das allerdings im Interesse der gedrückten und stumpfsinnigen Stickerei­arbeiterinnen. Während in den Stickereifabriken die miserabelsten Arbeitsverhältnisse bestehen fand doch sogar einmal der Fabrit inspektor im Kanton Appenzell   einen Hühnerstall als Sticklokal stecken die Aktionäre Dividenden von 10 bis 15 Prozent ein. Auch in der Schweiz   gedeiht, wie man sieht, der Kapitalismus   mit allen seinen schlimmsten Auswüchsen. D. Z.

vor-,

Eine fürstliche Entlohnung der Kartoffelschälfrauen beim 5. Garde- Grenadierregiment zu Spandau   meldet der Vorwärts". Das erste Bataillon dieses Regiments suchte durch Inserat per 1. No­vember sechs Kartoffelschälfrauen gegen einen Tagelohn von 50 Pfennig bei freiem Mittagstisch. Der gebotene Lohn kann getrost unter die schlimmsten Beispiele kapitalistischer Ausbeutung weiblicher Arbeits­fraft eingereiht werden.

Niedrige Löhne der Arbeiterinnen in einer Druckerei und Buchbinderei zu Altona   wurden in einer öffentlichen Ver­sammlung nachgewiesen. Obgleich die betreffende Firma sehr gute Aufträge erhält, zahlt sie den Arbeiterinnen Löhne, die hart an der Grenze der berüchtigten Hungerlöhne der Konfektionsarbeiterinnen stehen. So verdient eine Arbeiterin wöchentlich nicht mehr als 9 Mt., eine andere Arbeiterin, die bereits sechs bis sieben Jahre in dem Geschäft thätig ist, bringt es nur auf einen Wochenverdienst von 10 Mark.

Weibliche Fabrikinspektoren.

Für die Anstellung weiblicher Fabrikinspektoren und gegen die Ernennung halbamtlicher weiblicher Vertrauenspersonen sprach sich die Gewerkschaftskommission zu Stuttgart   in folgender trefflichen Resolution aus: Die Gewerkschaftskommission erklärt sich mit aller Entschiedenheit gegen das Vorgehen der Re­gierung, welche Diakonissinnen und Krankenschwestern durch den amt­lichen Vorschlag zu amtlichen Vertrauenspersonen der Arbeiterinnen in Sachen der Fabrikinspektion ernennen ließ. Die Gewerkschafts­fommission hält die Diakonissinnen und barmherzigen Schwestern für durchaus ungeeignet, die gedachte Funktion auszuüben, weil ihnen jede Erfahrung im praktischen Arbeitsleben, namentlich aber jede Kennt­niß der Einrichtungen und Gefahren bei der Arbeit in Werkstätten und Fabriken abgeht. Aus diesem Grunde hält die Gewerkschafts­fommission auch für ausgeschlossen, daß die Diakonissinnen 2c. sich jemals das Vertrauen der Arbeiterinnen in dieser Richtung erwerben können. Vertrauenspersonen der Arbeiter und Arbeiterinnen können nur von diesen selbst erwählt und aufgestellt werden. Die Gewerk­

ich an meinen Traum. Doch ich sah weder Husspuren noch Schlittenfurchen; nichts war zu sehen, als der dichte fährtenlose Schnee. Vielleicht hatte der Schnee die Spuren verwischt, viel­leicht vielleicht hatte es aber auch einen anderen Grund. Ich fam mir ganz verlassen vor und konnte mich gar nicht zurechtfinden. Endlich begann ich laut zu schreien und geberdete mich wie ein Wahnsinniger. Plötzlich bemerkte ich, daß an meinem Rocke ein Stück Papier   mit einer Nadel festgesteckt war, und auf diesem Papier war mit Bleistift etwas geschrieben. Es ist mir abgenommen worden, als ich mich stellte, doch ich werde die Worte niemals vergessen: Wir können Sie nicht weiter mitnehmen. Retten Sie sich, so gut Sie können. Mein Gatte und ich wir werden stets für Sie beten. O, Erzellenz, nun war mir alles klar; ich setzte mich in den Schnee und weinte über mein Schicksal. Ich liebte dieses Weib. Ja, ich war ein Narr."

,, Und ein Verräther", unterbrach der Präsident mit donnern­der Stimme.

,, Und ein Verräther, wie Eure Erzellenz sagen; doch damals dachte ich nicht daran. Ich dachte nur an meine Liebe, und um welchen Preis ich ins Verderben gegangen war. Das Uebrige wissen Eure Erzellenz."

Das Urtheil des Gerichtshofes lautet dahin, daß der Soldat Trofim Stojan die Stelle des entflohenen Gefangenen in den Bergwerken von Gorkaja- Balta einnehmen soll. Er wird dort so lange bleiben, bis es Seiner Kaiserlichen Majestät gefällt, ihn freizulassen", so verkündete der Präsident.

An demselben Abend noch wurde der junge Soldat an den Pflock gefesselt. Das Urtheil wurde vor fünfzehn Jahren gefällt, Trofim Stojan ist noch heute in den Bergwerken von Gorkaja­Balka.

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schaftskommission ist nach wie vor der Ansicht, daß die Regierung durch Anstellung weiblicher Inspektorinnen oder Assistentinnen am ehesten erreichen würde, auch der weiblichen Arbeit den so noth wendigen Schutz zu gewähren." Wie bereits mitgetheilt, hat die Fabrikinspektion nach dem von der Regierung verübten Schwaben­streich auch die Aufstellung weiblicher Vertrauenspersonen seitens der Gewerkschaften angeregt. Zu dieser Angelegenheit beschloß die Kom­mission, die Gewerkschaften mit weiblichen Mitgliedern zu beauf­tragen, Vorschläge zu machen, damit in der nächsten Sizung die Wahl vorgenommen werden könne.

Eine Diakonissin als Vertrauensperson wurde in Calw  ( Württemberg  ) ernannt. Die leitende Schwester des Calwer Kranken­hauses erhielt von der Fabrikinspektion den Auftrag, Anliegen der Arbeiterinnen entgegenzunehmen und sie dem Gewerbeaufsichts­beamten zu übermitteln. Die Arbeiterkreise von Calw   bezweifeln start, daß die Arbeiterinnen sich mit ihren Beschwerden an die Diako­nissin wenden werden.

Die Anstellung von Fabrikinspektorinnen für die Textil­industrie von Ober- Elsaß und Ermäßigung des Preises der Fabrik­inspektorenberichte hat der sozialdemokratische Vertreter Bueb beim Bezirkstag des Regierungsbezirks beantragt.

Die Stationirung einer Assistentin des Fabrikinspektors in Gießen   befürworten die Kreise der organisirten Arbeiter Hessens  mit Rücksicht darauf, daß Gießen   das Zentrum der oberhessischen Zigarrenindustrie ist, in welcher viele Tausende von Frauen und Mädchen beschäftigt sind. Da in Hessen   die gesetzgebenden Gewalten die Anstellung von Assistentinnen mit Rücksicht auf die Interessen der Arbeiterinnen beschlossen haben, so scheint es nur recht und billig, daß die Regierung die Anregung der Arbeiterkreise berücksichtigt.

Eine Reorganisation der Fabrikinspektion beantragte der sozialistische Abgeordnete Jules Guesde   kürzlich in der französischen  Kammer. Seiner Forderung entsprechend sollten fünftighin die Fabrik­inspektoren und Inspektorinnen nicht mehr von der Regierung an­gestellt, sondern von den gewerkschaftlich organisirten Ar­beitern und Arbeiterinnen der verschiedenen Industrien gewählt werden. Um die Wahl geeigneter, sachkundiger Persönlich­keiten zu sichern, sah der Antrag Guesdes eine Kommission vor, die beauftragt wäre, die Bedingungen für den Wettbewerb und das Examen der Kandidaten festzulegen und diese auf ihre Tüchtigkeit hin zu prüfen. Die Kommission sollte bestehen aus einem Mitglied der Akademie der Medizin, einem Vertreter des obersten Rathes für Hygiene und aus Vertretern der Gewerkschaften und Gewerbeschieds­gerichte. Guesde hat diese Reform von der Kammer bereits vor vier Jahren in Form eines selbständigen Antrags gefordert, der bis heute noch nicht zur Verhandlung gelangt ist. Um die Angelegenheit zur Debatte zu bringen, wiederholte der sozialistische Abgeordnete seinen Antrag als Amendement. Seine Forderung begründete er in einer glänzenden Rede, die eine einschneidende Kritik der Mängel der jetzigen Fabrikinspektion enthielt. Wie vorauszusehen war, lehnte die reak­tionäre Majorität die bescheidene Reform ab.

Die Anstellung von Fabrikinspektorinnen, die vom Staate besoldet, von den Arbeiterinnen gewählt werden sollen, fordert die sozialistische Frauengruppe in Mailand   in einem Ent­wurf zu einem Schutzgesetze für Frauen und Kinder. Die Inspekto­rinnen sollen die Durchführung der gesetzlichen Vorschriften zu Gunsten der Frauen und Kinder überwachen.

* Als Fabrikinspektorin, hat die englische Regierung Miß Anna Tracey in die freigewordene Stelle von Miß Anderson berufen. Miß Anderson wurde, wie die Gleichheit" bereits mittheilte, in der Fabrikinspektion mit dem höheren Amte betraut, das bisher Miß Teuffant( Miß Abraham) so erfolgreich bekleidet hat.

Schutz der Wöchnerinnen und Kinder.

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* Die Unzulänglichkeit der bürgerlichen Wohlthätigkeits­Anstalten wird durch einen Artikel von Dr. Benckiser in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift drastisch illustrirt. Er berichtet darin über die Wöchnerinnen- Asyle Deutschlands  , deren es im Ganzen zwölf giebt, mit zusammen 180 Betten! Es sind dies durchweg Privatanstalten, denen von einzelnen Stadtverwaltungen Jahres­zuschüsse gewährt werden. In Köln  , Karlsruhe   und Aachen   werden den Asylen seitens der Stadt für jede aufgenommene arme Wöchnerin die Verpflegungskosten vergütet. Wie nüßlich könnte sich die viel­gepriesene Wohlthätigkeit auf diesem Gebiet erweisen, und wie lächer­lich winzig erscheint das, was sie leistet, gegenüber der furchtbaren Noth armer Mütter und elender Säuglinge.