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Für unsere Kinder

Besitzungen verschlangen immer größere Geld-| nen, er solle einen Teil seiner Arbeit und seiner summen. Auf die Dauer konnten sie den in 3eit der Erzeugung anderer Dinge widmen, Ostindien sich immer fräftiger ausbreitenden die auf den Märkten Europas   mehr Gewinn Engländern keinen Widerstand mehr leisten. Während der französischen   Revolutionstriege und der ihnen folgenden Napoleonischen Kriege, als Frankreich   sich die Niederlande erst als batavische Republik   und später als Königreich Holland   angegliedert hatte, eroberten die Eng­länder die Besitzungen der Holländer in Afrika  und Asien  . Doch gaben sie die ostindischen Inseln 1816 wieder an Holland   zurück.

Im neunzehnten Jahrhundert bauten die Niederländer ihr großes indisches Kolonial­reich auf, das über fünfzigmal so groß wie das Mutterland ist. Sie hatten dabei zahl reiche und blutige Kämpfe mit den Einge­borenen zu bestehen. Ganz unter seine Herr schaft brachte Holland   eigentlich nur Java. Auf Sumatra   ist der Widerstand des Sulta nats Atschin im Nordwesten der Insel immer noch nicht endgültig gebrochen. Und die übri­gen großen Inseln, die im Innern von wilden Stämmen bewohnt sind, stehen erst mehr dem Namen nach unter der Botmäßigkeit der Hol­länder. Java ist die am stärksten bevölkerte und reichste der Sundainseln. Seine Bewohner find friedlicher und fortgeschrittener als die der übrigen Inseln, und aus ihrer Arbeit zog Holland   ungeheure Reichtümer.

Der Javane ist von Natur Landbauer; der Grund und Boden, auf dem er geboren ist, der viel verspricht für wenig Arbeit, lockt ihn dazu. Vor allem widmet er sich mit Herz und Seele der Bebauung seiner Reisfelder, worin er denn auch sehr geschickt ist. Der Javane wächst auf inmitten seiner Reisfelder, die in der Ebene und auch in Gebirgen gelegen sind. Bereits in sehr jungen Jahren begleitet er seinen Vater aufs Feld, wo er ihm mit Pflug und Spaten behilflich ist und an Dämmen und Wasser­leitungen zur Bewässerung der Acker. Er zählt seine Jahre nach Ernten, er rechnet die Jahres­zeit nach der Farbe seiner im Felde stehenden Halme; er fühlt sich zu Hause bei den Gesellen, die mit ihm Reis schneiden; er sucht seine Frau unter den Mädchen des Dorfes, die abends unter frohem Gesang ben Reis stampfen, um ihn zu enthülsen; der Besitz von ein Paar Büffeln, die seinen Pflug ziehen sollen, winkt ihm als höchstes Ziel....

abwerfen würden.... Die Regierung zwingt den Eingeborenen, auf seinem Boden zu pflan­zen, was ihr behagt; sie bestraft ihn, wenn er das so Gewonnene verkauft, an men es auch sei, außer an sie selbst; und sie selbst bestimmt den Preis, den sie ihm dafür zahlt. Und da der ganze Handel doch Gewinn abwerfen muß, kann dieser Gewinn nicht anders erzielt werden, als dadurch, daß man dem Javanen gerade so viel auszahlt, daß er nicht geradezu ver­hungert....

Wohl wird also der arme Javane durch doppelte Gewalt- von den europäischen   Be­amten und von seinen eingeborenen Häuptern­vorwärts gepeitscht; wohl wird er von seinen Reisfeldern fortgezogen; wohl ist Hungersnot die Folge dieser Maßregeln; aber fröhlich flattern zu Batavia, zu Samarang  , zu Sura­ baja   die Flaggen an Bord der Schiffe, die beladen werden mit den Ernten, die Nieder­ land   reich machen.

Hungersnot...? Auf dem reichen, fruchtbaren Java Hungersnot? Ja, Leser, vor wenigen Jahren sind ganze Distrikte ausgestorben vor Hunger: Mütter boten ihre Kinder zur Speise feil, Mütter haben ihre Kinder verzehrt."

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So schilderte im Jahre 1859 Multatuli   in seinem Max Havelaar  " die Not der Javanen unter der Herrschaft der frommen Holländer. Doch waren damit, daß der Javane ge­zwungen war, gegen geringe Entlohnung be­namentlich Kaffee stimmte Pflanzen bauen, seine Leiden noch lange nicht erschöpft. Er hatte außerdem noch eine Zahl von Tagen unentgeltlich für die Regierung zu arbeiten und Abgaben an sie zu entrichten. Abgaben und Fronden hatte er auch noch an die ein­heimischen Fürsten und Häupter zu leisten. Denn auch in den Gebieten, die Holland   un­mittelbar durch europäische Beamte verwalten läßt, ist es bei der Ausübung seiner Herrschaft auf die Unterstützung der einheimischen Großen und der früheren Fürsten angewiesen. Diese verstehen es besser, die Eingeborenen zur Ar­beit anzutreiben, und sinden leichter Gehorsam bei ihnen als Europäer. Die Folge aber ist, daß der Eingeborene doppelt ausgebeutet wird, und er muß nicht nur Fronden und Abgaben Doch da kamen Fremde aus dem Westen, leisten, sondern auch noch den meist verschwende­die sich zu Herren des Landes machten. Sie rischen Aufwand der prachtliebenden Großen wünschten von der Güte des Bodens Vorteil bezahlen. Die holländische Regierung und die zu ziehen und verlangten von dem Eingebore- leinheimischen Fürsten   unterstüßen sich gegen