interessirt wie die proletarischen Frauen, ja zum Theil sogar noch mehr als diese. Ihren demüthigen Gepflogenheiten getreu petitioniren sie um eine Abänderung der entworfenen Gesetzesbestimmungen, sie wagen nicht zu fordern. Die proletarischen Frauen fordern dagegen, was ihr Recht ist, sie fordern zusammen mit der aufgeklärten, ziel­bewußten Männerwelt ihrer Klasse, und ihre Forderungen werden mit Nachdruck vertreten werden von der Partei, die für die Gleich­berechtigung alles dessen kämpft, was Menschenantlig trägt.

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Arbeiterinnen- Bewegung.

In der Zeit vom 9. bis 28. Juli fanden öffentliche Ver­sammlungen statt in: Berlin  , öffentliche Versammlung der Metall­arbeiter und-Arbeiterinnen: Die Arbeitsverhältnisse bei der Firma Schmidt& Tiet"( Genosse Näther); öffentliche Volksversammlung für Frauen und Männer: Die neueste Rechtsprechung"( Genosse Dr. Herzfeld); öffentliche Versammlung der Glaser: Der Werth der Gewerkschaftsorganisation"( Genossin Ihrer); öffentliche Versammlung für Männer und Frauen: Die Arbeiten der verflossenen Reichstags­session"( Reichstagsabgeordneter Fischer); Dresden  , öffentliche Ver­sammlung der in der Holzindustrie thätigen Arbeiter und Arbeiterinnen: Politische und gewerkschaftliche Arbeiterorganisation"( Genosse Schöpflin); öffentliche Versammlung der Ziegeleiarbeiter und-Ar­beiterinnen: Rapital und Arbeit"( Genosse Prietzsch); Dortmund  , öffentliche Volksversammlung: Die politische Lage und die politischen Parteien"( Reichstagsabgeordneter Singer); Köln  , öffentliche Ver­sammlung für Männer und Frauen: Schule und Erziehungswesen im Lichte des Sozialismus"( Genosse Dr. David); Königsberg  , öffentliche Versammlung für Frauen und Mädchen: Der Werth der Arbeit"( Genossin Altmann- Berlin  ); Leipzig  , öffentliche Versamm lung der in der Maß- und Konfektionsschneiderei beschäftigten Ar­beiter und Arbeiterinnen: Die Bewegung der Konfektionsarbeiter­schaft"( Genosse Pfeiffer); Mainz  , öffentliche Arbeiterinnenversamm lung: Die Nothwendigkeit der Gewerkschaftsorganisation und ihre Bedeutung für die Arbeiterklasse"( Genossin Schneider- Köln); Straß­ burg  , öffentliche Versammlung der Schneider und Schneiderinnen: " Wie verbessern wir unsere Lage?"( Genosse Möhr); Stuttgart  , öffentliche Versammlung der Schneider und Schneiderinnen: Welche Aufgabe erwachsen den Arbeitern und Arbeiterinnen der Bekleidungs­industrie im Kampfe um bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen?" ( Genossin Zetkin); Wurzen  , öffentliche Versammlung für Arbeiter und Arbeiterinnen: Die Frau und ihre Stellung zur Arbeiterbewe­gung"( Genossin Eichhorn- Dresden  ).

Angst um ein paar Mark für Miethe und Brot die von Hunger und durchwachten Arbeitsnächten!

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was wissen

Mit zuckenden Wimpern starrte sie vor sich hin. Diese Damen liefern drei Decken für sechs Mark, und sie hat nur eine und will ebenso viel! Sie weiß jeßt, daß man sie abweisen wird, und was dann? Der Vermietherin sagen: Ich habe nichts. Sie wird sie aus dem Kämmerchen jagen, und dann, was dann? Von Neuem auf die Suche nach einem Obdach und dann nach Arbeit, tagelang, wochenlang vielleicht. Und sie geht so schlecht in den alten dünnen Schuhen mit den abgelaufenen Abfäßen und das und das Stechen in der Brust! Nein, wenn sie ihre Arbeit nicht los wird, geht sie nicht nach Haus- eher sterben.

Sie hört nicht, wie Herr Michel die Damen unter Lachen und Höflichkeiten an die Thür geleitet, sie merkt nicht, wie sich der Laden allmälig leert, und daß sie endlich allein steht.

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Was wollen Sie?" Die Frage, womit sie der junge Laden­mensch annäselt, schreckt sie auf.

Stotternd, verlegen bringt sie ihr Anliegen vor, und ihre Hände fahren zitternd und ungeschickt hin und her, bis sie die gestickte Decke ausgebreitet haben, die er, ohne einen Blick darauf zu werfen, mit einer lässigen Bewegung vom Tisch nimmt und hinein ins Bureau trägt, wo Herr Michel wieder vor seiner Stasse Blaz genommen hatte.

Sie stützt sich krampfhaft auf den Tisch, die brennenden matten Augen auf das Gesicht Michels gerichtet, der sich jetzt mit leichter Kopfdrehung ihrer Arbeit zuwendet. Er wehrt mit der Hand: " Nichts, nichts wir brauchen keine Arbeiterinnen mehr- wird nichts mehr angenommen."

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Der junge Mann kommt zurück und schiebt ihr die Decke über den Tisch.

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In der nämlichen Zeit fanden Vereinsversammlungen statt in: Altona  , Mitgliederversammlung des Verbands der Schneider und Schneiderinnen: Der Stand der Organisation im Orte"; Berlin  , Mitgliederversammlung des Allgemeinen Arbeiter- und Arbeiterinnen­vereins: Wandlungen der Sitten"( Genossin Baader); Generalver­sammlung des Verbands der in Buchbindereien, der Papier  - und Lederwaaren Industrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen: ,, Geschäftsbericht, Thätigkeitsbericht", dem Verband gehören 860 männliche und 347 weibliche Mitglieder an; Mitgliederversamm­lung des Verbands der in der Metallindustrie thätigen Arbeiter und Arbeiterinnen:" Berufskrankheiten"( Genosse Dr. Zadek); General­versammlung des Vereins der graphischen Arbeiter und Arbeietrinnen: ,, Thätigkeitsbericht, Kassenbericht"; Dresden  , Mitgliederversammlung des Arbeiterinnen- Bildungsvereins: Die Erziehung des Kindes im ersten Lebensjahre"( Genossin Eichhorn); München  , Mitgliederver­Nothwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisation der Arbeiterinnen" ( Genosse Brenia); Uhlenhorst  , Mitgliederversammlung des Vereins erste und zweite Vorsitzende die Genossinnen Wulf und Augustin; für Frauen und Mädchen: Vorstandswahl", gewählt wurden als Veddel Rothenburgsort  , Mitgliederversammlung des Zentral­vereins der Frauen und Mädchen Deutschlands  : Kassenbericht, interne Angelegenheiten".

sammlung des Verbands der Schneider und Schneiderinnen: Die

Dresden  . Der Dresdener   Arbeiterinnenbildungs­verein hielt am 25. Juni seine erste, gut besuchte Generalversamm­lung ab. Die Vorsitzende, Genossin Eichhorn, gab einen kurzen Ueberblick über die Entstehung und die Entwicklung des Vereins. Dieser hat gegenwärtig 130 zahlende Mitglieder. Seine Mitgliedschaft ist etwas kleiner geworden, als im ersten halben Jahre, weil ihm diejenigen fern blieben, bei denen die Begeisterung für Aufklärung und Organisation nur ein Strohfeuer war. Dafür umschließt er jetzt einen treuen, festen und opferfreudigen Stamm von Genossinnen. Zur Erledigung der Vereinsgeschäfte waren 37 Vorstandssitungen nöthig. Versammlungen fanden 24 statt, außerdem noch ein Tanz­abend und ein Ausflug. Der Verein richtete an den Stadtrath eine Petition, die Errichtung unentgeltlicher Bedürfnißanstalten für Frauen betreffend. Als seine wichtigste Aufgabe betrachtete er, Dresdens  Proletarierinnen zum Bewußtsein ihrer Klassenlage zu erwecken, ihnen die Erkenntniß ihrer Interessenpflichten zu bringen. Diesem Ziele dienten nicht blos die Versammlungen, sondern auch die Errichtung einer Bibliothek, die rege in Anspruch genommen wurde. Die Kassen­verhältnisse des Vereins sind gute, troß der nicht unbeträchtlichen Ausgaben für Agitationszwecke ist ein kleiner Ueberschuß vorhanden.

" Ist nicht", sagte er, haben keine Verwendung." Sie rafft sich auf und drängt mit einer gewaltigen Anstrengung die Thränen zurück.

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Ach

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nehmen Sie mir's doch ab ich gebe sie ja gern billig ab ich gebe sie ja gern billig. Bitte, bitte, sagen Sie doch Herrn Michel, nur diese eine Arbeit noch nur die eine möge er nehmen, seien Sie doch so gut-"

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Der Kommis wirft einen prüfenden Blick auf die Bittstellerin. Er sieht in ein unschönes mageres Gesicht, auf eingefallene, gelblich blasse Wangen, in ein paar glanzlose Augen, die Lider geschwollen, die Lippen so welt und schlaff- er zuckte die Achseln und wendet sich ab.

Noch einen Augenblick schaut sie hilfesuchend umher.

Die Ladenmädchen räumen auf und reihen die Schachteln ein, der Kommis spißt seinen Bleistift, steckt ihn hinter's Ohr, stellt sich vor den Spiegel und streicht mit einem Taschenbürstchen seinen Scheitel glatt, Herr Michel zählt drin im Geschäftszimmer den Kassenbestand, Niemand bekümmert sich um sie und ihre Arbeit, nur ein fleiner Junge, der mit dem Auflesen der Papierschnitzel und Fäden beschäftigt ist, sieht einmal zu ihr auf und bittet sie, nachdem er rings alles aufgelesen, leise, zur Seite zu treten und ihm Platz zu machen.

Hastig schlägt sie die zerfezte Zeitung um ihre Stickerei, knüpft den Faden drum, wirft noch einen Blick umher und schleicht dann hinaus.

Sie fühlt nicht das Reißen und Stechen in der Brust, sie spürt nicht den quälenden Hunger, sie denkt nur: Morgen ist der Erste, Du hast kein Geld wenn Du nur sterben könntest; sie denkt an den Fluß, die glitzernden Wellen, die so rasch dahin­eilen.... ( Schluß folgt.)