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Für unsere Kinder

Deren Feinde benutzten ihre Macht, um ein| gewachsen und bildeten eine große Partei. Als Gesetz zu schaffen- das sogenannte Ausnahme- ihr Führer, als Kämpfer in den vordersten gesetz gegen die Sozialisten, welches die Frei- Reihen mußte er stets auf dem Posten sein. heitsbestrebungen der Arbeiter als Verbrechen Alle Unterdrückten, alle, denen ein Unrecht ertlärte und schwer bestrafte. Was August der geschehen war, fanden in August ihren groß­schönste Zweck seines Lebens war, sollte er nicht herzigen Verteidiger. Was ging diesen Edlen mehr tun. Was meint ihr wohl, was er dazu die Rasse an, was fümmerten ihn die Grenzen! sagte? Jezt erst recht!" Durfte er nicht Der jugendliche August hatte unerschrocken offen tämpfen, so mußte es im geheimen ge- unter dem Toben der Gegner die heldenmütigen schehen. Waren die großen Versammlungssäle Pariser Freiheitstämpfer des Jahres 1871 gegen geschlossen, ei, so sprach er in Arbeiterstuben, Verleumdungen und Beschimpfungen der deuts in Scheunen, auf dem Felde oder im Walde schen Arbeiterfeinde in Schuß genommen. Der zu den Unterdrückten, früh im Morgengrauen Mann, dessen Haar von den Jahren gebleicht oder nächtlicherweile. Bald war er hier, bald wurde, nahm sich mit der gleichen Begeiste da, denn allerwärts bedurften die Gleichgefinn rung der heldenkühnen, selbstlosen Männer und ten seines Rates und seiner Tat. Es galt, den Frauen an, die dem russischen Volke Freiheit Mut, die Begeisterung und Opferfreudigkeit und Glück bringen wollten. Mit heiligem Born zu stärken und immer mehr Arbeiter für ihre geißelte er die barbarischen Greuel, deren sich eigene Sache zu gewinnen. Es mußten Mittel die Gewalthaber in Rußland   schuldig machten. und Wege ausgeflügelt werden, wie die Frei- Wer warf sich zum Anwalt der unglücklichen heitstämpfer vor der Nase der Polizei zu Schwarzen in Afrika   auf, denen die deutschen sammenkommen, zu den Arbeitern reden, ihre Eroberer Heimat, Besitz, Freiheit und oft das Schriften unter ihnen verbreiten konnten. Viele Leben nahmen? Wer trat für das Recht in solcher Schriften mußten im Ausland gedruckt die Schranken, als die Engländer durch einen und unter großen Gefahren und Opfern über scheußlichen Krieg den Buren ihre Unabhängig die Grenze geschmuggelt werden. Wieviel Klug, feit raubten? Wer wurde nicht müde, für die heit und Unerschrockenheit erforderte dies alles, Frau, die Mutter Schuß und Recht zu fordern? wieviel Geduld, Selbstverleugnung, Kühnheit war es nicht ter nämliche Mann, der für euch, und fühles Blut zugleich! Was gab es da für ihr Kinder, Zeit zu fröhlichem Spiel und Muhe August nicht zu denken und zu tun! Wie ein zum Lernen verlangt hat? Als einer der ersten rechter Überall und Nirgends 30g er durch hat unser August ein Gesetz gefordert, welches Deutschland  , immer die Polizei und ihre Spigel es verbieten sollte, daß die Reichen die Kinder auf den Fersen. Gleich hundert anderen war der Armen in Werkstätten und Fabriken hart ar er von seinem Wohnort vertrieben, von Heim beiten ließen, damit sie ihnen Schätze sammeln. und Herd fortgerissen worden. Wochenlang sah er kaum die treubesorgte Gattin und die zärtlich geliebte Tochter, weil der Dienst der Freiheit ihn fernhielt oder ganz in Anspruch nahm. Bei diesem unruhigen Leben schrieb er noch Flugblätter, Artikel und Broschüren. Eine mehrmonatige Gefängnishaft benutzte er, um ein berühmtes Buch zu verfassen, in dem er gleiche Rechte für die Frau wie für die Männer fordert. Seine Worte im Reichstag trafen die Feinde wie Peitschenhiebe, die Ar­beiter beseelten sie mit Hoffnung und Selbst­vertrauen. So half Augusts rastlose Tätigkeit sehr viel, daß die Freiheitsbestrebungen der Ar­beiter trotz Gefahren und Verfolgungen immer stärker wurden. Das schlimme Gesetz mußte fallen.

Als silberhaariger Greis wirkt August noch heute für das hehre Ziel, das ihm als Jüng ling die Seele bewegt hat. Ihr wißt, wer der große, der seltene Mann ist: August Bebel  . Er hat den Kampf aufgenommen gegen die schlimmsten Drachen, die die Wienschheit be drohen: gegen die Not und Unterdrückung, gegen Finsternis und Gewalt. Er ist ausge­zogen, um für alle das Herrlichste zu erobern: die Freiheit. Neben seinem Heldentum ver­blaßt der Ruhm von Königen, die große Reiche ihrer Herrschaft unterwarfen, von Feldherren, die blutige Schlachten gewonnen haben. Wer von euch fühn ist und von Heldentaten träumt, der eifere ihm nach!

Wenn August Bebel   am 22. Februar seinen siebzigsten Geburtstag feiert, wenn an diesem Die Arbeitslast des opferfreudigen Mannes Tage ihm Millionen von Herzen entgegen wurde damit nicht leichter. Im Gegenteil: Die, schlagen, wenn die Unterdrückten aller Länder welche das gleiche Ziel wie er verfolgten, waren ihm dankbar die Hände entgegenstrecken, wollt im Laufe der Zeit zu vielen Hunderttausenden| ihr da nicht auch den Helden grüßen?

ed.