauschend, schaut sie durch die starken Eisen gitter des geöffneten Fensters. Da öffnet sich die Tür. Erschreckt, mit dem Blick gleich eines gehezten Wildes schaut die ihres Schicksals Bartende der Eintretenden, einer jungen freundlich blidenden Beamtin entgegen. Bei dem freundlichen Gruß der Aufseherin verliert fich der gehetzte Blick der Eingelieferten und mit einem unterdrückten Schluchzen folgt fie der Aufseherin. Es geht durch einen, von hohen Mauern eingeschlossenen Weg; Schlüssel flirren; verschiedene Tore werden aufgeschlossen und passiert da, ein letztes Tor ein schmaler Gefängnishof, links von einer hohen Mauer begrenzt, rechts von einem hohen langgestreďten roten Gebäude mit vielen Pleinen vergitterten Fenstern, zeigt sich dem erschreckten Blick der neuen Gefangenen. Es ist der Frauenflügel des Untersuchungsgefängnisses. Wieder flirren die Schlüffel; die Aufseherin schließt eine fleine Tür auf und fragt freundlich der tief. Aufschluchzenden: Weshalb sind Sie eingeliefert?"" Wegen Abtreibung!" tommt es leife, fast zagend von den bleichen Lippen der schluchzenden Frau. Na, da brauchen Sie doch nicht so zu weinen," meint tröstend die Aufseherin,„ da werden Sie vielleicht bald wieder entlaffen, und bei ben Abtreibern" auf dem Saal 40 ist es gemütlich, da wird es Ihnen schon gefallen. Bei dem Wort„ Abtreibern" zuckt die Eingelieferte erschredt zusammen und schüttelt sich unmerklich.
Nun geht es mehrere Treppen hinauf durch einen unendlich langen, hellen, sauber glänzenden Koridor in ein durch viele Blumen freundlich anmutendes Schreibzimmer. Die nochmaligen Aufnahmeformalitäten find bald erledigt und nun führt die freundlich tröstende Aufseherin die immer noch still Schluchzende zum Baden.
Da es sich wohl aus ökonomischen Gründen nicht lohnt, wegen einer einzelnen Gefangenen den großen Badeofen zu heizen, werden noch fünf weitere Gefangene mit zum Baden geführt.
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Neugierig wird die Neuangekommene von den fünf Mitgeführten betrachtet. Eine fecke, recht dreist blickende, zupft der neuen Gefangenen am Mantel: Wat haste denn jemacht? Kommst Du Dom Aleg? Berständnislos schaut die Angeredete die Fragende an, sich von deren Blick angewidert abwendend. Doch wieder zupft die Dreifte der ängstlich verschüchterten Frau am Mantel: Hast Du feenen Bleistift bei Dir? Jib mir den, wenn eenen hast, wird Dir doch bloß abjenommen, ic jib Dir'n später wieder!" Die Aufseherin bemerkt das Geflüster der dreiften Bettlerin und tritt energisch da zwischen, der Ertappten zurufend:" Natürlich sind Sie es wieder!" Ich werde Sie nicht mehr mit zum Baden nehmen. Det Baden hat mir der Arzt verordnet!" entgegnet frech die Getadelte. Gefassen erwidert die Beamtin:„ Und wenn Sie auch vom Arzt die Bäder verordnet bekommen haben, so haben Sie sich auch ent sprechend den Vorschriften zu benehmen, wenn Sie es sich nicht merfen wollen, muß ich Sie melden!" Frech und ungeziemend vor sich hinbrummend geht die zurechtgewiefene in die für sie bestimmte Badezelle.
Sechs saubere, geräumige, voneinander abgeschlossene Badezellen sind in einem Raum vereinigt und freundlich weist die Auffeherin der Neuangekommenen eine Belle an.
Das Bad ist beendet. Das freundliche, hübsche Gesicht der jungen Aufseherin mit dem kleinen weißen Häubchen auf den Dunklen Flechten ist der unglücklichen Neuangekommenen schon ein vertrauter, tröstender Anblid geworden; wie unwillkürlich Schuß fuchend, stellt sie sich, als sie aus ihrer Badezelle hervorkommt, zur Seite der Beamtin; um nicht wieder den dreisten Anrempelungen einer verwegenen Mitgefangenen ausgefeßt zu sein.
Wieder geht es zum ersten Stock hinauf. Vor einer Tür mit der Nummer 40 bleibt die Aufseherin mit der Neueingelieferten stehen und schließt auf. Mit den Worten:„ Go! nun find Sie angelangt, hier gehen Sie man rein, hier find nette Frauen drin hier wird's Ihnen schon gefallen!" fordert sie die ängstlich Zurückweichende auf, einzutreten.
Klopfenden Herzens überschreitet die Zagende die Schwelle, von awölf neugierigen Augenpaaren bewillkommnet. Die Tür fällt ins Schloß; das Schlüsselbund flirrt und der Abtreibersaal" hat seine Dreizehnte Infaffin.
Erschreckt, flopfenden Herzens steht die Neuangekommene neben der Tür und starrt fragend die neugierig sie umringenden Frauen an.
Es gibt eine Welt,
in der man von Hunger, Elend, Kälte, Mangel und Arbeitslosigkeit nichts weiß. Und wo man sich nicht langweilt, denn dagegen gibt es Mittel. Für den weiblichen Teil ist eines der wesentlichsten die raffinierte Pflege der eigenen Schönheit oder was man dafür hält. Wenn man so will, ist die Kosmetik die Produktion, der Flirt die Konsumtion in diesem unproduktivsten aller Wirtschaftsprozesse. Leider werden die Matadorinnen der eleganten Charlestonfees immer noch nicht fabrikmäßig am rollenden Band abgefertigt. Aber sonst ist man auf der Höhe, wie ein Blick in die Modenbeilage einer führenden demokratischen Zeitung beweist. Da hätte die Külz 'sche
Schmutz- und Schundgarde eine Herkulesaufgabe, um den parfümierten Zivilisationskompost im eigenen Stall auszumisten!
Durch in Betrieb befindliche Madonnas cosmetica illustriert, werden da folgende Gebrauchsanweisungen erteilt:„ Das Auge wird durch ein Hervorheben der Augenbrauen betont und durch Verlänge. rung des äußeren Winkels unterstrichen."" Der Bogen der Braue wird mit dem Stift verlängert."" Die Wimpern werden mit Tusche Don unten nach oben gebürstet."„ Um sich ein interessantes Aus sehen( 1) zu verleihen, untermalt man die Augen mit dem Stift." Im Text ist dann noch näheres über leidenschaftlich verlängerte Augenbrauen, sentimental verbogene Wangentnochen, einen ver langend geschminkten Herzfirschmund, Ohrläppchenmaffage und Nasenflügelmaniküre zu erfahren. Hoch Kalitafachlorodontmousonrojobonal Aus dem dumpfen Gefühl, wie lächerlich man sich im Grunde macht, hat man ein Genrebildchen danebengesetzt:„ Deren .." Eine reizende kleine Gözen Sorgen und Rothschilds Geld dämmerung der Bürgerlichteit!
Uns aber dünft, es wird Zeit, daß der von der Elendskosmetik leidenschaftlich verlangend" geschminkte Mund der Proletarierin diese tramaseidene Belt eitler Fagerei in das Nirwana der Gewesenheit bläst.
Finnlands Unterstaatssekretärin.
Vor einigen Wochen brachten mehrere Zeitungen eine Notiz über ein neues und zwar ein sozialdemokratisches Ministerium in Finnland und erwähnten auch, daß zum erstenmal einer Frau der hohe Bosten eines Unterstaatssekretärs übertragen worden ist. Die Lebensgeschichte dieser Frau ist interessant genug, um etwas aus. führlichere Mitteilungen an dieser Stelle zu rechtfertigen.
Miina Sillanpää ist im Jahre 1866 als Kind armer Bauersleute geboren. In Finnland gab es damals noch feinen Schutz für die in der Industrie beschäftigten Kinder, und so verdiente sie sich schon mit zwölf Jahren ihr Brot als Fabritarbeiterin. Mit achtzehn Jahren nahm fie eine Stellung als Dienstmädchen an. In jener Zeit begann es unter der finnischen Arbeiterschaft zu gären, und das aufnahme- und begeisterungsfähige Mädchen schloß sich der jungen Bewegung an. Die Stellung der Arbeiterklasse zu heben wurde das Ziel ihres Lebens, wobei die persönlichen Erfahrungen einer entbehrungsreichen harten Kindheit und Jugend sie besonders auf die Interessen der Frauen hinwiesen. Mit der zähen Energie, die der Glaube ca eine große Sache verleiht, suchte sie durch Selbst ftudium die Lücken ihres Wissens auszufüllen. Um die Jahrhundert. wende gründete sie einen Dienstmädchenverein mit Stellenvermitt lungsbureau. Später folgte die Gründung eines Dienstmädchenheims, das Mädchen, die vom Lande kommen und eine Stellung in der Stadt suchen, während dieser Zeit eine billige und gute Unterkunft bietet. Während sie selbst sechzehn Jahre lang das Heim leitete, redigierte sie die Vereinszeitschrift. Hierbei fonnte sie die Erfahrungen für eine bedeutsamere Tätigkeit als Schriftleiterin sammeln; heute gibt sie als Vorsitzende des Verbandes Sozialdemo tratischer Frauen dessen Organ Toveritar"( Die Kameradin) heraus. Als im Jahre 1907 die Parlamentsreform durchgeführt wurde, war es selbstverständlich, daß Miina Sillanpää unter den ersten weiblichen Abgeordneten war, die gewählt wurden. Seitdem hat sie faft ununterbrochen dem Parlament angehört und die Initiative zu vielen Petitionen und Gesezentwürfen gegeben. I. a. hat sie die Aufhebung der veralteten Dienstbotenordnung durchgesetzt. Dem Frauen- und Kinderschutz, der Jugendwohlfahrt und den Bildungsfragen galt und gilt ihr besonderes Intereffe. Als Stadtverordnete in Helsinki war sie zweite Vorsitzende des Kinderschuzamtes, und im Krieg hat sie im Ausschuß zur Förderung der Hauswirtschaft Genossenschaft„ Elanto" beteiligt und war während der letzten fünf eine führende Rolle gespielt. Sie war auch an der Gründung der Jahre als Inspektorin seiner Cafés und Restaurationen angestellt. fterium für soziale Angelegenheiten gekommen. Als überzeugte An Bei dem Ministerwechsel Ende 1926 ist sie nun in das Mini hängerin des Alkoholverbots steht sie an der Spitze derjenigen Abpflege und Kinderschuh unterstehen ihr. Alles in allem: ein teilung des Minifteriums, das diese Frage bearbeitet; auch Armenstische Gesinnung, die sich ganz in den Dienst der sozialistischen Idee Charakter von seltener Kraft, eine große Begabung und eine idealigestellt hat. 5. G.-S.
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Scherz und Ernst
Auch ein Vergnügen. In einem reichsdeutschen Gebirgsstädtchen stirbt ein älterer, pensionierter General. Bei der Aufbahrung erhält die Leichenfrau die Uniform mit allen Orden und Ehrenzeichen ausgeliefert, den Helm, Paradefäbel usw. Nachdem die Aufbahrung vollendet ist, wobei die Generalsuniform mit dem roten Aufschlag zwischen dem dunklen Grün der Kränze erst zur rechten Geltung fommt, sagt die Leichenfrau hochbefriedigt:" No, endlich wieder einmal a Leich', wo ma sei' Freud' dro' hab'n kann!"
Wenn er umbaut. Ein Friseur in der NN.- Straße in Olden burg nimmt eine fleine bauliche Veränderung in seinem Friseur laden vor. Deswegen hängt er dort ein Platat aus:„ Wegen Umbaues rafiere ich meine Kunden hinten!"
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