60�ür nnscre Kinderaus; ernst, unaufhaltsam geht es mit immergleicher Kraft von Europa nach Amerika, vonAmerika nach Europa. In 7'/- Tagen ist derWeg quer über den Atlantischen Ozean gemacht.Oben auf der Kommandobrücke steht derKapitän. In seine Hand ist das Schicksal derTausende von Menschen dort unter ihm ge geben. Aufmerksam späht er in die Nacht.Tie bunten Lichter brenne» und leuchten durchdie Dunkelheil. Legen sich Nebel um das Schiff.so wird die Fahrt verlangsamt oder ganz ein gestellt. Die Apparate auf der Kommando brücke zeigen an. welche Kraftlristungen dieMaschinen vollbringen, welche Geschwindig keiten das Schiff erreicht hat. Tie Dampf«sirenen singen. Di« geheimnisvollen Unter-wafferschallapparate geben meilenferne Kundevon jedem näherkommenden Schiffe, das denKurs kreuzen will.Wir steigen hinunter bis in den Maschinen raum. Hier huschen in einer Höllentemperaturgespenstische Gestalten hin und her. Das sinddie Heizer und Trimmer(Kohlenträger). Nurmit einer Hose bekleidet, den Oberkörper nackt,so schleppen und werfen sie immer neue Kohlen massen in die gefräßigen Rachen der Kessel.Und wenn die Feuerlöcher geöffnet werden,schlägt den Männern eine unerträgliche Glutentgegen. Wir begreifen nicht, wie hier Men schen arbeiten können.Dumps rumoren die Schiffsschrauben in derTiefe des Meeres. Mit unbeugsamer Stärkebahnt sich der Dampfer seinen Weg durch dieungeheuren Wasserwogen, die widerwillig undmurrend ihn vorüber lassen. Denn der Rieseschiebt alle seine Droher und Bedränger zurSeile. Gleichmäßig, pflichtgetreu, gutmütigund eisenftark. Kraft lastet hier auf Kraft,Starte auf Stärke. Das regelmäßige Stampfenund Brummen der Maschinen im Schifssleibaber ist die Melodie, nach welcher der Ozean-riese seine schwimmende Welt mit reichen undarmen, fröhlichen und traurigen Menschenweiterträgt, Tag um Tag, Stund« um Stundedem fernen Ziele entgegen. Rtchar», Wonn.ovoTheodor.Von Ferdinand Avenartu«.Dem lauten Tag entflohen, kramt' ich stummin alten Fächern ordnend heut herumund führt' ein wenig auch den Sinn spazierenin Kinderzeug, Andenken und Papieren,wie man ein Weilchen sie zu wahren liebt,bis man zum Schluß sie doch dem Feuer gibt.Froh war ich schließlich, daß ich bald zu Ende,da fiel ein Büchlein noch mir in die Hände,in dem von einer säubern Knabenhand„Erinnrung an Theodor Fischer" standund ein paar Worte, wie an Festestagensie zu Geschenkchen Kinder eben sagen.Da wuchs aus einem fernen, fernen Grabelangsam vor meinem Blick herauf ein Knabe.Er war einst seltsam bei uns eingeführt:Beim Balgen hatt' ich ihm den Rock zerschlissen,den bracht er nun, so wie er war, zerrissen—von seiner Kinderscham halt' ungerührtdie Mutter ihn zur meinen hergeschickt,Ersah zu fordern. Kaum ins Aug' geblickthalt' ihm die meine, wie er dunkelrotverlegen stotternd ihr das Röckchen bot,so hatte sie den Jungen auch schon lieb.„Bleib' heut zum Abend bei uns!"— Lind erblieb.„Komm wieder, wenn du nichts zu schaffenhast!"-Er kam und ward uns bald solch lieber Gast,daß abends, wenn die sechste Stunde schlug,schon alt und jung nach unserm Freundchen frug.Dann ging's zum Essen,— heisa, wie's ihmschmeckte! �Doch nascht' er nicht, und stets nur nüchternnippensah ich am Weine seine frischen Lippen,indes die Hand sich oft zum Brote streckte,wenn ich zum Braten schielte. War zu dünndie Butter auf dem Brot mir,— er nahm's hin;war mir zu Wunsch das Heringsstück nicht ganz,er lacht' mich aus und aß vergnügt von»Schwanz,und wollt' auch sonst mir dies und das nichtpassen,und könnt' ich meine Kinderei'n nicht lassen:mitunter ernst, weit öfter doch im Scherzsprach er zu inir, doch immer grab' ins Herz,bis mich die Sache schließlich anders grämteund ich dahinter kam, daß ich mich schämte.So, wenn behaglich sich am Tischesrandzum Plaudern groß und klein zusammenfand,der Lampe mildes Licht darüber blickte,und kindlich, schelmisch, rot und kerngesundvon drüben un« mit seinem feinen Rundsein lieb Gesicht aus vollen Locken nickte,—uns mutet's an, als ob unmöglich war'jedweder Anfried', saß am Tisch auch er,—noch wärmerschien der kleinen LampeSchimmer,noch wohnlicher das traute alte Zimmer.So glich er einem jener guten Holden,die nach der Alten freundlichem Bericht