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mit den Arbeitern zu kämpfen und für Verbreitung der Gleichheit"| welche am 14. März stattfand, referirte Herr Lauffötter über Das einzutreten, fand einstimmige Annahme.

In Berlin   fand am 5. April eine vom sozialdemokratischen Wahlverein für den 6. Wahlkreis einberufene imposante Versammlung statt, in der Reichstagsabgeordneter Liebknecht   über die Frauenfrage" sprach. Der Redner ging davon aus, daß es für die Sozialdemokratie nie eine Frauenfrage gegeben habe, da sie der Ueberzeugung sei, daß alle sozialen Uebel in dem heutigen Gesellschaftssystem ihren Grund haben und zusammen mit ihm verschwinden. Er geißelte darauf in treff­licher Weise die vielen Vorurtheile, welche bezüglich der Befähigung, der Art der Thätigkeit, der Moral des weiblichen Geschlechts vor­handen seien. In Deutschland   besonders erweise man sich in der Beziehung als rückständig, hier seien den Frauen u. A. noch immer die Universitäten verschlossen, während sie ihnen in anderen Ländern zugänglich gemacht wären. Der Frau müsse bezüglich ihrer Bildung und der Wahl eines Berufes das nämliche Recht zustehen wie dem Manne. Nicht das Geschlecht, nur die persönliche Beanlagung müsse in der Beziehung den Ausschlag geben. Die Erziehung der Kinder wie auch die Besorgung des Hauswesens entschlüpfe immer mehr den Händen der Frau, gesellschaftliche Einrichtungen, Kindergärten, Zentral füchen 2c. treten an Stelle der Leistungen Einzelner, welche eine große Kraft und Zeitvergeudung bedeuten. Auch in der Ehe müsse volle Gleichberechtigung der Geschlechter gefordert werden. Erst wenn es in Folge der sozialen Verhältnisse unmöglich, einen Mitmenschen zur Ehe zu kaufen, könne von einem wirklich sittlich reinen Bund zwischen Mann und Frau die Rede sein. Die Sozialdemokratie verstehe unter Emanzipation der Frau dasselbe, wie unter der Emanzipation des Mannes. Die Frau müsse in den Vollbesitz aller bürgerlichen, poli­tischen und gesellschaftlichen Rechte treten, sie müsse dem Manne gleich berechtigt zur Seite stehen. Die wahre Befreiung von Mann und Frau falle zusammen mit der Befreiung der Arbeit, mit dem Siege des Sozialismus. Nach Schluß der mit lebhaftem Beifall gelohnten Ausführungen erklärte Herr Henning, der s. 3. bezüglich der Frauen­frage rückständige Ansichten geäußert, daß er Liebknecht's Darlegungen voll und ganz unterschreibe.

-In einer gutbesuchten Mitgliederversammlung des Deutschen  Schneider- und Schneiderinnen- Verbandes, Mitgliedschaft Hamburg  ,

Weihnachten.

Erzählung von M. Kautsky.

( Schluß.)

Kapital von Mary" und entwickelte in populärer, leichtverständlicher Weise die in dem unsterblichen Werk niedergelegten wichtigsten Lehren. Am 14. März hielt der Deutsche   Schneider- und Schneiderinnen­Verband, Verwaltungsstelle Altona  , eine Mitgliederversammlung ab, in welcher Herr Grünwaldt über Nutzen und Ziel der gewerk­schaftlichen Organisation" sprach und reichen Beifall erntete.

Der Allgemeine Arbeiterinnen- Verein von Berlin   hielt am 20. März eine Mitgliederversammlung ab, in welcher Herr Silber­berg unter lebhaftem Beifall über Erziehung der Kinder" sprach. Die Versammlung erklärte in einer Resolution ihre Zustimmung zu der vom Referenten entwickelten Ansicht, daß in der sozialistischen   Er­ziehung der Kinder ein wichtiges Mittel für Verwirklichung der Ziele der sozialistischen   Arbeiterbewegung gegeben sei.

-In einer Mitgliederversammlung der Textilarbeiter und Ar­beiterinnen Berlins   sprach Herr Bähr in anregender Weise über die Ursachen der Armuth und Knechtschaft." Herr Rohleder wurde als Delegirter zur Generalversammlung in Elberfeld   gewählt.

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Der Zentralverein der Näherinnen Deutschlands  , Zahlstelle Hamburg  , hielt am 15. März eine sehr gut besuchte Monats­versammlung ab, in welcher Neuwahl des Zentralvorstandes erfolgte und verschiedene Angelegenheiten durchaus lokalen Interesses erledigt wurden.

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Im Verein zur Wahrung der Interessen der in der Hut­fabrikation beschäftigten Arbeiterinnen Berlins   und Umgegend sprach Herr Völkel am 21. März über Zweck und Ziele des Vereins" und legte mit eindringlichen Worten dar, wie unbedingt nothwendig be­hufs Besserung ihrer Erwerbsverhältnisse die Hutmacherinnen einer straffen Organisation bedürften. Die Versammlung nahm eine Reso­lution an, welche sich dem Sinne nach mit den Ausführungen des Referenten deckte.

Am 21. März hielt der Verein sämmtlicher in der Schuh­und Schäftebranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen von Leipzig   und Umgegend seine Generalversammlung ab. Der Thätigkeits­und Kassenbericht des Vorstands legte Zeugniß ab für die Fortschritte, welche die Organisation macht, und für die rege Agitation, welche von ihr entfaltet wird.

,, Endlich, Gott sei Dank!" jubelte er, und er schloß sie noch fester in seine Arme, und das, was sie vorhin für die höchste Seligkeit erklärt hatte, wurde ihr nun im reichsten Maße zu Theil. Bald darauf trat Frau Gustel mit ihrer Schüssel mit ge=

Frizz hatte, wie in einem seligen Rausche, des Mädchens backenen Karpfen herein. Es hätte nicht viel gefehlt, so hätte sie Hand ergriffen, und er wußte sie festzuhalten.

" Rosa!" rief er entzückt. So können Sie lieben, so treu, wahr und tief, aber Fanny nicht, die ist eines solchen Gefühls gar nicht fähig, ich fühlte das gleich, oder nein, ich fühlte es erst, nachdem es mir zum Bewußtsein gekommen war, daß ich eine Andere liebe." ,, Noch Eine!" kam es entsetzt von ihren halbgeöffneten Lippen. " Ja; als ich diese Andere gesehen und gesprochen hatte, da wußte ich, daß jetzt erst die echte Liebe über mich gekommen und daß das Frühere nichts war; ich sah nun ein, daß ich und Fanny gar nicht für einander passen, daß sie mit ihrem leichten, ober­flächlichen Wesen mich unglücklich machen würde, und ich löste das Verhältniß. Ich konnte, ich durfte es, Rosa, es war niemals ein intimes gewesen."

" Und das jetzige?"

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sie aus den Händen fallen lassen, derartig unerwartet kam ihr, was sie vor sich erblickte.

Der kleine Georg, der, ein aufmerksamer Beobachter, die Beiden nicht aus den Augen gelassen hatte, während er dabei in voller Gemüthsruhe den Rest seines Kuchens verzehrte, sprang jetzt berichtend der Mutter entgegen, und er löste alle etwa noch existirenden Zweifel: Sie haben sich wieder gern, Mutter, sie haben sich schon viele Busserln gegeben, er verzeiht ih' s."

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Karl war seiner Frau mit der Salatschüssel und einem Kruge  Bier gefolgt. Er war weniger überrascht, er hatte vielleicht etwas Aehnliches vorausgesehen, und sein gutmüthiges Gesicht erstrahlte deshalb in freudiger Genugthuung.

" Es steht zwar geschrieben," begann er in seinem lustigsten Ton, den er sich bemühte, etwas salbungsvoll zu gestalten, es

Das soll ein Bund für's Leben werden, wenn sie mich ist zwar ein Bibelspruch, daß man seine Feinde lieben und daß nämlich will, diejenige

,,, sie wird Sie schon wollen." Es klang wie ein Seufzer, dann streckte sie die Unterlippe hervor, wie Kinder, wenn sie weinen wollen. Warum sollte sie nicht wollen, wenn Sie sie doch so gern haben." O, über Alles! Aber dennoch ich bin dessen nicht so ganz sicher, sie hat mich, als ich mich ihr freundlich zu nähern suchte, mit einer ganz gehörigen Ohrfeige traktirt."

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Ah!" schrie Rosa auf, und mit einem Ruck hatte sie ihre Hände befreit, um sich abermals, diesmal in glückseliger Ver­schämtheit, damit die Augen zu bedecken.

Friß aber schlang seinen Arm um diese flammende Rose. ,, Rosa," bat er flehend, verzeihen Sie mir, ich konnte die Fanny doch unmöglich heirathen, da ich Sie, da ich Dich, Mädchen, mit aller Kraft meiner Seele liebte; kannst Du das nicht verstehen?" Sie zog die Hände von den Augen und sah ihn an, wie ver­klärt. Jezt verstehe ich es schon," hauchte sie.

wir denen Gutes thun sollen, die uns hassen, aber daß Sie, Rosa, es mit der Bibel so genau nehmen, und daß Sie sich in Ihrer Herzensgüte zu so weitgehenden Konzessionen hinreißen lassen-" Geh' nur, geh', laß diese Stichelreden," unterbrach ihn seine Frau. Bist wohl selbst nicht wenig zufrieden, daß es so ge= kommen ist." Sie hatte die Karpfen glücklich aus ihren zitternden Händen auf den Tisch gerettet und umarmte nun die in Verlegen­heit erglühende Rosa und den in Seligkeit schwelgenden Friz.

" Ich bin überaus glücklich, daß Eure Seelen sich gefunden haben," sagte die gute Seele.

Ja, aber was wird die Fanny dazu sagen?" versetzte mit der vorwurfsvollsten Miene Mephisto Karl. Die unglückliche Fanny, die dieses treulose Scheusal da verlassen hat und die Sie an ihm rächen wollten, Rosa?"

,, Damals wußte ich es noch nicht, daß ich es war, die er lieb hatte," entgegnete sehr naiv die Kleine.