besucher. Wo und in welcher Form auch immer das Proletariat für den Gedanken seiner Befreiung aus bitterer Noth und unwürdiger Knechtschaft eintritt, da steht jetzt auch seine Frauenwelt begeistert, zielbewußt und opferbereit in Reih und Glied.
In Wien gedachte das Proletariat am 11. der Märztage in einer geradezu überwältigenden Kundgebung. Tausende und Abertausende drängten sich Vormittags zu vier großen Volksversammlungen. Gegen 50000 Manifestanten, darunter bemerkenswerth viel Frauen und Mädchen, zogen Mittags nach dem Grabe der Märzgefallenen, das sie mit zahl reichen Kränzen schmückten. Nachdem mehrere Führer der sozialdemofratischen Partei kurze, zündende Ansprachen gehalten hatten, zog die Masse unter dem Gesang von Arbeiterliedern vor das Parlament, und die Feier endete trotz der aufgebotenen Polizeimacht mit einer großartigen Kundgebung zu Gunsten des Wahlrechts, das dem österreichischen Volk trotz aller Versprechungen der Regierung noch immer vorenthalten ist. Auch in anderen Orten Desterreichs wurden die Märztage erhebend gefeiert. In Italien und Frankreich hat die Arbeiterklasse ebenfalls in zahlreichen Kundgebungen der vergangenen Freiheitskämpfer und-Helden gedacht und seinem festen Entschluß Ausdruck verliehen, auf dem beschrit tenen Wege vorwärts zu marschiren zur Eroberung der Zukunft. Wie der 1. Mai, so ist der 18. März zu einem internationalen Feiertag der Proletarier geworden, die sich aus Gegenwartssklaven zu Zukunftsfreien emporringen.
Bebel's Ausführungen im Reichstage über das Wahlrecht der Frauen.
( Schluß.)
Werden einmal die Gründe für das Recht auf der einen Seite in Betracht gezogen, dann hat man die Verpflichtung, sie auf der anderen Seite auch in Betracht zu ziehen und festzustellen, was die Frauen für den Bestand der Gesellschaft leisten. Die Frauen sind auch in erster Linie die Erzieher unserer Kinder, sie sind also an unserer Erziehungsgesetzgebung im eminentesten Maße interessirt. Daß man das anderwärts auch anerkennt, beweist die Thatsache, daß dort, wo man noch nicht dahin gekommen ist, den Frauen das politische Stimmrecht einzuräumen, man vielfach dazu gelangt ist, ihnen das Stimmrecht in Bezug auf die Wahl derjenigen Organe einzuräumen, die mit der Erziehung und Ueberwachung der Erziehung in engstem Zusammenhange stehen. So sind in diesem Augenblick in den Vereinigten Staaten 22 Staaten vorhanden, in welchen die Frauen das Recht haben, die Schulräthe zu wählen und dazu gewählt zu werden. Dasselbe
Maria Stuart im Lichte der neuesten Geschichtsforschung. So lautete das Thema, welches sich Professor Dr. Gustav Storm gestellt hatte für einen Vortrag in dem„ Verein für Vorlesungen" zu Bergen in Norwegen . 1890 gab er in gedrängter Kürze die Resultate seiner Forschungen über die Geschichte der Maria Stuart wieder, auf Grund deren er später schaffen wollte und schuf, was uns bisher mangelte", wie der Uebersetzer des Storm'schen Buches, Archivrath P. Wittmann, sagt in seinem Vorwort:„ eine auf dem Boden der neuesten Forschung stehende, vollkommen objektive, dabei populäre Biographie Mariens", deren wesentlichsten Inhalt wir unter wärmster Empfehlung des Storm'schen Buches hier wieder geben wollen.
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Bekanntlich hat der, der den Schaden hat, nicht nöthig, für den Spott zu sorgen und eine unterliegende Partei kommt in der Geschichtschreibung gemeiniglich schlecht genug weg. So hat neulich erst ein deutscher Gelehrter, P. Friedmann, bewiesen, was für ein Scheusal Anna Boleyn , eine der von König Blaubart von England Heinrich VIII. verstoßenen Frauen gewesen ist, oder gewesen sein soll.
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Die jungfräuliche" Königin Elisabeth, die Vorkämpferin des Protestantismus", der angeblich„ reineren" Lehrform des Christenthums, hat ihre Thronmitbewerberin denn Maria war eine echte denn Maria war eine echte Tochter König Jakobs V. von Schottland und Enkelin Heinrichs VII. von England aus Staatsflugheit köpfen lassen. Aus welchen äußerlichen Gründen Heinrich VIII. die Reformation in England
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Recht in demselben Umfang wie den Männern ist ihnen vielfach in England ertheilt worden; sie wählen dort seit Jahren in die sogenannten schoolboards und haben Sitz und Stimme in denselben und erfüllen anerkanntermaßen ihre Pflicht in ausgezeichneter Weise. Wir haben ferner 7 Staaten unter den zirka 40 der Vereinigten Staaten , in welchen die Frau das Wahlrecht in der Gemeinde besitzt, und zwar unter den gleichen Bedingungen wie der Mann. Nirgends besteht eine Klage darüber, daß dieses Wahlrecht in einer Weise sich geltend gemacht hat, daß es den Gemeinden zum Schaden gereicht habe. In Schweden haben die Frauen seit 10 Jahren das Bezirks- und Gemeindewahlrecht unter denselben Bedingungen wie die Männer. In England ist das Grafschafts- und Gemeindewahlrecht in einer großen Zahl von Bezirken ihnen zugestanden. Kurz, nach allen Richtungen hin sind bereits Thatsachen vorhanden, die weit von dem abweichen, was wir in Deutschland besitzen.
Aber auch bei uns in Deutschland ist der Fall nicht ganz so vereinzelt, wie man annimmt, daß Frauen wenigstens das aktive Stimmrecht besitzen. In Sachsen wenigstens bestimmt die Landgemeindeordnung, daß eine Frau, die auf Grund ihres Grundbesitzes ein Stimmrecht hat, es auch ausüben darf, wenn sie keinen Mann besitzt, also ledigen Standes ist; in dem Augenblick, wo sie sich ver heirathet, geht ihr das Stimmrecht verloren; aber im Prinzip trägt man in der sächsischen Landgemeindeordnung kein Bedenken, der Frau das Wahlrecht einzuräumen.
Nun giebt es aber in den Vereinigten Staaten einen Staat, in dem am 12. Dezember 1894 sogar das fünfundzwanzigjährige Jubi läum des politischen Stimmrechts der Frauen offiziell gefeiert wurde; es ist der Staat Wyoming . An jenem Tage beschloß die Volks vertretung des Staats folgende Adresse:
Der Besitz und die Ausübung des Stimmrechts durch die Frauen in Wyoming hat keinerlei schlechte, sondern nach vielen Richtungen hin sehr gute Folgen gehabt; es hat in hervorragender Weise dazu beigetragen, Verbrechen und Armuth aus diesem Staate zu verbannen, und zwar ohne alle Gewaltmaßregeln; es hat friedliche und ordentliche Wahlen, eine gute Regierung, einen bemerkenswerthen Grad von Zivilisation und öffentlicher Ordnung herbeiführen helfen; und wir weisen mit Stolz auf die That sache hin, daß seit 25 Jahren, seit die Frauen das Stimmrecht besitzen, kein Distrikt von Wyoming ein Armenhaus besitzt, daß unsere Gefängnisse so gut wie leer und Verbrechen so gut wie unbekannt sind. Gestützt auf unsere Erfahrung, dringen wir darauf, daß jeder zivilisirte Staat auf Erden den Frauen ohne Verzug das Stimmrecht gewährt.
Meine Herren, ich gehe nicht so weit, wie jene be geisterten Vertheidiger des Frauenwahlrechts in Wyoming
einführte, ist bekannt: die Schwierigkeiten bei seinen verschiedenen Ehescheidungen machten ihm wünschenswerth, sein eigener Papst zu werden, das einzuziehende Kirchengut war auch nicht zu verachten.
Bei dem Umschwung der kirchlichen Dinge in Schottland lag die Sache ähnlich: der Adel des Landes war arm, die katholische Kirche reich.„ Auf, reformiren wir, dann werden wir reich und die Kirche arm!" so sagte sich der schottische Adel und die„ Neformation" griff reißend um sich. Natürlich erzählt davon die protestantische Geschichtsklitterung" nichts und in unseren Schulen ist Maria Stuart ein verlorenes, verbuhltes Weib, Mörderin ihres zweiten Gatten Darnley , die dann den Mörder heirathete, Vers schwörungen mit den katholischen Mächten anzettelte und sogar der „ jungfräulichen" Königin Elisabeth- die trotz aller Jungfräulichkeit recht flott geliebt und gelebt hat recht flott geliebt und gelebt hat nach dem Leben trachtete und dafür natürlich nach allen Formen Rechtens geköpft wurde. Bekanntlich hat Schiller in seinem Drama Maria Stuart ", das er, der Wallenstein 'schen Soldaten müde, schrieb, um sich einem menschlicheren Stoffe zu widmen, den Spieß umgedreht mit dem Rechte des Dichters- und ist dafür von lutherischen Eiferern als geheimer Katholik denunzirt worden.
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Und jetzt kommt der skandinavische Gelehrte, namentlich auf den mit Maria Stuart gleichzeitigen Quellen fußend, zu einem ähnlichen Resultat. Ohne Elisabeth so schwarz wie Schiller zu zeichnen, leugnet er die Schuldfrage betreffs Darnley's Ermordung und der Umtriebe und von Maria angeblich geplanten Attentate gegen Elisabeth. Maria ist nach ihm ein Opfer des schon lange vorher stets mit England liebäugelnden schottischen Adels. Dieser hat seinerseits den ihm unbequemen Darnley beseitigt, wie ehedem den Riccio, die Heirath mit Bothwell mindestens begünstigt und dann den mit einem politischen Justizmord endenden Staatsprozeß gegen Maria angestrengt und erscheint somit als deren eigentlicher Kollektivmörder.