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Für unsere Kinder
im Beantworten großer Fragen, über die sonst andere Meister weder Auslegung noch Bericht geben könnten. Das ließ er auf einen Zettel schreiben und schlug es an die Tore der Kirchen und der Universität. Das verdroß den Reftor. Die Studenten, Doktoren und Magister traten zusammen, um sich zu beraten, wie sie Eulen spiegel möchten Fragen aufgeben, die er nicht beantworten könnte; wenn er dann übel bestände, so könnten sie ihn beschämen. Der Rektor sollte die Fragen tun. Und sie ließen Eulenspiegel durch ihren Pedellen entbieten, daß er des anderen Tags, auf die Fragen, die man ihm schriftlich gab, vor der ganzen Universität antworten sollte. Wenn seine Kunst nicht recht befunden würde, so sollte er nicht zugelassen werden. Eulenspiegel antwortete dem Pedellen also:„ Sag' deinen Herren, ich wollte tun, wie sie begehrten, und hoffte noch, als ein tüchtiger Mann zu bestehen, wie ich bisher getan habe." Des anderen Tags versammelten sich alle Dottoren und Gelehrten.
Als am anderen Tage Eulenspiegel in ihre Versammlung fam, da hießen sie ihn auf den Stuhl steigen und auf die Fragen antworten, die ihm vorgelegt wären. Und die erste Frage, die der Reitor an ihn tat, war, daß er sagen und als wahr beweisen sollte, wieviel Eimer Wasser im Meere wären. Wenn er die Frage nicht beantworten könnte, so wollten sie ihn verdammen und strafen. Auf dieselbe Frage antwortete Eulenspiegel behende:„ Würdiger Herr Rektor, heißet die anderen Wasser stillstehen, die an allen Enden in das Meer laufen, so will ich es euch messen, beweisen und die Wahrheit sagen davon, denn es ist leicht zu tun."
Dem Rettor war es unmöglich, die Wasser zu halten, und also nahm er davon Abstand und erließ Eulenspiegel das Messen. Und der Rektor stand da voll Scham und tat seine andere Frage und sprach:" Sage mir, wieviel Tage sind vergangen von Adams Zeiten bis auf diesen Tag Eulenspiegel antwortete furz: „ Nur sieben Tage; und sind die vorübergegangen, so heben sieben andere Tage an. Das währt bis ans Ende der Welt."
Der Reftor stellte ihm die dritte Frage: ,, Sage mir bald, wo ist die Mitte der Welt?" Eulenspiegel antwortete: Die ist gerade hier; wo ich stehe, ist die Mitte der Welt. Und wenn ihr es nicht glaubt, so lasset es messen mit einer Schnur, und wenn nur eines Strohhalms Breite daran fehlt, so will ich unrecht haben." Der Weftor wollte nichts mehr davon wiffen.
Da tat er die vierte Frage an Eulenspiegel ganz im Zorn und sprach:„ Sag' an, wie weit ist es von der Erde bis an den Himmel?" Eulenspiegel antwortete:„ Das ist nicht weit von hier. Wenn man redet oder ruft in dem Himmel, das kann man hienieden wohl hören. Steiget nur hinauf, so will ich hier unten ganz leise rufen, das sollt ihr im Himmel hören; und höret ihr das nicht, so will ich wieder unrecht haben."
Was sollten sie sagen? Eulenspiegel gab in allem Bescheid und sie mußten ihm alle recht geben. Und er wartete nicht lange, nachdem er die Gelehrten überwunden hatte mit Schalfheit. Denn er fürchtete, daß sie ihm das ein tränken möchten. Darum zog er eilend hinweg.
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Püppchen auf Reisen.
Von Emma Döls.
1980
Püppchen wollt auf Reisen gehn, od Möchte sich die Welt befehn. hagiog Nach dem Nordpol stand sein Sinn. Ach, könnt' es nur einmal hin! Lottchen fand den Plan ganz nett, Setzt es auf das Fensterbrett. Hu, wie war es schaurig dort, Eis und Schnee nur immerfort, Und ein Sperling fam, o Graus, Hackt ihm fast die Augen aus. Nein, hier mocht' es nicht mehr sein. Lottchen nahm es wieder' rein. Doch nun denkt das Püppchen nur An Italiens warme Flur, Wo nicht Schnee noch Eis man hat. Gleich weiß Lottchen guten Rat. Hat es in ein Stühlchen jezt Auf die Kochmaschin' gesetzt. Aber kaum ist's Püppchen da, and Glaubt's, es wär in Afrika . Lottchen hebt den Kochtopf hoch, Zeigt schnell den Vesuv ihm noch, Und dann bringt sie ihren Schat Wieder auf den alten Plaz. Denn dem Püppchen ward jezt klar, Daß's zu Haus am besten war.