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dafür, daß ihr fo viele Kinder habt. Ich finde, daß sowohl der Mann wie auch die Frau sich mehr hüten können davor, daß sie so viele Kinder in die Welt sehen. Mit faltem Wasser kann man die Triebe auch zurückhalten. Eine kleine Waschbutte mit faltem Wasser ist sehr gut dagegen. Und vorher fich tüchtig müde Ichaffen...

Nationale Bevölkerungspolitik!

Ländliches Gittenbild.

Nachstehend veröffentlichen wir zwei Briefe einer Landarbeiter. frau aus Ostpreußen  , die für sich selber sprechen und gleichzeitig für die dringende Notwendigkeit einer fexualhygienischen Aufklärung auf dem flachen Lande. Der erste Brief an die Redaktion des ,, Bor­wärts" hatte folgenden Wortlaut:

,, Da mir von einer mitleidigen Hand Ihre Adresse zuteil wurde, möchte auch ich heute um Ihren Rat oder Hilfe bitten. Bin eine Arbeiterfrau, bin schon mehrere Jahre in ärztlicher Behandlung wegen Blutarmut  , ferner habe ich Gebärmutterkrampfadern, die während der Schwangerschaft sehr bösartig auftreten. Die Ent bindungen find gerade nicht zu schwer, aber enden immer mit sehr ftárkem Blutverlust, und da ich jedes Jahr befallen bin, ist es mir ganz unmöglich, die Blutarmut loszuwerden. Bom Arzt wurde uns geraten, die Kinderzahl ein wenig einzuschränken, da ich aber Durch Spülungen auch teine Hilfe erreichen fonnte, mußte ich mich denn dem Schicksal überlassen. So habe tch in fechsjähriger Ehe vier Kinder zur Welt gebracht, außerdem habe ich auch einmal nach acht Wochen falsche Wochen halten müssen, was ich mir durch un­glückliches Fallen beim Waffertragen zugezogen hatte. Dann wurde ich bei der vierten Schwangerschaft bald nach dem sechsten Monat von Blutungen überrascht, die nach dem achten Monat zu scharf auftraten. Der Arzt konnte feststellen, daß die Nachgeburt fast drei­viertel vorlag und mußte das Kind wenden. Der Junge war sehr lebensschwach und lebte nur sieben Wochen. Diese Entbindung war am 15. August 1928. Ich aber trug die Schmerzen davon Benn Ich dem Arzt mein Leiden schilderte, fagte er immer, die Blutarmut wäre zu groß, und daher hätte ich im Leibe Schmerzen. Da die Schmerzen aber jetzt schon jaft unterträglich waren, so machte ich mich auf und verlangte von meinem Arzt gründlich untersucht zu werden, und so gelang es ihm festzustellen, daß Gebärmuttersenkung, tippung, auch-fnidung vorlag, und dazu auch noch eine Entzündung. Dann brachte er dieses in Ordnung, und so habe ich jetzt, acht Tage fest zu Bett gelegen, aber ob es nun etwas geholfen hat, weiß ich noch nicht, denn Schmerzen sind noch wie zuvor. Der Arzt glaubte, ich würde wohl nie etwas mehr austragen fönnen. Und so möchten wir Sie bitten, ob Sie nicht imftande wären, uns ein Schutzmittel zur Berhütung der Schwangerschaft zu nennen. brei Kinder gut erzogen werden sollen, brauchen sie auch ihre Mutter, die für sie sorgt, außerdem soll man auch noch zur Arbeit gehen, denn was der Mann verdient, reicht heutzutage gar nicht aus, daß eine fünfköpfige Familie davon leben kann."

Denn wenn die

Dieser erschütternde Rotschrei einer gepeinigten Frau und Mutter wurde selbstverständlich von uns beantwortet mit der Angabe brauch barer, nicht zu teurer Berhütungsmittel. Darauf lief ein Dankbrief von Frau R. ein, der ebenfalls für die ländlichen Verhältnisse chas rakteristisch ist.

,, Da ich Ihr Schreiben vom... erhalten habe, fage ich Ihnen meinen besten Dant, denn wir sind damit wohl aus der Not ge­holfen, sonst hätte ich mich wieder dem Schicksal überlassen müssen. Hier verordnen die Aerzte feine Schuhmittel, ble es fommt, weiß ich nicht. Bir arme Menschen sind der Meinung, daß diefes strafbar set. Kurz bevor Ich Ihr Schreiben erhielt, tam mich meine Hebamme befuchen. Als ich ihr mein Leiden schilderte und sagte, daß der Arzt selber meinte, ich könne nichts mehr austragen und trotzdem nur Spülungen ge raten hat, die mir doch aber nichts helfen, meinte fie, ich sollte auf Kosten des Kreises ins Kreiskrankenhaus gehen, da würde alles in Ordnung gebracht, dann könnten wieder Kinder fein. Die reichen Leute hätten mur 1 bis 2 Kinder, und wenn die armen Leute auch leine Kinder mehr haben wollten, dann könnten die Hebammen ja verhungern. Ja gewiß, jeder Mensch will leben, aber wenn man doch frant ist, weshalb foll man fich fo lange quälen, bis man dadurch zu Tode tommt!"

Bemerkenswert ist an diesen Briefen dreierlei: die Hartherzig­felt( oder Unwiffenheit) des berufenen Gefundheitshilters, der naive Egoismus der Hebamme und die Lammesgeduld des armen Weibes Solche Fälle find durchaus nicht vereinzelt. Immer noch werden ble Landfrauen, die mehr als alle anderen auf einen gefunden, ar­beitsfähigen Körper angewiesen find, den Qualen schauerlicher Un­terleibsleiden infolge mangelnder Aufklärung und Hülfe ausgelegt.

Oh, steht gerüftet! Seid bereit! Oh, schaffet, daß die Erde, darin wir liegen, brach und ffare, ganz eine freie werde! Daß fürder der Gedanke nicht uns stören fann im Schlafen: Sie waren frei: doch wieder jett und ewigt find fie Sklaven! Freiligrath.

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Es freut sich die Gottheit der reulgen Sünder; Unsterbliche heben verlorene Kinder mit feurigen Armen zum Himmel empor. Goethe.

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Schutzengel Berlin  .

Wer kennt sie nicht, diese fitschigen Debdrucke, auf denen ein füß. licher Schutzengel im fußfreiwallenden Gewande und mit schwanens weißen Flügeln die ausgerechnet am warnungstafellofen Abgrund spielenden Kinder fegnend beschirmt? Mag so, ein braver, alte modischer Schutzengel für gesunde, naturnaho Berhältnisse allenfalls ausreichen,- für die Gefahren, die sich aus Asphalt und Bohrif dunft der Großstädte für unsere Kleinen und Kleinsten entwideln, reichen seine doch reichlich überholten und fragwürdigen Methoden nicht aus. Eine andere, viel realere Macht muß sich schirmend hinter unsere Kinder stellen und sie mit fester Hand auf den Weg einer gefunden Entwicklung leiten. Der moderne Schußengel für unfere Kinder ist die Heimatfommune Berlin  .

Tritt ein neuer Erdenbürger ins Leben, so erhält die Mutter alsbald eine Postkarte mit der Aufforderung, ihn der zuständigen Säuglings- und Kleinkinderberatungsstelle ihres Bezirks vorzustellen. Auch jetzt im falten Winter herrscht auf den Beratungsstellen ein lebhaftes Treiben, ein fröhliches, geräuschvolles Gewimmel. So schnell wie möglich will die Mutter ihr Kleines aus den vielfachen winterlichen Hüllen befreien, wenn sie in den warmgeheizten Räumen der Beratungsstelle angelangt ist. Aber Gerdchen oder Trautchen find wenig bei der Sache, so viel haben sie zu schauen an all den frabbelnden, wackelnden und tollenden Kameraden, jo gern möchten fie fich augenblicklich in das Gewühl der Spielgefährten hinein stürzen. In der Aufnahme bekommt jedes Kind feine Wieges tarte mit Gewicht und Längenmaß, und von der Fürsorgefchwefter wird ein Gesundheitsbogen mit allen wichtigen Daten an< gelegt, die bei jedem neuen Besuch neu ausgefüllt wird. Dann geht es hinein zu der Tante oder dem Onkel Doftor, wo eine gründliche Untersuchung des Kindes vorgenommen wird. Hat die Mutter irgendwelche verdächtigen Symptome bei ihrem Kleinchen bemerkt, so ist hier der Ort, ihre Sorgen zur Sprache zu bringen. Im gegebenen Fall wird die Behandlung durch einen Spezialarzt an geraten. Für ängstliche Kleine Schreihälse liegt immer die Lüte mit Schokoladenpläzchen berett, aus ihr wird auch Belohnung für tapferes und artiges Benehmen gespendet. Das nächste oder be. stimmt das übernächste Mal fühlt sich das Kind schon ganz heimisch, es freut sich geradezu auf den Gang in die Beratung. Der Ton dort ist nicht amtlich- bureaukratisch, sondern ganz menschlich- ver­traulich. Auch die, artigen" Mütter, die den Weg in die Beratung im Interesse ihres Kindes oder ihrer Kinder nicht gescheut haben, bekommen ihre Belohnung in Gestalt einer Zuder oder Reistüte, für manchen Erwerbslosenhaushalt eine willkommene Zugabe. Ist das Kind frank oder besonders pflegebedürftig, so treten Medizin, Heitnahrung oder Lebertran an die Stelle der Nahrungsmittel. Damit nicht genug, gewährt die Fürsorgestelle auch noch höhen fonnen Bestrahlung für rachitische Kinder. Bevorzugt werden die bald schulpflichtig werdenden Kinder. Bon dem großen" Jungen oder Mädel, die schon allein kommen und sich still und verständig unter die Höhensonne legen, bis zum zappelnden, schreienden Kleinen, das sich über die unheimlich schwarze Brille gar nicht beruhigen kann, sind alle Altersstufen vertreten. Häufig nehmen auch die erwerbslosen Bäter der vielbeschäftigten Hausfrau und Mutter den Gang ab, und man tann staunend bewundern, wie geschickt die großen, verarbeiteten Hände das Baby zu wideln und zu bündeln verstehen.

Die Arbeit der Beratungsstelle wird ergänzt durch die Runde gänge der Fürsorgeschwestern durch den Bezirk. Noch viel mehr solcher Beratungsstellen aber wären nötig, um den Mittern weite Wege zu erfparen, oder um ihnen in vielen Fällen erst den regelmäßigen Besuch zu ermöglichen. Dann würde auch das manch mal gefährliche Gedränge auf den Beratungsstellen, gefährlich be fonders wegen seiner Anstedungsgefahren, vermindert werden. haben wir heute zwar auch noch feine sozialisierte Kinderaufzucht, fo fann man wohl fagen, daß wenigstens die Kinderleiden und frankheiten schon sozialisiert sind, d. h., daß thre Heifung eine An gelegenheit der Allgemeinheit geworden ist.

Das Gouvernement der Weiber."

Im Gouvernement Raluga In Zentralrußland find jetzt bei den Wahlen in nicht weniger als 140 Dorfsowjets Frauen zu Bor figenden gewählt worden. Es erklärt sich dies hauptsächlich dadurch, daß die Bauern dieses Gouvernements während des Winters ihre Dörfer ganz verlaffen und in den Städten Handwerkerarbeit au übernehmen pflegen. Da die Sowjetpreffe stets für Politisierung der Frauen eintritt, so werden diese Wahlen mit großer Genugtuung verzeichnet. Die Blätter weisen auch darauf hin, daß die Kaluga  von den Bauern spottweise gegebene Bezeichnung ,, Weibergouverne ment" in den Sowjettreifen vielmehr als ein Ehrenname aufgefaßt werden müßte. Auch im Exekutivkomitee und in der Wahlkommiffion des Gouvernements Kaluga   hat eine Frau namens Ljubimowa den Borsig. Die Sowjetblätter veröffentlichten diefer Lage ihr Bild, es zeigt den Typ der ,, vermännlichten Frau".