auf der Hand: gerade bei der Berkäuferin spielt der Charme der Jugend eine Rolle, beim Büropersonal ist das weniger wichtig, während in den sozialen Berufen die reife Persönlichkeit die besten Lelftungen vollbringt. 17 Prozent der Befragten waren aus den verschiedensten Gründen, oft genug, weil die Mittel für Bollendung einer höheren Berufsausbildung nicht reichten und aus sonstigen finanziellen Urfachen, in den Angestelltenberuf ohne Neigung hinübergewechselt.
Die beiden Hauptfaftoren, die das Leben des arbeitenden MenJehen bestimmen, find Lohn und Arbeitszeit. Bon der Berwirklichung der gewerkschaftlichen Losung: gleicher Lohn für gleiche Leistung find wir immer noch weit entfernt, menn
nur 10 Prozent der durch den 362. abgefchloffenen Tarifverträge
bisher diese Forderung verwirklichen konnten. In 65 Prozent der Bälle erhalten die weiblichen Angestellten 10 Prozent weniger als thre männlichen Kollegen, die die gleiche Arbeit leisten. Nur bei den Genossenschaften, Behörden und Berlicherun gen gelangte dieser Grundfah bisher fast restlos zur Durch Jührung. 3m Einzelhandel wird die ältere" Berfäuferin über 30 Jahre in steigendem Maße unter Tarif bezahlt; ihr Wert finkt mit dem Schwindenden Jugendreiz. Aber auch andere meibIlche Angestelltenfategorien werden mit zunehmendem Alter unter tariflich bezahlt; fle faffen es fich ftillschweigend gefallen, well das Gespenst der dauernden Stellungslosigkeit drohend vor der Tür steht. Benfionierte Rechnungsräte find gern bereit, die tarifliche Bezahlung verlangende Buchhalterin zu erleben.
Als wesentlichstes Ergebnis der Umfrage des 302. fel feft gehalten: Das Durchschnittsgehalt der weiblichen Angestellten beträgt monatlich 146 Mart, das sind nach Abzug der üblichen Beiträge und Steuern
genau 129 Maif für alle Lebensbedürfniffe.
Die über Dreißig und Bierzigjährigen bringen es meist nur bis zu einem Gehalt bis zu 250 Mart, günftigftenfalls bis zu 300 Mart, die Hälfte von ihnen aber bleibt noch darunter, obgleich die ältere Angestellte häufig mit der Sorge für Eltern und Familienangehörige belastet ist. Die vielen Jugendlichen im Einzelhandel drücken natürlich das Gesamtniveau. Immerhin bleibt es Tatsache, daß die meisten weiblichen Angestellten ihr Leben nur auf der Basis fristen fönnen, daß sie in der Familie wohnen und sich dort beföftigen, was bet 84 Prozent der Befragten der Fall ist. Die Gegenleistung für das relatio niedrige Koftgeld besteht dann meist hm Berzicht auf einen eigenen Raum und Mitarbeit im Elternoder Berwandtenhaushalt, die oftmals mehrere Stunden am Tage beansprucht. Ein Zimmer in Untermiete oder gar eine eigene Woh mung, die doch der heißeftte Wunschtraum der älteren Angestellten ift, fann sich nur ein ganz kleiner Teil leisten. Wovon auch, wenn die alleinstehende Angestellte zur Bestreitung ihres notwendigsten Lebensbedarjes dann mindestens 185 Mart im Monat gebraucht! Für die bei den Eltern wohnenden ergibt sich ein Mindestaufwand
Don 100 Mark im Monat.
Auf welch einer befcheidenen Grundlage sich der„ Kleiderlugus" Der Angestellten aufbaut, trotzdem der Bosten für Rieibung oftmals rücksichtslos dem für Ernährung vorangeftellt wird, ergibt sich dar. aus, daß 50 Prozent der Befragten ihren jährlichen Aufwand an Kleidung einschließlich Reparaturen mit 200 bis 400 Mart angeben. Der Auswand für Schönheitspflege hält sich in den Grenzen zwischen 2 und 10 Marf monatlich. Für Theater und Kinobefuche fehlt es der Hälfte der Befragten an Zeit und Geld, zu Ferienreifen ebenfalls an Geld. Ihre Erholung findet dagegen
über die Hälfte im Sport,
und zwar ist unter den Sportarten der Wassersport start be vorzugt. Urlaub erhalten 90 Prozent der Befragten, und zwar die meisten zwischen 6 und 18 Tagen. Gerade die Jüngsten, die für den in der Entwicklung begriffenen Körper den Urlaub am nötigsten brauchten, haben die kürzeste Urlaubszeit von nur einigen Tagen.
leber die Normalarbeitszeit von 48 Stunden in der Woche arbeiten 42 Prozent aller befragten Angestellten, und zwar sind es hauptsächlich die Jugendlichen, die am längsten und härtesten in die Tretmühle des Erwerbs eingespannt werden. Am günstigsten stehen noch in bezug auf Arbeitszeit Spedition und Schiffahrt, Industrien, Versicherung und Behörden da. Das freie Wochenende ist bisher nur für weniger als ein Drittel der Befragten erreicht. Dagegen grafflert trotz Arbeitslosigkeit und Ueberstundenuncefen. Regelmäßige leberstunden oder gelegentliche Neberarbeit leiften 41 Prozent aller Befragten, trud zwar find
regelmäßige Neterstanden bei den Behörden om häufigsteni
Ein Leben in Zahlen Ipiegelt die Broschüre des 3., ein Leben, wie es heute Hunderttausende von erwerbstätigen Frauen führen. 3wischen einem unheimatlichen Daheim, hehenden Ellen durch das Großstadtgewühl und ihrem Blah hinter dem Berkaufsstand, der Schreibmaschine, der Kaffe und dem Buchhaltungsfolianten vergehen Ihre Tage und Jahre in nervenaufreibender Geschäftigkeit aus ziemlich troftlofem Einerlei. Aufstiegsmöglichkeiten sind für die weibliche Angestellte, da man sie nicht als Borgefeßte von Männern dulden will, nur ausnahmsweise gegeben. ,, Und eines Tages wünscht man gar nichts mehr." Sinn der gewaltigen proletarischen Bewegung, zu der auch die Angestellten in immer größeren Scharen strömen, ist es, das Wünschen wach zu erhalten, es in ein Fordern zu verwandeln und durch neu erweckte Energien die Erfüllung, das ift die äußere und innere Möglichkeit für ein menfchenwürdiges Da fein, zu erschwingen. Hedwig Schwarz.
Kleine Tatsachen.
Die pünktlichen Ehefranen.
Der Widerstand gegen die außerhäuslich berufstätige Ehefrau, der nicht mur in Deutschland zu beobachten ist, wird außer mit mirtfchaftlichen Rotzeiten auch mit psychologischen Besonderheiten begründet. Helßt es a. B. nicht allgemein, daß die verheirateten Frauen mit ihren Gedanten zu fehr abgelenkt wären, um tüchtige Arbeit zu leiften? Auf dem Kongres des Bundes für Rationalwirtschaft in USA . teilte jedoch eine amerikanische Bersicherungs gefellschaft so berichten die Mitteilungen des Internationalen Rationalisierungsinstituts das Ergebnis einer zehnjährigen Pünktlichkeitskontrolle ihrer Angestellten mit, nach der sich die verheirateten weiblichen Angestellten als die weit aus pünktlich sten erwiesen haben! Trotzdem ist das Urtell gegen die verheiratete berufstätige Ehefrau so festgewurzelt, daß es der Kongres bei der Debatte für ratfam hielt, Im Interesse der Wirtfchaft teine verheirateten Frauen zu beschäftigen!
Wenn die Beamtin heiratet.
,, Alle Staatsbürger ohne Unterschled find nach Maßgabe der Gefehe und entsprechend threr Befähigung und ihren Leistungen zu den öffentlichen Aemtern zugelassen. Alle Ausnahmebe ftimmungen gegen welbliche Beamte werden befeitigt," heißt es eindeutig Im Artifel 128 der Reichsverfassung. Wie diefer letzte Sah jedoch heute in die Bragis umgesetzt aussieht, dafür ist eine vor wenigen Tagen gefällte Entscheidung des Land gerichts Berlin I außerordentlich aufschlußreich. Eine bet der Stadt Berlin angestellte Gewerbelehrerin hatte geheiratet und fel! dem nur noch die Hälfte des ihr zustehenden Wohnungsgeldes ausgezahlt be tommen. Sie erblickte in diefer Kürzung einen Berstoß gegen den im zweiten Absatz des Artifets 18 der Reichsverfassung niedergelegten Grundsages und klagte auf Nachzahlung. Das Amtsgericht wies die Klage ab, well die Kürzung feine Ausnahmebeftimmung" fel, sondern der Billigkeit entspräche. Das Landegricht stellte sich als Berufungsinstanz nicht nur auf den gleichen Boden, sondern be gründete die Zurückweifung der Berufung noch damit, daß es in dem Saß der Reichsverfaffung feinen allgemeinen für die Zukunft gäftigen Programmjab, fondern eine feinerzett unmittelbar rechtliche Maß nahme erblickt. Denn troß der Bestimmungen sei die Zulässig. felt einer unterschiedlichen Behandlung von leugnen! Die heiratende Beamtin bewohnt die von dem Ghe weiblichen und männlichen Beamten nicht zu mit. Es fehle daher jede innere Rechtfertigung dafür, daß fie trotz mann traft threr Unterhaltsberechtigung zu bezahlende Wohnung dem den vollen Wohnungsgeldzuschuß weiterhin verlangen und erhalten folle!
Die Cheziffer fleigt!
Auch ohne die Drohung der Ledigensteuer( übrigens eine ffeine Anfrage: Sollen die fast zwei Millionen ,, überzähliger hetratsfähiger Frauen auch Straje dafür zahlen, daß zahlenmäßig tein Ehemann für sie da ist?) ist die Zahl der Eheschließungen dauernd im Steigen: von 513 000 lm Jahre 1913 auf 587 000 im Jahre 1928 oder mit anderen Worten: 1913 tamen auf 1000 Einwohner 7,7 Eheschließungen, 1928 dagegen 9,2. Diese Zahlen werden weiter fteigen, bis etwa im Jahre 1931 mit 600 000 Eheschließungen der Höchftftand erreicht sein wird, der bis 1935 anhalten und dann rasch abfinten wird bis zum Tiefstand um 1940 berum, wo der Ausfall der Kriegs. geburtengeneration in Erscheinung treten wird. Das bedeutet nun aber feineswegs ein so hohes Anschwellen der Heiratsluft, fonders ergibt sich vor allem aus der Ueberalterung der deutschen Bevölke rung. So gab es z. B. 1929 rund 140 000 gebärfähige Frauen mehr als im Jahr vorher. Sehr Intereffant ist aber auch, wie fich die wirtschaftlichen Berhältnisse auf die Zahl der Eheschließungen aus
Fast die Hälfte der Befragten muß die lleberarbett ohne Entwirfen. In einem Auffah, helratsintensität und soziale Schichtung" golt leisten; bel den Behörden ist die Baht noch höher,