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Für unsere Kinder
konnten, sahen und erwiderten wir ihr Grüßen| Schnecken. Und wo Insekten leben, da leben
durch Hüte- und Tücherschwenken. Der letzte Teil unserer Fahrt war wunderschön. Als ich gestern morgen nach einer miserablen Nacht auf Deck erschien, war der Wind umgesprungen und die See sehr bewegt; man mußte sich festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. überall, soweit das Auge reichte, erblickte es die weißen Echaumtämme der Wogen, ein unvergeßlich herrlicher Anblick! Endlich sah ich auch die ersten Vorboten der schottischen Rüste: Mit langsamen Flügelschlägen strichen Baß tölpel dicht über das Meer, zu zweien und mehreren in Ketten geordnet; man erkennt sie leicht an ihrem weißen Gefieder und den schwarzen Flügelspitzen. Je näher wir der Küste kamen, desto häufiger wurden sie. Einige flügge Junge im braunen Federkleid saßen auf dem Wasser. Hin und wieder zogen Tordalken schwirrenden Fluges vorüber. Das Wetter wurde zusehends klarer und ruhiger, und wir sahen bald die Berge der nahen Küste aus dem Meere emporsteigen.
Vom Ritt in das Innere.
Um 9 Uhr heute morgen sind wir aus Reytjavit geritten bei schönstem Sonnenschein. Links über der Bucht von Reykjavik tauchte eben der Gipfel der Esja, deren finstere Bergmasse an der Bucht von Reykjavik die Wacht hält, aus den Wolken; hinter uns in weiter Ferne, aber trotzdem in voller Klarheit, erglänzte der weiße Snaefells- Jöfull( Schneefeld- Gletscher). Lints und rechts vom Wege liegen weite Lavafelder, die auf den ersten Blick einen trostlosen Einbruck machen; bei näherer Betrachtung findet man jedoch auch in diesen Einöden vielgestaltiges und freudiges Leben. Es ist immer und überall die alte Geschichte: Begnügt man sich mit dem ersten Eindruck, so wird man immer nur eine oberflächliche Kenntnis der Natur eines Landes erhalten. Ich muß gestehen, für mich haben die einsamen Lavafelder und Steinhalden schon nach kurzer Zeit alles Schauerliche und Trosilose verloren; ich habe auch hier, fernab vom menschlichen Treiben, dieselben Kräfte allgegenwärtig gefühlt, die an anderen Orten das bunte Kleid des Lebens wirken.
Zwischen den regellos umherliegenden Lavablöcken leuchten hier und da die violetten Polster des Thymians hervor; auf fleinen Hügeln wächst die Rauschbeere, und manche andere Blume fristet hier ein zwar bescheidenes, aber freundliches Dasein. Und wo Blumen sind, gibt es natürlich auch Schmetterlinge und Käfer und
auch Vögel. Zwei Vogelarten sind es vor allem, die uns, sobald wir Steinfelder durchritten, ständig das Geleit gaben: Regenbrachvogel und Goldregenpfeifer, die hier, wo ihnen nicht nachgestellt wird, viel weniger scheu sind als bei uns zu Hause. Außerdem haben sie jetzt Junge, die noch nicht ganz flügge sind, da vergeffen sie ihre Vorsicht so weit, daß sie uns häufig bis auf wenige Meter herankommen ließen. Der Regenbrachvogel heißt bei den Jsländern Spói ( zweisilbig) und der Goldregenpfeifer Heidlóa . Die beiden Vögel passen mit ihrer Farbe, mit ihren melancholischen Flötenrufen, überhaupt mit ihrem ganzen Wesen so vorzüglich in diese Umgebung, daß sie zuCharaktervögeln der Steinfelder und Heiden werden.
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G. Sonnemann. ( Jürgen Brand.)
Spiele der Tiere.
II.
Die Geschichte des Staren ist euch bekannt, den ein Bube in seiner Tasche hatte, und der auf die Frage seines Herrn:„ Hans, wo bist du?" antwortete: Hier bin ich." Es werden dem Staren noch viele glaubwürdige und lustige Streiche nachgesagt. Manche Gelehrte zählen auch die Steindrossel und Amsel zu den sprechenden Vögeln, andere bestreiten aber, daß die beiden das Sprechen erlernen könnten. Dagegen ist es zweifellos wahr, daß die Steindrossel Melodien pfeifen lernt.
Der Pudel, dem man große Gelehrigkeit nachrühmt, verdankt diese wahrscheinlich auch seiner Liebe zur Nachahmung. Wahre Meister derselben sind aber unter den Säugetieren die Affen, das Wort nachäffen läßt das schon erkennen. Ihre Lust und Fähig feit, alles nachzuahmen, hat ihnen bei den Agyptern den Namen An, Anin, Anan eingetragen, was soviel wie Nachahmer heißt. Die alten Griechen und Römer fannten den Trieb der Affen, alles nachzuahmen. Die vornehmen Römer, die wie die Reichen und Vornehmen aller Zeiten und Länder viel freie Zeit hatten, ließen sie zu allerhand Kunststücken abrichten, so daß sie reiten, tanzen, futschieren, die Flöte blasen und auf der Leier spielen fonnten. Natürlich sind nicht all die merkwürdigen Geschichichen wahr, die man vom Affen erzählt. So bezweifelt zum Beispiel Karl Groß , daß die Jnder die Affen zum Einsammeln des Pfeffers brauchen. Dagegen bringt er in seinem Buche Spiele der Tiere" eine Schilde