ist jung, start und muthig, sie hat die ersten furchtbaren Stürme ihres Lebens mit einer bewundernswerthen Festigkeit überwunden; sie hat sogar in jenen schlimmeren Tagen( während des Prozesses ihrer Mutter) ihre Prüfungen für den Zutritt zu der Universität gut bestanden. Nach ihr weint mein Herz oft, aber es leidet für sie nicht so, wie für meinen armen lieben Freund Turati. Lieber Prampolini, ich wünsche Ihnen, Sie möchten Solches niemals erleben. Warum aber schrieb ich Ihnen das? Um Sie noch mehr zu betrüben? Aber so ist es, man ist schwach, selbst wenn man start erscheint. Ich per= sönlich ziehe Kraft zum Ertragen aus vielerlei Elementen. Ich bin ein wenig wie alle Gläubigen. Es scheint mir, daß unsere Opfer allein Dem dienen werden, was groß und gerecht ist. Diese Ueberzeugung giebt mir die Kraft, jede Bitterniß zu überwinden, die schiversten Prüfungen, den Verzicht auf alles, auf die eigene Persönlichkeit selbst zu überstehen. Aber ich werde schwach, ich werde ein Nichts gegenüber den Leiden Derer, die uns lieber sind als das eigene Leben...."
Frauenstimmrecht.
* Für die Erlangung des passiven Wahlrechts kämpfen jetzt die Frauen Neu- Seelands, die das aktive Wahlrecht bereits besitzen. Ein darauf bezüglicher, weitgehender Gesetzentwurf liegt dem Parlament vor. Er bestimmt, daß Frauen ebenso wie Männer zu allen öffentlichen Aemtern und Thätigkeiten ernannt, berufen oder gewählt werden können.
Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen.
Ein Textilarbeiterinnenstreik in der Schweiz beleuchtet recht grell die Arbeitsbedingungen vieler Frauen und Mädchen. In Rhein felden ( Kanton Aargau ) haben lezzthin die Andreherinnen und Einzieherinnen der mechanischen Weberei Baumann- Streuli& Cie. die Arbeit eingestellt. Diesen Arbeiterinnen war bereits vor einigen Monaten plötzlich der Lohn gekürzt worden, so daß z. B. die Andreherinnen nur noch auf einen Stundenlohn von 10 bis 15 Centimes kamen. Aber auch dieser Hungerlohn schien den Fabrikanten noch zu hoch, und darum nahmen sie eine weitere Herabsetzung desselben vor. Als die Arbeiterinnen ins Bureau gingen, um ihren Arbeitslohn in Empfang zu nehmen, wurde vom Hofe der große Kettenhund geholt und die Mädchen mit dem Bemerken:„ Hier haben Sie nichts mehr zu thun!" hinausgejagt. Dieser Vorgang dürfte ein gerichtliches Nachspiel haben. Weiter wurde über die dortigen Arbeitsverhält nisse berichtet:„ Die Arbeitszeit betrug 11 Stunden. Man wird gezwungen, Vormittags ohne Pause 6 Stunden lang zu schaffen. Kommt man 5 Minuten zu spät, so wird man gestraft; muß man aber Tage lang warten, so bekommt man nichts. Die Behandlung der Arbeiterinnen ist eine schlechte u. s. w." Wenn die schweizerischen Bourgeois an ihren Festen deklamiren:„ Einer für Alle und Alle für Einen", ferner:„ Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern", so haben sie dabei unzweifelhaft nur die Angehörigen ihrer eigenen Klasse im Auge. Die Arbeiter und Arbeiterinnen spüren verflucht wenig von dieser Brüderlichkeit der Herren Geldsäcke.
dz.
Wie es den Kellnerinnen geht, das offenbarte ein Streik der Kellnerinnen in der Schweiz . An dem jüngst in Neuenburg abgehaltenen eidgenössischen Schützenfeste, welches das größte patriotische Fest der Schweizer ist und zehn Tage lang dauert, ist es wegen miserabler Behandlung der Kellnerinnen zu einem Streit getommen. Die Mädchen erhielten so wenig zu essen, daß sie Hunger litten, während sie Tausende vom Morgen bis zum Abend in der Festhütte mit Getränken und Speisen aller Art bedienen mußten. Als ihnen aber gar der Festwirth für den letzten Tag, da der Besuch schon ein schwächerer war, 50 Centimes weniger zahlen wollte, als vereinbart war, weigerten sie sich weiter zu serviren, und zwar gerade dann, als sich Alles zu Tische gesetzt hatte, um das Mittagessen einzunehmen. Die Kellnerinnen versammelten sich alle auf einem Plaze in der Festhütte und sangen Lieder, während der Wirth, die Komitemitglieder und die hungerigen Gäste in Verzweiflung waren. Da machte der Präsident des Wirthschaftskomites dem Streit ein Ende, indem er den Mädchen einen Franken mehr Lohn zusicherte, sowie die Bezahlung der Reisekosten. Damit hatten die Kellnerinnen ihr dz. Ziel erreicht, und sie nahmen sofort ihre Arbeit wieder auf.
Arbeiterinnenlöhne in Holland . Im Haag fand jüngst eine Ausstellung für Frauenarbeit statt, gelegentlich welcher einige Angaben über Arbeiterinnenlöhne in die breiteste Deffentlichkeit drangen. Darnach wird in Amsterdam für eine Schürze, welche anderthalb Stunden Arbeitszeit erfordert, ein Lohn von 3 Pfg., in Nymwegen sogar nur von 2 Pfg. bezahlt. Für ein Hemd zahlt man in Haarlem 20 Pfg., in Eindhoven 12 Pfg. Ein Bettlaken wird mit
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2 Pfg. bezahlt. Bei harter Arbeit giebt das einen Verdienst von 1 Mt. pro Tag. Das Nähen eines Kinderkleidchens wird in Nymwegen mit 8 Pfg. bezahlt, die Anfertigung eines Frauenschlafrocks, der für 4,50 Mt. verkauft wird, mit 40 Pfg. Ein sogenanntes„ ,, Dienstbotenkleid" wird gewöhnlich von Lehrmädchen angefertigt, die selbst noch 60 Pfg. „ Lehrgeld" dafür zahlen müssen, eine Nähterin erhält für die Arbeit. 50 bis 65 Pfg.„ Es giebt im ganzen Lande nur einen einzigen Verein von Nähterinnen, hier in Amsterdam ", bemerkt dazu der Korrespondent der Frff. 3tg."," und dieser Verein zählt so wenig Mitglieder, daß seine Wirksamkeit nicht zu bemerken ist." Es ist sehr bedauerlich, daß überall die Arbeiterinnenorganisationen noch so sehr im Rückstande sind, so daß die Lohnsklavinnen wehrlos der schlimmsten Ausbeutung anheimfallen.
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dz.
Arbeiterinnenlöhne in der Schweiz . Wie in anderen Ländern, so ist es auch in der Schweiz nur die Arbeiterpresse, welche muthig und rücksichtslos für die Armen eintritt und die Ausbeutungs- und Profitwuth der Unternehmer bekämpft. So findet man auch nur in der Arbeiterpresse gelegentlich Mittheilungen über die den Arbeiterinnen gezahlten Hungerlöhne. Vor einiger Zeit wies der Basler Vorwärts" nach, daß in der Sackleinwand fabrik von Gebrüder Günzburger in Basel junge Mädchen von 20 bis 22 Jahren für strenge Arbeitsleistung nur einen Tagelohn von 1,50 Francs erhalten. Die Arbeit ist, da sie viel Staub erzeugt, sehr ungesund. Der Züricher Grütlianer" brachte aus dem frommen Kanton Frei burg die Mittheilung, daß dort Arbeiterinnen für eine Seidenzwirnerei gesucht werden zu dem enormen Tagelohn von 1,10 Francs und später 1,40 bis 1,50 Francs. Kost und Logis kosten 5 Francs pro Woche und werden wohl darnach sein. Die Berner Tags wacht" berichtet aus Biel , daß in der dortigen Glätterei und Feinwäscherei von Hutmacher die Arbeiterinnen brutal behandelt und miserabel bezahlt werden. Die Arbeitszeit dauert von 7 Uhr Morgens bis 10 und 11 Uhr Nachts, manchmal wird auch durchgearbeitet bis 3 und 4 Uhr Morgens. Für Mittag und Abendessen werden nur Pausen von 10 bis 15 Minuten gewährt. Versprochen wird den Arbeiterinnen ein Monatslohn von 35 bis 45 Francs ( 1,50 bis 1,90 Francs täglich), aber wenn es zur Lohnzahlung kommt, werden die Abmachungen abgeleugnet, und die Mädchen erhalten nicht einmal so viel, um wieder nach Hause reisen zu können. Das sind himmelschreiende Verhältnisse. Leider ermangeln die Arbeiterinnen noch so gut wie vollständig der mächtigsten Kampfeswaffe dagegen, der Organisation. Nur in Zürich , Winthur, Basel , St. Gallen , Bern und Horgen bestehen Arbeiterinnenvereine, und ihre Mitgliedschaft ist nicht sehr zahlreich.
Frauengenossenschaften.
dz.
* Vier Arbeiterinnen- Konsumvereine giebt es in Paris . Die Fronde", die nur von Frauen geleitete Tageszeitung, tritt in einem ihrer letzten Artikel lebhaft für die Unterstützung dieser Vereine ein und fordert vor Allem ihre Erweiterung.
Frauenbewegung.
Ueber die Gründung eines medizinischen Justituts für Frauen in Kiew , beziehungsweise über die Zulassung der Frauen als Hörerinnen an den medizinischen Fakultäten der russischen Universitäten, äußerte sich der in Kiew tagende Aerztekongreß sehr sympathisch. Die Haltung des russischen Aerztekongresses legt einen Vergleich nahe mit der zopfig- beschränkten Weise, in welcher der. deutsche Aerztetag zu Wiesbaden kürzlich Stellung zu der Frage des medizinischen Studiums der Frau nahm. Die beschämende große spießbürgerliche Bornirtheit der deutschen Mediziner wäre unerklärlich, wenn nicht die Konkurrenzfurcht und der Konkurrenzneid in unseren tapitalistischen Zeitläuften die tiefste Ursache dieser Bornirtheit hinlänglich erhellten.
* Eine Frau als Minister des öffentlichen Unterrichts. In Idaho , dem Staate Nordamerikas , der kürzlich erst den Frauen die politische Gleichberechtigung zuerkannt hat, ist eine Frau, Miß Lucy Deane, zum Minister für öffentlichen Unterricht ernannt worden.
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Quittung.