Für unsere Kinder15auf einmal die Treppe hinunter, er stürzte wieein Besessener an den Leuten vorüber, die derLärm herbeigelockt hatte, und die nachsehenwollten, was da geschehen sei. Herr Stilprichgab niemand Rede und Antwort. Er lief ausdem Hause, er lief die Straße entlang, weiterund immer weiter, und wenn er nicht gestorbenist, da läuft er heute noch. Edgar Hahnewald.5 ovoDas kann ich auch.Von Emma Döltz.„Sag', was schreist du, kleiner Wicht?Ruhig, ruhig, weine nicht!Wollt' dein Wagen nicht mehr stehn?Oder's Pferdchen nicht mehr zehn?War der Kutscher ungezogen?Stießt du dir den Ellenbogen?Sieh doch nur, dein BrüderleinIst so jung noch und so klein,Sieht dich ganz verwundert an,Wie man nur so heulen kann."Und der kleine Bursche meint:„Brüderchen hat auch geweint."Schluchzt und schlägt sich auf den Bauch:„Und was das kann, das kann ich auch."o o oDer junge Niese.Von Gebrüder Grimm.Ein Bauersmann hatte einen Sohn, derwar so grob wie ein Daumen und ward garnicht größer und wuchs in etlichen Jahrennicht ein Haar breit. Einmal wollte derBauer ins Feld gehen und pflügen, da sagteder Kleine:„Vater, ich will mit hinaus."„Duwillst mit hinaus?" sprach der Vater,„bleibdu hier, dort bist du zu nichts nutz; du könn test mir auch verloren gehen." Da fing derDäumling an zu weinen, und um Ruhe zuhaben, steckte ihn der Vater in die Tasche undnahm ihn mit. Draußen auf dem Felde holteer ihn wieder heraus und setzte ihn in einefrische Furche. Wie er da so saß, kam überden Berg ein großer Riese daher.„Siehst dudort den großen Butzemann?" sagte der Vaterund wollte den Kleinen schrecken, damit erartig wäre,„der kommt und holt dich." DerRiese aber hatte mit seinen langen Beinenkaum ein paar Schritte getan, so war er beider Furche. Er hob den kleinen Däumlingmit zwei Fingern behutsam in die Höhe, be trachteteihn und ging, ohne ein Wort zusprechen, mit ihm fort. Der Vater stand dabei,konnte vor Schrecken keinen Laut hervorbrin gen und dachte nicht anders als sein Kind fürverloren, also daß er's sein Lebtag nicht wiedermit Augen sehen würde.Der Riese aber trug es heim und ließ esan seiner Brust saugen, und der Däumlingwuchs und ward groß und stark nach Art derRiesen. Nach Verlauf von zwei Jahren gingder Alte mit ihm in den Wald, wollte ihnversuchen und sprach:„Zieh dir eine Gerteheraus!" Da war der Knabe schon so stark,daß er einen jungen Baum mit den Wurzelnaus der Erde riß. Der Riese aber meinte:„Das muß besser kommen," nahm ihn wiedermit und säugte ihn noch zwei Jahre. Als erihn versuchte, hatte seine Kraft schon so zu genommen, daß er einen alten Baum aus derErde brechen konnte. Das war dem Riesenaber noch immer nicht genug, er säugte ihnabermals zwei Jahre, und als er dann mitihm in den Wald ging und sprach:„Nun reißeinmal eine ordentliche Gerte aus," so riß derJunge den dicksten Eichenbaum aus der Erde,daß er krachte, und war ihm nur ein Spaß.„Nun ist's genug," sprach der Riese,„du hastausgelernt," und führte ihn zurück auf denAcker, wo er ihn geholt hatte. Sein Vaterstand da hinter dem Pflug, der junge Rieseging auf ihn zu und sprach:„Sieht Er wohl,Vater, was Sein Sohn für ein Mann ge worden ist." Der Bauer erschrak und sagte:„Nein, du bist mein Sohn nicht, ich will dichnicht, geh weg von mir."„Freilich bin ichSein Sohn, laß Er mich an die Arbeit, ichkann pflügen, so gut als Er und noch besser."„Nein nein, du bist mein Sohn nicht, dukannst auch nicht pflügen, geh weg von mir."Weil er sich aber vor dem großen Mannfürchtete, ließ er den Pflug los, trat zurückund setzte sich zur Seite ans Land. Da nahmder Junge das Geschirr und drückte bloß miteiner Hand darauf, aber der Druck war sogewaltig, daß der Pflug tief in die Erde ging.Der Bauer konnte das nicht mit ansehen undrief ihm zu:„Wenn du pflügen willst, mußtdu nicht so gewaltig drücken, das gibt schlechteArbeit." Der Junge aber spannte die Pferdeaus, zog selber den Pflug und sagte:„GehEr nur nach Haus, Vater, und laß Er dieMutter eine große Schüssel voll Essen kochen;ich will derweil den Acker schon umreißeis."Da ging der Bauer heim und bestellte d,»sEssen bei seiner Frau; der Junge aber pflügte