Für unsere Kinder51So trotzen wir doch der gewalligen Macht,Die uns zum leidenden Amboß macht,Die am liebsten in eherne KlammerUnS schlüge mit eisernem Hammer."HanS Jörg stand, ein Riese, im Feuerschein,Da trat der Alte zur Tür herein,Der Herr der Fabrik, der zornig rief:„HanS Jörg! Hier! Nimm deinen Abschiedsbries!Genug sürwahr ist'S der Hetzerei—Du bist entlassen!... Und wie'S auch sei:Ich sage: du predigst nur eitel Schaum,Denn niemals lebt dein begehrlicher Traum!Die Herren sind wirl Und em Knecht du bist,Und es bleibt, wie eS ewig gewesen ist!Viel eh'r in die Erde der Amboß sinkt,Eh' vom Hammer auch nur ein Stllclchcn springt!"...Schrill klingt eS durch den gewaltigen Saal,DaS Eisen knirscht, es pfeift der Stahl,Dumpf rattern die Maschinen.In ihren Rädern sunkelt'S und glüht,Und es murrt und eS grollt wie ein zorniges ilied:„Wir wollen nicht ewig dienen!"Hans Jörg steht im roten FeuerscheinUnd lacht dem Alien ins Gesicht hineinUnd reckt empor seine RiesengestaltUnd hebt den Hammer mit mächt'ger GewaltUnd läßt aus den Amboß ihn sausen nieder,Daß dröhnend im Saale das Echo klingt wieder.Und— nicht einen Zoll der Amboß sank,Doch der Hammer in tausend Stücke zersprang...o O oRäuber und Soldaten.Jan Jansen schlich lautlos wie ein Wieselden schmalen Gang zwischen Meiers undBöttchers Haus entlang.Am Ende des Ganges stand der Ziegenstall.Von der Ecke des Ziegenstalles aus tonnteJan das ganze Feld hinter den Häusern über blicken. Leise drückte er sich an dem Stalle entlang.Plötzlich meckerte die Ziege so laut, daß derKnabe erschrocken zusammenfuhr. Aber imnächsten Augenblick schämte er sich schon. Er,ein Räuber mit dem stolzen Namen Adlerblick,konnte sich von einer hungrigen Ziege inAngst jagen lassen!Vorsichtig spähte er um die Ecke. Sein Haupt mann hatte gerade ihn zum Auskundschaftenausgeschickt, weil er Adlerblick hieß, und weiler am schnellsten lausen konnte, wenn die Sol daten hinter ihm her waren.Aber jetzt kriegte Jan noch einen viel größerenSchrecken als vorhin bei dem Meckern derZiege! Das Blut stockte ihm ordentlich: keinedrei Schritte vor ihm saß auf einer umgekehrtenKarre in Meiers Hof Hermann Junge, derSoldatenkönig! Er hatte seinen Helm nebensich auf die Karre gelegt; in der einen Handhielt er seinen neuen Säbel, den er zu Weih nachten bekommen hatte, und mit der anderenfaßte er einen kleinen Kchlstrunk, als wenner eine Zigarre wäre, und von Zeit zu Zeitführte er ihn stolz zum Munde, als ob errauchte.„Donnerwetter!" dachte Jan Jansen,„daswäre ein Fang!" Aber er wußte doch nicht,ob die anderen Soldaten nicht auch in derNähe waren. Und selbst wenn Hermann Jungeallein war, so hatte er mit seinen dreizehnJahren doch viel mehr Kräfte als Jan, derim August erst elf Jahre alt geworden war.Leise schlich Jan zurück. Als er dabei gegeneine alte Mistforke stieß, die an dem Stallestand, sah er noch, wie Hermann Junge sichrasch umdrehte und nach seinem Helm griff.Da rannte Jan schnell wie ein Windhund denGang zurück, setzte mit einigen großen Sprüngenüber die Straße und verschwand drüben inSaltlers Garten. Von dort kletterte er überdie Planke in Slruthoffs Zimmerplatz, wo dasgeheime Hauptquartier der Räuber war.Gerd Wortmann empfing ihn mit finstererMiene, wie das alle Räuberhauptmännermachen.„Hast du die Feiglinge gesehen?"Jan berichtete.„Und weiter nichts? Hast du die anderendenn nicht gesehen? Dann hättest du dochauf ihn losgehen sollen."„Hermann Junge ist doch viel stärker als ich."„Pah! Hättest ihm doch seinen Helm weg nehmen sollen!"Gerd rief die Räuber herbei, die hinter denHolzstößen lagen. Dann verabredeten sie gemein sam ihren Kriegsplan. Gerd sollte mit JanJansen und mit Kalli Meinken, der der stärkstenach Gerd war, den Weg zurück machen, denJan gekommen war. Die anderen sollten sichvon der andere» Straße aus über den Bau platz hinweg aus das Feld schleichen, wo ver mutlich alle Soldaten lagen. Daß HermannJunge allein aus der Karre gesessen halte, kamncher daher, daß er sich wieder als König fühlte,der in einem Zelt allein sein müsse. Aber