Für unsere Kinder

Was fümmert mich des Lebens Pein,

wenn andere für mich sorgen.

Kann ich nur immer luftig sein, frag' ich nicht nach dem Morgen. Im Wald laß ich die Flügel rauschen und mag nicht mit dir tauschen."

Nun, dachte das Bienchen, das ist eine recht sonderbare Art, so in den Tag hinein zu leben und andere für sich sorgen und arbeiten zu lassen. Das erinnerte es an die Drohnen seines Stockes. Das Bienchen konnte ja nicht wissen, daß die Holzwespe viele Schicksale und eine Zeit harter Arbeit durchgemacht hatte, ehe sie so sorglos im Walde umherfliegen durfte. Doch die Holzwespe dachte nicht gern an jene schwere Zeit zurück und erzählte daher nichts davon. Gar zu gern hätte das Bienchen gewußt, wer das sei, der für die Holzwefpe sorgt. Aber es mußte wirklich fort, und vielleicht hätte es die Holzwespe doch nicht erzählt. So nahm das Bienchen Abschied und ging seiner Arbeit nach.

Die Holzwespe   brummelte träge im Wald herum.-

Wochen vergingen, und eines Tages saß die Kiefernholzwespe starr und steif an einer Kiefer. Mit ihrem Legebohrer bohrte sie ein feines Loch in das Holz und legte darin ihre Eier ab.

Es ist unerhört!" sagte die Kiefer zu ihrer nächsten Schwester. Unerhört!" murmelten die Kiefern in der Runde. Die Kiefernwespe aber starb bald darauf. Es geschieht ihr schon recht, dachte die Kiefer.

Nach einiger Zeit entschlüpften den winzigen Eiern der Kiefernholzwespe viele kleine walzen­förmige Larven, wie lauter weiße Würmchen. Sie hatten keine Augen und krochen auf sechs ganz kurzen Beinchen. Sie hatten sehr scharfe Zähne, die am rechten Oberkiefer wagrecht und am linken senkrecht standen. Am Hinterleib trugen sie einen kurzen, aufwärts gerichteten Stachel. Schon nach kurzer Zeit wurden die Larven dick und fett und fraßen lange Gänge in den Stamm der Kiefer. Diese Gänge liefen geschlängelt im Holz, sie waren kreisrund und am Anfang ganz fein, wurden aber um so weiter, je größer die Larven wurden. Hinter sich verschlossen die Larven die Gänge kunstvoll mit seinen Spänchen und Auswurf.

Man kann nicht wissen, zu was es gut ist, dachten sie.

Die elenden Würmer zerfressen mir mein Mark," klagte die Kiefer, obwohl es ihr weiter car nicht schadete.

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Unerhört!" murmelten die Kiefern in der

Runde.

Wenn ich die Brut nur vernichten könnte," jammerte die Kiefer.

Da tam der Förster mit einigen Waldar­beitern des Wegs und musterte die Kiefern ringsumher. Diese Stämme da schlagt ihr," befahl der Förster den Waldarbeitern. Bald ertönten im Takt die Klänge der Arte im Walde. Ein stattlicher Baum nach dem andern fiel. Noch im Fallen rauschten die Kiefern und murmelten: Unerhört, unerhört!" Es ist nur gut, daß die elenden Würmer zugleich mit mir vernichtet werden," sagte die Kiefer, in deren Stamm die Holzwespe ihre Gier gelegt hatte. Dann fiel sie mit lautem Krachen um.

Sorgfältig hieben die Waldarbeiter die ste von den gefällten Kiefern. Nach einiger Zeit wurden die behauenen Stämme auf einen langen Wagen geladen, und dann ging esmit lustigem Hallo ins Tal hinunter zur Sägemühle, die dort am Bache   stand. Die Stämme wurden auf Rollen gelegt, und freischend und pustend fraß sich die Säge in unermüdlicher Arbeit durch sie hindurch. Stamm folgte auf Stamm. Emsig sang die auf und nieder gehende Säge ihr eintöniges Lied dazu:

Ritsch ratsch ratteratt,

die Stämme waren schlank und glatt. Ritsch ratsch- ratteratt, sie werden Balken stark und glatt. Ritschratich ratterait, Die Balken kommen in die Stadt. Ritsch- ratsch ritsch- ratsch."

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Als genügend Balken geschnitten waren, wurden sie auf Wagen geladen und in die Stadt geschafft.

In der Stadt wurden die Balken auf einem großen Plaz aufgestapelt. Hier mußten sie liegen und auf einen Räufer warten. Eines Tages kam ein Bauherr und kaufte sie. Wie­der wurden die Balken auf langen Wagen verladen und nach dem Bauplatz gebracht. Zimmerleute richteten sie zu, beschnitten und fürzten sie, wie es gerade gebraucht wurde.

Das alles störte die Larven der Holzwespen nicht im geringsten. Sie fraßen nach wie vor ihre Gänge in das Holz, die sie hinter sich fein säuberlich wieder verstopften.

Es wuchs das Haus und die Balken wur­den gelegt. Bald stand es fertig da. Die Leute hielten ihren Einzug und richteten ihre Woh­nungen ein.

Da war auch die Zeit für die Larven der Holzwespen gekommen. Es mochte schon über