!S0 Für unser« Kinder zeitweilig in der deutschen   Geschichte«ine nicht unbedeutende Rolle gespielt. Ein Graf Georg von Wertheim vereinigte sich im Bauern krieg mit dem Heere der Bauern unter dem Ritter Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand zum Zuge gegen den Bischof von Würz burg. Vielen Burgen im Spessart und an dem Main   entlang wurde der rote Hahn aufs Dach gesetzt, und als glutrote Fackeln leuchteten sie den sreiheitsdurstigen Bauern zu ihrem Rache zug gegen die tödlich verhaßten Unterdrücker. Angesichts des kleinen, langgestreckten Ortes Stadtprozelten  , welcher im Scheine der unter gehenden Sonne am rechten Mainufer vor uns lag, gingen wir diesen Abend vor Anker. Vom purpurnen Abendrot verklärt, lag eine gewaltige Schloßruine da: die einst angesehene Bergfest« der Grafen von Henneberg  ,»Laufen berg" oder»Henneburg" geheißen, welche 16S8 wie so viele andere deutsche Schlösser von den Franzosen zerstört wurde. Da heute Samstag war, saßen die Flößer der schönen Nacht zu lieb noch lange gemütlich außerhalb der dun stigen Bretterhütte beisammen. Von der fernen Heimat wurde dabei geplaudert, denn der kommende Sonntag machte die Erinnerung daran besonders lebendig. Spät abends kam unserDicker" keuchend zum Floße zurückgerudert. Er hatte in der Dämmerung Sladlprozelten   einen Besuch ab gestattet und auf Rechnung der Flößer einige Pfund Mehl, Milch und frische Eier einge handelt. Morgen wollte er als Sonntags schmaus seinen Kameraden duftende Apfel küchlein auftischen. Die Apfel hatte er schon vor zwei Tagen von einem Fischermädchen geschenkt erhalten und einstweilen sein säuber lich unter unserem Lagerstroh versteckt. Jetzt wollte er sie holen, um sie zu schälen. Aber o wehe! Als er unter dem Stroh wühlte, konnte er nur noch die harten Stiele und die sauber abgenagten Kerngehäuse der Früchte finden. Das andere hatten die Mäuse gefressen, die als blinde Passagiere mitfuhren. Was half's, daß in der Frühe des nächsten Tages der erboste Koch einen grimmigen Rachezug unternahm, welchem dreizehn muntere Mäus lein zum Opfer fielen? Beim Mittagsmahl mußten wir statt leckere Apfelküchlein trockene Pfannkuchen verzehren. Von den Flößern be dauerte aber jeder lebhaft, daß er nicht vor den Mäuslein die geheime Speisekammer des Koches entdeckt hatte. Heinrich Wandt.  ovo Die Äeide blüht!* Liebe Freunde! Die Heide blüht! Die bescheidene Dirne, die von niemand geachtet wurde, hat sich ein königliches Purpurgewand über die braunen Schultern geworfen, und ist nun viel schöner als alle stolzen Fräulein bei Hofe. In ihrem wirren Haar leuchtet«ine goldgelbe Arnika- blüte; die blauen Glockenblumen sind ihre Augen und Heiderosen ihr roter Mund. Da steht sie nun und freut sich ihrer wilden Schön heit, und die liebe Sonne überschüttet sie mit einem Meer von Glanz und Pracht. Nur die alten Föhren stehen grämlich bei seite in ihrem graugrünen Nadelgewande, das jahraus jahrein sich gleichbleibt, als wollten sie sagen: Wozu der Lärm? In einigen Wochen ist die ganze Herrlichkeit vorüber, und dann kümmert sich kein Mensch mehr um das arme braune Mädel. Ob die alten Hagestolze recht haben? Die Heide blüht! Als ich vor einigen Tagen es war an einem Sonntag Abend in B. aus dem Zuge stieg, traf ich auf dem Bahn hof zahlreiche Leute, die augenscheinlich der Heide einen Sonntagsbesuch abgestattet hatten; jeder hatte ein Bündel blühender Heide von beträchtlichem Umfang mitgebracht. Gelegent lich habe ich solch einen Sonntagsbesucher ge fragt, wie es ihm in der Heide gefallen habe. »Ja, wissen Sie, in dieser Zeit ist die Heide wirklich wunderschön, das ist wahr, aber wenn die Blütezeit vorüber ist, dann allerdings möchte ich dort nicht begraben sein. In den Bergen ist's doch schöner!" Da habt Jhr's! Sie sehen nur den Glanz und Flimmer. Den Charakter einer Gegend, eines Landes lernen sie nicht kennen; sie be urteilen wahrscheinlich auch den Menschen nach seinem Kleide. Gewiß sind die Berge mit ihren Wäldern schön; auch das Meer ist schön, und die grün« Marsch und das düstere Moor. Jede Gegend hat ihre eigentümliche Schönhett. Aber nicht jeder sieht sie. Man kann sie nur kennen lernen, wenn man fortgesetzt ihre unzähligen Lebenserscheinungen beobachtet und besonders die verborgenen, von denen der Vorüberettende überhaupt nichts bemerkt. Da hört und liest man nicht selten: Die Heide ist eine öde Gegend.Ode  " soll heißen * Au» dem prächtigen Buch unsere» leider er- krankten Freunde» Brand: Ulenbraok, Briefe au  » der Heide. Berlin  , Buchhandlung Vorwärts. Wir können e» nicht herzlich genug empsehlcn.