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Für unsere Kinder

Stephenson die Lokomotive soweit verbessert, daß sie schon zwanzig Kilometer in der Stunde bewältigen konnte. Im Jahre 1825 wurde die erfte Eisenbahn für Personenbeförderung ein­gerichtet, und zwar zwischen den englischen Ortschaften Stockton und Darlington.

Auch die Seeschiffe fahren heute viel schneller als wie früher. Ein Segelschiff brauchte vor hundert Jahren ungefähr sieben Wochen, um von Europa   nach Amerika   zu kommen. Heute legt ein Schnelldampfer die Strecke in sechs bis sieben Tagen zurück. Als der Portugiese Vasco da Gama   im Jahre 1498 zum ersten­mal mit einem Segler um das Rap der Guten Hoffnung in Afrika   fuhr, um nach Kalkutta   in Borderindien zu gelangen, brauchte er für diese Reise 314 Tage. Im Jahre 1825 hatte ein gutes Segelboot vier Monate dazu nötig, wäh­rend ein Dampfer heute diese Fahrt schon in achtzehn Tagen zurücklegt. Der erste Dampfer wurde von Robert Fulton   im Jahre 1807 in Amerika   erbaut. Um 1825 brauchten die Dampf­schiffe für den Weg von Amerika   nach Europa  noch ungefähr 25 bis 30 Tage, bis sie immer mehr vervollkommnet wurden und heute faſt mit Personenzugsgeschwindigkeit durch das Wasser sausen.

Wie ihr seht, ist es erst in den letzten hun­dert Jahren gelungen, die Kraft des Dampfes dem Verkehr so dienstbar zu machen, daß hohe

Auch andere Männer hatten inzwischen Loko­motiven erbaut, aber feine fam an Schnellig­feit und Stärke den Stephensonschen gleich. Diese konnten bald dreißig bis vierzig Kilo­meter in der Stunde zurücklegen. Als Stephen­son dies bekannt machte und behauptete, daß seine Lokomotive ,,, Rafete" geheißen, mit Leich­tigteit so schnell fahren könne, wurde er aus­gelacht. Eine englische Zeitung schrieb: Was tann lächerlicher sein, als das Versprechen, eine Lokomotive für die doppelte Geschwindigkeit einer Postkutsche zu bauen! Eher könnte man glauben, daß die Einwohner von Woolwich sich auf einer Feuerwerksrafete abfeuern ließen, als daß sie sich einer solchen Maschine anver­trauen würden!" Stephenson ließ sich durch solche Verhöhnung seines Werkes nicht von seiner Arbeit abschrecken und löste sein Ver­sprechen bald ein. In der berühinten Lotos Reisegeschwindigkeiten erreicht werden können. motivschlacht" zu Rainhill 1829 schlug seine Lokomotive alle übrigen. Überall begann man jetzt mit dem Bau von Dampfbahnen, und die Schwestern der Ratete" fuhren in verschiede­nen Ländern Europas   und in Nordamerika  . In Deutschland   allerdings stieß die Eisenbahn zunächst noch auf viel Mißtrauen. Als die erste Bahn in Deutschland   gebaut werden sollte zwischen Nürnberg   und Fürth   im Jahre 1835-, baten die Ärzte Bayerns   den König Ludwig 1., die Anlage nicht zu gestatten. Denn durch den Anblick der rauchenden Lokomotiven würden bei den Zuschauern sicherlich Gehirnerkrankungen erzeugt, sie würden verrückt werden. Minde­stens aber solle man um die Bahn einen hohen Bretterzaun bauen!

Aber wie schließlich das Gute immer über das Minderwertige siegen muß, so überwand allmählich auch die Eisenbahn die Postkutsche. Und wenn heute ein untultiviertes Land be­siedelt wird, so ist das erste, was man tut: eine Eisenbahn anlegen. Im Anfang fuhren die Eisenbahnen natürlich nicht mit einer solchen Pünktlichkeit wie heute. Oft genug konnte ein Bug unterwegs nicht weiter und mußte warten, bis eine neue Lokomotive herangeholt und vor­gespannt war. Aber mit der Zeit wurde es besser, und heute weiß man ganz genau: dann und dann fährt der Zug ab und ist um die und die Zeit am Ziel!

Heute aber stehen noch andere Kräfte im Dienste des Verkehrs. Es gibt schon elektrische Loko­motiven, die doppelt so schnell fahren können wie die schnellsten Dampflokomotiven. Weitere Verkehrsmöglichkeiten und die Steigerung der Reisegeschwindigkeit hat die Ausnutzung der Kraft explodierender Gase in den Gastraft­maschinen gebracht, wir verdanken ihr zum Beispiel den Benzinmotor. Erst die Erfindung des Benzinmotors hat es ermöglicht, lenkbare Luftballons und Flugmaschinen zu bauen. Und die Luftschiffe und Flugmaschinen sausen be­reits mit unheimlicher Geschwindigkeit dahin. Heute tönnen allerdings erst wenige Menschen, nur die Reichen, eine Fahrt mit einem Luft­schiff machen. Und die Luftschiffe und Flug­maschinen werden gebaut, um Menschen' im Kriege besser vernichten zu können. Wir aber fämpfen dafür, daß ein jeder Mensch die Möglichkeit haben soll, den Zauber einer Fahrt durch die Lüfte zu genießen, und daß die Ver­fehrsmittel zu Wasser, zu Lande und in den Lüften, die Schiffe, die Eisenbahnen und die Flugzeuge nur dem friedlichen Verkehr der Völker dienen. Wenn einst hundert Jahre ver­flossen sein werden, seit Gottfried Keller   jene Verse dichtete, wird, so hoffen wir, ein jeder Mensch friedlich auf einem Luftschiff hoch durchs Morgenrot fahren können.

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B. Düwell.