-Im Allgemeinen Arbeiterinnenverein Berlin( Filiale Norden), hielt am 10. Juli Herr Dr. Weyl einen Vortrag über: Die Kunst, nicht frank zu werden." Seine interessanten Ausführungen wurden. mit großem Beifall aufgenommen.

Der Verein gewerblicher Hilfsarbeiter Berlins   und Umgegend beschloß einstimmig in seiner Generalversammlung vom 10. Juli sich aufzulösen zu Gunsten eines Allgemeinen Arbeiter- und Arbeiterinnen­Vereins, dessen Gründung bevorstehe.

Die Zahlstelle Altona   des Verbands deutscher   Schneider und Schneiderinnen erledigte in ihrer Mitgliederversammlung vom 11. Juli geschäftliche und interne Angelegenheiten. In ihrer Mitgliederversamm­lung vom 18. Juli wählte sie einen Delegirten für den bevorstehenden Kongreß und erklärte sich für Gründung eines Industrieverbandes der in der Bekleidungsindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen.

- Die Mitgliederversammlung des Allgemeinen Arbeiterinnen­vereins von Frankfurt   a. M. vom 12. Juli war sehr gut besucht und beschäftigte sich u. A. mit der Aufnahme neuer Mitglieder und der Gründung einer weiteren Zahlstelle der Organisation in Oberrad  .

Am 13. Juli fand eine Mitgliederversammlung des Vereins der Arbeiter und Arbeiterinnen der Wäschebranche von Berlin   statt. Dieselbe beschäftigte sich ausschließlich mit internen Angelegenheiten.

Der Zentralverein der Fabrik und Handarbeiterinnen Deutsch­ lands  , Zahlstelle Wandsbeck, hielt am 14. Juli eine Mitglieder­versammlung ab, in welcher Herr Fischer über das Thema referirte: ,, Die Frau und die soziale Frage."

Am 14. Juli fand eine Mitgliederversammlung des Zentral­vereins der Frauen und Mädchen Deutschlands  , Zahlstelle Hamburg  , statt, in welcher der Zentral- und der Lokalvorstand gewählt ward. Die in Lübeck   bestehende Frauenorganisation hat ihren Anschluß an den Hamburger Zentralverein erklärt.

In der Mitgliederversammlung des Verbands der Vergolder und Vergolderinnen Berlins   hielt Herr Türk am 18. Juli einen sehr interessanten Vortrag über Sibiren."

Der Allgemeine Arbeiterinnenverein sämmtlicher Berufszweige Berlins   und Umgegend hörte in seiner Mitgliederversammlung vom 23. Juli einen sehr interessanten Vortrag Herrn Millarg's über: Die Ernährungs- und Einkommensverhältnisse der besiglosen Klasse." In der Diskussion stimmten die Herren Faber und Pachhunka den Ausführungen des Referenten zu. Die Versammlung schloß mit einem gemüthlichen Beisammensein.

Am Nordpol  .

Nach dem Englischen von P. Dlliveriv.

I.

Es war Nacht. Der Bürgermeister und die Behörden eines englischen Seehafens hatten der Abfahrt einer Nordpolerpedition zu Ehren einen großen Ball veranstaltet. Zwei Schiffe gehörten zu der Expedition:" Der Wanderer" und" Die Seemöve." Mit der nächsten Morgenfluth sollten sie in See gehen.

Die Unternehmer der Festlichkeit fonnten mit gerechter Be­friedigung auf ihr Werk blicken, denn es war ein glänzender Ball! Das Musikchor vollständig, der Saal geräumig, das große, an­stoßende Gemach reizend mit Blattpflanzen und Blumen geschmückt und von bunten, chinesischen Lampen erleuchtet. Sämmtliche an­wesende Offiziere trugen zu Ehren des Festes ihre Uniformen, und der liebliche Damenflor strahlte in den reizendsten Toiletten.

Man tanzte soeben Quadrille, wobei zwei der Damen die besondere Bewunderung des Beschauers erregten. Die eine, eine brünette, eben erblühte Schönheit, war die Gemahlin Crayford's, des ersten Lieutenants vom Wanderer"; die andere, deren Freundin, ein blasses, zartes Mädchen. Letztere trug ein einfaches weißes Kleid, und den kleinen Kopf zierte fein anderer Schmuck als das fastanienbraune glänzende Haar. Es war Fräulein Klara Burnham, eine Waise, die gekommen war, um ihrer liebsten Freundin während Lieutenant Crayford's Abwesenheit Gesellschaft zu leisten. Sie tanzte eben mit letterem und hatte Frau Crayford und Kapitän Helding, den kommandirenden Offizier des Wanderer," zum Gegenüber.

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Sie

Die Unterhaltung zwischen Kapitän Helding und dessen Part­nerin wendete sich während einer Pause des Tanzes auf Fräulein Burnham. Diese hatte des Kapitäns lebhaftestes Interesse erregt. Er bewunderte ihre Schönheit, fand aber ihr Wesen für ein so junges Mädchen auffallend ernst und gedrückt.

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Am 10. Juli tagte in Hamburg   die außerordentliche General­versammlung der Zentralfranken- und Begräbnißkasse für Frauen und Mädchen Deutschlands  . Dieselbe beschloß mit 21 gegen 3 Stimmen, die Kasse den Bestimmungen der Krankenkassengesetz- Novelle anzupassen. Der Verband der Glasarbeiter Deutschlands   hielt am 17. und 18. Juli in Stralau ſeine erste Generalversammlung ab, welche u. A. eine Umgestaltung der Organisation in dem Sinne beschloß, daß in dieselbe die in der Glasindustrie beschäftigten Arbeiter­innen aufgenommen werden können. Der Verband führt den Namen ,, Verband der Glasarbeiter und Glasarbeiterinnen Deutschlands  ."

Am 27. und 28. August wird in Braunschweig   ein Kongreß der deutschen   Schneider und Schneiderinnen tagen. Die wichtige Tagesordnung läßt eine rege Betheiligung an demselben besonders wünschenswerth erscheinen.

Nach der Frankfurter Kleinen Presse" ist in Frankfurt   a. M. in letzter Zeit unter den Dienstmädchen der Liebigstraße und des angrenzenden Stadttheils eine Bewegung im Gang behufs Erzielung besserer Behandlung. In einer Besprechung sollen dieselben folgende Forderungen aufgestellt haben: an Sonntagen um anstatt um 4 Uhr aufzustehen und Nachmittags von 3 bis 8 Uhr frei zu haben. Die Dienstmädchen sollen außerdem über inhumane Behandlung, schlechte Kost und die schmachvollen Zumuthungen seitens vieler Hausherren geflagt haben. Wenn sich die Nachricht bestätigt, so ist es jedenfalls mit besonderer Freude zu begrüßen, daß die weißen Stlavinnen" endlich in Bewegung gerathen.

Der Allgemeine Arbeiterverein zu Biel  ( Schweiz  ) hat be­schlossen, die Frauen mit ermäßigten Mitgliedsbeiträgen aufzunehmen, um der Nothwendigkeit Rechnung zu tragen, die Arbeiterinnen sozial­politisch zu bilden und zu organisiren.

In Folge des steten Sinkens der Löhne fordern 300 Posa­mentenarbeiter und Arbeiterinnen Basels in einer Eingabe an die Seidenbandfabrikanten: 1. Einführung des zehnstündigen Arbeitstags, des neunstündigen für verheirathete Frauen und jugendliche Hilfsarbeiter unter 16 Jahren; 2. Festsetzung eines Minimallohnes von 4,50 Frs. für alle Posamenter und Posamenterinnen; 3. bessere Lohnkontrole, Beseitigung der Willkürlichkeiten im Lohnwesen, Einsetzung einer Friedenskommission zur Hälfte aus Arbeitern, zur Hälfte aus Fabri­fanten bestehend.

-In Venedig   ist eine Bewegung im Gange behufs gewerk­schaftlicher Organisation der in den Spinnereien und Webereien be­

" Ist sie leidend?"

Frau Crayford nickte bedeutungsvoll mit dem Kopfe und er­widerte:

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"

"

Sehr leidend, Herr Kapitän."

Schwindsüchtig?"

Nein, das nicht."

Das freut mich. Ein reizendes Mädchen, Frau Crayford. Sie interessirt mich ganz unbeschreiblich. Wenn ich heute zwanzig Jahre jünger wäre, wer weiß, ob--. Doch ich bin nun ein alter Knabe und thue wohl besser, den Satz nicht zu vollenden. Ist es wohl indiskret, verehrte Frau, wenn ich frage, was die junge Dame so niederdrückt?"

"

Seitens eines Fremden würde es indiskret sein," sagte Frau Crayford; ein alter Freund aber, wie Sie, fann jede Frage stellen. Ich wünschte, ich könnte Ihnen darauf antworten. Es ist selbst den Aerzten ein Geheimniß. Ein Theil der Schuld ist meiner Meinung nach ihrer Erziehungsweise zuzuschreiben."

" So, so. Schlechte Schule vermuthlich?"

Sehr schlecht, Kapitän. Aber nicht die Schule, welche Sie jetzt im Sinne haben. Klara verbrachte ihre ersten Jahre in einem alten, einsamen Hause im schottischen Hochgebirge. Das unwissende Volf, welches sie umgab, war es, welches den nachtheiligen Ein­fluß auf sie ausübte, von dem ich soeben sprach. Es pflanzte den Aberglauben in ihr Gemüth, der dort in dem wilden Norden noch ganz zu Hause ist, besonders der Aberglaube, den sie das zweite Gesicht" nennen."

,, Um Gottes willen!" rief der Kapitän," Sie wollen damit doch nicht sagen, daß sie an solchen Unsinn glaubt? In unserer aufgeklärten Zeit?"

Frau Crayford sah ihren Partner mit spöttischem Lächeln an. " In unserer aufgeklärten Zeit, Herr Kapitän, glaubt man nur an tanzende Tische und an Botschaften aus einer anderen Welt durch Geister, die nicht buchstabiren fönnen. Im Vergleich zu der­