zu Berlin   seine vierteljährliche Generalversammlung ab. Nach Er­ledigung des geschäftlichen Theils der Tagesordnung hielt Herr Dr. Lütgenau einen sehr interessanten Vortrag über Gewerbe­gerichte."

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In Hamburg   fand am 27. April eine Mitgliederversamm­lung der Filialen Hamburg   und Altona   des Verbandes deutscher  Vergolder und Vergolderinnen statt. Herr Weinheber hielt einen beifällig aufgenommenen Vortrag über Die Bedeutung der Maifeier."

Der Fachverein der in Buchbindereien und verwandten Ge­werben beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zu Stuttgart   hielt am 30. April seine vierteljährliche Generalversammlung ab. Nach­dem die Anwesenden den Kassen und Thätigkeitsbericht gehört, stand der Bericht vom Spezialkongreß der graphischen Gewerbe" zur Diskussion. Herr Balluff gab einen Rückblick über den Spezial­kongreß der graphischen Gewerbe und verweilte besonders bei Be­sprechung des nothwendig gewordenen außerordentlichen Verbands tages. Die Versammlung erklärte sich mit der Schaffung einer Union der graphischen Gewerbe einverstanden, überließ die nähere Regelung des neuen Verhältnisses einem außerordentlichen Verbandstag und wünschte, daß derselbe fostenhalber nur mit einer kleinen Anzahl Delegirter beschickt werde.

In Leipzig   fand am 30. April die Monatsversammlung des Fachvereins der Vergolder, Vergolderinnen und verwandten Berufs genossen statt, in welcher nur interne Angelegenheiten auf der Tages­ordnung standen.

Der Verein der Fabrik- und Handarbeiterinnen zu Stettin  hielt am 5. Mai seine regelmäßige Mitgliederversammlung ab, in welcher Frau Panzram Bericht erstattete über Die Generalver­sammlung des Verbandes in Hamburg  ." Dieselbe führte aus, daß die Generalversammlung in Gemäßheit der Beschlüsse des Halber­stadter Kongresses beschlossen habe, den Zentralverein der Fabrik­und Handarbeiterinnen mit dem Verband der nichtgewerblichen Ar­beiter zu verschmelzen. Für Stettin   sei dies unmöglich, da die nicht­gewerblichen Arbeiter am Orte lokal organisirt seien und Frauen sich nicht Politik treibenden Organisationen anschließen dürften. Die Ver­sammlung beschloß die Gründung eines Bildungsvereins für Frauen und Mädchen Deutschlands  .

Im Allgemeinen Arbeiterinnenverein Berlins   und Umgegend hielt Herr Zahnarzt Wolf am 8. Mai einen sehr interessanten Vor­trag über Die Geschichte der Ehe und die Stellung der Frau in der Vergangenheit," damit schließend, daß die Frauenfrage nur zusammen mit der sozialen Frage gelöst werden könne.

In Hamburg   fand am 8. Mai eine Mitgliederversammlung des Vereins der im graphischen Gewerbe beschäftigten Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen statt, welche sich nur mit internen Angelegenheiten beschäftigte. Die Filiale Altona   des Deutschen   Schneider- und Schnei­derinnenverbandes hielt am 9. Mai ihre Mitgliederversammlung ab, welche u. A. die Frage eines zu gründenden Gewerkschaftskartells" erörterte. In der Mitgliederversammlung des Vereins aller in der Wäschebranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen Berlins  sprach Herr Heindorf am 10. Mai über das Thema: Was der Mensch ist und was er sein soll." Der Referent wies nach, daß nur in einer sozialistischen   Gesellschaft der Mensch sich allseitig und har­monisch entwickeln könne.

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Die Filiale Altona   des Zentralvereins der Hand- und Fabrikarbeiterinnen Deutschlands   hielt am 10. Mai eine Mitglieder­versammlung ab, welche einen Bericht hörte über den Halberstadter Gewerkschaftskongreß" und beschloß, die Filiale mit dem Verein der Hilfsarbeiter zu vereinigen.

Am 10. Mai fand die Generalversammlung des Allgemeinen Arbeiterinnenvereins sämmtlicher Berufszweige Berlins   und Um­gegend statt. Nachdem Frau Fahrenwald Verschiedenes aus der Arbeiterbibliothek vorgelesen und erläutert hatte, und die geschäftlichen Angelegenheiten erledigt worden waren, empfahl Frau Scherzer die Genossenschaftsbäckerei. Auf Antrag von Frl. Eichner ward be­schlossen, einen Arbeitsnachweis zu gründen, behuss dessen Organisation 13 Damen gewählt wurden.

In Berlin   fand am 12. Mai eine Mitgliederversammlung der Filiale der Wirker und Wirkerinnen statt, in welcher Herr Hübsch Bericht erstattete von der Elberfelder Generalversammlung."

-Der Allgemeine Arbeiterinnenverein sämmtlicher Berufs­zweige Berlins   und Umgegend hielt am 12. Mai eine Mitglieder­versammlung ab. Da es der Vorsitzenden nicht gelungen, einen Re­ferenten zu finden, so verlas Frau Lunau die Peus'sche Broschüre: Die Knebelung der Wahrheit durch den Beleidigungsparagraphen." Zu Verschiedenem sprachen Frau Gubela und Herr Schulz.

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Besonders zahlreich besucht und interessant war die öffent­liche Frauenversammlung vom 16. Mai, in welcher die Arbeiterinnen Wiens Stellung zu dem zu Pfingsten bevorstehenden Desterreichischen Frauentag nahmen. Frl. Dworschat erklärte, daß zwischen den Frauen der höheren Stände und den Arbeiterinnen keine Gemeinschaft bestehe, die Emanzipationsbestrebungen der Ersteren seien scharf von dem Befreiungskampf der Letzteren zu scheiden. Wenn dennoch die sozialistischen   Arbeiterinnen auf dem Frauentag der Frauenrechtlerinnen erscheinen werden, so zu dem Zwecke, sich davon zu überzeugen, was von der bürgerlichen Frauenbewegung zu halten sei.

,, Und mein Wort darauf," rief die Rednerin unter dem stürmischen Jubel der Versammlung aus ,,, wir werden unsere Pflicht als Proletarierinnen thun! Nicht nur unsere Männer, auch wir werden durch die heutige Pro­duktionsweise auf unglaubliche Art ausgebeutet. Wir ernähren die Kinder der Bourgeoisfrauen, ja wir erziehen sie auch. Unsere Kinder müssen wir in Kinder- Bewahranstalten geben, wo sie systematisch verdummt werden. Dort redet man ihnen grauenhaften Sput und verschollene Märchen ein, die gewiß nicht in das nahende zwanzigste Jahrhundert taugen. Wir Frauen leiden am meisten unter den wirthschaftlichen Verhältnissen." In ihren weiteren Ausführungen wurde die Rednerin, die das religiöse Gebiet streifte, vom Regierungsvertreter unterbrochen., Vom Sozialismus erwarten wir Arbeiterinnen die Befreiung aus ökonomischer und geistiger Sklaverei," schloß Frl. Dworschak und forderte noch die Frauen zur Organisation auf. Nach­dem sich der stürmische Beifall der Arbeiterinnen gelegt hatte, sprach Fri. Grubinger über ,, Presse und Volksliteratur" und bekämpfte die Kolportage Romane und die Traktätchen- Literatur. Sie sagte: Wenn wir verkürzte Arbeitszeit haben, werden wir größere Bedürfnisse haben und demgemäß mehr Lohn verlangen müssen. Der vermehrte Lohn wird uns ein Mittel sein, mit den anderen Bedürfnissen auch unser Lebensbedürfniß durch den Ankauf guter Bücher zu befriedigen." Nachdem noch ein Arbeiter die Solidarität der Arbeiter und Arbeiterinnen proklamirt, schloß die Versamm­lung unter Hochrufen auf die Sozialdemokratie. Die Frauen verließen, indem sie das Lied der Arbeit" anstimmten, den Saal.

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In Lemberg   fand im Laufe des April der erste Frauentag statt und gestaltete sich zu einer sozialdemokratischen Kundgebung. Frau Pruchnik trat in einem ausgezeichneten, gründlichen Referate für die politischen Rechte der Frauen ein; Frau Czajovska und Frau Kotryiaska forderten die Zulassung der Frauen zu den Mittel und Hochschulen, Frau Koszycka referirte über Die Lage der Arbeiterinnen." Die Ausführungen der Letzteren machten auf das im Rathhaussaale zahlreich versammelte Publikum einen tiefen Eindruck. Als die Referentin mit schlichten Worten die Lage der Arbeiterinnen in Lemberg   schilderte, konnten sich viele Anwesende des Weinens nicht enthalten. Alle Referentinnen behandelten die Frauenfrage als einen Theil der sozialen Frage und erklärten, daß sie nur zusammen mit dieser gelöst werden könne. Besondere Er­wähnung verdient das muthige Auftreten der Lehrerin Goldfarb, welche, alle Rücksichten außer Acht lassend, die Lage der Lehrerinnen besprach. Die Damen der Bourgeoisie hatten vergebens versucht, durch die kleinlichsten und unsaubersten Manöver den Frauentag scheitern zu machen, damit recht deutlich zeigend, wie nichtig das Gerede ist von den gemeinsamen Interessen der gesammten Frauen­ivelt. Auf dem Frauentag haben Angehörige aller in Polen   ver­tretenen Nationalitäten friedlich für die gemeinsame Sache miteinander gewirkt. Die Plätterinnen und Wäscherinnen von London   hielten in letzter Zeit eine große Versammlung ab, in welcher Frau Hutchinson, die Sekretärin der Wäscherinnen- Union, über Entstehung und Fort­schritt dieser Organisation" berichtete und ein ergreifendes Bild der traurigen Lage der Plätterinnen und Wäscherinnen entwarf. Vom frühen Morgen an müssen diese in überheizten, nicht ventilirten Räumen, schweißgebadet außerordentlich lange arbeiten. In Folge dessen wird die Mehrzahl von ihnen schwindsüchtig und stirbt vor­zeitig dahin. Die Löhne schwanken von 15-18 Shillinge pro Woche. Es ist zu beklagen, daß die Wäscherinnen noch nicht dem Fabrikgesetz unterstehen, welches mit den langen Arbeitsstunden und ungesunden Arbeitsräumen bald kurzen Prozeß gemacht haben würde. Für die Plätterinnen und Wäscherinnen würde ihre Unterstellung unter das Fabrikgesetz von hohem Nutzen sein, die bürgerlichen Frauenrecht­lerinnen bekämpfen dagegen diese Unterstellung als einen Eingriff in das heiligste Menschenrecht der betreffenden Frauen, sich von Kapita­listen erbarmungslos ausbeuten zu lassen. Kommentar überflüssig!

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Nach den Schneider und Schneiderinnen von St. Louis  ( Nordamerika  ) gehen nun auch die daselbst in der Schuhwaarenindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen rührig an ihre Organisation. In den Gegenden östlich von St. Louis   bestehen bereits 146 Zweig­vereine der internationalen Union der Stiefel- und Schuhmacher; der Zweigverein der genannten Stadt soll der Ausgangspunkt werden für die Einbeziehung der im Westen von St. Louis lebenden Arbeiter und Arbeiterinnen der Schuhindustrie in die Organisation.