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Für unsere Kinder

doch selber als fleine Amerikanerin, sie scheute| zu solcher Herrin fam schließlich auch Rosies sich vor niemandem und war allen Menschen Mutter, und nun war ihre lange, schwere gut, weil sie die Leiden ihrer versklavten Rasse Leidenszeit vorbei. Arbeiten mußte sie ja auch niemals gekannt hatte. Erst Jahre nach der hier, aber es ging ihr gut, und man war lieb Abschaffung der Stlaverei war sie geboren und freundlich zu ihr. So vergaß sie allmäh worden. Ihre Mutter war einst eine Sklavin lich ihr Leid, verheiratete sich wieder mit einem gewesen und hatte all den Jammer und die Manne ihrer Rasse und lebte in der geißblatt­Erniedrigung der Sklaverei erfahren, als noch umrankten Blockhütte. Im Laufe der Jahre schwarze Männer, Frauen und Kinder auf wuchs ein ganzes Heer pechschwarzer, bild­öffentlichem Marktplatz an den Meistbietenden hübscher Babies um sie empor. Die Mutter verkauft wurden wie Vieh. Davon müßt ihr war glücklich und zufrieden. Sie liebte ihre etwas hören. Ehe ich fortfahre, euch von Kinderchen und ihren Mann, und kaum minder Rosie zu erzählen, will ich euch darum kurz liebte sie ihren Herrn und ihre Herrin, denen die Lebensgeschichte ihrer Mutter berichten: sie, wie sie meinte, ihr Glück verdankte. Rosies Mutter war als ganz junges Mäd­chen aus Afrika  , ihrem Heimatland, fortgebracht worden, ohne daß man sie fragte, und ohne daß sie wußte, wohin sie nun kommen solle. Zusammen mit vielen anderen Negern und Negerinnen führte sie ein Schiff über das weite Meer nach Amerika  , dem Lande der Freiheit". Welch ein Spott war dieser Name! Gefeffelt brachte man die junge Negerin wie alle anderen ans Land, um das unbestrittene Eigentum, die Sklavin eines fremden, harten Mannes zu sein. Von nun an mußte sie ar­beiten Tag für Tag, jahrein und jahraus, ohne den mindesten Lohn für ihre Arbeit zu erhalten, und ohne auch nur einen Tag der Freude zu genießen. Im Laufe der Jahre wurde sie von einer Pflanzung zur anderen verkauft und mußte vielen Herren willenlos bienen. Sie hatte inzwischen einen jungen Stlaven, den sie liebte, geheiratet. Aber sie wurde von ihm getrennt und sah ihn niemals wieder, und später nahm man ihr auch ihr Kind, das ihr ein und alles auf der Welt war..

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Da ereignete sich etwas Großes. Nach langem, blutigem Bürgerkrieg zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten der nord­ amerikanischen   Union   hatte der Norden ge­siegt, und der unsterbliche Präsident Lincoln hatte seine Proklamation( feierliche Erklärung) zur Befreiung der Stlaven erlassen. Auch auf der Pflanzung, wo Rosies Wutter lebte, wurde diese Proklamation von Beamten der Regierung verlesen, und die jüngeren Stlaven und Stlavinnen jubelten, sangen und tanzten in einem wahren Freudentaumel. Aber Rosies Mutter konnte von alledem nichts be greifen, und als man ihr erklärte, sie habe jetzt keinen Herrn mehr, sie sei so frei wie irgend eine weiße Frau und könne tun, was ihr beliebe, und hingehen, wohin sie wolle, da schüttelte sie nur schweigend den Kopf. Still ging fie über das Feld und durch den Garten hinauf zum Herrenhaus und geradewegs in das Wohnzimmer ihrer Herrin. Wlissus," sagte sie schluchzend und wischte sich mit der rotfarierten Schürze die Tränen vom Gesicht, Missus, ich will nicht frei sein; lassen Sie mich bei Ihnen bleiben!" So war sie geblieben, und die einstige treue Sflavin wurde nun zur treuen Dienerin. Ihr Mann fuhr fort, auf der Pflanzung seines einstigen Herrn zu ar­beiten, sie waltete wie bisher mit Liebe und Würde am Kochherd ihrer früheren Herrin, so lebten sie in ihrer alten Behausung zu­frieden weiter. Die großen Ereignisse, welche die Welt bewegten, schienen an dieser fried­lichen Blockhütte spurlos vorüberzugehen.

Ich sehe, wie sich das Entsetzen auf euren Gesichtern malt, liebe Kinder; vielleicht füllen sich auch eure Augen mit Tränen. Ihr könnt es nicht fassen, daß so etwas je möglich ge­wesen sein soll; nicht wahr? Und doch ist es noch gar nicht so lange her, daß solches sich als etwas Alltägliches zutrug und als Recht angesehen wurde. Fragt nur einmal eure Groß­väter und Großmütter! Als sie jung waren, bestand in Amerika   noch die Negersklaverei. Die Sklaverei war eine grauenvolle Einrich tung, und sie wurde dadurch nicht erträglicher, daß nicht alle weißen Menschen schlecht und grausam gegen ihre Silaven waren. Es gab Männer und Frauen, die sich Stlaven hielten, weil es nun einmal so Sitte war, die aber diese Armsten doch als Menschen betrachteten und gut behandelten. Zu solchem Herrn und Herrin.

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In diesem stillen Erdenwinkel wurde Rosie geboren, nicht als Sflaventind, sondern als freie Amerikanerin. Hier wuchs sie unter der Tropensonne gesund und träftig auf, und

* Missus  , Negerdialekt für Mistreß( sprich Missis),

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