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Für unsere Kinder
schon lag neben dem verwundeten Reiter eine| wohl, wußte aber nicht mehr, weshalb er den schöne glitzernde Trompete. Er packte das flim- anderen töten sollte. Dieser Haß war dahin. mernde Ding hastig und betrachtete es mit Drum warf er die Pistole weit hinter sich strahlenden Augen. Dann richtete er sich ein in den Wald, schaute über die plaudernden, wenig auf und begann zu blasen. Blies ein singenden, scherzenden Preußen und Bayern , altes schönes Lied von Lieb und Lust und Panduren und Franzosen, Baschkiren und Glück und Frieden, fühlte keine Wunde mehr Kroaten, und sagte versonnen:„ Wenn es und hob die Brust vor Wonne. Denn aus der doch so bliebe! Daß es doch keinen Krieg Trompete schwangen sich Zaubertöne, rein wie mehr gäbe. Weiter habe ich keinen Wunsch Glockenklang und herrlich wie Engelsmusik. mehr...."
Und nun geschah etwas Wunderbares: das Schlachtfeld, das still im Abendbuster gelegen hatte, wurde lebendig. Die Verwundeten hoben die Köpfe, richteten sich auf, vergaßen Wunden und Schmerzen, humpelten der Trompete entgegen, ließen sich um den Trompeter herum in weitem Halbkreis nieder und lauschten dem Liede mit verzückten Gesichtern. Alle kamen sie, Freunde und Feinde, Bayern und Preußen, Panduren und Franzosen, Baschkiren und Kroaten . Und auch die in den Feldlagern, deren Feuer auf den Höhen ringsum lohten, eilten zur Trompete herab, gefellten sich zu Freund und Feind, als wollten sie nie mehr gegeneinander fechten, als wollte feiner mehr vom Kriege wissen. Manche saßen mit fiebrigen Köpfen und blutenden Gliedern, aber in allen Gesichtern war Glück und Frieden. Je mehr aber heraneilten, desto schöner wurde das Lied, desto herrlicher blies der Trompeter. Er blies, bis sich ringsum ein Lager bunter Uniformen, ein Heer von Soldaten aus aller Herren Länder niedergelassen hatte; er blies, bis ihm der Atem ausging.
Da erst setzte er ab, lauschte den Tönen, die in der Luft wundersam weiterschwangen, als wollten sie nie vergehen und betrachtete das bunte Bild des Friedens, das vor ihm lag. Seine Augen leuchteten. Er wußte nichts mehr von Krieg und Blutvergießen und kannte Freund und Feind nicht mehr auseinander. Nicht einmal Wunden und Schmerzen spürte er nur im Rücken einen leichten Stoß. Der fam vom Krüppelmännchen.
„ Spute dich! Ich muß weiter, muß wei ter," murrte das Krüppelmännchen, stampfte mit der Krücke und schon war die Trom pete verschwunden. Dafür lag eine geladene Pistole neben dem Trompeter. Schieß, dort ist er, der dich abstach," fistelte das Männchen und zeigte nach einem rotharigen fran zösischen Kürassier, der zwischen preußischen Musketieren hockte.
Doch der Trompeter schüttelte den Kopf und schoß nicht. Den roten Kürassier erkannte er
Wie dies das Krüppelmännchen hörte, betam es grüne starre Augen: der Trompeter hatte den zweiten Wunsch über dem ersten vergessen---! Gläserner und gläserner wurden die Augen des Männlein, es begann schwer zu atmen, verschrumpfte samt der Krücke zu einem grauen Klumpen und wurde zu einem eckig- wunderlichen Steine, der an jenem Waldrand heute noch gezeigt wird; er hat die Gestalt eines buckligen Zwerges.
Der Trompeter aber fiel in einen tiefen, tiefen Schlaf. Als er daraus nach zwei Tagen erwachte, war er frisch und gesund.
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Das klingende Herz.
Ätsch, ich hab' einen Hampelmann, Der hat ein Herz voll Übermut, Ein Schellenherz, und wenn er springt, Sein Herz, das klingt
Wie ein Glöcklein am Hut,
Und Vater sagt:„ Ein Herz, das singt, Ist allweil gut!"
Hektor biß ihn ins rote Bein Und brummte wie ein alter Mann, Doch Hampel- Hansi schrie nur:„ Bing! Du grober Ding,
Pack nicht so klobentäppisch an, Da ich doch mit meinem Herzgekling Nicht weinen kann!"
Wenn sich mein Hansi wehe tut: Bardaut!-Klingling!-Oschwere Not! Bei jedem Schlag und jedem Schmerz Klingt hell sein Herz, und alle rufen:" Sapperlot! Solch fröhlichen Kerl macht allerwärts Rein Teufel tot!"
Otto Krille.