Für unsere Kinder
Nr. 10 ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1912
Zur Schmiede ging ein junger Held, Er hatt' ein gutes Schwert beftellt; Doch als er's mog in freier Hand, Das Schwert er viel zu schwer erfand.
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Inhaltsverzeichnis: Das Schwert. Von Ludw.| Darauf ein leines Männchen mit aufgedunseUhland.( Gedicht.)- Bei den Obdachlosen. Von nem Gesicht und triefenden Augen, in einem Leo Tolstoi. ( Schluß.)- Der rechte Barbier. Bon zimtfarbenen Nantingröckchen, mit nackten Adelbert v. Chamisso. ( Gedicht.) Geschichte des Knien, die aus den Löchern einer SommerJavanen Saidjah. Von Multatuli . Die Wurzel hose hervorguckten und vor Kälte zitternd an= Das prinzessin. Von Robert Reinick. ( Forts.) einander schlugen. Vor Zittern konnte es das Knusperhäuschen. Von Emma Dölz.( Gedicht.) Glas nicht festhalten und verschüttete den Inhalt über sich. Man sing an, den Armen zu schelten. Er lächelte nur voll Bedauern und zitterte. Darauf eine frumme Mißgeburt in Lumpen und mit Pantoffeln an den nackten Füßen. Dann jemand, der wie ein gewesener Offizier aussah, nun einer geistlichen Standes, bann ein sonderbares nasenloses Wesen- alles das hungrig, erfroren, flehend, alles das drängte sich demütig um mich und strebte zum heißen Honigwasser hin. Dieses wurde ausgetrunken. Einer bat um Geld; ich gab ihm solches. Ein anderer bat, ein dritter; die Menge belagerte mich. Es entstand ein Durcheinander, ein Gedränge. Der Hausknecht des Nachbarhauses rief den Leuten zu, das Trottoir seines Hauses zu räumen; die Menge gehorchte demütigst. Es tauchten Ordner aus dem Haufen auf und nahmen mich unter ihren Schuß sie wollten mich aus dem Gedränge herausführen; aber der Haufe, der früher das Trottoir entlang in Reihen gestanden hatte, hatte sich aufgelöst und drängte zu mir heran. Alle blickten auf mich und bettelten, und ein Gesicht war elender, zerquälter und erniedrigter als das andere. Ich verteilte alles, was ich bei mir hatte, etwa zwanzig Rubel, und trat mit der Menge zusammen ins Nachtasyl.
Der alte Schmied den Bart fich ftreicht: „ Das Schwert ift nicht zu fchmer noch leicht, Zu Ichwach ift Euer Firm, ich mein'; Doch morgen foll geholfen fein." ,, nein, beut, bei aller Ritterschaft! Durch meine, nicht durch Feuers Kraft." Der Jüngling fpricht's, ihn kraft durchdringt, Das Schwert er hoch in Lüften Ichwingt.
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Bei den Obdachlosen.
( Schluß.)
Bon Leo Tolstoi . Während er sprach, bestätigten drei aus der Menge seine Worte und sagten, daß sie sich genau in der gleichen Lage befänden. Ein hagerer junger Mensch, bleich, mit langer Nase, den Oberkörper nur mit einem an den Schultern zerrissenen Hemd bedeckt, mit einer Mütze ohne Schirm, drängte sich seitwärts durch den Haufen zu mir heran. Unaufhörlich zitterte er, von starkem Schüttelfrost erbebend, aber er bemühte sich, die Reden der Bauern verächtlich zu belächeln, da er glaubte, damit meinen Ton zu treffen, und sah mich an. Ich bot ihm heißes Honigwasser an. Auch er, als er das Glas ergriff, wärmte seine Hände daran, und kaum fing er an zu sprechen, als ein großer, schwarzer, frummnafiger Mensch in Zithemd und Weste, ohne Hut, ihn fortdrängte. Der Krummnasige bat sich auch heißes Honigwasser aus. Darauf ein alter, langer, betrunkener Kerl mit spizem Bart, in einem Paletot, mit einem Strick umgürtet, in Bastschuhen.
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Diefes Nachtasyl ist riesig groß. Es besteht aus vier Abteilungen; die Männer in den oberen Stockwerken, die Weiber in den unteren. Ich trat zuerst in die Weiberabteilung ein. Der große Raum ist ganz eingenommen von Bänken, ähnlich denen der Eisenbahnwagen dritter Klasse. Diese Bänke sind in zwei Höhen angebracht, eine über der anderen. Die Frauenzimmer, alle äußerst zerlumpt und nur in Hauskleidern, Alte und Junge traten ein und verteilten sich auf die Bänte, manche oben, andere unten. Einige Alte befreuzten sich und beteten für den, der das Haus erbaute, andere lachten und schimpften. Ich stieg in die oberen Stockwerke. Dort legten sich ebenso die Männer nieder; unter ihnen erblickte ich einen von den