132Für unsere Kinderüberein. einen Tag hindurch vom Sonnen aufgang bis zum Sonnenuntergang beieinanderzu sitzen: der Hase versprach, sich nicht um zuschauen, und der Affe gelobte, sich nicht zukratzen. Der festgesetzte Tag kam heran; mit Sonnen aufgang fanden sich beide auf dem bestimmtenPlatze ein; regungslos hielt der Hase sein«Augen auf den Erdboden gehestet, ruhig undunbeweglich ruhten des Affen Hände aus seinemSchoß. Es wurde Mittag, da sagte der Affe,der es vor Pein kaum noch auszuhalten ver mochte: �Nls ick) im Kriege war, trafen michdie Kugeln hier— und hier— und dort—und dort!" Wohin er mit dem Finger wies,um die Stellen zu bezeichnen, wo die Kugelnihn getroffen, kratzte er sich schnell.Auch der Hase, der es kaum noch vermochte,seine Augen auf dem Fußboden vor ihm ruhenzu lassen, begann eine Erzählung.„AIS ich imKriege war," sagte er,„verfolgten mich auchdie Feinde. Vor Entsetzen sprang ich baldhierhin, bald dorthin,— bald links, bald rechts."Mit Blitzesschnell« folgten dabei seine Augen,die so lange starr auf den Boden geheftet ge wesen waren, den Bewegungen seiner Glieder.o o oDas Wildweiblein.Äon Jan Serien. Aus dem Tschechischen Übersehtvon SN» Pick.Aufruhr, Lärm und Gesang gab's seit MitteApril im Walde oberhalb des Hegerhauses.DaS Volt der Vögel kehrte heim in die grünenFichten, Kiefern, Erlen und in das jungeGras auf dem Anger. Rings um den Teichim Weidengesträuch war es ebenso lebendig.Da flatterten, zwitscherten und jagten Finken,Wildtauben, Meisen, Amseln, Drosseln, Gold drosseln, Grasmücken, Bachstelzen, Würger,Eichelhäher, Elstern, Zaunkönige, Rotkehlchenund wie sie alle heißen mögen. Sie kannten«inander gegenseitig, verstanden jeder dieSprache der anderen, obwohl ein jeder inseiner eigenen redete. Die Mehrzahl kam ausdem Süden hergeflogen, einige aber auch ausdem Norden. So kam die Bachstelze aus denBergen, wo die Wildbäch« reißend sind undselbst im Winter nicht zufrieren. Und da ließsich auch schon aus dem Walde das schwer mütige Ku-ku, kuku des Kuckucks vernehmen.Eifrige Weibchen suchten Nester, und die Männ chen unterhielten sie mit Singen, Zwitschern,Pfeifen, Pinken, so gut eZ eben jeder konnte.Das Nahen des Lenzes und der Liebe be grüßten sie mit ihren schönsten Liedern.Bei Bachstelzens hatte man bereits ein Nestfertig, am Ufer des Teiches über dem Wasser.unter den Weiden. Herr Bachstelze saß aufdem Gestein und bewegte lustig sein Schwänz-lein auf und nieder, denn im Neste sah erbereits zwei reizende Eierchen. Er liebte seinWeibchen unendlich. Heuer war er nicht mitihm übers Meer geflogen, allein war es aufdie weite Pilgerfahrt gegangen, während ernur bis zum Riesengebirge geflogen war. Ertraute sich zu, dort zu überwintern, das Weib chen jedoch fürchtete sich vor dem Winter.Eine Woche früher als seine Frau war HerrBachstelze zum Teich« gekommen und Haltssehnsüchtig, sehr sehnsüchtig nach ihr ausge blickt. Das Wiedersehen war rührend. Nunfreuten sie sich darauf, daß sie bald Kinder chen haben würden.Das Männchen war auf daS rechte Uferdes Teiches geflogen, um Nahrung zu suchen.Plötzlich kam ihm die Bachstelzin atemlosaußer sich nach. Sie bebte am ganzen Körper.»Was ist los?" fragte das Männchen.»Komm schnell mit mir, auf der alten Weideüber unserem Neste sitzt— sitzt— flieg nur!"Das Männchen fragte nicht einmal, werauf der alten Weide säße und flog schnellnach Hause, die Bachstelzin hinterdrein. Siestürzten sich auf einen gedrungenen, großenVogel, welcher schon fast am Rande des Nestesstand und ihre Eier forschend beschaute. Sieschrien den Vogel an, schlugen ihn mit denFlügeln, zwickten ihn und umflatterten ihn,und als er durch das Weidengestrüpp endlichdavonflog, verfolgten sie ihn so unerschrocken.daß er sich in den Wald flüchtet«. Es warein aschgrauer, rötlichgestreifter Vogel, fastwie ein Lerchenfalke.»War es ein Frechling oder ein Räuberoder was eigentlich?" fragte sich das Männ chen, als BachstelzenS zum Neste zurückflogen.„Wenn du ihn nur gesehen hättest, wie erhier neugierig herumstrich und wie er michanstarrte," sagte zitternd Frau Bachstelze.„Vielleicht nur aus Neugier," meinte HerrBachstelze,„du bist so lieblich und nett." Under forderte das Weibchen auf, mit ihm ansandere Ufer zu fliegen, wo eine Menge In sekten einen leckeren Schmaus versprachen. Ganzverliebt betrachtete er sein Frauchen, wie an mutig es trippelte und sich ihm zuwendctr.Als sie zurückkamen, erschrak Herr Bachstelze.„Tu, Bachstelzin," sagte er sanft und dock>